Tuesday, April 28, 2020

Gehört wird, wer am lautesten reklamiert

Die Coronavirus-Pandemie beherrscht seit Wochen die Schlagzeilen - auch in der Schweiz. Andere Themen werden in diesen Zeiten der alles bestimmenden Seuche kaum mehr diskutiert, auch wenn sie sich ebenfalls stark auf die Zukunft der Gesellschaft auswirken können. Dazu gehört auch der neue Mobilfunkstandard 5G, der in der Schweiz bereits punktuell angewandt wird, nun aber durch den Bundesrat gebremst wird.

Eine temporäre 5G-Antenne an der SBB Teststrecke
Biberlikopf-Kerenzerberg.             Bild Kecko/flickr
Die Epidemie hat nicht nur Panik, Ängste und eine Rezession sondern auch einen Digitalisierungsschub ausgelöst und damit die Kommunikationsnetze in vielen hochentwickelten Ländern an ihre Grenzen gebracht. Auch in der Schweiz funktionierte die Kommunikationsinfrastruktur nicht ohne Störungen. Die Situation unterstreicht die Bedeutung einer leistungsfähigen Telekominfrastruktur. Parallel zu dieser Krise läuft die Modernisierung genau dieser Kommunikationsinfrastruktur, die allerdings mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G von verschiedenen Bürgerbewegungen und Politikern nicht gern gesehen und auch lautstark bekämpft wird. Neben drastischen Einschränkungen des Mobilfunks, dessen  Allgegenwärtigkeit gerade in der Schweiz unbestritten ist, wird teilweise sogar ein landesweites 5G-Moratorium gefordert. Die Gegner des neuen Standards haben sich bis jetzt gekonntGehör verschafft, als Befürworter meldeten sich, wen wundert’s, vor allem die Telekommunikationsunternehmen, die bereits viel Geld für die 5G-Frequenzen und den Bau von Antennen ausgegeben haben:
“Der Bund hat die für 5G nötigen Frequenzen vor über einem Jahr für 380 Millionen Franken versteigert. Und die drei Mobilfunkanbieter haben in der Schweiz bereits rund 2500 Antennen mit der neuen Technologie ausgerüstet. Doch Salt, Sunrise und Swisscom haben die Katze im Sack gekauft. Weil der Bund trödelt, ist unklar, welche Rahmenbedingungen künftig für 5G-Antennen gelten werden. Der Schiedsrichter hat das Spiel gleichsam angepfiffen, bevor klar war, nach welchem Regelwerk gespielt wird.“ (nzz.ch)
Jetzt meldet sich auch die Denkfabrik Avenir Suisse mit einer Studie zu 5G zu Wort. Die Untersuchung zeige, wie bedeutend eine moderne Telekominfrastruktur für Innovation und Fortschritt sei:
“Dass ein globales Wettrennen um 5G entbrannt ist, überrascht angesichts der Chancen dieser neuen Technologie nicht. Erstaunlich ist die Situation hingegen in der Schweiz, denn das Verdikt der Wissenschaft ist klar: In über 40 Jahren Mobilfunk konnten unterhalb der geltenden Grenzwerte schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit nicht konsistent nachgewiesen werden. Trotzdem erfahren Mobilfunkgegner hierzulande kaum Widerspruch, weshalb bereits heute die Modernisierung der Telekominfrastruktur verzögert wird. Das droht den nun laufenden Digitalisierungsschub abzuklemmen.“
Aus Sicht von Avenir Suisse bestehe deshalb Handlungsbedarf: Der Bund dürfe sich nicht länger vor seiner Verantwortung drücken. Es gelte, dem wissenschaftsfeindlichen Narrativ entschiedener entgegenzutreten. Auch die NZZ bläst ins gleiche Horn. Dass der Bundesrat den weiteren Ausbau verzögere, sei ein Armutszeugnis:
“ Vorsicht mag gerade in diesen Zeiten vernünftig klingen. Doch alles hat seinen Preis. […] Ohne Lockerung des Strahlenschutzes dürften für ein zukunftsfähiges 5G-Netz rund 26‘000 zusätzliche Antennen notwendig sein. Der Aufbau würde bis zu 30 Jahre dauern und fast 8 Milliarden Franken verschlingen. Der dadurch erkaufte Vorteil in Form von tieferer Strahlenexposition der Bevölkerung wäre marginal. Etwa 90 Prozent der Mobilfunkstrahlung, der wir im Alltag ausgesetzt sind, stammen von unseren Handys. Jene, die von Antennen gesendet wird, ist dagegen vernachlässigbar.“

