Friday, September 29, 2017

Die Roboter-Revolution ist in vollem Gang

Roboter-Themen in den News-Medien haben sich in den letzten Jahren zu einem Dauerbrenner entwickelt. Ob Sex-Roboter oder Industrie-Roboter, die Thematik unterscheidet sich je nachdem, ob es sich bei der entsprechenden Publikation um ein Boulevard-Medium oder eine Fachzeitschrift handelt. Der Hintergrund bleibt aber der Gleiche: Die Roboter-Revolution wird die Arbeitswelt im ganz grossen Stil umkrempeln – und zwar schon in den nächsten Jahren.

Es sind immer verschiedene soziale, technische und wirtschaftliche Vorbedingungen, die erfüllt sein müssen, damit eine Revolution stattfinden kann. Geburtenrückgang, immer leistungsfähigere digitale
Technik und mehr Wohlstand gehören zu diesen Voraussetzungen. Gemäss Professorin Dalia Marin trägt aber auch die Europäische Geldpolitik zur beschleunigten Roboterisierung bei:
“Die Geschwindigkeit bei der Einführung von Robotern wird derzeit durch die extrem niedrigen Zinsen unterstützt, die den Einsatz von Robotern relativ zu Arbeitskräften kostengünstiger machen.“
Die Universität von Oxford hat schon vor drei Jahren eine umfangreiche Studie veröffentlicht, in der unter die Lupe genommen wurde, welche Berufe besonders von der Roboterisierung betroffen sein werden. Es sind deren viele; die Forscher sagen voraus, dass die Hälfte aller Jobs an Maschinen gehen könnte.  Aber auch zu diesem Thema gibt es sowohl Optimisten als auch Pessimisten:
Während die einen beruhigen und erklären, dass wegbrechende Jobs durch andere Tätigkeiten ersetzt würden, warnen andere vor Arbeitslosigkeit und einer weiteren Spirale in Richtung Niedriglohnbereich und Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft. Im Rahmen dieser Diskussion taucht das Thema des bedingungslosen Grundeinkommens als Sozialhilfe auf, um die Gesellschaft zu befrieden, finanziert womöglich durch eine Steuer auf Roboter oder smarte Maschinen"
Tatsächlich bringt die Roboter-Revolution auch neue Arbeitsplätze – zum Beispiel bei ABB. Wie die NZZ berichtet, wittere ABB mit Robotern gar “das grosse Geschäft“, und sei bereits einer der führenden Hersteller:
“Zur wachsenden Verbreitung trage vor allem die Vereinfachung der Programmierung und Bedienung bei, sagte Per Vegard Nerseth, Leiter der Geschäftseinheit Robotik bei ABB, im Gespräch. Unternehmen könnten heute auf einfachem Weg Roboter einsetzen, ohne, wie dies bei den Branchenriesen aus dem Automobilsektor noch immer der Fall sei, speziell dafür geschulte Programmierer zu beschäftigen. Neue, flexible Lösungen ermöglichen zudem, dass sich Roboter auch für die Herstellung kleiner Losgrössen eignen. «Sie finden heute Roboter in Bäckereien, Pizzerien oder in Betrieben, die Lunchboxen zubereiten», fügte der Robotik-Leiter von ABB hinzu. Auch ganz neue Geschäftsmodelle tauchen am Horizont auf. Die robotisierte Mini-Schuhfabrik liesse sich nach Einschätzung des ABB-Managements problemlos in Bahnhöfen, Flughäfen oder in Einkaufszentren aufstellen. Damit könnten Passanten direkt verfolgen, wie ein für sie massgeschneiderter Schuh hergestellt wird…“
Einen kleinen Trost gibt es für all jene Zeitgenossen, die daran verzweifeln, dass die digitale Technologie unser Leben zu übernehmen scheint. Zuoberst auf der Liste der durch Roboter gefährdeten Berufe stehen nämlich die Telemarketer – jene lästigen Anrufer, auf die wir gerne verzichten können. Dem Roboter, der sie ersetzten wird, können wir zumindest das Telefon auflegen, ohne dass wir seine Gefühle verletzen. 

