Friday, December 29, 2017

Gratislieferung ist schön - aber sehr teuer

Der grösste Online-Shopping-Stress des Jahres liegt hinter uns. Millionen Pakete wurden täglich verschickt und auch direkt an die Haustür geliefert - in vielen Fällen zum Nulltarif. Genau das ist es, was die Online-Kundschaft will: Eine Umfrage von PwC Deutschland zeigte kürzlich, dass volle 91 Prozent der Online-Shopper die kostenlose Zustellung erwarten.

Paketzustellung ist kein Kinderspiel - vor allem um die Weihnachtszeit.
                                                                                                                Bild px 
Wir kennen die Situation und haben schon oft ein zusätzliches Produkt in den virtuellen Einkaufswagen gelegt, um den Betrag zu erreichen, ab welchem die Gratislieferung versprochen wird. Die Gratiszustellung als Einkaufsmotivator funktioniert also bestens - aber zahlt sich diese Strategie für den Onlinehandel auch aus? Angesichts der steigenden Paketzahl und entsprechend steigenden Retouren darf das zumindest bezweifelt werden. Strategy&, die Strategieberatung von PwC, hat ausgerechnet, wie hoch die durchschnittlichen Kosten sind, die einem Händler für den Paketversand entstehen.  
Laut einer Benchmark-Analyse europäischer Einzelhändler müssten Versandhändler als Untergrenze mindestens 3,50 Euro (CHF 4.10) pro Standardbestellung berechnen, um ihr Geschäftsmodell profitabel zu gestalten. Abhängig von Faktoren wie Größe, Lieferfenster, und besonderen Anforderungen der Lieferung (z.B. Kühlung) können diese Kosten allerdings bedeutend über diesem Wert liegen. Die Summe von 3,50 Euro deckt sowieso nur die Logistikkosten ab, um Waren vom Lager des Einzelhändlers bis zur Haustür des Kunden zu liefern. Retouren sind hier nicht einberechnet. Die logische Folgerung: Werden dem Kunden niedrigere oder gar keine Liefergebühren in Rechnung gestellt, muss der Versandhändler die anfallenden Kosten selbst tragen. Allein im Bestellungsrummel der vergangenen Festtage sind also Zustellungskosten in enormer Höhe zusammengekommen, die von den Händlern getragen werden müssen.

Die Verfasser der Studie bei PwC Strategy& sprechen von einer Gratismentalität der Verbraucher, die von den Händler selbst geschaffen worden sei. Diese stelle eine grosse Herausforderung für den profitablen Betrieb dar. Im Luxussegment seien es immerhin etwa 80 Prozent der europäischen Onlinehändler, die profitabel arbeiteten, schätzt PwC; im Lebensmittelhandel weniger als 10 Prozent. 

Friday, December 22, 2017

Happy Holidays!


Wir bedanken uns für Ihr Interesse und hoffen, Sie auch weiterhin zu unseren Lesern zählen zu dürfen.

Das Team vom Digital Society Report wünscht Ihnen ein wundervolles Weihnachtsfest und ein glückliches, gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Auf dass all Ihre Transformationen - digital und nicht-digital - gelingen mögen.
Bild PfW    


Sunday, December 17, 2017

Netzneutralität: Wenn die Gratispornos gefährdet sind, fängt die Panik an

Sicher haben Sie in den letzten Tagen davon gelesen, dass eine Amerikanische Behörde die sogenannte Netzneutralität aufheben will. Wissen Sie auch, was das genau bedeutet, und ob das nicht-neutrale Netz sich auf Ihren Alltag auswirken wird? Falls Sie diese Frage mit "nein“ beantworten müssen, ist das nicht allein Ihre Schuld.

Satire oder Realität? Bei der Berichterstattung zum Thema Netzneutralität
verschwimmen die Grenzen.                                   Screengrab Spiegel Online  
Netzneutralität ist ein nicht ganz unkompliziertes Thema. vor allem wenn man es mit der Politik vergleicht, wo alles so viel klarer ist. Demzufolge ist auch die Berichterstattung nicht ganz so einfach, wie das Kommentieren politischer Ereignisse, wo jeder gerne zum Besten geben darf, was beim Zielpublikum ankommt.  Das war wahrscheinlich der Grund dafür, dass das Niveau der Berichterstattung zum Thema Netzneutralität erschreckend tief war - in den letzten Tagen war es fast unmöglich, klare und unvoreingenommene Erklärungen zu finden. Die meisten Medien genügten sich damit, das Ende des Internets, wahrscheinlich sogar das Ende unserer Zivilisation und des allgemeinen Wohlergehens vorherzusagen. Geradezu panisch kommentierte der Spiegel, notabene unter dem Titel “Die Abschaffung der Demokratie“:
“Es war längst klar, dass der Krieg gegen Wahrheit, Wissenschaft und Vernunft eines der Grundelemente für Donald Trump und die Seinen ist, um sich der lästigen Demokratie zu entledigen, die nur stört in dem ehrgeizigen, totalitären Plan, den Kapitalismus endgültig zur alleinigen Ideologie zu machen.“
Die Süddeutsche Zeitung bangt gar um die Eigentumsrechte am Internet und titelt: “ Zu Weihnachten schenken die USA ein paar Konzernen das Internet“. Im Artikel tönt es dann nicht mehr ganz so dramatisch, wenn auch wirtschaftstheoretisch unbedarft:
“Das heißt in der Praxis: Kunden können extra abkassiert werden, nur um überhaupt in akzeptabler Qualität an bestimmte Dienste zu kommen […]Je mehr Kapital ein Anbieter hat, desto mehr Vorteile kann er sich erkaufen - unabhängig von der Qualität seiner Dienste. Sollte es so kommen, dürften kleine Unternehmen und nichtkommerzielle Anbieter sich das nicht leisten können.“
Den Vogel abgeschossen haben allerdings mit ihrer Berichterstattung der Stern und derStandard.de. Sie sorgen sich um die pornographische Versorgung Europas. Titelt der Standard: “Aus für Netzneutralität gefährdet Gratispornos“ und führt aus:
“Schon 2012 verursachten Pornovideos laut einer Schätzung der Seite "Extreme Tech" 30 Prozent des weltweiten Online-Datenverkehrs. Der Anteil an absoluten Zahlen, 50 Gigabyte pro Sekunde, ist seitdem wohl stark angestiegen. Doch die von der FCC beschlossene Abschaffung der Netzneutralität könnte das Zeitalter der Gratis-Sexfilme beenden…“
Wir haben dann im seichten Tümpel der Medienberichterstattung doch noch eine tiefere Stelle gefunden, wo das Thema unvoreingenommen und gut verständlich erklärt wird. Die NZZ beantwortet in ihrem Artikel acht Fragen; zum Beispiel: Was sind die Folgen für die Konsumenten?
“Die neue Regelung betrifft in erster Linie die Inhalte-Anbieter, aber dadurch indirekt auch die Endkunden. Gewisse Internetkonzerne könnten die höheren Kosten an die Kunden überwälzen. Zumindest solange der freie Wettbewerb dies nicht verunmöglicht. Die Preise für den Internetanschluss könnten hingegen sogar sinken, da neu auch die Inhalte-Anbieter den Telekomfirmen Gebühren entrichten. Schliesslich könnten Konsumenten bei der Qualität ihrer Internetverbindung Veränderungen sehen. Zum einen könnten gewisse Websites langsamer laden, da die Betreiber nicht für Daten-Vorfahrt bezahlen. Zum anderen könnten aber mit den Zusatzeinnahmen auch die Infrastrukturausgaben steigen, was künftig schnellere Internetverbindungen ermöglichte. Welche Effekte am Ende überwiegen, wird massgeblich davon abhängen, wie intensiv der Wettbewerb zwischen den Netzbetreibern ist. Je weniger dynamisch der Markt ist, desto eher dürften die negativen Effekte für die Konsumenten überwiegen – und umgekehrt.“ 
Es gibt übrigens auch Experten, die sich zum Thema befragen lassen. Ausgerechnet das ZDF fand einer dieser Spezialisten. Was er sagt, lässt uns wieder ruhiger schlafen:
"Nach dem Aus für die Netzneutralität in den USA sieht René Arnold vom Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste wenig Grund zur Beunruhigung. Großkonzerne wie Google und Amazon hätten bereits jetzt die Möglichkeit, Inhalte in besserer Qualität an Verbraucher zu liefern. Google beispielsweise betreibe zahlreiche eigene Infrastrukturen wie Unterseeleitungen und Rechenzentren, die beliebte Inhalte vorladen können [...] Die Auswirkungen in Europa schätzt Arnold gering ein..."

Wednesday, December 13, 2017

Gefälschte News, gefälschte Restaurants - was ist eigentlich nicht gefälscht?

Eigentlich hat das Internet das Potential, den Zugang zu echten Informationen zu erleichtern. Leider funktioniert es für viele Anwender  nicht so - wie die Fake-News Diskussion zeigt. Aber im Net werden nicht nur News gefälscht: Wie sich jetzt herausstellt, war jenes Londoner Restaurant mit den besten Bewertungen auf Tripadvisor einfach nur eine Fälschung - es hat gar nie existiert.  

