Thursday, June 28, 2018

5G-Technologie bringt Konkurrenz fürs Festnetz-Internet und Strahlenschutz-Konfliktpotential

Der Mobilfunk-Provider  Sunrise hat die erste Mobilfunkantenne der fünften Generation in Betrieb genommen: Die 5G-Technologie bietet enorme Bandbreiten und wird vor allem in ländlichen Gebieten endlich für wirklich schnelles Internet sorgen. Allerdings gibt es noch einige nicht-technische Hürden zu bewältigen.

Die erste 5G -Antenne von Sunrise (in Oerlikon)             Bild pd 
Sunrise demonstrierte das schnelle mobile Internet mit einem Huawei 5G-WiFi-Hotspot. Damit sollen sich sämtliche Kommunikationsbedürfnisse befriedigen lassen - zumindest was die Bandbreite betrifft, die nach Angaben von Sunrise “glasfaserähnlich“ sei. Die Technologie soll vor allem
Geschäfts- und Privatkunden ausserhalb der Ballungszentren zu Gute kommen. Hier gibt es meist keine Glasfaseranschlüsse, und beim Ausbau bestehender Mobilfunkanlagen mit 5G gibt es einen grösseren Spielraum. In städtischen Gebieten, können aufgrund des strengen Schweizer Strahlenschutzes  über 90 Prozent der Anlagen nicht ausgebaut werden.
Privatkunden werden mit 5G UHD TV empfangen und mit bis zu einem Gbit/s surfen können. Für Geschäftskunden stehen 5G basierte mobile  Breitbandlösungen im Vordergrund, die sie als «Managed Services» statt aus der Steckdose neu über Mobilfunk massgeschneidert beziehen könnten.
Bei der NZZ sieht man in diesem neuen Angebot eine ernsthafte Konkurrenz und eine Gefahr für das Festnetz-Internet:
“Es wäre nicht das erste Mal, dass sich die Telekomfirmen ihr eigenes Grab schaufeln. Der von ihnen forcierte Mobilfunkstandard 3G ermöglichte einst eine vernünftige mobile Internetverbindung, was dem Smartphone den Weg ebnete. Das an sich war für die Telekomfirmen gut und recht und bedeutete sogar Mehrumsätze. Da findige Programmierer aber anschliessend Apps für die neuen Geräte entwickelten, mit denen Nachrichten kostenlos über das Internet verschickt werden konnten, brach Swisscom und Co. bald das Milliardengeschäft mit den SMS weg. […] Sobald die 5G-Netze in der Schweiz stehen, dürfte sich der Druck auf das Geschäft mit dem Festnetzinternet erhöhen. Das zeigt nicht nur die am Mittwoch präsentierte Strategie von Sunrise. Bereits heute haben nämlich einige nicht nur das Festnetztelefon abbestellt, sondern auch gleich das Festnetzinternet. Das ist durchaus verständlich, denn die Qualität der mobilen Internetverbindungen ist mittlerweile hoch.“
Sunrise Chef Olaf Swantee warnt allerdings davor, dass der Staat der neuen Technologie zu viele Hürden in den Weg stelle, schreibt blick.ch:
“Doch bis es so weit ist, gilt es in der Schweiz noch zwei grosse Hürden zu nehmen: einerseits eine Lockerung der strengen Strahlenschutzvorschriften, andererseits die Versteigerung der 5G-Frequenzen. Diese werden vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) in einer Auktion vergeben. Nach welchen Regeln will das Bakom in Kürze bekannt geben. Diese Frequenzen dürfen nicht zu teuer sein, sagt Sunrise-Chef Olaf Swantee: «5G für alle ist besser als Millionen Franken für den Bund.» Je mehr Geld Telekomfirmen wie Sunrise, Salt oder Swisscom für die Frequenzen ausgeben müssen, desto weniger bleibt ihnen für Investitionen in den schnellen Aufbau des neuen Netzes.
Es wird interessant zu sehen, was den Schweizer Usern wichtiger sein wird: Schnelles und günstiges Surfen per Mobilfunk - oder ein strenger Strahlenschutz.