Thursday, April 23, 2020

Digitale Meetings sind anstrengender

Ein Grund dafür, dass “Zoom Burnout“ in diesen Pandemie-Zeiten zu einem Schlagwort geworden ist, hängt nicht nur damit zusammen, dass die meisten Meetings ermüdend sind, auch wenn sie im Sitzungszimmer stattfinden. Es gibt noch andere Gründe dafür, dass digitale Zusammenkünfte anstrengender sind.

Zoom und Co. sind in diesen Zeiten der Pandemie unabdingbar geworden -
aber sie ermüden uns immer mehr.                                                 Screenshot Zoom
Psychologen warnen, dass die stundenlangen Videoanrufe und digitalen Meetings wegen Covid-19 zu Stress und Ängsten führen können. Dieser Stress hat bereits einen Namen: Zoom-Burnout wird unter anderem dadurch verursacht, dass soziale Interaktion am Bildschirm viel schwieriger ist, weil es beinahe unmöglich ist, am Screen Hinweise durch die Körpersprache oder andere Verhaltensweisen des Gesprächspartners zu erkennen. Je mehr Teilnehmer an einem Online-Meeting dabei sind, desto schwieriger wird es.
Die britische Zeitung ‘Der Telegraph‘ zitiert Til Wykes, Professorin für klinische Psychologie und Rehabilitation am King's College in London:
"Wenn wir bei der Arbeit so viele Sitzungen hätten, wie in der jetzigen Situation, würden wir es auch als ermüdend empfinden. Das liegt zum Teil daran, dass Sitzungen Arbeit schaffen. In der jetzigen Situation gibt es aber zwischen den Sitzungen oft nicht wirklich genug Abstände, um diese Arbeiten zu erledigen". Ein weiterer Grund zur Besorgnis könnte sein, dass man vor der Teilnahme an virtuellen Meetings lernen müsse, wie man Videoanrufdienste nutze. "Es erhöht den Stress und die Reizbarkeit vor dem Anfang der  Besprechung, wenn man plötzlich entdeckt, dass es ein Passwort für die Zoom-Besprechung gibt, das man nicht zur Hand hat", so Prof. Wykes.“
Wenn wir online seien, sei unsere Aufmerksamkeit mehr gefordert, erklärt der Psychologe Steve Hickman:
“Wir sind hyperfokussiert auf die wenigen verfügbaren visuellen Hinweise, die wir normalerweise aus dem gesamten Spektrum der verfügbaren Körpersprache gewinnen. Oder wir werden abgelenkt und checken E-Mails, während wir uns eigentlich unterhalten oder aufmerksam der detaillierten Präsentation eines Kollegen zuhören sollten. Wenn wir mit mehreren Personen gleichzeitig online sind, verarbeiten wir gleichzeitig visuelle Hinweise von all diesen Personen (und möglicherweise auch von ihren Haustieren und Kindern) auf eine Weise, wie wir es an einem Konferenztisch nie tun müssen. Die Umgebung ist reich an Reizen, aber genau wie bei reichhaltige Desserts, ist das manchmal einfach zu viel.“
Kurz gesagt: Wir warten alle darauf, dass wir uns wieder im guten alten Sitzungszimmer treffen können. Allerdings ist es uns bewusst, dass die digitalen Zusammenkünfte auch enorme Vorteile haben. Man stelle sich vor, wie schwierig - oder gar unmöglich - es wäre, das Geschäftsleben aufrecht zu erhalten, wenn wir die unzähligen digitalen Verbindungsmöglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, nicht hätten...

