Monday, June 29, 2020

Automatisierung: Journalisten durch Software-Roboter ersetzt

Journalisten sind entbehrlich. Das haben tausende Mitglieder dieser Berufsgruppe seit dem Aufkommen des Internets schmerzlich erfahren. Doch auch für viele Journalisten, die heute noch einen Job haben,  ist die Zukunft alles andere als sicher: Die zunehmende Digitalisierung im News-Business führt dazu, dass deren Aufgaben vermehrt von Software-Robotern übernommen werden.

Das Geschäft mit den News wurde die Digitalisierung der Gesellschaft gewaltig
aufgemischt - und die Rewvolution hat erst begonnen.                    Bild Pixabay
Nun ist es also Microsoft mit seinem Medienunternehmen MSN, das dafür sorgt, dass wieder mal eine ganze Reihe von Mitarbeitern im Newsgeschäft auf der Strasse stehen. Sie werden schlicht nicht mehr gebraucht; ein Computer kann das auch, was sie bisher gemacht haben. Genau dieses Phänomen ist zufällig das Thema eines aktuellen Artikels in der Computerwoche unter dem Titel “Automatisierungsschub: Knowledge-Worker-Jobs in Gefahr“. Die CW basiert ihren Bericht auf einer Forrester-Studie, welche die Corona-Krise als Auslöser für eine solche Automatisierungswelle sieht, die Menschen durch Maschinen ersetzen werde.  Knowledge Worker mit eher einfachen Aufgaben soll es demnach besonders hart treffen. Im Falle von MSN ist es vorwiegend die Auswahl von News, die jetzt von Software übernommen werden soll, wie die Zeit berichtet:
“MSN gehört zu Microsoft, der Konzern beauftragte zuletzt externe Agenturen, Artikel zu kuratieren. Deren Redakteure und Redakteurinnen wählten Texte von Medienpartnern aus – für die deutschsprachige Plattform zum Beispiel Beiträge von ZEIT ONLINE, dem Spiegel oder auch der Gala –, texteten neue Überschriften, fügten Bilder ein. Nun sollen diese Verträge auslaufen…“
Betroffene gibt es weltweit – auch in Europa:
“Allein bei der wunder media production GmbH, einer digitalen Redaktionsagentur, verlieren laut einer Mitarbeiterin viele Kolleginnen und Kollegen zum Monatsende ihren Job. Die Agentur war bisher für das MSN-Newsportal in Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern zuständig. "Die Ankündigung kam für uns alle sehr überraschend. Erst seit einer Woche wissen wir, dass unsere Verträge nicht verlängert werden. Ab dem ersten Juli sind wir arbeitslos", sagte sie gegenüber ZEIT ONLINE. Auf Anfrage hat sich die Agentur bislang nicht zu den genauen Gründen und der Zahl der Mitarbeiter geäußert.“
Tatsächlich erledigt Software bereits viel ‘journalistische‘ Arbeit:
“ Mario Haim, Juniorprofessor für Datenjournalismus an der Universität Leipzig, versteht die Aufregung um Kuration durch Software nicht ganz: "Ähnliche Portale wie Google News, Apple News oder Yahoo News greifen schon lange auf automatisierte Programme zurück, die die Artikel für die jeweilige Plattformen kuratieren, aber da verlief die Umstellung offensichtlich diskreter als bei MSN." 
Den Kommentaren nach zu beurteilen, die  im Artikel der Zeit zu diesem Thema publiziert wurden, weinen viele Leser den betroffenen Schreibern keine Tränen nach. Ein Leser namens Hai kommentiert:
“Auch Journalisten nutzen vermehrt automatisierte Texte. Werden sie ersetzbar?" Das will ich doch stark hoffen! Eine KI wird vielleicht mehr Wert auf Fakten als auf Meinung und Moral legen…“

Wednesday, June 24, 2020

Der Adobe Flash Player hat endgültig ausgespielt

Nach vielen Jahren und hunderten Millionen Usern aber auch unzähligen Sicherheitslücken und anderen Kontroversen, wird Adobe die Verteilung und Aktualisierung von Flash Player Ende dieses Jahres endgültig einstellen.

