Thursday, December 27, 2018

Immer mehr Rücksendungen machen dem Handel das Leben schwer

Interneteinkäufe werden immer häufiger an die Onlinehändler zurückgeschickt. In Deutschland zum Beispiel, wird jeder achte Kauf im Netz mittlerweile retourniert, wie eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab. Die Retourquoten seien gerade in speziellen Warengruppen wie Kleidung enorm hoch und nähmen von Jahr zu Jahr zu. Die häufigsten Rücksender sind junge Frauen.

Heute geht's auf dem Fliessband zur Auslieferung - morgen kommt die Sendung
vielleicht schon wieder zurück.                                                       Bild flickr.com
 Online-Shopping könnte eigentlich recht umweltfreundlich sein, wenn man bedenkt, dass sich Millionen von Kunden die Reise zu einem Ladengeschäft sparen und die Einkäufe in Sammelsendungen per Kurier oder Post angeliefert werden. Wenn dann allerdings jedes achte Paket wieder zurückgeschickt wird, verschlechtert sich die Umweltbilanz massiv - und schlägt auf die Kosten der Händler. In den letzten zwei Jahren stieg die Retourenquote laut Bitkom um volle 20 Prozent. Vor zwei Jahren wurden noch zehn Prozent aller Onlinekäufe zurückgeschickt, inzwischen sind es zwölf Prozent. Der Grund: Viele Kunden bestellen ihre Kleidung online gleich in mehreren Grössen, um zu Hause eine Auswahl zu treffen. Jeder zweite Onlinekäufer gab in der Bitkom-Umfrage an, Waren im Internet hin und wieder mit der Absicht zu bestellen, sie wieder zurückzuschicken. 28 Prozent der Befragten tun das nach eigener Auskunft eher selten, 17 Prozent manchmal und sechs Prozent regelmässig. Vor allem jüngere Kunden schicken zurück:
14- bis 29-jährige Käufer senden 18 Prozent ihrer Internetbestellungen wieder zurück. Frauen senden nach eigener Auskunft jeden siebenten Einkauf wieder an den Händler, bei Männern ist es fast jeder zehnte Einkauf.
Gemäss Schätzungen der Welt machen allein die Rücksendungen  in Deutschland hunderte Millionen Pakete aus:
“Schätzungen zufolge werden die Kurier-, Express- und Paketdienste in Deutschland in diesem Jahr insgesamt gut 3,5 Milliarden Sendungen transportieren. Bis 2022 dürfte die Zahl den Prognosen zufolge auf gut 4,3 Milliarden Sendungen ansteigen. Auch ohne Retouren sind die Logistikunternehmen schon längst an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gekommen […] Längst nicht alle Sendungen lassen sich wieder so aufarbeiten, dass sie in den normalen Verkauf gehen. Händler verkaufen diese Ware oft an Retourenaufkäufer weiter, spenden sie oder geben sie in den Personalverkauf. Zahlreiche Produkte werden, obwohl neuwertig, auch vernichtet…“ 
Der Online-Handel  per se ist nicht umweltschädlich - das Verhalten vieler Kunden allerdings schon. Die Retouren-Welle, die jeweils vor allem nach den Festtagen zu den Händlern zurückschwappt, wird aber so lang nicht kleiner, als sowohl Gesetzgeber als auch Händler das Retournieren fördern. Kulanz ist bei den Kunden gefragt und fördert das Geschäft. Also wird sie auch weiterhin praktiziert werden.

Sunday, December 23, 2018


Wir wünschen Ihnen, liebe Leser, ein wunderschönes und friedvolles Weihnachtsfest und ein erfolgreiches neues Jahr.  Möge Ihnen die digitale Technologie im 2019 nur Bereicherung und viele Vorteile bringen!