Tuesday, April 21, 2020

Die Seuche schadet dem Konsum - aber Amazon profitiert

Dass der Einzelhandel in den letzten Wochen durch die Coronakrise in eine beinahe unhaltbare Situation katapultiert wurde, ist klar; wenn die Kunden zuhause bleiben, fallen die Umsätze aus. Doch die Krise betrifft auch den Onlinehandel. Auch Händler wie Zalando sind betroffen und müssen ihre Umsatzprognosen nach unten revidieren. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Amazon legt zu.

Der Handel leidet unter Krise, aber Amazon profitiert. Den
Kartellwächtern gefällt das nicht.                     Grafik Amazon
Einzelne Branchen haben bei den Onlinebestellungen davon profitiert, dass die Menschen zum grossen Teil zuhause bleiben müssen. Da sich viele Käufer trotzdem fit halten wollen, stieg die Nachfrage im Bereich Sportartikel im März um volle 86 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch im Lebensmittelsektor ist ein sprunghafter Anstieg um 85 Prozent zu verzeichnen. Die Arbeit im Home-Office führte ausserdem dazu, dass es zu 65 Prozent mehr Bestellungen im Bereich Software und zu einer Steigerung von 61 Prozent im Bereich Hardware kam. Das zeigt eine Analyse des Digital-Marketing-Unternehmens Bazaarvoice.  Auch Spielzeug wurde vermehrt über das Internet gekauft, da durch die Schliessung der Schulen und Kindergärten viele Kinder zu Hause unterhalten werden müssen. Nicht überraschend ist es, dass es einen Rückgang bei Bestellungen von Taschen und Koffern gab - 40 Prozent weniger wurden verkauft, das fast 100 Prozent weniger gereist wurde.
Am schlimmsten getroffen hat die Krise allerdings den stationären Einzelhandel.  Fachgeschäfte, Boutiquen und Warenhäuser sehen nach wochenlangen Schliessungen keine positiven Geschäftszahlen mehr. Erstaunlicherweise geht es aber vielen kleineren Onlinehändlern ähnlich, wie die Welt berichtet. Branchenweit seien die Umsätze im E-Commerce verglichen mit dem Vorjahresmonat um 20 Prozent eingebrochen, teilte der Onlinehandelsverbands BEVH mit. Viele Onlinehäuser litten massiv unter der miesen Konsumstimmung und hätten Umsatzrückgänge von bis zu 30 Prozent zu verzeichnen. Die Ausnahme ist Amazon:
“In der Corona-Epidemie kann Amazon seine Stärken voll ausspielen. Der Konzern verdrängt nun nicht nur Einzelhändler, sondern zunehmend auch andere Online-Plattformen. Experten gehen davon aus, dass die Welle der Abwanderung von Kaufkraft ins Internet dauerhaft ist. Schon bisher lief etwa die Hälfte des gesamten deutschen Onlinehandels über die Plattform oder die eigenen Kassen des US-Konzerns. Dieser Anteil dürfte sich nun schubartig nochmals erhöht haben. […] Doch diesmal geht es nicht nur um Mengenwachstum, vielmehr spielt der US-Konzern eine qualitativ neue Rolle. „Auch wenn es vielen nicht gefällt und es Handelsexperten schon fast nicht auszusprechen wagen: Schon jetzt ist Amazon systemrelevant“, so der Handelsprofessor. Die Firma habe es Verbrauchern ermöglicht, „Artikel jenseits des Lebensmittelsortiments einzukaufen, die man sonst nirgendwo beziehen konnte. Das ist fast schon ein Alleinstellungsmerkmal“, erklärte Heinemann.“
Amazon baut sein Macht also aus, und er scheint, als ob die Behörden nicht nur zuschauen wollen. In verschiedenen Ländern haben Wettbewerbshüter das Unternehmen ins Fadenkreuz genommen. Auch die EU-Kommission prüft mögliche Kartellverstösse. So oder so sieht es im Moment so aus, als ob die Coronakrise und Amazon dem Einzelhandel langfristig zu schaffen machen werden
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Friday, April 17, 2020