Ende Jahr läuft auch die letzte Gnadenfrist für den Flash Player
von Adobe ab.                                                           Bild Adobe
Man haben diese Ankündigung in Zusammenarbeit mit den Adobe-Technologiepartner - darunter Apple, Facebook, Google, Microsoft und Mozilla - gemacht, die ergänzende technischen Details darüber publiziert hätten, gab Adobe bekannt. Offene Standards wie HTML5, WebGL und WebAssembly seien im Laufe der Jahre kontinuierlich besser geworden und seien praktische Alternativen für Flash-Inhalte. Auch die großen Browser-Hersteller integrieren diese offenen Standards in ihre Browser und lassen die meisten anderen Plug-ins (wie Adobe Flash Player) nicht mehr zu.
Adobe wird bis Ende 2020 weiterhin regelmässig Sicherheitspatches für Flash Player herausgeben, die Kompatibilität von Betriebssystem und Browser aufrechterhalten und weitere Funktionen und Fähigkeiten hinzufügen. Ab Ende dieses Jahres wird Adobe die Download-Seiten für den Flash Player von der Website entfernen, und Flash-basierte Inhalte werden dann für die Ausführung in Adobe Flash Player gesperrt.
Adobe empfehle die Verwendung der neuesten, unterstützten und aktuellen Software, teilt das Unternehmen mit und sagt klar:
“Kunden sollten Flash Player nach dem End-of-Life-Datum nicht mehr verwenden, da er von Adobe nicht mehr unterstützt wird.  Kunden sollten auch keine nicht autorisierten Versionen von Flash Player verwenden.  Unautorisierte Downloads sind eine häufige Quelle von Malware und Viren.  Adobe übernimmt keine Verantwortung für nicht autorisierte Versionen von Flash Player, und die Verwendung solcher Versionen durch Kunden erfolgt ausschließlich auf eigenes Risiko.“
Adobe geht sogar so weit, den Anwendern die Deinstallation des Flash Players zu empfehlen:
“Adobe wird nach dem EOL-Datum keine Sicherheits-Updates oder Patches für Flash Player mehr zur Verfügung stellen. Benutzer werden von Adobe aufgefordert, Flash Player später in diesem Jahr auf ihren Rechnern zu deinstallieren.“

Monday, June 22, 2020

Das Internet hat die Coronakrise sehr gut überstanden

Die Coronakrise hat auch das Internet gefordert: Die Verlagerung eines signifikanten Teils von Büroarbeitsplätzen ins traute Heim hat zu dieser Belastung beigertragen. Wie auch die Tatsache, dass es ausserhalb der eigenen Wohnung nicht viel zu tun gab, während der Krise. Da musste Netflix als Ersatz herhalten. Die gute Nachricht ist: Das Internet hat den Ansturm sehr gut überstanden.