Thursday, December 20, 2018

Die Kunden der Sharing Economy müssen sparen

Die Sharing Economy, so haben wir uns sagen lassen, sei deshalb so beliebt, weil sie so cool sei. Allerdings scheint dies nicht der einzige Grund für die Popularität zu sein.  Millennials, also junge Menschen, die heute zwischen 20 und knapp 40 Jahre alt sind, sind die intensivsten Nutzer von AirBnB, Uber und Co., und sie haben scheinbar auch konkrete Gründe dafür.

Airbnb ist ein wichtiger Player in der Share Economy.         Bild maxpixel.net
Die Sharing Economy hätte es in der heutigen Form nie gegeben, ohne die Digitalisierung unserer Gesellschaft  während der letzten 40 Jahre. Die digitale Technolgie und die Vernetzung durch Smartphones hat es möglich gemacht, dass Konzepte wie Airbnb und Uber überhaupt funktionieren.
Es ist noch nicht lange her, dass der Besitz von Dingen für viele Menschen wichtig war und den Status markierte.  Heute ist Besitz in vielen Fällen keinen Indikator für Reichtum mehr. Das ist sicher ein Grund dafür, dass Minimalismus floriert und ist nicht nur praktisch, sondern auch cool, wie bereits erwähnt . Noch wichtiger, teilen kostet auch weniger als besitzen, und hier liegt gemäss einer neuen Amerikanischen Studie der Hase im Pfeffer. Zitat aus der Welt:
“Wir fanden kaum Hinweise, dass der Konsumgeschmack und die Konsumpräferenzen der Millennial-Haushalte geringer ausgeprägt sind als bei früheren Generationen“, lautet das erstaunliche Ergebnis, wenn die gleichen Maßstäbe bei Einkommen, Demografie und diversen anderen Parametern angelegt werden. Die Millennials wohnen also nicht unbedingt deshalb im Urlaub in Airbnb-Unterkünften, weil sie das für eine tolle Erfahrung halten – sondern weil sie sich vergleichbare Hotelzimmer nicht leisten können. Sie fahren nicht deshalb mit Uber statt mit einem herkömmlichen Taxi, weil sie das schöner finden, sondern weil es günstiger ist. Und sie leihen sich nicht deshalb ein Auto bei Flinkster, weil sie die Umwelt schützen wollen, sondern weil sie für einen eigenen Pkw nicht genug Geld haben. Das mag nicht für alle Nutzer so gelten, für die Mehrheit tragen aber knappe Finanzen zu diesen Entscheidungen bei.“
 Die Autoren der Studie vermuten, dass die Millennials die Opfer der großen Finanzkrise von 2008 sind. Vor zehn Jahren habe dieser Abschwung seinen Anfang genommen, als sie zwischen elf und 27 Jahre alt waren, und er habe in der Generation Spuren hinterlassen.

Millennials sind also gar nicht so anders, was den Konsum betrifft, als die Generationen vor ihnen, obwohl sie sich bezüglich digitalem Verhalten unterscheiden:  Sie sind mit den neusten digitalen Errungenschaften aufgewachsen und bedienen sie mit grosser Leichtigkeit. Eine Tatsache, die sicher auch dazu beiträgt, dass digitale Dienste ohne Hemmungen genutzt werden - was man von vielen Babyboomern nicht behaupten kann.

Saturday, December 15, 2018

Die Schweizer Mobilfunker vertrauen Huawei - die Deutschen eher nicht

Westliche Nationen, allen voran die USA, haben ein China-Technologie-Problem. Das Problem besteht nicht darin, dass zu viel Technologie zu billig in den Westen geliefert wird. Die neuen Fragen sind grundsätzlicher; zum Beispiel: Kann man der Chinesischen Technologie, die eng mit dem autoritären kommunistischen Staat verbunden ist, überhaupt trauen?