Wednesday, September 27, 2017

Teuer hin oder her: Das iPhone X wird ein Verkaufshit werden

Apples iPhones sind voll im Trend, sehen gut aus und funktionieren meistens auch ganz gut. Genauso wie das Apple Marketing. Denn obwohl in den Wochen seit der Vorstellung der neusten Apple Handys einige sehr kritische Artikel über die Preispolitik des Konzerns erschienen sind, scheint die Marketing-Strategie des Konzerns aufzugehen und die Nachfrage ungebrochen.

Das iPhone X wird Apple noch
viel reicher machen.     Bild PD
Schon vor zehn Tagen meldete das deutsche Fachmagazin Heise, dass es wohl schwierig werde, die iPhone X Nachfrage zu befriedigen. Das iPhone X werde sehr knapp werden, weil Apple nicht vor 2018 ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei dem erstmals mit OLED-Bildschirm ausgestatteten Gerät erreichen werde:
“Die Stückzahlen, die 2017 zur Verfügung stehen, sollen nur bei 40 Millionen Einheiten weltweit liegen. Was womöglich nach viel klingt, sind bei Apples Nachfrage "Peanuts". Apple startet die Vorbestellung des iPhone X Ende Oktober, die Auslieferung beginnt am 3. November. 2018 sei mit der Auslieferung von 80 bis 90 Millionen Einheiten zu rechnen.“
Die Apple-Verkaufsmaschinerie läuft also wie geschmiert, obwohl immer mehr User merken, dass die Preise für das iPhone wirklich hoch angesetzt sein. Auch Journalisten und Publikationen, die in den letzten Jahren als willige Wasserträger im Apple-Marketing-Team gewirkt haben, schreiben jetzt mit eher spitzen Feder. „Enorme Gewinnmarge: So viel verdient Apple an einem einzigen iPhone X“ titelt zum Beispiel der Stern und rechnet vor, dass Apple an einem in Deutschland verkauften Modell knapp 900 Euro(!) verdiene. Auch bei heise.de fragt man sich, ob Apple zu teuer geworden ist:
“Apple setzt seine perfide Aufpreispolitik für Speicherplatz selbst jenseits der 1100-Euro-Marke fort: Wer sein iPhone X lieber mit 256 GByte haben möchte, soll dafür mal eben weitere 170 Euro drauflegen – für ein ansonsten völlig identisches Gerät und etwas Flash-Speicher, den Apple im Einkauf geschätzt für einen niedrigen zweistelligen Dollarbetrag erhält…“
Heise lässt aber auch einen Apple-Fan zu Wort kommen, der gerne viel bezahlt für ein iPhone X, weil es sich dabei um "die Mercedes S-Klasse unter den Smartphones" handle:
Apple verbaut hier die beste Technik, die man derzeit für Geld kaufen kann: Vom vollflächigen OLED-Bildschirm, welcher, so ist es jedenfalls zu erwarten, die Konkurrenz um Längen schlagen wird, über den A11-Bionic-Chip, der manches MacBook Pro übertrumpfen kann, bis hin zu Face ID, was die Sicherheit erhöht, ohne die Einfachheit der Benutzung zu stören. Die TrueDepth-Kamera-Einheit verspricht zudem tolle neue Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der erweiterten Realität – und das erstmals auch bei der Frontkamera…“
Unterdessen treiben sich jene Apple-Fans, denen neue iPhones schlicht zu teuer sind, auf Websiten herum, wo sie billigere kaufen können. Tutti.ch gehört in diese Kategorie und hat kürzlich einige interessante Statistiken über den privaten Handel mit iPhones veröffentlicht:
Im Total gab es von September 2016 bis August 2017 über 12'300 iPhone 7 zu einem Durchschnittspreis von 698 Franken auf tutti.ch zu kaufen. Die durchschnittliche Onlinezeit eines iPhone 7 lag dabei bei 5,9 Tagen. Am teuersten waren neue iPhone 7 Geräte erwartungsgemäss nach ihrem Launch mit einem durchschnittlichen Wochenpreis von 961 Franken, der in der Zwischenzeit auf 640 Franken gesunken ist."
Ob es sich bei den Verknappungsprognosen für das iPhone X um geschicktes Marketing oder um Tatsachen handelt, eines ist klar: Alles deutet daraufhin, dass das iPhone X zu einem Verkaufshit werden wird - hoher Preis und obszöne Gewinnmargen hin oder her.