Und plötzlich ist wieder viel Platz am Himmel

Die Corona-Pandemie hat sich vor allem auf die Reisebranche extrem stark ausgewirkt. Die Fliegerei ist massiv zurückgegangen - die Swiss fliegt heute mit weniger Maschinen, als die Swissair bei ihrer Gründung im Jahr 1931 einsetzte.

Um rund 85 Prozent sei das Flugaufkommen zurückgegangen, schätzt die Deutsche Flugsicherung, und man geht nicht von einer schnellen Erholung aus, wie die Tagesschau berichtet. Man erwarte, dass dieses Jahr keine 80 Prozent der Vorjahreswerte mehr erreicht würden. Im kommenden Jahr werde man dann möglicherweise das Niveau von 2019 zu 85 Prozent wieder erreichen.
Auch die Swiss funktioniert nur noch auf einem Minimalflugplan. Ganze sechs Flugzeuge fliegen noch für die Schweizer Nationalfluggesellschaft (die allerdings seit Jahren der Lufthansa gehört). Nur eines dieser sechs Flugzeuge wird auf Langstrecken eingesetzt. Der Rest der Maschinen steht am Boden - 85 Flieger sind parkiert.
Am eindrücklichsten sieht man den Unterschied der Flugbewegungen auf der Website Flightradar 24, welche die Unterschiede vor und während der Corona-Krise dokumentiert.

Dieser Screenshot der Website Flightradar24 zeigt den Unterschied am Himmel in Europa vor und während der Coronakrise
- vom März zum April: Mit 2400 Flügen weniger nimmt die Flugzeugdichte massiv ab.         Screenshot flightradar24

Wednesday, April 15, 2020

Wie die Schweizer streamen

Musik- und Video-Streaming-Dienste werden auch in der Schweiz rege genutzt. Allerdings gibt es zwischen den verschiedenen Anbietern und Nutzergruppen grosse Unterschiede: Alt und Jung zum Beispiel, streamen nicht gleich. Im Schweizer Markt gibt es drei klare Leader: Netflix dominiert den Schweizer Markt im Bereich Video Streaming, Spotify im Bereich Musik-Streaming. Und dann gibt es natürlich noch Youtube.