Das Logo gibt es immer noch - und auch die Facebook-Seite. Auf
Tripadvisor ist das Restaurant allerdings nicht mehr zu finden.   Bild FB
Tim-Berners Lee, der allgemein als Erfinder des Internets angesehen wird, hat keine Freude am heutigen Zustand der digitalen Informationsmaschinerie, wie er in einem Interview mit dem Guardian zum Besten gab:
“Wir sind so daran gewöhnt, manipuliert zu werden, dass man glaubt, so funktioniere das Internet eben“, sagt Berners-Lee. “Wir müssen darüber nachdenken, wie es sein sollte."
Das wird wohl ein frommer Wunsch bleiben - dem Erfinder des Internets ist seine Idee längst entglitten. Neben regulären Nutzern wird der digitale Raum von so vielen  Irren, Betrügern, Perversen und Idioten bevölkert, dass man sich fast in der richtigen Welt wähnt. Genau das scheint das Problem zu sein: Die digitale Welt verstärkt sowohl negative als auch positive Eigenschaften  und macht es möglich, mit wenig Aufwand enorm viele Menschen zu erreichen. Dieses Publikum hat aber allen Grund, immer Misstrauischer zu werden - wie auch die Geschichte vom gefälschten Londoner Restaurant beweist. In diesem Fall geht es nicht um gefälschte News, sondern um gefälschte Bewertungen. Ein Londoner Journalist schaffte es, mit gefälschten Kritiken sein Gartenhäuschen auf dem Bewertungsportal Tripadvisor zum besten Londoner Restaurant zu machen:
“Für seine Verifizierung bei Tripadvisor brauchte Butler sich nur eine Website einzurichten, eine Telefonnummer angeben und darauf zu achten, dass er keine ganz konkrete Adresse verwendete. Eröffnung des Restaurants „The shed at Dulwich“ war im April, im Mai dann schon wurde Butler bei Tripadvisor aufgenommen, auf Platz 18'149. Doch seine Freunde halfen mit Fakebewertungen mit und bis Ende August war bereits Platz 156 erreicht. Alle Foodfotos waren gefälscht, so nahm er beispielsweise eine angemalten Schwamm, den er online als Nachtisch verkaufte oder ein Spiegelei, welches er auf seinem nackten Fuß präsentierte. Als daraufhin zahlreiche Reservierungsanfragen eingingen, welche Butler natürlich ablehnen musste, ging alles wie von selbst. Durch das Absagen aller Anfragen und die guten Kritiken auf Tripadvisor bekam die Gartenlaube ein derart exklusives Flair, dass auch die Zahl der Suchanfragen auf Google in die Höhe schoss. Schon im November war es dann so weit. „The shed at Dulwich“ war das am besten bewertete Londoner Restaurant…“
Oobah Butler, der Londoner Journalist, der den Beschiss aufzog, weiss auch warum die Sache so gut funktionierte (und die Begründung des Fälschers tönt ganz ähnlich, wie die Klage des Internetgründers Berners-Lee):
“Wir leben doch in Zeiten der allgegenwärtigen Fehlinformation. Die Menschen sind gewillt, völligen Bullshit zu glauben.“
Wo er recht hat, hat er recht. Und wir werden bei unserer nächsten Reise etwas genauer hinschauen, bevor wir buchen. Bei den Artikeln in den Newsmedien machen wir das schon länger so.

Wednesday, December 6, 2017

"Fehler und nervige Details": Wir haben ein Update-Problem

Haben Sie sich auch schon gefragt, wieviel Geld und Zeit Ihnen persönlich, geschweige denn der  Wirtschaft, durch Software-Updates verlorengeht? Wenn ja, sind Sie nicht allein. Aber da Ärger, Verdruss und graue Haare ausgelöst durch Updates und ihre unbeabsichtigten Folgen, statistisch nicht erfasst werden, kann man die Kosten nur schwer abschätzen. Über die Jahre kommen da sicher Milliardenbeträge zusammen. Wir Konsumenten nehmen das einfach so hin, weil uns gesagt wird, es gehe nicht anders, währendem sich die Nerds in den Redaktionen der Computerzeitschriften darüber freuen, dass sie über Problemlösungen berichten können.

Die Updates kommen über's Internet - und wenn sie nicht funktionieren, dürfen die User
da auch nach Lösungen suchen.                                                                   Google-Screengrab 
Es läuft immer gleich ab. Da hat man ein Gerät, zum Beispiel ein PC, ein Smartphone oder ein Tablet, das hervorragend funktioniert. Eines Tages taucht dann am Bildschirm eine ominöse Meldung auf: Ein Update ist notwendig - da gibt’s kein Drumherum. Gut dressiert, wie wir Anwender inzwischen sind, drücken wir auf den Knopf und hoffen, dass der PC nach dem Update noch besser laufe und noch sicherer sei.Leider ist dem oft nicht so. Update bedeutet in vielen Fällen stundenlanges Fummeln, Ärger und Zeitverlust. Das Internet ist voll von Meldungen über Updates und ihre unerwünschten Konsequenzen.
Das neuste iOS Update zum Beispiel sorge dafür, dass iPhone-Photos plötzlich nicht mehr scharf sind, berichtet die Welt und hat auch gleich eine Lösung für dieses lästige Problem parat. Damit hören aber die iOS-Update-Probleme nicht auf:
“Über das Wochenende hat Apple die neue iOS-Version 11.2 veröffentlicht. Der untypische Release-Zeitpunkt erklärt sich durch ein drängendes Problem, das am 2. Dezember etliche iPhones abstürzen ließ, wenn Apps eine lokale Benachrichtigung verschickten. Dieser Fehler ist in iOS 11.2 behoben.
Allerdings gibt es an anderen Stellen Probleme mit dem Update, die sich möglicherweise durch den vorgezogenen Release erklären. Ein typisches Problem, das Nutzer des iPhone X betrifft: Nach dem Update ist die Gesichtserkennung Face ID zumindest auf manchen Geräten deaktiviert. In der Regel soll ein Neustart genügen, um das Problem zu lösen. Darüber hinaus gibt es offenbar Probleme mit Drittanbieter-Kabeln, die sowohl das iPhone als auch das iPad betreffen. Laut ifun.de können einige Kabel nach dem Update nicht mehr dazu genutzt werden, iOS-Geräte mit iTunes zu synchronisieren. Das Aufladen soll weiterhin möglich sein. Betroffen sind dem Bericht nach sowohl zertifizierte Kabel als auch solche, die keine MFi-Kennzeichnung tragen.“
Apple ist natürlich nicht allein: Microsoft hat ständig irgendein Update in der Pipeline, das Ärger verursacht - das gilt auch für das letzte grosse Windows 10 Update:
“ Die bisherigen Probleme der Nutzer lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Zum einen gibt es Fehler, die das erfolgreiche Update verhindern. So taucht es bei manchen Nutzern entweder nicht auf oder bricht mit einer Fehlermeldung ab. Zum anderen gibt es Fehler und nervige Details, die nach dem großen Update auftreten. Dazu gehören etwa Treibersorgen, zurückgesetzte Einstellungen, fehlende Neuerungen, verschwundene Apps oder auch Edge-Abstürze…“
Na toll!
Wir können uns nicht so richtig auf die Zukunft freuen - in der nicht mehr nur Smartphone und Computer unerwünschte Updates herunterladen und damit für Probleme sorgen werden. Stellen Sie sich vor, was alles passieren kann, wenn denn auch Ihr Auto, Ihr Kühlschrank oder die Heizung Ihres Hauses mit automatischen Software-Updates versorgt werden.  Werden dann wie nach dem Computer-Update „Fehler und nervige Details, Treibersorgen, zurückgesetzte Einstellungen und fehlende Neuerungen“ zu beklagen sein? Es ist leider anzunehmen. Uns bleibt, wie bis anhin, nichts anderes übrig, als beim Software-Hersteller auf der Webseite zusammen mit unzähligen anderen Usern nach Lösungen zu suchen - oder gleich ein neues Gerät anzuschaffen.
Im schnelllebigen digitalen Zeitalter könnte das durchaus ein aussichtsreiches Geschäftsmodell sein.

Sunday, December 3, 2017

Online-Shopping: Zu viele Pakete verderben das Geschäft

Online-Shopping wäre so einfach - wenn die gekauften Produkte auch durchs Internet zugestellt werden könnten. Dem ist aber nicht so, und die Zustellung von Millionen Paketen verursacht gerade in der Vorweihnachtszeit enorme Probleme, die den E-Commerce-Sektor Milliarden kosten.