Die Leitungen und die Server des Internets haben auch während
des krisenbedingten Ansturms standgehalten.                                  Bild Pexels
Für eine Weile war die Panik gross: Zahlreiche Artikel wurden publiziert, in denen daran gezweifelt wurde, ob das Internet den Ansturm der Coronakrise meistern könne, und sogar sein Zusammenbruch wurde vorausgesagt. Diese Sorgen waren unbegründet: Eine Studie von DE-CIX zeigt auf, dass das Internet aus technologischer Sicht, sowohl in den Endkundennetzen als auch insbesondere an den Übergabepunkten, dem Ansturm der letzten Wochen ausgesprochen gut standgehalten hat. Dies sei nicht zuletzt deshalb der Fall, schreiben die Autoren, weil über die vergangenen Jahre ohnehin ein erhebliches globales Wachstum im weltweiten Datenverkehr zu verzeichnen gewesen sei und die Internetindustrie nun lediglich ein kurzfristig aufgetretenes Wachstum habe abfedern müssen. Man könne von einer “beschleunigten Digitalisierung“ sprechen, auch in Hinblick auf die Entwicklungen im Bereich Home-Office oder virtueller Events.
Wer sich im Detail für die Studie interessiert, kann die Zusammenfassung hier im Detail kostenfrei abrufen (sechs Seiten, PDF). Das Fazit möchten wir hier zitieren:
“Eines geht klar und deutlich aus der aktuellen Situation hervor: Das Netz hält! Auch in Phasen der Maximalbelastung wie einem globalen Shutdown. Doch während der weltweiten Pandemie haben sich auch einige Schwachstellen der digitalen Infrastruktur gezeigt, die teilweise direkt beim Nutzer spürbar sind, oder langfristig spürbar werden. Ob es um die Herausforderungen in den Teilnetzen des Internets, an den Netzübergängen oder der letzten Meile (dem Endkundenanschluss) geht: Letztendlich liegt es in der Verantwortung der jeweiligen Betreiber, ausreichend Kapazitäten vorzuhalten und je nach Notwendigkeit vorausschauend auszubauen. Das muss nun, in der aktuellen Krise, unerwartet, schneller als geplant und flächendeckend vonstattengehen. Das wiederum beschleunigt die Digitalisierung stark, mit dem Coronavirus als äußerst ungewöhnlichem Treiber. Disruptive Technologien, wie 5G, werden die Herausforderungen und Ansprüche an das Internet vorantreiben. Nur wenn alle Partizipienten der Internetinfrastruktur auf ihre Art und Weise funktionieren, Innovation vorantreiben und sich ausnahmslos verlässlich zeigen, kann das einst zu Forschungszwecken vor Jahrzehnten aufgebaute Netz von Teilnetzen den Ansprüchen der Menschen auch in Zukunft gerecht werden.“

Thursday, June 18, 2020

Twitter bringt Voice-Tweets

Twitter macht es ab sofort möglich, nicht mehr nur Nachrichten mit 280 Zeichen zu versenden, sondern neu auch 140 Sekunden Audio. Wie sich das auf das jetzt schon oft sehr giftige Twitter-Klima auswirken wird, ist schwer vorauszusagen.

Ab sofort können bestimmte User Voice Tweets versenden.
                                                                                               Screengrab Twitter
Vor allem in der amerikanischen Politik ist Twitter ein vielgenutztes Sprachrohr für Politiker (Donald Trump ist das bekannteste Beispiel) und auch ein sehr geeignetes Instrument, um namentlich und vor allem anonym die Atmosphäre zu vergiften. Für Journalisten ist Twitter ein Geschenk vom Himmel, weil im unendlichen Twitter-Raum immer irgendjemand etwas rauslässt, das die eigene Storyline unterstützt.
Dass Twitter jetzt Audio-Tweets zulässt, kommt einerseits überraschend, andererseits haben andere Social Media dasselbe schon länger möglich gemacht. Sprachnachrichten zu verschicken, auch in Gruppen, ist zum Beispiel mit WhatsApp schon eine Weile möglich, wird allerdings nicht von allen Nutzern geschätzt.
Twitter hat als Unternehmen jetzt schon Mühe, die Zensurbegehren jener Nutzer zu befriedigen, welche die Plattform vor allem als Verstärker ihrer Ideologien und Zensur als Waffe sehen. Wenn es um gesprochene Nachrichten geht, wird es wohl nicht einfacher werden, die Inhalte zu kontrollieren.
Vorläufig sind es denn auch noch nicht alle Nutzer, die in den Genuss des neuen Features kommen. In einem Blog-Beitrag kündigte Twitter an, dass das Erstellen von Sprach-Tweets vorerst nur einer begrenzten Gruppe von iOS-Nutzern zur Verfügung stehen werde. In den kommenden Wochen sollten dann alle Twitter-Nutzer mit einem iPhone in der Lage sein, mit
ihrer Stimme zu twittern.
Manchmal reichten 280 Zeichen nicht aus, und Nuancen der Konversation zu übermitteln, heisst es in der Twitter-Mitteilung. Deshalb teste man die neue Funktion, die der Art und Weise, wie Twitter genutzt werde, eine menschlichere Note verleihe. Das Twittern via Sprache unterscheide sich nicht allzu sehr vom Twittern mit Text, heisst es:
“Um zu beginnen, starten Sie einen Tweet und tippen Sie auf das neue Symbol mit den Wellenlängen. Unten sehen Sie Ihr Profilfoto mit der Aufnahme-Schaltfläche - tippen Sie darauf, um Ihre Stimme aufzunehmen.“
Man hoffe bei Twitter, dass Voice Tweeting den Usern die Möglichkeit gebe, Ihre Sichtweise schnell und einfach mit Ihrer Stimme zu teilen. Man sei gespannt, wie die Menschen dies nutzen würden, um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen und "die öffentliche Diskussion zu bereichern".