Monday, September 25, 2017

Google und das Smartphone: irgendwann den Handymarkt aufmischen

Währenddem viele User auf die neuen iPhones warten – wenn auch nicht so sehnlichst, wie in vergangenen Jahren – hat sich Alphabet, der mächtige Mutterkonzern der mächtigen Suchmaschine Google ohne grosses Aufhebens die Hälfte des taiwanesischen Smartphone-Herstellers HTC unter den Nagel gerissen. Den Preis kann das Unternehmen gewissermassen aus der Portokasse bezahlen – es ist nur gerade eine gute Milliarde Dollar.

Das HTC-Vorzeigehandy U11: Ab jetzt mischt Google mit.                  Bild PD
“Google kauft HTC seine Experten ab“ titelte eine deutsche Tageszeitung nachdem die Transaktion bekannt wurde. Tatsächlich zahlt die Google-Milliarde für mehrere hundert Mitarbeiter und für Smartphone-Patente, allerdings nicht in exklusiver Nutzung. Google gehe es mit dem HTC-Kauf darum, einen besseren Stand im Hardwaregeschäft zu bekommen. Gerade was Smartphones betrifft, hat Google allerdings ein Android-Problem, wie verschiedene Zeitungen berichten:
“Zugleich muss der Konzern aufpassen, nicht die vielen Hersteller von Geräten mit seinem Mobil-System Android zu verärgern. Die Hardware-Sparte sei deshalb innerhalb von Google von der Android-Entwicklung isoliert und werde genauso wie andere Hersteller behandelt, heisst es. Das „Pixel“ war allerdings im vergangenen Jahr zunächst das einzige Telefon mit dem neuen Google-Assistenten, mit dem sich der Nutzer unterhalten kann.“
Die NZZ analysiert, dass es Google mit der HTC-Transaktion weniger um das Smartphone-Geschäft gehe:
“Der Sinn der Akquisition und der sich damit ergebenden Stärkung der Hardware-Kompetenz liegt eher in den indirekten, langfristig beabsichtigten positiven Auswirkungen auf die Software-Kompetenz und deren Innovationskraft. So steht hinter Googles Ausbau des Hardware-Geschäfts zum einen die Tatsache, dass die in erster Linie auf Software basierenden Zukunftstechnologien wie erweiterte Realität (Augmented Reality, AR) oder künstliche Intelligenz verstärkt spezifische Anforderungen an die Hardware der Smartphones stellen. Für die Nutzung der AR etwa braucht es spezielle Kameras. Und diese wiederum prägen die Spezifikationen, nach denen die AR-Software programmiert wird. Eine Verstärkung der vertikalen Integration, wie sie Alphabet mit dem Ausbau der Hardware verfolgt, kann zu einer Dynamik führen, bei der sich Hard- und Software immer wieder gegenseitig befruchten. Von diesem Austausch im Bereich von Zukunftstechnologien und von den rund 2000 Mitarbeitern dürften zum andern auch die weiteren Produkte der wachsenden Hardware-Sparte von Alphabet profitieren.“
Die faz glaubt hingegen schon, dass Google das eigene Handy stärken will:
“Samsung ist der grösste Smartphone-Hersteller der Welt und arbeitet zurzeit mit Googles Betriebssystem Android. Das muss aber nicht so bleiben. Immer wieder spielt Samsung mit dem Gedanken, ein eigenes System aufzubauen, oder experimentiert mit anderen Betriebssystemen. Google seinerseits zahlt immer mehr Geld an Handy-Hersteller und andere Firmen, damit sie Google-Dienste verwenden und Google auf diese Weise Chancen verschaffen, Werbung zu verkaufen. Hätte Google ein stärkeres eigenes Handy, wäre es unabhängiger. Google bietet selbst Handys an, die von HTC produziert werden: Sie heissen „Pixel“. Bislang sind sie eine Randerscheinung am Handy-Markt. Durch die eigene Produktion von Handys könnte Google bestimmte Vorzüge seines Betriebssystems Android besser hervorheben und weiterentwickeln.“
Klar ist, dass Google zumindest im Moment das Smartphone-Geschäft nicht einfach so der mächtigen Konkurrenz überlassen will. Das Unternehmen ist selbst derart mächtig im digitalen Raum, mit Berührungspunkten zu Milliarden von Usern, dass ein Versuch, den Handy-Markt aufzumischen, sogar Chancen haben könnte – vielleicht.