Online-Shopping geht schnell - bis das Paket unter dem
W
Allein in Deutschland entgehen den Online-Händlern jedes Jahr mehr als 9 Milliarden Euro, weil die Kunden mit der Paketzustellung nicht zufrieden sind. Das zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Ring, dem weltweit grössten Anbieter von Video-Türklingeln und Outdoor-Sicherheitssystemen. Jeder dritte Online-Shopper ist unzufrieden mit dem Lieferprozess, jeder Fünfte betrachtet Online-Einkäufe als notwendiges Übel und fünf Prozent verzichten ganz darauf, um sich Ärger zu ersparen. Verbraucher kritisieren insbesondere, dass verpasste Lieferungen Zeit kosten. Die Bereitschaft zum Online-Shopping hängt also nicht nur von günstigen Angeboten, sondern auch stark vom Zustellprozess ab. Probleme bei der Paketzustellung haben nämlich laut dieser Umfrage einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten der Konsumenten:
“Von denjenigen, die eher schlechte Erfahrungen mit Lieferungen gemacht haben, würden 34 Prozent mehr Waren online einkaufen, wenn die Zustellung der Pakete reibungslos ablaufen würde.34 Prozent würden „vielleicht“ häufiger online bestellen.“
Tatsächlich sind die Probleme der Internet-Shops auf der letzten Meile zu einem Thema geworden, dass auch in den Medien diskutiert wird. Zum Beispiel in der Zeit:
“VonWin-win-Situationen redet die Zustellbranche gerne. Leider ist die Realität aber allzu oft eine Lose-lose-Situation. Der Frust überwiegt, bei  Kunden wie bei Mitarbeitern. Die Kunden ärgern sich, dass Päckchen zwar ankommen, aber fast nie bei ihnen. Ständig landen sie bei einem Nachbarn, der nie da ist oder in einem Laden, der selten geöffnet hat. Die Zusteller stehen unter immer grösserem Druck, weil die Zahl der Pakete täglich steigt. Immer seltener treffen sie die Empfänger zu Hause an. Also geben sie die Päckchen dort ab, wo überhaupt jemand die Tür öffnet. Auf Dauer ist das kein Zustand. Wenn die Branche so weitermacht, läuft sie am Ende Gefahr, viele Kunden zu verlieren. Wer will sich schon am Feierabend stundenlang um seine Pakete kümmern? Enttäuschte Kunden beschweren sich neuerdings immer lauter und öfter…“
Ob diese Beschwerden etwas nützen, ist höchst fraglich. Gerade im Dezember funktioniert die Branche nämlich am Anschlag, und denkt deshalb schon über höhere Preise nach:
“Der wachsende Frust der Kunden hängt auch mit ihrem Einkaufsverhalten zusammen. Die Zahl der verschickten Pakete ist durch den Online-Handel massiv gestiegen. Nach Angaben des "Bundesverbands Paket und Express Logistik" liessen sich die Deutschen im vergangenen Jahr fast 3,2 Milliarden Pakete schicken. Innerhalb eines Jahres nahm die Zahl der Lieferungen also um mehr als sieben Prozent zu. Bücher, Möbel, Autoreifen oder sogar frische Lebensmittel: Manche Kunden bestellen beinahe alles im Netz. Was für sie bequem ist, scheint manchen Postanbieter jedoch zu überfordern. Um den Aufwand zu verringern, denken die Anbieter DPD und Hermes bereits über Zusatzgebühren nach. Eine Lieferung an die Haustür könnte künftig mehr kosten als eine Lieferung in den Paketshop, sagten beide Unternehmen der Wirtschaftswoche.“
Andere Unternehmen geben zu, dass sie den Ansturm nicht mehr bewältigen können und geben an, dass es zu Lieferausfällen kommen könnte.

Die oben zitierte Umfrage von Ring zeigt also nicht umsonst erhebliches zusätzliches Umsatzpotenzial für den Online-Handel in Deutschland. E-Commerce-Unternehmen sollten daher auf mehr Servicequalität bei ihren Logistik-Partnern pochen, um dieses Potenzial auch zu erschliessen. Aber auch Stationäre Einzelhändler können ihre Schlüsse aus der Studie ziehen: mit einem individuellen Konzept und gutem Service können sie dem Verdruss der Verbraucher über Paketdienste entgegenwirken und davon profitieren.

Tuesday, November 28, 2017

Seichter Kundenservice, Social Media und der Kunde als Bittsteller

Der amerikanische Zeichner Scott Adams beschreibt in einem seiner Cartoons eine  Firmensitzung, während der  eine neue Geschäftsstrategie aufgegleist wird. Das Resultat: Von jetzt an produziere man nur noch miserable Produkte, und verdiene dann das Geld mit der Supportabteilung. Das ist zwar witzig - liegt aber weit neben der Realität. Viele Firmen bieten heute durchaus gute Produkte, dafür aber  kostenlosen Support, der so gut wie nutzlos ist.

Im Internet gibt es tausende von Beispielen von schlechtem, ja miserablem Kundenservice. Einige dieser Leidensgeschichten sind kaum zu glauben, die meisten haben aber eines gemeinsam: Die betroffenen Firmen geben sich erst dann ernsthaft Mühe, die Probleme ihrer Kunden zu lösen, wenn diese auf Facebook oder Twitter ihrer Frustration Luft gemacht haben.  Dann geht es nämlich um das Image der betroffenen Firma - und plötzlich sind auch Probleme lösbar, die es vorher nicht waren; “mühsame“ Kunden die man abgewimmelt hat, werden plötzlich sehr zuvorkommend behandelt.  Social Media ist deshalb für viele Kunden zu einem Werkzeug geworden, wenn es darum geht, sich über schlechten Kundenservice zu beschweren. Im Internet gibt es sogar Anleitungen, wie solche Beschwerden wirkungsvoll platziert werden können (“Immer schön höflich bleiben, sich kurz fassen!“)   
Trotz globalem Handel und internationalem Hersteller: Eine Logitech-Tastatur
mit Schweizer Layout ist im Ausland vielerorts nicht zu bekommen. Kunden
mit speziellen Bedürfnissen werden von grossen Firmen oft nicht gut bedient.
Logitech ist da kein Einzelfall. 
Schlechter Kundendienst hat viel damit zu tun, wie die Dienstleistung organisiert ist. Die meisten Konsumenten sind sich inzwischen bewusst, dass ihre Telefonanrufe meistens nicht in der betreffenden Firma, sondern in einem Callcenter beantwortet werden. Da werden sie nicht mit einem Spezialisten verbunden, der ihr Problem lösen könnte, sondern mit einem Mitarbeiter, der für jede Frage zuerst auf seinem Computer die richtige Antwort finden muss. Dasselbe gilt für E-Mail-Support.
Das führt dazu, dass Kundenprobleme ausserhalb eines bestimmten Musters durchs Raster fallen. Die Digitalisierung mit ihren genau definierten Prozessen hat den Dienst am Kunden in vielen Fällen seicht gemacht. Die Supportmitarbeiter sind zwar höflich, manchmal auch schnell, oft aber nutzlos. Dafür flattert  zwei Sekunden nach der Supportanfrage eine E-Mail-Nachricht in die Inbox, die  nach der Qualität des Kundendienstes fragt. Selbstverständlich ist es völlig unnütz, ein negatives Feedback abzugeben.
Dieser Eindruck wird durch eine neue repräsentative Studie des Marketingspezialisten Salesforce verstärkt. Fast 40 Prozent der befragten deutschen Konsumenten fühlen sich nicht als Kunden, sondern als Bittsteller, wenn es um den Dienst am Kunden geht. Im Onlinehandel fühlen sich zwei von drei Kunden von den Händlern unverstanden.  Im Zeitalter des digitalen Kundenbeziehungsmanagements (CRM) ist das ein Armutszeugnis - vor allem wenn man bedenkt, dass ein guter Kundendienst unzufriedene Kunden in zufriedene Kunden verwandeln kann. Reklamierende Kunden sind besser als keine Kunden - und es ist um ein Vielfaches billiger, einen Kunden zu behalten, als einen neuen zu gewinnen.  
 Mein aktuellstes Kundenservice-Erlebnis, habe ich kürzlich mit dem angesehenen Computerzubehörhersteller Logitech gemacht. Ich werde meine und Ihre wertvolle Zeit nicht mit der eher traurigen Story verschwenden - nur so viel sei gesagt: Logitech ist ein internationaler Hersteller von IT-Zubehör - vor allem Tastaturen und Mäuse - mit Hauptsitz in der Schweiz. Obwohl es weltweit mit Sicherheit viele tausend Kunden gibt, die froh wären wenn sie auch im Ausland eine Tastatur mit ihrem nativen Layout kaufen könnten, wimmelt Logitech Kunden mit diesem Anliegen kurz und bündig ab. Was bleibt, ist ein unzufriedener Kunde - und eine letzte Nachricht im Postfach:
“Thank you for your feedback.We are sorry that we are unable to provide a resolution for you. Have a good one and thank you for contacting Logitech. Best regards“

Thursday, November 23, 2017

Die wichtigsten E-Commerce-Feiertage setzen neue Rekordziele

Die Zahlen sind beeindruckend, man könnte auch sagen beängstigend: Beim Chinesischen Internet-Händler Alibaba rollten am 11. November dieses Jahres stündlich mehr als eine Milliarde Dollar in die Kassen. Das war der sogenannte Singles Day, der grösste Einkaufstag in China, der notabene erst vor wenigen Jahren von der E-Commmerce-Industrie ins Lebengerufen worden war. Überhaupt demonstriert der massive Online-Shooping-Boom in China das enorme Zukunftspotential der Branche: Überall auf der Welt müssen sich Händler ohne konkrete Strategien warm anziehen, wenn sie diesen Online-Ansturm überleben wollen.  