The Crown, eine der beliebtesten Serien auf Netflix. Bis im Januar dieses
Jahres wurde sie von 73 Millionen Netflix-Abonnenten gesehen.
                                                                                              Screengrab Netflix
Die Untersuchung über die Schweizer Streaming-Gewohnheiten wurde vom Internet-Vergleichsdienst moneyland.ch mit dem Marktforschungsinstitut GfK Switzerland durchgeführt. Und bevor wir hier auf die ‘echten‘ Streaming-Dienste eingehen, muss gesagt werden, dass Youtube, das technisch ebenfalls in diese Kategorie gehört, alle anderen Anbieter hinter sich lässt. Youtube wird in der Schweiz im Vergleich zu den anderen Streaming-Diensten mit Abstand am meisten genutzt, nämlich von 62 Prozent der Befragten. Besonders beliebt ist Youtube bei jugendlichen Anwendern: 84 Prozent der 19- bis 25-jährigen Befragten nutzen den Service – bei den über 50-Jährigen ist es nur noch jeder zweite Befragte.
Musik-Streaming-Dienste sind in der Schweiz hingegen noch nicht so populär: 64 Prozent der Befragten nutzen gar keine Musik-Streaming-Dienste.
Männer streamen etwas häufiger als Frauen – allerdings sind die Differenzen nicht markant.
Grosse Unterschiede gibt es je nach Altersgruppe: Junge streamen deutlich häufiger als ältere Personen.
Youtube hat sehr hohe Nutzerzahlen - wohl auch, weil das Angebot meistens gratis genutzt wird. Wenn es um bezahltes Streaming geht, sinken die Nutzerzahlen markant. Insgesamt nutzten rund 20 Prozent der User in der Schweiz Netflix; davon zahlen aber nur 65 Prozent für die Nutzung. Rund 35 Prozent der Netflix-Nutzer geben an, dass sie Netflix kostenlos nutzen; 23 Prozent geben zu, dass sie dies via Login von Freunden oder Kollegen tun. Nur rund 13 Prozent aller Befragten nutzen Netflix und bezahlen auch dafür. Damit ist Netflix mit Abstand der meist genutzte Service, für den Schweizer Nutzer zahlen. Weit abgeschlagen folgen Swisscom (Video-on-Demand) und Spotify mit je 8 Prozent, Apple Music mit 6 Prozent sowie AppleVideo (iTunes) mit 5 Prozent. Die Unterschiede je nach Altersgruppe sind markant: Bei den Jungen zwischen 19 und 25 Jahren zahlen 25 Prozent für Netflix, gefolgt von 15 Prozent für Spotify und 14 Prozent für Swisscom (Video-on-Demand).
Dass Video-Streaming-Dienste bei jüngeren Kunden beliebter sind, ist prinzipiell keine Überraschung, allerdings erstaunt das Ausmass: 45 Prozent der Befragten zwischen 19 und 25 Jahren nutzen Netflix, während es bei den über 50-Jährigen gerade einmal 9 Prozent sind. 

Saturday, April 11, 2020

Tuesday, April 7, 2020

Wie sauber ist Ihr Smartphone?

Die im Titel gestellte Frage zu beantworten, ist leider nicht ganz einfach. Zwar gibt es hunderte von Artikeln - die zum Teil auch auf wissenschaftlichen Untersuchungen basieren - welche behaupten, unsere Smartphones seien totale Dreckschleudern. Trotzdem muss man das Smartphone auch in der aktuellen Krise nicht ständig desinfizieren, sagen Hygienespezialisten und Mikrobiologen.

Händewaschen, Händewaschen und immer wieder Händewaschen: Dann bleibt
auch das Smartphone sauber und muss nicht speziell desinfiziert werden.
                                                                                                          Bild Pixabay
“Better safe than sorry“, heisst es im Englischen und im Deutschen heisst es, dass Vorsicht besser als Nachsicht sei. Das ist natürlich wahr und kann vor allem in Zeiten der Seuche nicht genug verinnerlicht werden. Trotzdem ist es wichtig, realistische Risikoeinschätzungen vorzunehmen - zu viel Vorsicht kann durchaus auch schaden. Zum Beispiel, wenn Sie Ihr Smartphone mit einer zu scharfen antibakteriellen Lösung desinfizieren. Das könnte teuer werden. Deshalb hat Apple sogar die Reinigungsanweisungen für das iPhone neu publiziert.
Die Sueddeutsche Zeitung hat jetzt in lobenswerter Weise die zahlreichen Behauptungen, die aus dem Smartphone eine gefährliche Dreckschleuder machen, unter die Lupe genommen und die Ratschläge verschiedener Experten zum Thema publiziert. Das Fazit sei hier vorweggenommen: Wichtiger, als das Gerät zu desinfizieren, sei es, die eigenen Hände immer sauber zu halten. Handys seien nämlich viel weniger kontaminiert, als man das denke, sagt der Mikrobiologe Markus Egert von der Hochschule Furtwangen, gegenüber der Sueddeutschen. In einer 2015 veröffentlichten Studie fand er heraus, dass sich auf einem Quadratzentimeter Touchscreen durchschnittlich nur eine Bakterie findet:
“ Mikrobiologe Egert hält es unabhängig von der Corona-Pandemie für sinnvoll, das Smartphone oder Handy hin und wieder zu reinigen. "Es reicht aber völlig aus, das Gerät mit einem dezent feuchten Tuch oder Brillenputztuch abzuwischen", sagt er. Dadurch würden die meisten Fettreste und Mikroorganismen vom Touchscreen entfernt. Auch das "unbewusste, mechanische Abwischen" an der Hose oder am T-Shirt helfe im alltäglichen Gebrauch, das Handy sauber zu halten. Nur wer in einem klinischen Umfeld arbeite und sein Gerät dorthin mitnehme, müsse sein Smartphone oder Tablet darüber hinaus reinigen und desinfizieren.“
Mikrobiologe Egert ist nur einer der Wissenschaftler, der sich zum Thema geäussert hat. Die Befragten sind sich aber alle einig: Sie empfehlen eine gute Händehygiene - auch für Smartphone-User.