Monday, June 25, 2018

Die unvorstellbare Schnelligkeit des Supercomputers


Sie sind riesig, und enorm leistungsfähig, die sogenannten Supercomputer, die sich regelmäßig um einen Platz in der Rangliste der schnellsten Maschinen streiten. Gegenwärtig ist die USA hier führend - dank einem Computermonster von IBM, das von tausenden Intel- und Nvidia-Chips angetrieben wird.

Ein Computermonster von IBM: Summit ist der schnellste Supercomputer der
Welt.                                                                                                  Bild ORNL
Die Rechenanlage heisst Summit und steht im Oak Ridge National Laboratory im amerikanischen Bundesstaat Tennessee, und was sie leistet, kann nur in unvorstellbar grossen Zahlen ausgedrückt werden: Es sind mehr als 200 Petaflops oder 22,3 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde, die von über 9000 IBM Power9-Prozessoren und rund 27.000 Nvidia Tesla V100 erbracht werden (eine Billiarde hat 15 Nullen).
Die Hersteller halten einige zusätzliche interessante Fakten bereit: Wenn jede Person auf der Welt eine Rechenoperation pro Sekunde durchführen könnte, würde es ein ganzes Jahr dauern, um zu erledigen, was Summit in einer Sekunde erledigt. In der Anlage wurden 300 Kilometer Glasfaserkabel verbaut, und die internen Speicher haben eine Kapazität von 250 Petabytes - ein Petabyte entspricht einer Million Gigabytes. Auch der Energieverbrauch ist nicht unbescheiden: Etwa 15 Megawatt werden als Spitzenleistung angegeben.
Das Rennen um die Spitzenplätze in der Supercomputerrangliste geht weiter. Zitat aus heise.de:
“Somit gehen nun Platz eins und drei an die USA. Die Chinesen haben allerdings am 17. Mai auf dem 2nd World Intelligence Congress in Tianjin bereits erste Racks des geplanten Exascale-Rechners Tianhe-3 auf Basis selbst entwickelter Prozessoren und Interconnects vorgestellt.“
Die Entwickler von Supercomputern sind gleichzeitig dabei, auf dem Gebiet der Quantencomputer Fortschritte zu machen. Diese Technologie wird in Sachen Leistungsfähigkeit einen grossen Sprung vorwärts bringen:
“Für viele gilt der Quantenrechner als das „nächste große Ding“ in der Computerwelt. Die Rechenmaschine soll, weil sie die Gesetzmäßigkeiten der Quantenphysik ausnutzt, große Datenbanken in Windeseile durchforsten, riesige Datenmengen extrem schnell verarbeiten können - und darin Muster erkennen, die für einen klassischen Computer nur schwer auszumachen sind. Zudem soll ein leistungsfähiger Quantencomputer jeden bisher als sicher geltenden Code knacken können, was Sicherheitsexperten schlaflose Nächte bereiten dürfte. Und das sind nur einige der an diese Technologie geknüpften Erwartungen. War das Rechenwunder noch vor zehn Jahren nur von akademischem Interesse, basteln heute fast alle großen Computerhersteller und Internetfirmen an ihren eigenen Wunderkisten, allen voran IBM, Intel, Microsoft und Alphabet (Google).“
Ob es diesen Wundercomputer aber überhaupt je geben wird, ist noch unklar. Jedenfalls gibt es bei der Entwicklung enorme Probleme, die noch zu lösen sind. Wenn der Quantencomputer dann aber tatsächlich kommen sollte, wird er die ganze Computerwelt von Grund auf ändern.