Wednesday, September 20, 2017

Vorschriften machen ist einfach – sie zu erfüllen nicht

Der grossen Mehrheit der Unternehmen in Deutschland drohen in wenigen Monaten Millionen an Bussgeldern. Am 25. Mai 2018 müssen nämlich die Vorgaben der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO) umgesetzt sein – doch nur eine Minderheit wird diesen Termin einhalten können. Selbst von den Unternehmen, die sich aktuell mit der DS-GVO beschäftigen, gehen nur 19 Prozent davon aus, dass sie die Vorgaben der Verordnung an diesem Datum vollständig umgesetzt haben. Die Notwendigkeit für Datenschutz ist gegeben, die gesetzlich geregelte Durchführung auf EU-Ebene wird allerdings von vielen Unternehmen als Innovationsbremse und sogar als Gefahr fürs eigene Geschäft eingestuft.


Falls Sie noch nicht mit dem Lesen begonnen haben: Die vierte und finale 
Version der DS-GVO als PDF umfasst 261 Seiten.  
Man weiss es: Vorschriften machen ist nicht schwer – diese einzuhalten hingegen sehr. Was dem bürokratischen Apparat einer Regierung oder eines Verwaltungsgiganten wie der EU als durchaus vernünftig und machbar erscheint, kann für ein Unternehmen zu einem schweren und teuren Klotz am Bein werden. So ist es wohl zu verstehen, dass gemäss einer grossen Bitkom-Befragung nur gerade 20 Prozent der deutschen Unternehmen erwarten, dass sie die Anforderungen der neuen Datenschutzverordnung am Stichdatum zum grössten Teil erfüllen werden. Mehr als jedes zweite dieser Unternehmen gibt an, in acht Monaten werde die Umsetzung nur teilweise erfolgt sein.  Bitkom-Sprecherin Susanne Dehmel warnt die trödelnden Unternehmen: „Wer den Kopf in den Sand steckt, verstösst demnächst gegen geltendes Recht und riskiert empfindliche Bussgelder zu Lasten seines Unternehmens.“
Aktuell haben erst 13 Prozent der Unternehmen erste Massnahmen zur Umsetzung der DS-GVO begonnen oder abgeschlossen. Jedes dritte Unternehmen gibt an, sich bislang noch überhaupt nicht mit den Vorgaben der Verordnung beschäftigt zu haben. Von den Unternehmen, die sich bereits mit der DS-GVO beschäftigt haben, sagt rund die Hälfte, dass sie bisher höchstens zehn Prozent aller notwendigen Arbeiten erledigt hat. Nur drei Prozent gehen davon aus, dass sie mehr als die Hälfte der Aufgaben abgearbeitet haben.
Das ist eine magere Bilanz für die Umsetzung einer Verordnung, die bei der Einführung nicht nur von den verantwortlichen Beamten Lob erhalten hat. Woran liegt es?
Die Unternehmen, die sich mit der DS-GVO beschäftigt haben oder dies noch tun wollen, nennen als grösste Herausforderungen bei der Umsetzung den schwer abzuschätzenden Aufwand, die Rechtsunsicherheit und mangelnde praktische Umsetzungshilfen. Künftig rechnen 35 Prozent mit Mehraufwand im Unternehmen durch die DS-GVO. Jedes fünfte Unternehmen erwartet dabei sogar deutlich mehr Aufwand.