Einen Jumbo Jet im Internet kaufen? Kein Problem.              Bild tabao
Jetzt sind wir also schon wieder mittendrin: Die digitalen Konsumtempel der Welt haben sich herausgeputzt, um für die höchsten Feiertage im E-Commerce-Kalender bereit zu sein. Die ganz Grossen der Branche tun das hervorragend - und lassen die Welt immer wieder gerne wissen, wie erfolgreich sie sind. Zum Beispiel Alibaba, das grösste Chinesische Amazon-Gegenstück, das am oben erwähnten Singles Day auch dieses Jahr wieder unglaubliche Wachstumsraten von mehr als 40 Prozent gegenüber dem letzten Jahr hinlegen konnte und in 24 Stunden für mehr als 25 Milliarden Dollar Ware verkauft hat. Die Bestell- und Bezahlinfrastruktur, die hinter diesen immensen Beträgen steht, beeindruckt ebenfalls - genauso wie die Tatsache, dass die allermeisten Bestellungen vom Smartphone aus getätigt werden:
“Alibaba wickelte über sein elektronisches Bezahlsystem Alipay fünf Minuten nach Mitternacht 256‘000 Transaktionen pro Sekunde ab, wie das Unternehmen mitteilte. Das seien mehr als doppelt so viele wie in den Spitzenzeiten im vergangenen Jahr. Mehr als 90 Prozent der Bestellungen wurden demnach über Smartphones getätigt. Im vergangenen Jahr hatte Alibaba am "Single-Tag" 17,8 Milliarden Dollar eingenommen.“
Alibaba ist tatsächlich auf der Überholspur, was auch der anfangs November präsentierte Quartalsabschluss demonstriert: Der Konzernumsatz stieg im abgelaufenen Quartal um fast zwei Drittel und der Gewinn verdoppelte sich. Analysten gehen davon aus, dass Alibaba auch Amazon bei der Marktkapitalisierung überholen wird. Amazon ist derzeit 532 Milliarden Dollar wert, Alibaba 477 Milliarden Dollar. Der Grund für diese Einschätzung der Situation liegt im etwas langsameren Wachstum von Amazon - aber auch da kann man sich nicht übers Geschäft beklagen (34 Prozent Quartalswachstum). Und der grosse Tag des Mammons, Black Friday, steht ja jetzt auch vor der Tür. Da werden wieder Milliardenumsätze zusammenkommen.
Überhaupt ist die Branche optimistisch für die kommenden Weihnachtsfeiertage. Eine aktuelle deutsche Umfrage zeigt an, dass 80 Prozent aller Konsumenten online einkaufen wollen. Dieses Ergebnis entspricht dem seit Jahren anhaltenden Trend zum Online-Shopping: Im letzten Jahr erreichten die globalen Umsätze 1,86 Billionen Dollar, in vier Jahren sollen es 4,5 Billionen sein (4‘500‘000‘000‘000 Dollar). Zum Vergleich, das Bruttosozialprodukt der Schweiz für 2016 betrug 660 Milliarden US-Dollar, also ungefähr ein Drittel der letztjährigen Umsätze.

Die Online-Umsätze werden allerdings nicht nur durch die wichtigen E-Commerce-Feiertage getrieben. Auch der Trend zum Verkauf sehr teurer Objekte hilft da mit. So wurden letzte Woche auf der Alibaba-Plattform Tabao zwei gebrauchte, flugfähige  Boeing 747 Jumbo Jets verkauft - für umgerechnet 41 Millionen Euro. Es war nicht der Weihnachtsmann, der sie kaufte, sondern eine chinesische Frachtfluggesellschaft.

Tuesday, November 21, 2017

Wie Sie sich gegen digitale Spionage wehren können

Wir sind fast alle dem Risiko ausgesetzt, mit digitaler Technologie ausspioniert zu werden, wie wir in unserem letzten Beitrag berichtet haben (Das Zeitalter der digitalen Spionage ist da). Potentielle Spione gibt es viele: Digitale Diebe, die Geld erbeuten möchten, eifersüchtige Partner, die ihre Partner kontrollieren wollen, Bosse, die ihren Mitarbeitern nicht trauen. Ganz wehrlos sind wir aber nicht: Es gibt mögliche Gegenmassnahmen.

Nicht so gut versteckt: Dieses junge Ehepaar fand eine Minikamera im Rauch-
melder ihres Airbnb-Zimmers in Florida.                         Longboat Key Police
Es ist nicht ganz einfach herauszufinden, ob jemand eine Spionage-App auf Ihrem Smartphone installiert hat. Zwar gibt es Tipps, die bei der Suche helfen können, allerdings scheinen diese Lösungen oft etwas einfach gestrickt zu sein. Eines ist sicher: iPhone-User sind weniger gefährdet, weil auf deren Gerät ohne “Jailbreak“ nur Apps aus dem App Store installiert werden können. Für alle Anwender gilt: Halten Sie alle ihre Software auf dem neusten Stand. Setzen Sie Zwei-Faktor-Authentifizierung ein, wenn es möglich ist. Gehen Sie nicht ohne Sicherheitssoftware ans Netz. Und, was selbstverständlich sein sollte: Installieren Sie nichts, dessen Herkunft Sie nicht kennen und geben Sie Ihr Smartphone nicht aus der Hand sondern hüten Sie es wie Ihr Augapfel.
Auch wer fürchtet, geheim abgehört oder gefilmt zu werden, kann etwas dagegen tun. Gerade im Zeitalter von Airbnb ist die Sorge vor versteckten Kameras durchaus berechtigt. Einfach ist es allerdings nicht, versteckte Geräte zu finden;wie wir im ersten Teil dieses Artikels gezeigt haben, werden Kameras die in ganz alltäglichen Haushaltgeräten versteckt sind, ganz offen im Internet verkauft. Die Amerikanische Website komando.com gibt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie auf der Suche vorzugehen ist (in Englisch). Das Fazit: Amazon verkauft für wenig Geld Geräte, mit denen Spionagegeräte elektronisch eruiert werden können. Ob Sie funktionieren, wissen wir nicht.  
Spionage muss nicht immer heissen, dass Sie jemand mit einem versteckten Mikrophon abhört oder mit einer versteckten Kamera Videoaufnahmen macht. 
Beim Surfen im Netz ist die Wahrscheinlichkeit am grössten, dass Sie ausspioniert werden. Die Verfolgung von Benutzeraktivitäten im Netz, sogenanntes Tracking, ist ein bekanntes Datenschutzproblem. Da werden im Hintergrund Informationen darüber gesammelt, welche Seiten sich Benutzer im Internet anschauen und welche Interessen sie haben. Für Internetbrowser existieren bereits zahlreiche Lösungen, welche die Tracker für den Nutzer sichtbar machen und ihn schützen. Dass dieses Problem allerdings auch bei der Nutzung von Apps auf dem Smartphone besteht, wissen bislang meist nur Experten. Nun entwickelt das deutsche Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT eine App, die solch unsichtbarem Tracking einen Riegel schieben soll. Mit MetaMiner können Nutzer das Tracking durch mobile Apps sichtbar machen und auch unterbinden.
„Verstecktem Tracking in mobilen Apps wurde bisher nur wenig Beachtung geschenkt, so dass sich App-Nutzer oft nicht bewusst sind, zu welchen Werbenetzen bzw. bösartigen Internetbereichen das Smartphone im Verborgenen Onlineverbindungen aufbaut“, sagt der, Projektleiter am des entwickelnden Instituts. Das einzige Problem: Bisher existiert nur ein Prototyp des Tools für Android. Es soll aber schon bald als App zur Verfügung stehen.

Saturday, November 18, 2017

Das Zeitalter der digitalen Spionage ist da

Moderne Eltern wollen über ihre Kinder alles wissen, zu jeder Zeit - und das ist im digitalen Zeitalter kein Problem mehr. Eine gute Kinderuhr zeigt heute nicht mehr nur die Zeit an, sie zeigt den besorgten Eltern auch jederzeit den Standort des Nachwuchses an und ermöglicht ihnen das Mithören von Konversationen, die im Aufnahmebereich der Uhr stattfinden. Ausspioniert wird aber längst nicht nur das eigene Kind. Der Markt für billige Spionagegeräte und Apps boomt.