Tuesday, June 19, 2018

Europa und die Zensurmaschine fürs Internet


Dass die Politiker der EU in Brüssel grosse Freude am Regulieren und Verbieten haben, ist allgemein bekannt. Nach der Einführung der Europäischen Datenschutzgrundverordnung, die erst so richtig anfängt, für Verwirrung und zusätzliche Betriebskosten zu sorgen, planen die Europäischen Spezialisten schon wieder einen Eingriff ins freie Internet: diesmal sollen nicht die Daten, sondern das Urheberrecht geschützt werden.

Europa will eine Urheberrechtsreform, die sich sehr negativ auf das Internet
auswirken könnte.                                                                          Bild pixabay
Doch es regt sich zum Teil massiver Widerstand. Die Angst vor der grossen Europäischen Zensurmaschine geht um. Europa will nämlich mit automatischen Filtern verhindern, dass geschützte Inhalte ins Netz geladen werden können:
“Am 20. Juni wird der Rechtsausschuss der Europäischen Parlaments in Brüssel über die EU-Urheberrechtsreform abstimmen. Für den größten Streit sorgt ein Artikel mit der Unglücksnummer 13, der Online-Plattformen dazu zwingen soll, Inhalte zu filtern, bevor sie von Nutzerinnen und Nutzern hochgeladen werden. Die Idee der Reform war eigentlich, die Urheberrechtsvorschriften in Einklang mit der digitalen Realität zu bringen und grenzübergreifende Hindernisse zu beseitigen. Stattdessen droht ein großer Schritt Richtung Kontrolle und Beschränkung des Netzes.“
So beurteilt der Österreichische „Standard“ die Urheberrechtsbemühungen der EU. Auch die Deutsche „Zeit“ ist nicht begeistert:
“ Die Kritik an der Reform ist heftig. In einem offenen Brief drückten zunächst Verlags- und IT-Verbände "tiefste Besorgnis" über die geplanten Änderungen aus. Vergangene Woche sprachen sich dann knapp 100 Europaabgeordnete dagegen aus. Sollte die Reform wie geplant durchgesetzt werden, könnte sie verändern, wie wir Inhalte im Internet finden, lesen und teilen. Während die Befürworter die Position der Rechteinhaber gegenüber Plattformen wie Google, YouTube und Facebook gestärkt sehen, warnen die Kritiker vor den Folgen: Das Internet der europäischen Verbraucher und Verbraucherinnen könnte um einiges kleiner werden.“
Die Zeit weist ausserdem darauf hin, dass es ähnliche Urheberrechtsprojekte gibt, die bereits gescheitert sind:
“Das Vorbild des Leistungsschutzrechts (auch: "verwandtes Schutzrecht für Verleger") kommt aus Deutschland: Im Jahr 2013 wurde hier das Urheberrechtsgesetz um das Leistungsschutzrecht für Presseverleger (LSR) erweitert, mit dem eindeutigen Ziel, die deutschen Verlage zu schützen. Suchmaschinenanbieter und ähnliche Dienste sollten Lizenzverträge mit Verlagen abschließen, wenn sie deren Inhalte mit kurzen Vorschautexten zeigen wollen. Vor allem Google als Marktführer sollte dafür zahlen, in Diensten wie Google News Auszüge von Nachrichtenseiten zeigen zu dürfen. Auch in Spanien wurde ein ähnliches Gesetz eingeführt. In beiden Ländern gilt das Leistungsschutzrecht als gescheitert. Nicht nur zahlten die Onlinedienste weit weniger, als von den LSR-Befürwortern erhofft. Viele Publikationen erlaubten weiterhin die kostenlose Nutzung durch die Dienste – nicht zuletzt aus Angst, ohne deren Vorschauen Besucher auf ihren eigenen Homepages zu verlieren. In Spanien stellte Google seinen Newsdienst zudem komplett ein, was vor allem kleineren und unabhängigen Medien geschadet hat. Zu diesem Fazit kam eine Untersuchung, die von der EU-Kommission in Auftrag gegeben wurde, bis vergangenen Herbst aber unter Verschluss blieb.“
Was tun, wenn selbst die Medien, die eigentlich auch geschützt werden sollen, die EU-Pläne als gefährlich ansehen?
Wired Magazin hat einen Vorschlag:
“Manchmal möchte ich nur noch, dass sich die ganzen Großkonzerne ein eigenes Internet bauen. Dort können Sie dann ihre eigenen Shopping Malls errichten, die sie mit Kommerztempeln und Restriktionen zuballern können, um dann dafür monatlich 150 Euro Eintritt zu verlangen. Wäre bestimmt sehr erfolgreich – und der Rest der Welt hätte seine Ruhe. Im Ernst: Baut doch euer eigenes Internet und seht zu, wie ihr klarkommt.“