Saturday, April 4, 2020

Und plötzlich sind Selbstbedienungskassen beliebt

Selbstbedienungskassen sind nicht bei allen Kunden beliebt - aus ganz unterschiedlichen Gründen. Doch die Coronavirus-Pandemie und der plötzlich lebenswichtige persönliche Abstand wirken sich auch auf das Verhalten an der Kasse aus. Eine aktuelle Befragung zeigt, dass Selbstbedienungskassen in den Zeiten der Seuche bevorzugt werden. Bargeld hingegen ist plötzlich nicht mehr sehr beliebt.

Selbstbedienungskassen: Wer Abstand halten will, liebt sie.     Bild Wikimedia
In Deutschland gibt es heute mehr als 1000 Läden mit 5000 Selbstbedienungskassen, wo Kunden und Kundinnen ihren Scan- und Bezahlvorgang selbst in die Hand nehmen können. Die Schweiz, wo Migros und Coop die Digitalisierung an der Kasse vorantreiben,  liegt mit ihren Zahlen aber nicht weit hinter Deutschland - wenn überhaupt.
Am weitesten Fortgeschritten ist der Trend aber in Nordamerika, wo in den USA und Kanada Tausende solcher Kassen zum Einsatz kommen. Diese Digitalisierung bringt den Ladengeschäften grosse Einsparungen, birgt aber auch Konfliktpotential. Das kundeneigene Scannen der Artikel – stationär an der Kasse oder mobil am Regal – wird von vielen Detailhändlern klar als zusätzlicher Kundenservice verstanden und gewinnt in Zeiten von Corona zusätzlich an Bedeutung.  Allerdings nur, wenn dabei strikte Hygienemassnahmen eingehalten werden, wie an so vielen anderen Orten auch. Das empfiehlt auch das Bundesamt für Gesundheit.  
Das Publikum scheint jedenfalls der Selbstbedienungskasse mehr zu trauen, wenn es um die Hygiene geht, wie eine aktuelle deutsche Umfrage ergab. Vor der Corona-Pandemie gaben nur knapp 40 Prozent der Befragten an, solche Kassen oder sogar kassenlose Checkouts gegenüber bedienten Kassen zu bevorzugen. In Pandemiezeiten hat sich nun dieser Anteil signifikant erhöht. Rund 80 Prozent der aktuell Befragten haben stationäre Self-Checkout-Kassen oder mobile Selfscanning-Systeme wahrgenommen und 60 Prozent wünschen sich, dass es mehr von diesen Kassen gäbe. Das Argument: Es geht darum, den Kontakt zu anderen Menschen und das Anfassen von Kassenband und Warentrenner vermeiden zu können.
Auch in der Art der Bezahlung ergaben sich seit der Pandemie starke Veränderungen: Vor der Seuche bevorzugten noch 38 Prozent die Barzahlung, ihr Anteil beträgt nur noch 18 Prozent.  Während 42 Prozent dabei die klassische Kartenzahlung bevorzugen, nutzen weitere 31 Prozent das kontaktlose Bezahlen und rund acht Prozent die mobilen Zahlungsvarianten.