Sie sind billig und einfach im Internet zu bestellen: Geräte, um Ihre
Mitmenschen auszuspionieren.                                      Screengrab spyzoo.de
 Das Wichtigste ist, den Nachwuchs immer unter Kontrolle zu wissen, und genau das ermöglichen Armbanduhren mit eingebautem GPS-Chip, Mikrophon und SIM-Karte. Dass dabei die Privatsphäre des Nachwuchses und aller anderen betroffenen Abgehörten verletzt wird, ist Nebensache. Doch wenn es nach den deutschen Behörden geht, soll damit jetzt Schluss sein:
“Die Ortung [des Kindes] ist weiter erlaubt, eine ganz bestimmte Funktion aber geht der Bundesnetzagentur zu weit. Es geht um Kinderuhren, die von den Eltern über eine App ferngesteuert werden können. Manche bieten die Möglichkeit, unbemerkt vom Träger die Uhr anzurufen und dabei ein Mikrofon einzuschalten. So ist es möglich, mitzuhören, was in dessen Umgebung gesprochen wird. "Nach unseren Ermittlungen werden die Uhren von Eltern zum Beispiel auch zum Abhören von Lehrern im Unterricht genutzt", sagte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.“
Kinderuhr verboten, Problem gelöst? Wohl kaum!
Allein die Tatsache, dass es technisch möglich (und auch billig) ist, die beschriebenen Spionagefunktionen in einer Kinderuhr unterzubringen, weist darauf hin, dass private und auch staatliche und geschäftliche Spionage kaum zu entdecken oder zu vermeiden ist. Kinderuhren sind nur die Spitze des Eisbergs.
Wer zum Beispiel mit Google eine “Spionageuhr“ sucht, könnte schon einen Verfolgungswahn bekommen. Von der Armbanduhr bis zum Wecker werden hier unzählige Produkte mit eingebauter Kamera (HD) und natürlich auch Tonaufnahmefunktion angeboten. Und damit gar kein Zweifel besteht, was man damit anfangen kann, wird im Kleingedruckten auf der Website nochmals darauf hingewiesen:
“Die Kameralinse ist bei den Kamera-Uhren so raffiniert in das Ziffernblatt integriert, dass Sie keine Angst haben müssen, dass Ihre Uhr mit Kamera als solche entdeckt wird. Und wenn jemand ihre neue Armbanduhr aus nächster Nähe bewundert, müssen Sie nicht fürchten, als „Spion“ enttarnt zu werden. Ob Sie diese Art der Spionage-Kamera zuhause, im Büro oder in einer Produktionsstätte an strategisch geeigneter Stelle platzieren, ihr geheimes Innenleben kann nicht entdeckt werden, wodurch Sie die offenen Fragen durch die diskrete Überwachung auf schnellstmögliche Weise aufklären können.“
Und selbstverständlich gibt es auch die Möglichkeit, ein Smartphone komplett auszuspionieren. Will heissen: Der Spion kann dann sämtliche Aktivitäten auf dem Gerät verfolgen. Auch Apps dieser Art werden ganz offen im Internet angeboten - mit mehr oder weniger harmloser Erklärung:
“Um die Software zu installieren, benötigen Sie physischen Zugriff zu dem Zielgerät. Sobald das Setup abgeschlossen ist, werden die gesammelten Daten an ein sicheres Kundenkonto geschickt, zu dem der Nutzer der Handyüberwachungs-App von jedem internetfähigen Gerät aus Zugang hat. Die meisten [Handy-Spionage-Programme] funktionieren im Heimlichkeitsmodus und können vom Nutzer des überwachenden Telefons nicht entdeckt werden. Deshalb kann man leicht alle Aktivitäten des Handys ausspionieren…“
Und die Moral von der Geschichte? Vertrauen ist gut, vorbeugen ist besser. Wenn Sie sich beobachtet fühlen, haben Sie wahrscheinlich recht. Trauen Sie keinem elektronischem Gerät in Ihrer Nähe, dass Sie nicht selber gekauft und eingerichtet haben. Und geben Sie Ihr Smartphone nie aus der Hand, wenn Sie es nicht genau beobachten können. Das Zeitalter der digitalen Spionage hat längst angefangen.

Monday, November 13, 2017

Bitcoin: Superblase oder Goldmine?

Wenn es im Handel von Wertpapieren oder Währungen Regeln gäbe, die immer ins Schwarze treffen, wäre auch die momentane Bitcoin-Hysterie für den individuellen Investor leicht zu bewältigen. Man solle nämlich den Massenmedien gar nichts glauben, was die Börsentrends der nächsten Zukunft betrifft, ist einer dieser Tipps.  Schon eher mache man das Gegenteil, wenn man erfolgreich sein wolle. Im Fall von Bitcoin hiesse das: Ruhig bleiben, weiter an die Kryptowährung glauben - auch wenn jetzt täglich Medienberichte erscheinen, die vor dem Totalzusammenbruch warnen.

Die negativen Schlagzeilen über Bitcoin haben sich in den letzten Tagen
gehäuft.                                                                     Screengrab Facebook            
Wenn es so einfach wäre. Aber die Kryptowährung Bitcoin hat sich bis jetzt nicht an viele Regeln gehalten. Obwohl sie buchstäblich aus dem Nichts geschaffen wird, relativ schwierig zu kaufen und zu verkaufen ist, vielerorts als nicht-legitimes Zahlungsmittel eingestuft wird, gingen die Kurse (bis gestern) so steil nach oben, dass es viele Investoren schwindlig wurde. Der Wert hat sich allein in diesem Jahr fast verzehnfacht. Gegenwärtig wackelt die Spitze zwar ein wenig, aber Bitcoin hat schon ganz ähnliche Kurseinbrüche überlebt, um nachher wieder weitere Gipfel zu erklimmen. Eigentlich ganz ähnlich, wie es über die Jahre mit anderen Spekulationen gegangen ist - um am Ende mit den Tränen der Anleger zu enden. Der Finanzspezialist Mark Dittli schreibt im Market-Blog des Tagesanzeigers eine Analyse, die zum Schluss kommt, dass der Bitcoin-Boom eine absolut typische Blase sei:
“Spekulationsblasen zählen zu den faszinierendsten Studienobjekten der Finanzgeschichte. Besonders beeindruckend daran: Sie folgen immer dem gleichen Muster. Und sie enden immer in einem Crash. Gegenwärtig ist die Reihe an Kryptowährungen, wovon Bitcoin mit Abstand die grösste und bekannteste ist. Das aktuelle Treiben um Bitcoin zeigt alle klassischen Signale einer Spekulationsblase […] Im Fall von Bitcoin ist unschwer zu erkennen, dass wir gegenwärtig mitten in der Euphoriephase stehen. Heute kristallisiert sich das Narrativ um die Tatsache, dass die maximale Menge von Bitcoin auf 21 Millionen Einheiten beschränkt ist: Ein knappes Angebot trifft auf eine explodierende Nachfrage, während gleichzeitig das Vertrauen in das vorherrschende Papiergeldsystem schwindet. Steigende Preise für Kryptowährungen sind somit eine absolute Gewissheit. Es geht – in den Augen der Investoren – gar nicht anders. Es gibt keine «fairen» Bewertungsmassstäbe mehr. Ist der faire Preis von Bitcoin nun 1000 Dollar, oder 7000 oder 50’000 Dollar? Niemand weiss darauf eine Antwort."
Trotzdem, oder gerade deshalb, brummt der Bitcoin-Handel weiter, und, wie die faz berichtet, gibt es immer mehr mutige Anleger, die mitmachen wollen:
“Allen Zweiflern zum Trotz erweist sich Bitcoin bislang nicht nur als zählebig, sondern erfreut sich sogar unter professionellen Vermögensverwaltern zunehmender Beliebtheit. Es ist halt viel Geld auf dem Markt, das irgendwie investiert werden will. Einen Teil des Kapitalstroms will die Liechtensteiner Investmentgesellschaft Incrementum zu sich leiten, indem sie wohl noch in diesem Jahr den ersten europäischen Kryptowährungsfonds auflegt. Darin werden verschiedene Digitalwährungen gebündelt, um ein Mindestmass an Diversifikation zu garantieren.“
Auch Mark Dittli gibt in seiner ausgezeichneten Analyse nicht vor zu wissen, wie die Bitcoin-Story enden wird. Immerhin zitiert er einen Erfahrungswert:
“Alles, was wir haben, sind die Erkenntnisse aus früheren Spekulationsblasen: Sie fanden alle ein böses Ende.“

Friday, November 10, 2017

Facebook, die News-Blase und die Gehirne unserer Kinder

Facebook, ein Unternehmen, das es vor 14 Jahren noch nicht mal gab, und das angibt, täglich zwei Milliarden Nutzer zu haben, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Dabei geht es oft um die Zensur von Nutzern, um Reichweiten, oder um den Einfluss, den Facebook auf unsere Psychologie und auf unsere Gesellschaft ausübt.

Mit www.facebook.com/explore will Facebook seine Medien-Marktmacht
stärken.                                                                                        Screengrab FB
Warnungen, das Facebook schlecht für die Gesundheit sei, gibt es seit Jahren - und trotzdem (oder gerade deshalb) boomt das Unternehmen natürlich weiter. Der Grund dafür liegt laut dem früheren Facebook-Teilhaber und Internet-Unternehmer Sean Parker darin, dass das genau so geplant war. Facebook  nutze wissentlich die psychologische Verletzlichkeit der Mitglieder, um sie immer weiter auszubeuten, erklärte er an einer Podiumsveranstaltung.
“Facebook verändere buchstäblich die Gesellschaft und die Beziehungen der Menschen zueinander. Es hemme die Produktivität der Menschen und „nur Gott weiss, was es mit den Gehirnen unserer Kinder macht“, sagte er“
Für Parker hat sich das Engagement bei Facebook jedenfalls gelohnt: Sein Investment machte ihn zum Milliardär. Da lässt es sich leicht kritisieren:
“Parker nennt Facebook eine "soziale Bestätigungsmaschine". Er sagte, dass sich die Gründer, also unter anderem er und Mark Zuckerberg, darüber von Anfang an im Klaren gewesen seien. Früher habe er Freunden noch gesagt: "Irgendwann gehst du auch zu Facebook", mittlerweile nutze er selbst keine sozialen Medien mehr.“
Tatsächlich machen sich heute viele Experten Sorgen darüber, wie Facebook den Umgang der Menschen und die Meinungsbildung beeinflusst. Untersuchungen haben schon lange ergeben, dass ein grosser Teil der Nutzer Facebook als alleinige Nachrichtenquelle benutzt. Darüber sorgen sich die althergebrachten Medien natürlich. Wie es scheint, zu Recht. Aus der faz:
“Nutzer des sozialen Netzwerks hätten sich beschwert, erklärt das Unternehmen, dass sie nur mit Mühe zwischen den abonnierten Neuigkeiten von Medien und Institutionen die Posts ihrer „Freunde“ finden könnten. Deshalb hat Facebook kurzerhand in sechs Ländern, zu denen neben der Slowakei auch Serbien, Bolivien, Kambodscha, Guatemala und Sri Lanka gehören, für ihre Nutzer neben dem gewohnten News Feed eine zweite Liste namens Explore eingerichtet – und alle nicht von persönlichen Profilen, sondern von Seiten aus veröffentlichten Beiträge dorthin verschoben […] Um wieder in der Hauptliste der Nutzer aufzutauchen, bleibt den journalistischen Angeboten bei Facebook ein Weg: Sie können dafür zahlen – und ihre Veröffentlichungen als Sponsored Posts wie Werbung schalten. Ist das die Rolle, die Facebook dem Journalismus in seinem Netzwerk künftig zugedacht hat – als Werbekunde?“
Facebook bestreitet solche Pläne, hat aber gleichzeitig demonstriert, wie weit seine gesellschaftliche Macht reicht. Die Begründung, Facebuch-Nutzer hätten reklamiert, sie fänden die Posts ihrer Freunde in der Flut anderer Posts nicht mehr, sieht nach einer Ausrede aus. So doof sind auch die meisten Facebook-Nutzer nicht. Logischer scheint, dass Facebook mit seinem enormen humanen und finanziellen Kapital sicherstellen kann und will, dass es seine Nutzer bei der Stange hält, und gleichzeitig sein Kapital vermehrt. Dass dabei, wie sich viele Nutzer online beschweren, der kleinste gemeinsame Nenner gesucht wird, und der "absolute Bodensatz des Internets" serviert werde,  dürfte diese User eigentlich nicht überraschen. Der Explore-Feed wird nämlich nach den jeweiligen Facebook-Gewohnheiten der Anwender kuratiert und soll dazu beitragen, dass die News-Blase, in der sich viele Facebook-Nutzer befinden, noch lange nicht platzt.  