Monday, June 15, 2020

Windows-Updates: Ohne Probleme scheint’s nicht zu gehen

Wahrscheinlich müssen wir uns alle damit abfinden: Nach jedem monatlichen Update des weltweit grössten und wichtigsten Betriebssystems, funktionieren viele PCs nicht mehr so, wie sie sollten. Zum Teil verursachen die Microsoft-Updates von Windows 10 nicht nur Ärger, sondern Schäden, die sich sehr negativ auswirken können.

Probleme mit Windows 10 Updates? Da sind Sie nicht allein!      
Die neusten Windows-Updates für den Monat Juni können Ihre Drucker lahmlegen. Windows bestätigt zahlreiche Medienberichte, die sich über solche Ausfälle beklagen. Betroffen seien verschiedene Druckermodelle der Marken Brother, Canon, HP, Panasonic und Ricoh. Microsoft hat auch herausgefunden, wie es zum Problem kommt: Die Ursache liege darin, dass der Drucker-Spooler abstürze. Das könne sogar dazu führen, dass die jeweilige Anwendung beim Druckversuch unerwartet beendet werde, was zu Datenverlusten führen könne, wenn die Daten vor dem Druckvorgang nicht gesichert wurden.
Aber keine Sorge, wenn Sie das Pech haben einen solchen Drucker zu benutzen, können Sie das Problem mit etwas Zeit und Geduld hoffentlich selber lösen:
“Microsoft rät dazu, entweder die Juni-Updates KB4560960, KB4561608 sowie KB4557957 zu deinstallieren oder alternativ den Druckertreiber erneut zu installieren. Im Anschluss sollten wieder alle Druckfunktionen zur Verfügung stehen. Anschließend sollten die Windows-Updates pausiert oder die drei Updates permanent geblockt werden…“ (computerbase.de)
Ist doch ganz einfach, oder haben Sie etwa im Office Besseres zu tun?
Microsoft hat auf seiner Website eine lange Liste von Problemen, die durch die aktuellen Updates ihrer Betriebssysteme (Windows 10 und Windows Server) verursacht werden. Einige davon sind “gelöst“, der Status der meisten wird “untersucht“.
Bekanntlich sind ja Schwierigkeiten nach Windows-Updates nichts Ungewöhnliches. Es werden jeden Monat unzählige von Artikeln zum Thema geschrieben. Microsoft kommt allerdings immer ganz gut weg, die Autoren konzentrieren sich darauf, was wieder schief gelaufen ist. Konzertierte Kritik am System bleibt aus. Das sicher einer der Gründe dafür, dass diese Probleme, die in einem Unternehmen viel Zeit und Geld kosten können, oft ganz geduldig hingenommen werden. Es gehe halt nicht anders, die Systeme seien sehr komplex, sagt Microsoft, und auf den Redaktionen freut man sich, dass Microsoft mit grosser Regelmässigkeit Stories liefert, die viele Nutzer zwangsmässig interessieren. Unter dem Titel “Neues Windows 10 Update liefert Probleme direkt auf Ihren PC“, haben wir schon vor zwei Jahre die Frage gestellt, wie hoch die Schäden sind, die durch derartige Update-Pannen verursacht werden.
Da sich seither bezüglich fehleranfälliger Updates nicht viel geändert hat, müssen wir uns wohl damit abfinden, dass nach dem Update mit den Patches wieder ein Update kommt, um  die Patches zu patchen. Und jedesmal froh sein, dass der PC noch funktioniert…

Wednesday, June 10, 2020

Gesichtserkennung in Zeiten von Corona und Massendemonstrationen

Gesichtserkennung hat zwei Seiten: Sie kann für die Suche nach Kriminellen eingesetzt werden – aber eben auch zur Überwachung von gesetzestreuen Bürgern. China ist das bekannteste Beispiel für die Massenüberwachung von Millionen Bürgern. Corona und die vielen Menschen, die eine Schutzmaske tragen, machen den Einsatz von Gesichtserkennungssoftware zwar schwieriger - aber nicht unmöglich.