Können wir überhaupt noch ohne chinesische Technologie - angebliche
Spionage hin oder her?                                                                  huawei
Die Kanadier erfahren es gerade:  Beim Geschäftemachen kommt es immer auch auf den Partner an. Weil Kanadische Behörden auf einen internationalen Antrag auf Auslieferung gegen eine Chinesische Finanzdirektorin in die USA eingegangen sind, hat China kurzerhand zwei unbeteiligte Kanadische Expats in China verhaftet und im berüchtigten Chinesischen System verschwinden lassen. Zwei für Einen, sozusagen. Diese Aktion hat weltweit kaum für Aufsehen gesorgt: Zu viele Geschäfte stehen auf dem Spiel, und während es sich bei den Kanadiern um relativ unbekannte Personen handelt, ist die Chinesin, die in Kanada auf Ansinnen der USA verhaftet wurde, sehr prominent: Es ist Meng Wanzhou, die Huawei Finanzchefin. Der Grund für ihre Verhaftung  liegt in der Politik:
“Die Verhaftung steht einem Insider zufolge in Verbindung mit der Missachtung von amerikanischen Sanktionen. Einem Bericht der Zeitung „The Globe and Mail“ zufolge wird ihr zur Last gelegt, gegen Sanktionen verstoßen zu haben, die die Vereinigten Staaten gegen den Iran verhängt hatten.“ (faz)
Meng Wanzhou ist die Tochter des Firmengründers Ren Zhengfei, dessen Konzernt schon seit längerem im Verdacht steht, gar nahe mit der Chinesischen Regierung zusammen zu arbeiten. Wir haben schon im Februar dieses Jahres darüber berichtet:
In den USA scheint sich unter der Trump-Administration die Erkenntnis festzusetzen, dass China zumindest auf wirtschaftspolitischer Ebene als Gegner betrachtet werden muss, der mit allen Mitteln dafür kämpft, gegenüber den USA wirtschaftliches Terrain zu gewinnen. Allerdings legen die amerikanischen Geheimdienste keine Belege dafür vor, dass China seine Staatsmacht für die Korrumpierung  chinesischer Technologie verwendet.“ 
Das alles hat dazu geführt, dass auch in Europa einige Staaten etwas vorsichtiger geworden sind mit Huawei. So auch die Deutsche Telekom. Wie 'die Welt' meldet, wird man dort „vor dem Hintergrund der Sicherheitsdiskussionen um den chinesischen Zulieferer“ die Beschaffungsstrategie überprüfen. Betont wird, dass man die globale Diskussion über die Sicherheit von Netzelementen chinesischer Hersteller sehr ernst nehme... In der Schweiz hält man das entweder für übertrieben, oder hält sich für schlauer. Aus Inside-It:
“Während Sunrise laut 'Der Bund' bereits Ende November erklärte, dass keine Pläne bestehen, den Technologiepartner zu wechseln, betont nun auch Swisscom ausdrücklich seine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller. Trotz des Hinweises auf das Umdenken bei der Deutschen Telekom heisst es auf Anfrage ungewöhnlich deutlich bei der Swisscom: "Wir verfügen bisher über keine Informationen, die die Sicherheitsbedenken gegenüber Huawei untermauern würden". Man pflege seit 2008 eine Geschäftsbeziehung zu Huawei und arbeite gemeinsam im Festnetzbereich also im Anschlussnetzbereich sowie im Kernnetz zusammen.“
Das tönt alles sehr vertrauenserweckend. Ob es das auch sein sollte, ist allerding eine andere Frage. Denn die Interessenlage von Sunrise und Swisscom ist nicht deckungsgleich mit jener der  schweizerischen Eidgenossenschaft. Die Deutsche Telekom scheint bezüglich Huawei mehr zu wissen - oder ist vielleicht einfach nicht ganz so gutgläubig, wie die Schweizer Mobilfunker .

