Online-Dating
ist nicht nur dafür verantwortlich, dass in unserer Gesellschaft viele
Hemmungen und Verhaltensregeln nicht mehr gelten, die in vordigitalen Zeiten
oft unumgänglich waren – zumindest in
guter Gesellschaft. Die digitale Art sich kennenzulernen, wirkt sich auch auf
die Strukturen unserer Gesellschaft und die Langlebigkeit vieler Beziehungen
aus – und zwar positiv.
Die Online-Dating-Kurve zeigt steil nach oben, konventionelle Bekanntschaften nehmen ab. Quelle CUL |
Im Tinder-Zeitalter tönt es schon fast widersinnig: Paare, die sich im Internet treffen und darauf eine
ernsthafte Beziehung aufbauen, konstruieren eine langlebigere Beziehung, als
jene, die sich auf konventionelle Weise kennenlernen. Gemäss einer aktuellen Studie, hat sich die Art der Kontaktaufnahme zwischen
potentiellen Lebenspartnern als Folge der digitalen Revolution in den letzten
Jahren enorm verändert. Online-Dating ist demgemäss heute schon die
dritthäufigste Art, wie sich heterosexuelle Paare kennenlernen, bei homosexuellen
Paaren sei es mit Abstand die häufigste. Wie wirkt sich das
gesellschaftlich aus? Sehr positiv, glauben die Forscher, wie das ORF berichtet:
“Philipp Hergovich und sein Kollege Josue Ortega von der Universität Essex haben eine Reihe von US-Studien zum Thema Online-Dating analysiert und in volkswirtschaftlichen Modellen interpretiert. Daraus geht auch hervor, dass Online-Dating nicht nur die Weise verändert, wie wir unseren Partner/unsere Partnerin kennenlernen, sondern auch unsere sozialen Netzwerke. Man lernt durch Online-Dating häufiger Menschen kennen und lieben, die nicht aus der näheren Umgebung oder dem eigenen Kulturkreis kommen. Das mache die Gesellschaft offener und breiter vernetzt - so ihre Theorie. Wie Daten aus den USA nämlich zeigen, stieg seit dem Jahr 1995 - als Online-Dating-Plattformen erstmals auf den Markt kamen - auch die Anzahl an Beziehungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. „Das zeigt: durch Online-Dating ist es möglich, Leute kennenzulernen, zu denen man vorher überhaupt keinen Zugang hatte.“
Die
Modellrechnungen der Beziehungsforscher basieren auf ökonomischen Modellen. Das
macht die Resultate nicht unbedingt glaubwürdiger. Ein kritischer Leser auf
heise.de merkt an:
“In der Studie wurde versucht das Verhalten von Menschen mit Softwareagenten zu simulieren. Dazu hat man sich ein Modell ausgedacht, wie Menschen interagieren könnten. Dann hat man die Gültigkeit des Modells mit den Ergebnissen älterer Studien verglichen. Und dann hat man mit dem Modell in die "Zukunft" geschaut. Das alles hat nichts mit der Realität zu tun…“Natürlich vergleicht die Studie ihre Modellrechnungen auch mit früheren Untersuchungen zu ähnlichen Themen. Gestützt auf diese Vergleichsdaten stellen die Forscher die These auf, dass Ehen, deren Partner sich online kennengelernt haben, länger halten, als jene, die nach herkömmlichem Kontaktknüpfen geschlossen wurden. Das ist doch immerhin auch im Zeitalter von Tinder und Co. eine gute Nachricht.
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