Gesichtserkennungstechnologie: IBM überlässt das Feld unzähligen anderen
Unternehmen, die daran arbeiten.                                            Bild piqsels.com
Es sind nicht nur Gesichtsmasken, die Face Recognition Software verzweifeln lassen. Auch das gegenwärtige politische Klima scheint für derartige Initiativen zu rau geworden zu sein. IBM will auf jeden Fall plötzlich nichts mehr mit der eigenen Gesichtserkennung zu tun haben, wie jetzt bekannt wurde. In den letzten Jahren hatte der IT-Megakonzern fleissig daran gearbeitet, die Leistungen von Gesichtserkennungssoftware mit künstlicher Intelligenz zu verbessern. Dabei wurde IBM sogar eingeklagt, weil zu Trainingszwecken private Flickr-Fotos eingesetzt worden waren. Jetzt hat der Wind gedreht: Er glaube, dass es an der Zeit sei, einen nationalen Dialog zu beginnen, ob und wie Gesichtserkennungs-Technologie von den Strafverfolgungsbehörden genutzt werden dürfe, gab Arvind Krishna, der IBM-Konzernchef bekannt. IBM wolle deshalb in Zukunft keine Gesichtserkennungs-Technologie und -Software mehr entwickeln:
“Konkret soll keine IBM-Technologie mehr eingesetzt werden können für Massenüberwachung, Racial Profiling, Verletzung grundlegender Menschenrechte und Freiheiten. De facto bedeutet dies aber den Exit aus der entsprechenden Forschung und Entwicklung – so die Wahrnehmung in den US-Medien und von Kommentatoren.“ (handelszeitung.ch)
IBM ist nur eine von sehr vielen Firmen, die Gesichtserkennungslösungen entwickelt hat – es gibt unzählige mehr, gerade in Asien. Viele dieser Firmen sind im Moment dabei, ihre Programme so weiter zu entwickeln, dass sie auch Gesichter mit Masken erkennen können, indem sie den oberen Teil des Gesichtes ausmessen. Es sei zu einer regelrechten Explosion von Upgrade gekommen, schreibt ComputerWeekly.com:
"Eines der ersten Unternehmen, das ein System einsetzte, von dem es behauptete, es könne Personen mit verdeckten Gesichtern identifizieren, war die chinesische Firma für künstliche Intelligenz SenseTime, welche die Technologie bereits am 11. Februar einsetzte. Während andere chinesische Firmen, darunter Alibaba, Hanwang Technology, Telpo und Wisesoft, im Februar und März rasch mit ähnlichen Lösungen nachzogen, sind die Entwickler von Gesichtserkennungssystemen im Rest der Welt nicht weit davon entfernt. Andere Unternehmen, die behaupten, seit Beginn der Pandemie eine maskenumgehende Gesichtserkennung entwickelt zu haben, sind unter anderem SAFR, Innovatrics, Herta, Speech Technology Centre, Remark Holdings, Rank One und Corsight.“
Die Entwicklung geht also weiter, auch ohne IBM. Denn gerade in Staaten wie China, wo Demokratie gelinde gesagt nicht grossgeschrieben wird, wird die Technologie auch weiterhin eingesetzt und weiterentwickelt werden.

Saturday, June 6, 2020

Und plötzlich wird aus Information ‘Dark Data‘

‘Dark Data’ (zu Deutsch: dunkle Daten) sind zwar noch nicht in aller Munde, tauchen aber immer öfter auf, auch im Zusammenhang mit dem Thema Klimawandel. Tatsächlich umschreibt das Schlagwort ein interessantes Thema: Im Endeffekt geht es um effiziente IT-Infrastrukturen und –Abläufe. Da zeigen Untersuchungen, dass es oft gewaltig hapert.