Monday, December 10, 2018

Es weihnachtet sehr - und Paketdiebe haben Hochsaison

Die Verlagerung des Festtag-Kommerz‘ vom Laden zum Online-Handel hat zahlreiche folgerichtige wirtschaftliche Auswirkungen - aber auch viele unangenehme Nebeneffekte. Dazu gehören auch Paketdiebstähle. In der Schweiz ist das Problem nicht riesig, in den USA hingegen schon. Da werden jedes Jahr Millionen von E-Commerce-Sendungen gestohlen, entweder unterwegs, oder vor der Haustür der Adressaten.

Leise rieselt der Schnee, die Kinder freuen sich auf die Bescherung, und die Paketdiebe haben Hochsaison. Was in der Schweiz noch keine besorgniserregende Ausmasse angenommen hat, ist in den USA zu einem derartig grossen Problem geworden, dass sich daraus eine ganze Industrie entwickelt hat, die unter dem Titel “Wie Sie sich vor Paketdieben schützen können“ entsprechende Produkte verkaufen oder Ratschläge erteilt. Kein Wunder: Im letzten Jahr gaben 26 Millionen Amerikaner an, dass ihnen ein Paket gestohlen worden sei. So überrascht es nicht, dass einige Online-Shopper zu ungewöhnlichen Massnahmen greifen, um ihr Eigentum zu schützen. Da gibt es den einfallsreichen Tüftler in Tacoma, im Bundesstaat Washington, der eine Paketattrappe gebastelt hat, welche die Möchtegerndiebe mit einem lauten Knall erschreckt, wenn sie ihre Beute mitnehmen wollen. Nicht ganz so aufwendig, aber ebenfalls einfallsreich, will ein Shopper in Kalifornien die dreisten Diebe abschrecken: Er legt Köderpakete vor seine Haustür, die ganz einfach mit abstossendem Abfall gefüllt sind.
Natürlich gibt es auch zivilisiertere Methoden, den Räubern das Handwerk zu legen. Mangel an Ratschlägen gibt es nicht. Sowohl auf Social Media als auch in zahlreichen Publikationen wird dem Publikum nahegelegt, sich mit Überwachungskameras und Video-Türklingeln auszurüsten - oder ganz einfach, das Haus viel besser zu beleuchten, den Hund zu trainieren oder die Nachbarn um Mithilfe zu bitten. Ebenfalls empfohlen wird eine einfache Technologie, die dem Lieferanten anzeigt, wo er sein Paket zu deponieren hat, nämlich auf einem elektronischen Schalter, der bei unautorisiertem Zugriff einen Alarm auslöst. 
Wenn Ihnen in der Schweiz ein Paket gestohlen wird, fragen Sie sich wahrscheinlich, wer für den Schaden aufkommt. "Ist das Paket im Milchkasten des Empfängers deponiert, endet der Transportauftrag der Post – und damit auch die Haftung", sagt die Mediensprecherin der Post. Der Schaden könne also nicht einfach auf die Post abgewälzt werden. Die Post haftet nämlich nur, wenn das Paket nicht korrekt zugestellt wurde. Zum Beispiel, wenn ein Paket für den Milchkasten zu gross ist und der Pöstler es einfach in den Hauseingang stellt, statt es wieder mitzunehmen.

Thursday, December 6, 2018

Autonome Autos mit Notfall-Chauffeur: Google fährt Taxi

Jetzt kommen sie also, die fahrerlosen Taxis, allerdings erst in den USA und immer noch mit Notfall-Chauffeur - im Falle eines Falles. Aber immerhin. In Phoenix im Bundesstaat Arizona ist es jetzt tatsächlich möglich, eine Taxifahrt in einem selbstfahrenden Fahrzeug zu buchen.