So befürchten 57 Prozent kurzfristig mehr Rechtsunsicherheit, 42 Prozent glauben, dass Geschäftsprozesse komplizierter werden. Mehr als jeder dritte Befragte sagt zudem, die DS-GVO bremse die Innovationskraft in Europa, jeder Vierte sieht einen Wettbewerbsnachteil für europäische Unternehmen. Und 14 Prozent gehen sogar so weit zu sagen, die Datenschutzverordnung stelle eine Gefahr für die eigene Geschäftstätigkeit dar.

Sunday, September 17, 2017

Benutzen ohne zu besitzen

Als Bill Gates in einem seiner Bücher vor Jahren vorhersagte, dass CDs und DVDs bald nicht mehr gefragt sein würden, weil Musik und Filme in Zukunft gestreamt werden könnten, haben ihn viele Kritiker ausgelacht. Doch der Trend zum Benutzen ohne zu besitzen hat sich bei digitalen Medien längst durchgesetzt. Nun hält er auch bei alltäglichen Produkten Einzug.

Auch grosse Händler, wie Media Markt und Otto bieten seit kurzem die Möglichkeit, elektrische und elektronische Produkte zu mieten, statt zu kaufen. Websites wie Gearflix bieten dasselbe für eine ganze Reihe von verschiedenen Produkten. Beim Kauf wird dann ein grosser Teil der bereits bezahlten Mietgebühren angerechnet.
Wie eine Untersuchung von  IFH Köln und KPMG jetzt zeigt, wird dieses Modell von den meisten Konsumenten positiv beurteilt; 17 Prozent haben schon einmal mitgemacht. Besonders beliebt sind solche Modelle bei Fahrzeugen, aber auch bei Heimwerker- und Gartenartikeln. Das Interesse an einem grösseren Angebot ist hoch: Branchenübergreifend wünschen sich zwei Drittel der Nutzer und mehr als jeder zweite Interessierte, dass Unternehmen zukünftig mehr Produkte zum Mieten anbieten.
Preislich sind allerdings viele Mietangebote nicht unbedingt vorteilhaft, wie die “Welt“ herausgefunden hat:
Mieten statt kaufen - ein Geschäftsmodell das immer trendiger wird.
                                                                                     Screengrab gearflix.com
“Nur in bestimmten Fällen könnten solche Angebote für Konsumenten vorteilhaft sein, meinen Verbraucherschützer. ‘Wenn ich ein Gerät ausprobieren oder eine begrenzte Zeit überbrücken will, kann die Miete sinnvoll sein‘, sagte ein Sprecher der Verbraucherzentrale NRW. Das Modell ist aber nicht geeignet, um ein ganzes Technik-Leben darauf zu bauen. So ist die Miete im Dauergebrauch teurer. Bei Media Markt wäre der Neupreis bei vielen Beispielen schon nach rund zehn Monaten Nutzung bezahlt, bei Otto Now sind Käufer gegenüber Mietern oft spätestens nach zwei bis drei Jahren rechnerisch im Plus.“
Mit anderen Worten: Wer zu lange mietet, legt drauf. Trotzdem ist abzusehen, dass diese Mietangebote Erfolg haben werden. Unter anderem deshalb, weil es damit möglich wird, Anschaffungen zu tätigen, ohne den Kaufpreis dafür sofort bezahlen zu müssen.  Ausserdem haben auch die Händler einen guten und richtig teuren Grund, das Mietmodell einzuführen, wie mdr.de berichtet:
“Wer online eine Ware bestellt, hat ein 14-tägiges Rückgaberecht. Wer davon Gebrauch macht, muss keine Gründe angeben. Schließlich besteht nicht die Möglichkeit, das Produkt beim Kauf physisch zu begutachten. Das führt dazu, dass immer mehr Menschen auf die Idee kommen, sich Produkte zu bestellen, die sie wieder zurückgeben. Das kann die die teure Go-Pro für den einmaligen Fallschirmsprung oder der XXL-Fernseher für das Endspiel der Fußball-WM sein. Dieses Phänomen verursacht schon seit Jahren erhebliche Schäden. […]
Es ist eine Form des Online-Betrugs, der sich aber nur schwer nachweisen lässt. Fakt ist, im Moment gibt es allein in Deutschland unter Hinweis auf das Widerrufsrecht jedes Jahr rund mehrere Millionen Retouren. Ein enormer Schaden für die Händler. Daher die Idee: Wenn wenigstens ein Teil der Geräte offiziell auf Zeit genutzt, also gemietet werden kann, dann lässt sich ihr Defizit verringern. Außerdem sollen Kunden durch die Mietoption einfach leichter an neue Geräte und einen schnelleren Wechsel gewöhnt werden...“