Dunkeldaten sind ineffizient und belasten das Budget und die Umwelt.
                                                                                                        Bild Pixabay
“Dark Data zerstört den Planeten” schreit die Schlagzeile im Online-Magazin Information Age. So weit wird es wohl nicht kommen, aber es sind schon beeindruckende Mengen Energie, die durch ineffiziente Datenflüsse und Datenspeicherung verloren gehen. Untersuchungen des Datenschutz- und Softwareunternehmens Veritas haben ergeben, dass etwa 52 Prozent aller von Organisationen weltweit gespeicherten Daten Dark Data sind. Das entspreche aktuell rund 5,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, die in die Atmosphäre gepumpt werden. Veritas kommt zu dieser Zahl, indem es Industriedaten über den Stromverbrauch von Datenspeichern und Daten über die Emissionen von Rechenzentren erfasst hat. Andere Experten schätzen den Anteil von Dark Data auf Firmenspeichern noch viel höher ein.
Doch was sind dunkle Daten genau?
Gartner definiert Dark Data als Informationswerte, die Unternehmen während ihrer regulären Geschäftsaktivitäten sammeln, verarbeiten und speichern, die aber im Allgemeinen nicht für Analysen, Geschäftsbeziehungen und direkte Monetarisierung verwendet werden. Mit Dark Data bezeichne man Daten, die zwar von Informationssystemen erfasst und gespeichert, aber nicht verwendet würden, definiert Wikipedia. Bei großen Datenmengen (Big Data) könnten viele Daten entstehen, die nicht alle analysiert, betrachtet oder benutzt würden und so komme es dazu, dass man sich der Existenz der Daten nicht mehr bewusst sei.
Die Computerwoche hat das Problem
in einem aktuellen Artikel aufgerollt. Der Autor kommt zum Schluss, dass Dark Data nicht nur mit richtigen Werkzeugen und Strategien, sondern auch mit der Einführung einer  Datenkultur unter Kontrolle gebracht werden könne:
“Die effektivste Verteidigung gegen dunkle Daten ist ein präventives Vorgehen. Um zu verhindern, dass dunkle Daten entstehen, müssen Unternehmen eine Strategie für ihre Daten entwickeln. Diese sollte festlegen, wie aktuelle Daten erfasst und ausgewertet, veraltete Daten identifiziert und schließlich gelöscht werden können. Im zweiten Schritt ist es wichtig, die Strategie mit den richtigen Werkzeugen umzusetzen. Diese Tools können Daten in unterschiedlichsten Datenquellen zuverlässig finden, ihren Inhalt klassifizieren und Dark Data risikofrei löschen […]Unternehmen sollten auch bereit sein, die neuesten Technologien einzusetzen. Eine zentrale einheitliche Datenverwaltungsplattform kann Mitarbeitern helfen, gesuchte Daten schneller zu finden. Wenn die Mitarbeiter einen Überblick über die Daten haben und ihren Wert besser verstehen, können sie fundiertere Entscheidungen darüber treffen, welche Daten sie aufbewahren und welche gelöscht werden können. Auf diese Weise sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Daten dunkel werden…“


Tuesday, June 2, 2020

Huawei 5G: “Die Schweiz fliegt unter dem Trump-Radar“

Der chinesische Technologiegigant Huawei macht weltweit beliebte und qualitativ hochwertige Smartphones. Das ist aber nur ein Teil des Portfolios. Huawei stellt vor allem Telekommunikationsausrüstung her, die im Bereich 5G führend sind. Trotzdem hat das Unternehmen in vielen Ländern der Welt ein Problem: Dass es aus China kommt und sehr eng mit dem chinesischen Staat verbandelt ist, hat zu einem Vertrauensverlust geführt, der dem Geschäftsgang nachhaltig schaden könnte.