Ein autonomer Waymo-Van, wie er auch für den Taxibetrieb verwendet werden
soll, bei einer Testfahrt in Kalifornien.                                        Bild Wikimedia
Waymo gehört zu Alphabet, ist also eine Firma die zum gleichen Konzern gehört wie Google. Momentan können einige hundert Beta-Tester im Grossraum Phoenix eine Fahrt in einem fahrerlosen Taxi mit Waymo-Technologie buchen und bezahlen. Waymo One ist natürlich ein Konkurrent von Uber - oder will zumindest einer werden. Kunden buchen Fahrten und bestätigen ihren Standort durch eine App. Waymo wählt die beste Route und den besten Aussteigepunkt, was bedeuten kann, dass der Passagier einige Minuten zu Fuss zu seinem endgültigen Ziel geht, ähnlich wie bei einem Discountservice, den Uber anbietet. Waymo liefert sogar ein Preisangebot zum Zeitpunkt der Buchung und verwendet die "Upfront Pricing"-Methode, die Uber 2016 als Alternative zum traditionellen Taxameter eingeführt hat.
In diesem Zusammenhang ist eine Aussage interessant, die Waymo-Chef John Krafcik kürzlich an einer Konferenz gemacht hat:
“Er sagte, dass es der Industrie wohl niemals gelingen werde, Autos zu bauen, die zu jeder Jahreszeit und bei allen Wetterlagen autonom fahren können. […] “Autonomie wird immer ein paar Einschränkungen haben“, sagte Krafcik. […] Das größte Potential für autonome Fahrzeuge sieht Krafcik derzeit im Speditionsbereich, wo schon in den nächsten Jahren die ersten selbstfahrenden Lastwägen auftauchen würden. Derzeit werden in den USA etwa 50‘000 Brummifahrer gesucht, wobei der Bedarf an Truckern in den nächsten Jahren auf bis zu 275‘000 steigen soll. Für solche Fahrten seien autonome Systeme sehr gut geeignet: „Güter größtenteils auf Autobahnen von Lager zu Lager zu transportieren ist ziemlich simpel“, sagte Krafcik.“
Der Waymo-Boss ist also trotz praktischer Fortschritte im autonomen Fahren vorsichtig mit seinen Prognosen. Da ist er nicht der Einzige. Der Deutsche Automobilclub ADAC hat kürzlich eine Studie zum Thema machen lassen, die versucht, gewisse Zeitrahmen und Erwartungen abzustecken. Sie sagt voraus, dass Automatisierungsfunktionen ab 2020 zuerst auf Autobahnen funktionieren werden. Bis zum Jahr 2050 könnten dort etwa 40 Prozent aller gefahrenen Kilometer automatisiert zurückgelegt werden. Allerdings wird auf Autobahnen nur ein Drittel der Fahrleistungen erbracht. Systeme, die auch den Stadtverkehr beherrschen und erst recht solche, die auf allen Strassenarten funktionieren, werden laut der Prognos-Studie erst deutlich später auf den Markt kommen. Gerade auf Landstrassen würden Automatisierungsfunktionen jedoch die grösste Wirkung entfalten. Hier wird knapp die Hälfte der Fahrleistungen erbracht, hier sind aber auch mit einem Anteil von 60 Prozent die meisten Verkehrstoten zu beklagen. Entsprechende Systeme für Landstrassen würden aber vermutlich erst gegen 2040 verfügbar sein.“

Wir werden also in den nächsten Jahren viel von autonomen Autos hören. Waymo ist erst der Anfang. Bis die Autos aber wirklich selber fahren lernen, werden noch viele Fahrzeuge von Menschen gelenkt über die Autobahnen brausen. Da vor allem auf Landstrassen schwere Unfälle passieren, also dort, wo die Automatisierung noch länger nicht greifen wird, ist das Potenzial des automatisierten Fahrens für die Verkehrssicherheit vorläufig geringer als allgemein erwartet wird. Gleichzeitig können sicherheitsorientierte Assistenzsysteme, wie Notbrems- und Spurhalteassistenten, schon heute deutliche Steigerungen der Sicherheit bewirken.