Tuesday, November 7, 2017

Wie zuverlässig ist Wikipedia?

Die Frage im Titel ist deshalb berechtigt, weil sich Wikipedia in den letzten Jahren zum meist benutzten digitalen Nachschlagwerk der Welt entwickelt hat. Jeden Monat werden 18 Milliarden Seiten auf Wikipedia gelesen - oder zumindest angeschaut. Gerade weil Wikipedia so intensiv genutzt wird, ist es wichtig zu wissen, dass darauf nicht immer Verlass ist. Das bestätigt jetzt auch einer der freiwilligen Wikipedia-Autoren.

Die deutschsprachige Wikipedia-Version, war die zweite, die online ging. In-
zwischen gibt es das digitale Lexikon in fast 300 Sprachen. 
Wer ein von Google eine Auskunft zu einer Frage möchte, erhält sie in der Regel blitzschnell - und sehr oft kommt sie von Wikipedia. Allein in der deutschsprachigen Version  pflegen über 5000 freiwillige “Redaktoren“ die mehr als zwei Millionen existierenden Artikel - jedes Jahr kommen rund 130‘000 dazu. Wikipedia ist die grösste digitale Wissenssammlung auf dem Planeten. Das digitale Lexikon enthält fast 40 Millionen Artikel, die alle sofort abgerufen werden können. Das Projekt Wikipedia wurde vor 16 Jahren gegründet und wurde seither oft dafür kritisiert, dass die Mitarbeit daran buchstäblich für alle offen ist. Nun ist die Diskussion darüber wieder aufgeflammt, weil sich ein langjähriger Wikipedia-Mitarbeiter zum Thema geäussert hat. Auch wenn viele Schüler bei der Referatsvorbereitung und andere User auf der Suche nach Antworten die Wikipedia-Inhalte als unumstössliche Wahrheiten wahrnähmen: Nicht alle Artikel der Wikipedia seien inhaltlich korrekt. Das bestätigte auch der oben genannte Wikipedia-Autor  im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa:
“Wir denken viel zu oft: Was auf Wikipedia steht, stimmt alles", sagte "Magiers", der seinen echten Namen wie viele Wikipedia-Autoren nicht nennt. Das Lexikon bemühe sich, Klarnamen der Schreiber geheimzuhalten, sagte Sprecher Denis Schröder vom Verein Wikimedia Deutschland, der die Online-Enzyklopädie unterstützt. Jury-Mitglied "Magiers" ist von Beruf Mathematiker und regelmäßiger Autor von Wikipedia-Texten. Er betonte: Statt Informationen blind zu vertrauen, sollten sich Nutzer genau ansehen, ob diese aus guten Quellen stammen. Das sei nötig, weil für die Qualitätskontrolle der Artikel Laien verantwortlich sind. Zwar müssen langjährige Schreiber die Beiträge unerfahrener Autoren überprüfen, bevor sie online gehen, "doch das verhindert nur die ganz groben Schnitzer", warnte er.“
Wikipedia muss sich immer wieder mit Manipulationen seiner Einträge herumschlagen, die von Usern vorgenommen werden, die nicht nur Gutes im Sinn haben. Das Nachschlagwerk hat aber auch schon ausgezeichnete Noten von Spezialisten bekommen.
Gibt es denn überhaupt Alternativen?

Natürlich gibt es andere Nachschlagewerke im Internet - und zwar einige. Wer sich also über ein Wikipedia-Resultat nicht sicher ist, hat durchaus die Gelegenheit eine Nachprüfung vorzunehmen. 

Friday, November 3, 2017

iPhone X: Wer nicht warten will, muss zahlen

Der iPhone-Boom nimmt kein Ende - bei der Produktion des neuen iPhone X kann Apple wieder mal nicht schnell genug produzieren. Wer sich offiziell eines der überteuerten und gehypten Smartphones kaufen will, muss nicht nur eine Weile Schlange stehen, sondern auch  eine Weile auf die Lieferung warten. Die echten Fans stört das alles nicht: Dafür gibt’s den iPhone Graumarkt im Internet.

Apple hat mit dem iPhone X scheinbar wieder einen Volltreffer gelandet -
hoher Preis hin oder her.                                                                    Bild pd
Es erkenne seinen Besitzer am Gesicht, sei extrem schnell und extrem teuer: Das iPhone X stosse technisch und preislich in neue Bereiche vor. Und sei viel zu langsam beim Aufladen“, schreibt der Spiegel in einem ersten Test des Geräts.
Die genannten Minuspunkte werden die Fans nicht davon abhalten, sich das iPhone anzuschaffen. Apple rechnet damit, dieses Jahr ein Rekord Weihnachtsgeschäft hinzulegen:
“Für das Weihnachtsquartal stellt Apple einen Umsatz von 84 bis 87 Milliarden US-Dollar in Aussicht. Das wäre eine drastische Steigerung im Vergleich zu den 78,4 Milliarden Dollar im Weihnachtsgeschäft vor einem Jahr - und diese Summe war ebenfalls bereits ein Bestwert gewesen […]Im Ende September abgeschlossenen Geschäftsquartal verdiente Apple 10,7 Milliarden Dollar, rund 19 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Quartalsumsatz stieg um zwölf Prozent auf 52,6 Milliarden Dollar, wie der Konzern nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte.“
Erhältlich ist das iPhone X in Silber und Grau, mit 64 GB und 256 GB Speicher. Dabei kostet das kleine iPhone 1199 Franken, das grosse 1389 Franken.
Wenn es denn erhältlich ist - und das ist im Moment schwierig. Medienberichten zufolge, muss mit Wartezeiten von mindestens einem Monat gerechnet werden.
Wer allerdings bereit ist, mehr zu zahlen, wird nicht warten müssen.
Auf verschiedenen Online-Marktplätzen ist das Gerät nämlich durchaus erhältlich.
Auf dem Kleinanzeigenportal tutti.ch waren zum Beispiel am Morgen nach dem Verkaufsstart bereits 25 Verkaufsangebote für das iPhone X aufgegeben worden. Die Preise liegen momentan zwischen 1'400 und 2'200 Franken für 64 bzw. 256 GB. Wie Das Online-Verkaufsportal mitteilte, mussten im Vorfeld über 180 unseriöse Verkaufsinserate zum iPhone X abgelehnt werden.

Um das Risiko unseriöser iPhone X-Angebote auf tutti.ch zu minimieren, nehmen die Mitarbeiter in den kommenden Wochen diese Inserate noch stärker als sonst unter die Lupe. Wie immer empfiehlt tutti.ch allen Käufern stets den offiziellen tutti.ch-Kommunikationskanal E-Mail für die Kontaktaufnahme zu nutzen, keine Ware aus dem Ausland zu kaufen und sich immer persönlich mit dem Käufer zu treffen.

Monday, October 30, 2017

Online-Shopping: Die letzte Meile macht Schwierigkeiten

Wer im Internet einkauft, kennt das Problem: Wenn die Ware zugestellt wird, ist oft niemand zuhause – dann wird es oft umständlich, an die Internet-Einkäufe zu kommen. Im schlimmsten Fall, nimmt sie der Kurier sogar wieder mit. Der grösste Onlinehändler der Welt ist sich der Problematik ebenfalls bewusst – und sucht nach Lösungen für die letzte Meile im Online-Shopping.