Huawei's Hauptsitz in Shenzhen, China                    Bild Wikimedia Commons
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Huawei eine enorm erfolgreiche Firma ist. Das Unternehmen wurde vor 33 Jahren in China gegründet, verzeichnete schnelles Wachstum und konnte im letzten Jahr globale Umsätze von 122 Milliarden US-Dollar verbuchen. Doch weil die amerikanische Handelspolitik gegenüber China unter Präsident Donald Trump in den letzten Jahren vor allem durch Rivalität und amerikanischen Protektionismus geprägt war, hat Huawei im Ausland vielerorts mit Gegenwind zu kämpfen. Das letzte Beispiel: Der grösste kanadische Telekommunikationsdienstleister Bell Canada wählte diese Woche das schwedische Unternehmen Ericsson als Lieferant für die 5G-Netzwerkausrüstung aus - Huawei geht trotz führender Technologie leer aus.  Als Land hat Kanada noch nicht entschieden, ob es Huawei Tech generell erlauben wird, 5G-Mobilfunknetze aufzubauen. Kanada ist bezüglich Huawei allerdings in einer sehr speziellen Situation. Huaweis COO Meng Wanzhou sitzt seit etwa einem Jahr in Vancouver fest, wo ein Verfahren für ihre Auslieferung an die USA läuft, wo sie sich einer Anklage wegen Bankbetrugs stellen musst - wenn es je soweit kommen wird. Aber auch in anderen Ländern wird die Luft für Huawei dünner:  Telefonica Deutschland hat Ericsson mit dem Aufbau seines 5G-Kernmobilfunknetzes in Deutschland beauftragt, da die Wahl des schwedischen Anbieters die Sicherheit seiner Dienste der nächsten Generation gewährleisten werde. Deutschlands drei Hauptbetreiber wollen Huawei von ihren Netzkernen fern halten und sich nur noch bei den weniger empfindlichen peripheren Funkzugangsnetzen weiterhin auf den chinesischen Anbieter verlassen. Immerhin: Im Gegensatz zu den USA und Australien hat bis jetzt kein Europäisches Land Huawei formell blockiert, und die meisten der derzeitigen globalen 5G-Verträge des Unternehmens bestehen mit Unternehmen, die innerhalb Europas tätig sind.
Wie es in der Schweiz bezüglich Huawei aussieht, hat die Wirtschaftsagentur Bloomberg kürzlich in einem Artikel zusammengefasst. Titel:  Huawei ist im europäischen 5G-Himmel weil die Schweizer sich Trump widersetzen. Der Untertitel: Die Schweiz wählt Huawei 5G - und fliegt unter dem Trump Radar. Die Geschichte zur Schlagzeile:
“Während sich andere Länder in Europa mit den Befürchtungen der USA auseinandersetzen, dass Huawei sie für chinesische Spionage anfällig machen könnte, baut die Schweiz im Stillen ein Netzwerk mit dem Unternehmen auf. Die Schweizer sind durch das frühe Aufkommen privater und öffentlicher Netzwerke weitgehend unerkannt zu weltweiten Leadern bei der Einführung der 5G-Technologie geworden. Unternehmen vom Flughafen Zürich über den nationalen Postdienst und die Eisenbahn bis hin zum Nahrungsmittelgiganten Nestle SA und der Zürich Versicherungen haben bereits private Netzwerke mit Sunrise, deren Exklusivlieferant Huawei ist, aufgebaut oder planen das…“
Die Schweizer Regierung habe eine sehr neutrale und objektive Bewertung von Huawei durchgeführt und sei zu dem Schluss gekommen, dass es keine signifikanten anderen Risiken in der Technologie und in Huawei als Unternehmen gebe, gab Sunrise-CEO Andre Krause in einem Interview zu Protokoll, schreibt Bloomberg. Und er räumte ein, dass sich der ständige Druck auf Huawei “irgendwann“ auch auf Sunrise auswirken könne.

5G ist eine wichtige Technologie für die IT-Zukunft, und Huawei ist nicht die einzige Hürde, welche in diesem Zusammenhang genommen werden muss. Auch innenpolitisch sind noch nicht alle Weichen gestellt, da der Widerstand in einigen Bevölkerungsgruppen gross ist. Bald wird sich zeigen, welche Hürde die höhere ist.