Tuesday, December 4, 2018

Blockchain: zu grosse Erwartungen, zu wenig Resultate

Die Blockchain-Technologie habe gesellschaftsveränderndes Potential  und werde in zahlreichen Branchen und Industrien in den nächsten Jahren zu Umwälzungen führen, hiess es noch vor kurzem. Angestossen worden war der Blockchain-Hype durch den raketenmässigen Anstieg der Bitcoin-Kurse, die allerdings inzwischen massiv abgestürzt sind.

Grosse Erwartungen, wenig Ergebnisse: Blockchain bringt nicht viel für andere
kommerzielle Anwendungen als Kryptowährungen.                        Bild Pixabay
Dieser Absturz ist einer der Faktoren, die den Blockchain-Hype abkühlen. Ein anderer Grund ist die Tatsache, dass die mit viel Lob bevorschusste Technologie kaum Resultate bringt. Die neuste Studie, die über mangelnde Ergebnisse berichtet, stammt von einem Expertentrio aus der Entwicklungshilfe. Die Resultate sind ernüchternd: Von 43 zufällig ausgesuchten Blockchain-Projekten, die von NGOs, Behörden und Privatfirmen für verschiedenste Zwecke eingesetzt wurden brachte kein einziges Ergebnisse. Wired berichtet:
Wir fanden eine Vielzahl von Pressemitteilungen, White Papers und überzeugend geschriebenen Artikeln", schreiben die drei Autoren in ihrem Bericht. Und fahren fort: "Allerdings fanden wir keine Dokumentation oder Beweise dafür, dass die Blockchain die angekündigten Ergebnisse lieferte. Wir entdeckten auch keine Berichte über Erfahrungen oder praktischen Erkenntnisse, wie sie bei anderen, sich in der Entwicklung befindlichen Technologien üblicherweise vorliegen." Besonders enttäuscht zeigten sich die drei Experten von der Art und Weise, wie die betroffenen Blockchain-Start-ups auf ihre Nachfragen per Mail und Telefon reagierten: nämlich gar nicht.“
Das Wirtschaftsmagazin Forbes beschreibt Blockchain als eine Erfindung, die nach einer tragfähigen kommerziellen Anwendung sucht:
“Da die Blockchain zur Herstellung von Bitcoin erfunden wurde, muss erst noch herausgefunden werden, was die Blockchain sonst noch alles tun kann. Bislang wurde diesbezüglich noch nichts demonstriert. Momentan finden nur einige Experimente statt, und signifikant ist, dass sie alle unter direkter Beteiligung einer Regierung oder Behörde durchgeführt werden."
Sind Kryptowährungen und Blockchain also bloss “heisse Luft“, oder haben sie eine Zukunft? Die Experten des Sicherheitsunternehmens Kaspersky gehen in ihrem Cryptocurrency Report 2019 auf diese Frage ein und kommen zu einem pessimistischen Schluss:
“Zu grosse Erwartungen an die Verwendung von Blockchain ausserhalb des Kryptowährungsbereichs werden verschwinden. Wir erwarten, dass dieser Trend nicht von der Leistungsfähigkeit der Technologie, sondern vom Menschen getrieben wird, da Organisationen und Branchen zum Schluss kommen werden, dass Blockchain einen engen Anwendungsbereich hat und die meisten Versuche, sie auf unterschiedliche Weise zu nutzen, nicht gerechtfertigt sind. Die zuverlässige Anwendung der Blockchain über die Kryptowährung hinaus wird seit Jahren erforscht und erprobt, aber es gibt wenig Hinweise auf Erfolge. Wir erwarten, dass 2019 das Jahr ist, in dem man aufhören wird,  es zu versuchen.“

Saturday, December 1, 2018

Tod einer Computermesse

Die Cebit in Hannover ist am Ende, und es scheint, also ob das für die meisten Protagonisten ziemlich überraschend gekommen ist. Dabei haftete der Cebit schon seit Jahren der Hauch des Irrelevanten an, was im Zeitalter der ununterbrochen dröhnenden Trend- und Produkteankündigungen ein eher schlechtes Zeichen ist.