Tuesday, September 12, 2017

Apple iPhone:Von überschwänglich zu leicht kritisch

Das iPhone ist ein revolutionäres Produkt, das viele Fans hat. In den letzten 10 Jahren, vor der Einführung des iPhone 8, zeigte sich diese Wertschätzung des ikonischen Smartphones nicht nur durch massive Apple-Profite, sondern vor allem auch durch die überschwängliche Begeisterung der Journalisten, die jeweils Bericht erstatteten. Das hat sich jetzt, zum zehnjährigen Jubiläum, ein klein wenig geändert.

Spekulation über das iPhone 8: Auf hunderten von Bildern wird präsentiert,
wie das iPhone 8 aussehen könnte - lange vor der Präsentation.
                                                                                            Screengrab Google
Es hat lange gedauert, bis das iPhone von journalistischer Seite wenigstens mit einer kleinen Prise Kritik bedacht wurde – ironischerweise passiert es jetzt, wenn Apple das Jubiläums-iPhone präsentiert. Sogar die Schweizer Nachrichtensendung 10 vor 10 behauptete in einem Beitrag unter dem zugegebenermassen sehr gewagten Titel “Weshalb Apple nicht mehr beliebt ist“, dass das iPhone stark an Popularität verloren habe. Allerding läuft das Marketing immer noch ab wie eh und je:  Weltweit werden tausende von spekulativen Artikeln geschrieben, bevor das iPhone wirklich präsentiert wird – Apple kann sich weiterhin auf die Gratiswerbung der meisten Medien verlassen. Eine News-Suche mit dem Stichwort iPhone 8, einige Stunden vor der Präsentation des Geräts, ergab über 848‘000 Resultate.
Doch jetzt gibt es also auch einige wenige kritische Stimmen. Der Tenor: Das neue iPhone wird zu teuer werden. “Sind selbst Apple-Fans zu geizig für das neue iPhone 8“, fragte zum Beispiel das Manager Magazin:
“Vor wenigen Tagen prophezeite Barclays-Analyst Mark Moswitz in einer Studie: Nicht mal jeder fünfte Kunde sei bereit, diese Summe [über 1000 Dollar]auf den Tisch zu legen. Zum Vergleich: Der Verkaufspreis beim iPhone 7 lag am Starttermin bei 649 Dollar. Und Samsung zieht mit einem Preis von 999 Dollar für das vergangene Woche erschienene Galaxy Note 8 zwar im Premiumsegment mit, liegt damit aber immer noch unter dem voraussichtlichen Preisniveau des iPhone 8. Moswitz beruft sich dabei auf eine Umfrage von Wireless Subscriber Survey in diesem August, berichtet "9to5Mac". Seit vielen Jahren analysiert der Experte das Kaufverhalten von Apple-Kunden. Demnach waren sie im Juni 2017 weniger an Apple-Produkten interessiert als noch Ende 2015.“
Auch die faz sieht in den hohen iPhone-Preisen ein Problem:
“Apple will offenbar gar nicht versuchen, die Absatzzahlen wieder deutlich zu steigern. Das dürfte angesichts des hohen Preises auch schwierig werden. Der Einstieg in den Massenmarkt mit dem iPhone 5c vor ein paar Jahren scheiterte. Stattdessen sollen nun die Preise noch weiter klettern. Von 1000 Dollar für das neue iPhone 8 ist die Rede. Das ist selbst für die einkommensstarke Kundengruppe ein stolzer Preis. Apple muss aufpassen, sich seine treuesten Käufer nicht zu vergraulen.“
Auch wir haben an dieser Stelle schon über die riesigen Apple-Profite und die hohen Preise berichtet:
“ Dass Apple seine Geräte zu teuer verkauft, wäre weniger anstössig, wenn der Konzern nicht den grössten Teil seiner Geräte in Asien zu absoluten Tiefstlöhnen herstellen liesse (die Steuerpolitik des Konzerns lassen wir mal beiseite). Die Arbeitskosten für ein iPhone 7 liegen bei gut 4 Euro(!) pro Gerät, die gesamten Herstellungskosten kommen auf 200 Dollar. Wenn Sie morgen bei Apple die billigste Variante eines iPhone7 kaufen, bezahlen Sie in Deutschland 760 Euro, in der Schweiz 760 Franken inklusive Mehrwertsteuer – für ein Gerät das Apple für maximal 200 Euro herstellt.“ 
Trotz alledem kann es nicht so schlimm sein, mit der schwindenden Anzahl Apple-Fans. Wer das neue iPhone bestelle, werde wahrscheinlich mit längeren Wartefristen rechnen müssen, sagen verschiedene Experten –  allerdings nicht nur, weil die Nachfrage so gross ist, sondern auch weil es zu Problemen bei der Herstellung kommt.