Online Shopping ist einfach und bequem - aber die letzte Meile auf dem Weg von
der Lagerhalle ins traute Heim kann kompliziert werden.                            Bild pd
Tatsächlich ist die Zustellung der Waren ein grosser Schwachpunkt im Online-Shopping-Prozess, und die Grossen der Branche bemühen sich schon seit Jahren, eine Lösung für das Problem zu finden. Denn Schwierigkeiten bei der Paketzustellung schaden dem Geschäft. Eine aktuelle Studie des Marktforschers PwC bestätigt dies: Rund ein Drittel der Befragten Shopper ist mit der Paketzustellung unzufrieden. 20 Prozent bemängelten eine unpünktliche Lieferung; 18 Prozent geben an, schon beschädigte Sendungen erhalten zu haben. Konsumenten legen Wert auf pünktliche Lieferungen; sie wünschen sich diese während bestimmten Zeitfenstern und mit ständigem Tracking. Allerdings wünschen sich 91 Prozent der von PwC Befragten all diese Dienstleistungen zum Nulltarif. Das ist ein Problem für die Logistikdienstleister.
Der Onlione-Handelsriese Amazon versucht inzwischen, eigene Lösungen für die Paketzustellung anzubieten. So hat das Unternehmen in den USA mit den Managern grosser Wohnblöcke Abkommen abgeschlossen, um dort Schliessfächer für die Bewohner einzurichten, die somit im eigenen Haus unbeschränkten Zugang hätten. Ähnliche Lösungsansätze gibt es auch in Europa, wie der Stern berichtet:
“Die Idee ist nicht ganz neu: Auch in Deutschland können sich Hausbesitzer von der Post schon solche Kästen vor die Tür montieren lassen, in denen dann Pakete gelagert werden können. Doch die enormen Kosten schrecken Eigenheimbesitzer ab. Und für Mehrfamilienhäuser gibt es bislang noch keinen einheitlichen Standard. Den will Amazon nun aber offenbar setzen, denn die Kästen können von allen Lieferdiensten genutzt werden. Und sind somit nicht ausschließlich für Amazon-Lieferungen gedacht.“
Amazon will aber nicht nur im Treppenhaus bleiben, sondern auch in die Wohnungen der Kunden liefern – ob diese nun zuhause sind oder nicht. Und so soll es ablaufen:
“Der Bote von Amazon klopft zunächst an die Tür, und wenn niemand zuhause ist, entsperrt er das Schloss mit einem Scanner, stellt das Paket in der Wohnung ab und sperrt die Wohnung wieder zu. Der Amazon-Kunde erhält eine Benachrichtigung auf seinem Smartphone, wenn der Bote ankommt, und er kann über die Kamera ein Live-Video von der Auslieferung in seine Wohnung verfolgen…“
Natürlich gibt es auch Sicherheitsbedenken, wie die faz weiss:
 “Auch wenn die Kamera die Auslieferung aufzeichnet, mag nicht jedem wohl bei dem Gedanken sein, dass sich Fremde Zugang zum eigenen Zuhause verschaffen können. Und was geschieht, wenn es eine technische Panne gibt? Könnte es dann passieren, dass auf einmal die Tür sperrangelweit offensteht? Amazon versucht, solche Sorgen mit einer „Happiness Guarantee“ zu zerstreuen. Sollte eine Auslieferung nicht zur Zufriedenheit erfolgt sein oder die bestellte Ware oder das Zuhause „als direktes Ergebnis der Auslieferung“ Schaden erlitten haben, werde Amazon versuchen, „das Problem zu beheben.“ 

Thursday, October 26, 2017

Gratis-Hosting für IT-Projekte während des Studiums

Der Schweizer Hosting-Provider Infomaniak bietet Studenten aus der Schweiz und sieben weiteren Ländern Web- und E-Mail-Hosting kostenlos an. Dieses Angebot, das gemäss einer Mitteilung des Unternehmens bisher in Europa nicht existiert, unterstützt Studenten dabei, während des Studiums ihre digitalen Kompetenzen auszubauen oder ein Geschäftsprojekt umzusetzen.
 
Hosting für lau: Während des Studiums sicher ein willkommenes und vielleicht
auch ein karriereförderndes Angebot.                                                         Bild pd
Infomaniak, das Unternehmen von dem das Angebot kommt, ist der führende Hosting-Provider der Schweiz und hostet über eine Million E-Mail-Adressen und 250'000 Domainnamen. Bald werden es wohl einige mehr sein, denn die allermeisten Studenten sind sich der Wichtigkeit ihrer digitalen Kompetenzen bewusst. Sie sind ein Wettbewerbsvorteil und ein wichtiges Kriterium für potentielle Arbeitgeber. Dem Erwerb von Kenntnissen und der Beherrschung der wichtigsten digitalen Managementtools kommt daher wesentliche Bedeutung bei. 
Dank Infomaniaks Angebot können Studenten ein umfassendes professionelles Hosting kostenlos nutzen und sich auch mit der Webentwicklung vertraut machen. Auch komplette Neulinge ohne technische Kenntnisse können mit über 120 Web-Apps wie WordPress, Joomla, phpBB oder PrestaShop ihre eigene Website erstellen.
Die Planung und Umsetzung eines eigenen Online-Projekts kann zur Verwirklichung des Berufsziels beitragen. Ein solcher Internetauftritt ist eine gute Möglichkeit, um Arbeitsvermittler oder einen potenziellen Arbeitgeber auf sich aufmerksam zu machen. Die Pflege der eigenen Website und deren Verbreitung in den sozialen Netzwerken steigern den eigenen Bekanntheitsgrad und die E-Reputation. Indem sie Artikel über bestimmte Themen schreiben und in Blogs und einschlägigen Foren teilen, stärken Studenten ihr berufliches Profil und hinterlassen positive digitale Spuren.

Die Studienzeit ist die Gelegenheit, Projekte umzusetzen und kreativ zu werden. Oft mag es an Erfahrung mangeln, meistens nicht an Ideen. Bei manchen technischen Fragen können die Dozenten helfen, und auch Mitstudenten können mitwirken, etwa beim Test oder bei der Einführung eines neuen Produkts. Viele junge Leute nutzen diese Möglichkeiten, um etwa ein Geschäftsprojekt auf die Beine zu stellen; dabei stehen ihnen aber oft mangelnde finanzielle Mittel im Weg. Das kostenlose Angebot von Infomaniak ist deshalb sicher willkommen. Es ist pro Jahr 690 Franken wert und gilt für vier Studienjahre. Es wird für Studenten ausser in der Schweiz in den folgenden Ländern angeboten: Frankreich, Belgien, Deutschland, Italien, Österreich, Spanien, Kanada. Die Studenten müssen ihren Studentenausweis vorlegen. Das Angebot gilt nur für neue Hostings. 

Monday, October 23, 2017

Facebook und der Mainstream drücken auf die Medienqualität

“Je suis boulevard“ scheint das Motto der meisten Newsorganisationen zu sein, wenn es darum geht, auf den Social Networks Präsenz zu markieren. Kein Wunder: Auch in der Schweiz findet der Newskonsum immer mehr auf digitalen Kanälen statt, und wie man ja weiss, sind es nicht die qualitativ hochstehenden Inhalte, die am meisten Beachtung finden. Immerhin gibt es mehr alternative digitale Medienquellen, die von den Konsumenten zu Kenntnis genommen werden.

Das Jahrbuch Qualität der Medien zeigt: Auf Facebook stürzt die Qualität der
Medien ab. In der Schweiz ist die NZZ die Ausnahme.              Screengrab NZZ
Newssites oder Social Media sind bereits heute für 41 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer die Hauptquelle für Information. Je jünger das Publikum, desto grössere Bedeutung haben Plattformen wie Facebook oder Google. 40 Prozent der 18- 24jährigen steuert für den Newskonsum hauptsächlich Social-Media-Plattformen oder Suchmaschinen an. Diese Entwicklung führt natürlich zu einer Schwächung der etablierten Medienmarken. Ausserdem fliesst der Grossteil der Werbeerträge zu den globalen Tech-Intermediären und schwächt damit zusätzlich die in vielen Fällen prekäre Finanzierungsbasis der Schweizer Informationsmedien.
Zu diesen und weiteren Befunden kommt das fög - Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich in seiner achten Ausgabe des Jahrbuchs Qualität der Medien. Die Medienforscher fanden immerhin, dass die Berichterstattungsqualität professioneller Schweizer Informationsmedien “vergleichsweise hoch“ geblieben sei.  Neu waren dieses Jahr auch die Facebook-Seiten von reichweitenstarken Medienanbietern Teil der Qualitätsanalyse des fög. Das Resultat: Das Qualitätsniveau einer Medienmarke kann auf Facebook nicht gehalten werden. Die NZZ ist die Ausnahme: Hier ist die Qualität des Facebook-Angebots höher als jenes auf der Newssite. Die übrigen 13 untersuchten Informationsanbieter kreieren ein Facebook-Angebot, das qualitativ niedriger ist als jenes auf der korrespondierenden Newssite. Facebook ist ein Emotionsmedium. Entsprechend sind Softnews und Infotainment hier deutlich übervertreten. Plattformen wie Facebook begünstigen demzufolge Beiträge niedriger Qualität, schreiben die Forscher in einer Medienmitteilung.
Social Media nutzen auch die meisten neuen digitalen Angebote mit Informationsanspruch. Deren Reichweite bleibt aber gering. Beispiele dafür sind infosperber.ch, tsri.ch oder zentralplus.ch. Neue alternative Medien wie uncut-news.ch, alles-schallundrauch.blogspot.ch oder legitim.ch halten sich gemäss föf "nur sehr bedingt" an journalistische Qualitätsregeln. Diesbezüglich passen diese Anbieter hervorragend in das nicht-kuratierte Medienumfeld von Facebook und Co. Partiell erreichen diese alternativen Medien immerhin Reichweiten, die an jene der etablierten Informationsangebote mit Qualitätsanspruch heranreichen. Durch die Nutzung von Plattformen wie Youtube und Facebook gelingt es diesem alternativen Medien zudem fallweise, sich mit einzelnen Beiträgen breit Gehör zu verschaffen.