Noch vor zwei Monaten freuten sich die Organisatoren auf die nächste Show.
                                                                                                Screengrab Cebit
Die Cebit hat viele gute Jahre hinter sich, sie ist schliesslich schon mehr als 30 Jahre alt. Dieses Jahr haben die Verantwortlichen noch versucht, aus der altmodischen Messe eine coole und moderne Show zu machen - aber irgendwie scheint es nicht so ganz geklappt zu haben. Die Avantgarde sei zur Nachhut geworden, schreibt  lead-digital.de:
“[Auf der Cebit] konnte man Journalisten aus Wirtschafts- und Technologiepresse treffen, endlich mal sehen, was die Kunden aus den USA alles anzubieten hatten, auch mal in den Consumerbereich schnuppern und sich in riesigen Hallen die damals noch als „Billiganbieter“ gebrandmarkten Unternehmen aus Fernost anschauen […]Mal war die CEBIT als reine B2B-Messe gebrandet, dann versuchte sie ab 2007 mit der aufkommenden Blogosphäre und der Social-Media-Welt warmzuwerden – Webciety und Co. waren angetreten, um das teils schon etwas Verstaubte der Messe aus den Angeln zu heben. Aber irgendwie fehlte der Rahmen. Oder er wurde immer unklarer.“
Dass die Cebit nicht mehr zeitgemäss gewesen sei, monieren viele Kommentatoren. Der Tagesspiegel schreibt sogar, dass die Cebit zusammen mit vielen Einzelhändlern den Anschluss an die Endkunden - welche die Messe in den 90er-Jahren zu Hunderttausenden bevölkerten - verpasst habe:
"Die deutsche IT-Wirtschaft war in den vergangenen Jahrzehnten nicht sehr gut, wenn es um das Verhältnis zum Endkunden ging. Siemens schied wenige Jahre nach der Jahrtausendwende als Computer- und Handy-Hersteller aus dem Rennen ums beste Endgerät aus. Der deutsche Einzelhandel war sich zu sicher, dass am weihnachtlichen Marsch durch die Einkaufsmeilen noch lange kein Weg vorbeiführt. Reisebüros und Banken priesen die Beratungsqualität „unserer Mitarbeiter vor Ort“, bis sie die Miete für ihre Filialen nicht mehr bezahlen konnten. Im Rennen um die Verbraucher und ihre Daten hat die deutsche Wirtschaft tatsächlich versagt. Und zwar krachend.“
Einer der ganz handfesten Gründe für das Ende der Cebit lag in der erstarkten globalen Konkurrenz. Es wurde schwierig, die Messeflächen zu vermieten. Aus der wiwo:
“Während Bill Gates 1995 noch das neue Windows vor der Veröffentlichung in Hannover vorstellte, wurden die wirklichen Weltneuheiten in den vergangenen Jahren immer weniger. Viele Konzerne wie Apple und Google präsentieren ihre neuen Entwicklungen inzwischen auf eigenen Veranstaltungen, so müssen sie sich die Aufmerksamkeit des Publikums nicht mit der Konkurrenz teilen. Dazu kommen neuere Veranstaltungen wie die Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona oder die oft zeitgleich zur früheren Cebit stattfindende Digitalkonferenz South by Southwest im texanischen Austin, die der Cebit immer mehr den Rang abgelaufen haben.“
 Als Aussenstehendem, der die Cebit von Anfang an verfolgt und auch sehr früh besucht hat, drängt sich einem der Eindruck auf, dass die Ausstellung sehr deutsch war. Tüchtig und fundiert - aber eben auch nüchtern und manchmal eher ermüdend. Das mag auch mit dem Messegelände in Hannover zusammenhängen. Jedenfalls scheint es, als ob der Entscheid zum Ende nicht zu früh gekommen sei. Oder wie es die Wirtschaftswoche formuliert - “wie ein Selbstmord aus Angst vor dem Tod“.