Thursday, September 7, 2017

Same Day Delivery und die Ungeduld der Online-Shopper

Online-Shopping hat viele Vorteile – und mindestens einen grossen Nachteil: Wenn das gewünschte Produkt einmal gefunden und gekauft ist, können wir es nicht unter den Arm und nach Hause nehmen. Der virtuelle Einkaufskorb ist eben nur digital, und virtuelle Ware am Bildschirm wird durch die Bezahlung nicht plötzlich zu einem echten, berühr- und fühlbaren Produkt.  Einen Ausweg bietet Same Day Delivery - die Lieferung am selben Tag, an dem die Bestellung erfolgt.
Am liebsten werden die Onlineshopper am Abend beliefert, innerhalb eines
von ihnen definierten Zeitfensters.                                            Bild ECC Köln
Zwar gehört die Lieferung am gleichen Tag für Online-Shopper noch lange nicht zum Alltag, dennoch haben Konsumenten diesbezüglich klare Wünsche. Das zeigt eine aktuelle Studie des ECC Köln in Zusammenarbeit mit Hermes. Dabei zeigt sich, dass das traute Heim immer noch klar bevorzugter Lieferort für Online-Waren ist. 92 Prozent der befragten Online-Shopper wünschen sich, dass sie ihre Same-Day-Lieferung zu Hause erhalten. Vier von zehn Befragten bevorzugen zudem, dass ihr Paket innerhalb eines bestimmten Zeitfensters am Abend geliefert wird. Die sofortige Lieferung innerhalb von zwei Stunden ist dagegen nur für jeden zehnten Online-Shopper interessant.
Immerhin 10 Prozent der Online-Shopper haben schon einmal Same Day Delivery in Anspruch genommen – bei den besonders technologie- und onlineaffinen Kunden liegt der Anteil der Same-Day-Nutzer sogar mehr als doppelt so hoch. Die Kurzstudie zeigt zudem, dass insgesamt jeder fünfte Online-Shopper sein Paket gerne am selben oder spätestens am Tag nach der Bestellung erhalten würde. Allerdings verhindern die Shopping-Gewohnheiten diesen Service in vielen Fällen, denn fast die Hälfte der Befragten kauft erst ab 18 Uhr im Netz ein – die Lieferung am selben Tag können Händler dann oft nicht mehr umsetzen.
Nicht nur die taggleiche Lieferung, auch innovative Zustellkonzepte sind noch nicht weit verbreitet. Dennoch werden neue, auch abstrakt wirkende Lieferlösungen durchaus als nützlich bewertet. So geben Online-Shopper Paketkastenanlagen in Mehrfamilienhäusern im Schnitt einen Nützlichkeitswert von 56 von 100 möglichen Punkten – knapp 16 Prozent der Online-Shopper schreiben diesen Anlagen sogar 95 Punkte oder mehr zu und beschreiben sie damit als äusserst nützlich. Paketkästen für Einfamilienhäuser oder Pakettaschen für die Haustür erhalten in puncto Nützlichkeit durchschnittlich 54 und 48 Punkte. Etwas kritischer blicken Online-Shopper noch auf Roboter, Drohnen oder Kofferraumlieferung: Diese Optionen benoten die Befragten mit einer Nützlichkeit von 25 bis 33 Punkten.