Wieso es diese alternativen Medienanbieter im untersten Qualitätssegment überhaupt gibt, beantwortet das fög in seiner Mitteilung zumindest teilweise gleich selber: Es gibt sie quasi nicht mehr, die Medienvielfalt in der Schweiz – und damit ist auch die Meinungsvielfalt geschrumpft. Der Schweizer Markt für digitale News ist hoch konzentriert. In der Deutschschweiz kontrollieren die drei Medienhäuser Tamedia AG, Ringier AG und die SRG SSR bereits 71 Prozent des Online-Lesermarktes. Der Mainstream existiert eben tatsächlich, auch wenn ihn die Medienforscher in ihrem Bericht in Anführungszeichen setzen. Wie der vorliegende Bericht zeigt, trägt dieser Mainstream zumindest auf den Social-Media-Kanälen nicht zur Qualitätsverbesserung bei – im Gegenteil. 

Tuesday, October 17, 2017

Online-Dating-Partnerschaften halten länger

Online-Dating ist nicht nur dafür verantwortlich, dass in unserer Gesellschaft viele Hemmungen und Verhaltensregeln nicht mehr gelten, die in vordigitalen Zeiten oft unumgänglich  waren – zumindest in guter Gesellschaft. Die digitale Art sich kennenzulernen, wirkt sich auch auf die Strukturen unserer Gesellschaft und die Langlebigkeit vieler Beziehungen aus – und zwar positiv.

Die Online-Dating-Kurve zeigt steil nach oben, konventionelle Bekanntschaften
nehmen ab.                                                                                          Quelle CUL    
Im Tinder-Zeitalter tönt es schon fast widersinnig: Paare, die sich im Internet treffen und darauf eine ernsthafte Beziehung aufbauen, konstruieren eine langlebigere Beziehung, als jene, die sich auf konventionelle Weise kennenlernen. Gemäss einer aktuellen Studie, hat sich die Art der Kontaktaufnahme zwischen potentiellen Lebenspartnern als Folge der digitalen Revolution in den letzten Jahren enorm verändert. Online-Dating ist demgemäss heute schon die dritthäufigste Art, wie sich heterosexuelle Paare kennenlernen, bei homosexuellen Paaren sei es mit Abstand die häufigste. Wie wirkt sich das gesellschaftlich aus? Sehr positiv, glauben die Forscher, wie das ORF berichtet:
“Philipp Hergovich und sein Kollege Josue Ortega von der Universität Essex haben eine Reihe von US-Studien zum Thema Online-Dating analysiert und in volkswirtschaftlichen Modellen interpretiert. Daraus geht auch hervor, dass Online-Dating nicht nur die Weise verändert, wie wir unseren Partner/unsere Partnerin kennenlernen, sondern auch unsere sozialen Netzwerke. Man lernt durch Online-Dating häufiger Menschen kennen und lieben, die nicht aus der näheren Umgebung oder dem eigenen Kulturkreis kommen. Das mache die Gesellschaft offener und breiter vernetzt - so ihre Theorie. Wie Daten aus den USA nämlich zeigen, stieg seit dem Jahr 1995 - als Online-Dating-Plattformen erstmals auf den Markt kamen - auch die Anzahl an Beziehungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. „Das zeigt: durch Online-Dating ist es möglich, Leute kennenzulernen, zu denen man vorher überhaupt keinen Zugang hatte.“
Die Modellrechnungen der Beziehungsforscher basieren auf ökonomischen Modellen. Das macht die Resultate nicht unbedingt glaubwürdiger. Ein kritischer Leser auf heise.de merkt an:
In der Studie wurde versucht das Verhalten von Menschen mit Softwareagenten zu simulieren. Dazu hat man sich ein Modell ausgedacht, wie Menschen interagieren könnten. Dann hat man die Gültigkeit des Modells mit den Ergebnissen älterer Studien verglichen. Und dann hat man mit dem Modell in die "Zukunft" geschaut. Das alles hat nichts mit der Realität zu tun…“
 Natürlich vergleicht die Studie ihre Modellrechnungen auch mit früheren Untersuchungen zu ähnlichen Themen. Gestützt auf diese Vergleichsdaten stellen die Forscher die These auf, dass Ehen, deren Partner sich online kennengelernt haben, länger halten, als jene, die nach herkömmlichem Kontaktknüpfen geschlossen wurden.  Das ist doch immerhin auch im Zeitalter von Tinder und Co.  eine gute Nachricht.

Thursday, October 12, 2017

Keep on trucking – aber nicht mehr lange

Es ist noch nicht so lange her, da hatte das Berufsbild des Lastwagenfahrers fast ein Helden-Image, das von Hollywood auch gebührend gefeiert wurde. Dass es mit diesen Heldengeschichten nie weit her war, wissen die Lastwagenfahrer allerdings noch besser, als die ungeduldigen Automobilisten, die hinter ihnen her fahren. Doch für die Trucker dürften bald harte Zeiten anbrechen.

Die Automation wird in den nächsten Jahrzehnten fast alle Branchen treffen; die einen mehr, die anderen weniger. Experten sind sich allerdings einig, dass es die Lastwagenfahrer ganz besonders hart treffen wird. Mit der Weiterentwicklung von autonomen Fahrzeugen wird es sie schlicht und einfach nicht mehr brauchen – der Computer übernimmt. Bedroht sind Millionen von Arbeitsstellen.  In den USA sind heute noch 1,7 Millionen Trucker unterwegs, in Deutschland sind es laut “Zeit“ rund 800‘000.  Gemäss einer Studie des Weltverkehrsforums ITF sind bis in gut zehn Jahren 50 bis 70 Prozent dieser Lastwagenfahrer überflüssig.  Diese Zahlen sind ein Beispiel dafür, welch massive sozialen Umwälzungen auf unsere Gesellschaft zukommen – am Beispiel einer Branche, die immer von einem besonderen Mythos umweht war. Damit ist es allerdings schon lange nicht mehr weit her: Strassentransporte sind extrem stark reguliert – für Trucker-Romantik bleibt da nicht mehr viel Platz. Trotzdem sollen die Fahrer nicht einfach den Robotern und ihrem Schicksal überlassen werden:
“Um das Worst-Case-Szenario für den Berufsstand zu vermeiden und einen fairen Übergang für die Betroffenen zu gewährleisten, schlagen die Autoren [der ITF-Studie] verschiedene Massnahmen vor.  Schliesslich gehe es um einen der wenigen verbliebenen Berufe, die auch Menschen mit wenig formaler Bildung heute einen guten Verdienst ermögliche, sagt ITF-Generalsekretär José Viegas.“
Konkrete Ideen, das Schicksal der Trucker im digitalen Zeitalter rosiger zu machen, haben allerdings auch die Verbandsfunktionäre nicht. Wieso das so ist, erklärt in einem Artikel des britischen Guardian Finn Murphy, ein amerikanischer Autor und Lastwagenfahrer. Trucking sei eine 700-Milliarden-Dollar-Industrie, die einen Drittel ihrer Umsätze für die Entlöhnung der Fahrer aufwende:
“Die einzigen Menschen, die es in der modernen Versorgungskette neben Maschinen noch braucht, sind Lastwagenfahrer. Lastwagen werden heute in modernen Lagern mit Maschinen beladen und entladen. Dann gibt es eine Person, die den ganzen Prozess an Bildschirmen kontrolliert und dafür wahrscheinlich etwa 10 Dollar pro Stunde verdient. Daneben gibt es einen Aufenthaltsraum, wo 20 oder 30 Trucker herumstehen – und dafür bezahlt werden. Genau das treibt die Supply-Chain-Manager zum Wahnsinn. Diese streben an, die Fahrer ganz loszuwerden – um die ultimative Effizienz zu erreichen.“  
Noch ist es nicht soweit – aber die automatischen Fahrer machen Fortschritte:
“Die Bergbaugesellschaft Rio Tinto setzt in Australien bereits mehr als 45 fahrerlose Lkws ein. Das sei sicherer und günstiger. Seit einem Jahr fahren auch in den USA einzelne Wagen ohne Fahrer. Im Mai 2015 wurde auf Europas Straßen geprobt, was Experten unter dem Begriff Platooning zusammenfassen. Einzelne Lastwagen werden über WLAN, verschiedene Sensoren und GPS miteinander gekoppelt. Der vordere Wagen führt die Kolonne, in ihm sitzt auch noch ein Kontrollfahrer, nach diesem Wagen richten sich alle nachfolgenden Fahrzeuge – selbständig.“
Die ultimative Effizienz in der Supply Chain, die sich die Unternehmer wünschen, kommt also näher. Was für Folgen sie haben wird, ist noch nicht abzusehen.