Monday, September 4, 2017

Bitcoin: Beschwerden, Verbote, Kursgewinne

Immer mehr Anleger und Spekulanten wollen am steigenden Kurs der virtuellen Währung Bitcoin teilhaben. Das überrascht nicht: Der Bitcoin Kurs steigt steil an und hat dieser Tage erstmals die 4000 Euro Marke überschritten. Gerade jetzt gibt es allerdings ein paar Stolpersteine.

Wenn Bitcoin zur Schlagzeile im Boulevardblatt wird... ist es vielleicht an der
Zeit, zu verkaufen.                                                               Screengrab blick.ch
Dass Bitcoin-Anlagen nicht für Menschen sind, die nachts in Ruhe schlafen wollen, was ihr Geld betrifft, ist klar. Das sagen auch Anlageprofis, die ziemlich konsequent vom Kauf der virtuellen Währung abraten. Zum Beispiel Deutsche Bundesbank Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele, der  Anleger vor der Digitalwährung Bitcoin warnt. Sie sei ein Spekulationsobjekt und kein geeignetes Medium, um Werte aufzubewahren, sagte er in einem Interview. Er ist bei weitem nicht der Einzige.
Wer sich allerdings in den letzten Monaten nicht an den Rat der Experten gehalten hat, kann sich die Hände reiben. Der Bitcoin-Wert  hat sich seit anfangs Jahr mehr als vervierfacht. Und wer schon vor drei Jahren eingestiegen ist, hat 800 Prozent Gewinn gemacht. Kein Wunder dass jetzt sogar das Boulevardblatt Blick gross aufgemacht über das komplizierte Thema berichtet. Aber es gibt, vor allem bei Regierungen und Banken, viele Vorbehalte gegen Bitcoin. In China zum Beispiel, haben digitale Währungen gerade einen behördlichen Riegel vorgeschoben bekommen. Zitat finanzen.net:
“Die Aufsichtsbehörden des Landes verboten am Montag die sogenannten Initial Coin Offerings (ICO), über die - analog zum Initial Public Offering (IPO), also dem Börsengang eines Unternehmens - neue Cyberwährungen geschaffen werden können. "ICOs sind eine Art illegale öffentliche Kapitalbeschaffung, die im Zusammenhang mit kriminellen Machenschaften wie Betrug und Schneeballsystemen stehen", hiess es in einer Mitteilung der Zentralbank. Die Kurse von Cyberdevisen rutschten nach dem Verbot deutlich ab. Die mit Abstand grösste Währung Bitcoin verlor auf der Handelsplattform BitStamp sieben Prozent auf 4286 Dollar.“
Bitcoin-Fans glauben natürlich nicht daran, dass die chinesische Massnahme einen andauernd negativen Einfluss auf die Bitcoin-Wertsteigerung haben wird. Trotzdem mehren sich die Anzeichen, dass der Bitcoin-Boom auch administrativ nicht reibungslos abläuft, wie das Handelsblatt berichtet:
“Die virtuelle Währung erfreut sich steigender Beliebtheit – damit verbunden häuft sich auch die Zahl der Kundenbeschwerden. Das US Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) hat zahlreiche Beschwerden über Coinbase – einem amerikanischen Bitcoin-Anbieter – erhalten. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2016 waren es sechs Beschwerden […] Viele Beschwerden, mehr als ein Drittel, kamen von Einzelpersonen. Sie seien nicht in der Lage gewesen, wie versprochen auf ihr Geld zugreifen zu können.“
Dass es sich beim rasanten Wertanstieg zum grossen Teil um Spekulation handelt, ist also klar. Gewinnchancen und Risiken sind gross. Oder, wie es auf finanzen.ch formuliert wird:
Ob sich die Kurse in Zukunft noch vervielfachen oder gegen Null tendieren, wird sich letztlich zeigen. Vielleicht kommt es auch so, wie bei einer ganzen Reihe historischer Manien: Erst gibt es exorbitante Gewinnmöglichkeiten, am Ende bricht alles zusammen...“