Friday, June 15, 2018

Digitalisierung, Individualität und Solidarität


Immer mehr Menschen beteiligen sich aktiv an der digitalen Vermessung ihres Lebens - obwohl sie klare Bedenken darüber haben. Wie gehen sie mit dem Sammeln und Teilen ihrer persönlichen Daten um? Was erwarten sie von einer Gesellschaft, in der persönliche Datenprofile in immer mehr Lebensbereichen eine zentrale Rolle spielen?  

An Instrumenten zur digitalen Selbstvermessung mangelt es nicht.
                                                                                 Google Search Screengrab
Laut einer neuen Studie der  Forschungsstelle sotomo, die im Auftrag der Stiftung Sanitas Krankenversicherung erstellt wurde, zeichnen heute bereits rund die Hälfte der Erwachsenen in der Schweiz mit dem Smartphone oder einem anderen tragbaren Gerät ihre Aktivitäten und Zustände auf. Zwei Drittel der Befragten würden gerne noch mehr aufzeichnen.
Gleichzeitig wird aber das Sammeln persönlicher Daten durch Dritte kritisch gesehen. So nutzen zwar über 70 Prozent der Befragten Gratis-Email und Instant-Messaging-Dienste, nur 14 Prozent finden es jedoch in Ordnung, wenn ihre Datenspuren als Gegenleistung für die Nutzung von Gratisangeboten verwendet werden. Ein Teil der Befragten nutzt einzelne Dienste infolge von Sicherheitsbedenken bewusst selektiv. Nur 22 Prozent der Befragten glauben, selber steuern zu können, welche persönlichen Daten gesammelt werden. Trotz Offenheit für die digitale Datenerfassung werden die persönlichen Folgen der Digitalisierung für die Bevölkerung kritisch eingeschätzt. Den Befragten wurde eine Auswahl von zehn Stichwörtern vorgelegt. Aus diesen konnten sie jeweils jene drei Begriffe auswählen, die sie am meisten und am wenigsten mit einer Welt der totalen Datenerfassung verknüpfen. Es sind überwiegend negative Begriffe, die damit in Verbindung gebracht werden. Am häufigsten ist dies «Kontrolle und Überwachung», gefolgt von «Verlust von Individualität». Dies obwohl die Individualisierung der Werbung, die zugeschnittene Information sowie personalisierte Produkte zu den wichtigsten Versprechungen der Digitalisierung gehören. Es wird befürchtet, dass Algorithmen den Menschen verdrängen – die Personalisierung erscheint da für die Mehrheit als eher leere Versprechung. Eine Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass die fortschreitende Akkumulation persönlicher digitaler Daten einen negativen oder sehr negativen Einfluss auf die Solidarität innerhalb der Gesellschaft hat. Eine solche Welt wird oft mit Kontrolle, Effizienz und Leistungsdruck in Verbindung gebracht. Fast ebenso häufig wie die Solidarität sehen die Befragten allerdings auch die Eigenverantwortung durch das Aufzeichnen persönlicher Daten negativ beeinflusst. In der Politik werden Eigenverantwortung und Solidarität oft als Gegensatzpaar verstanden. Die klar negative Beurteilung beider Aspekte zeigt, dass weniger Solidarität in der Wahrnehmung der Bevölkerung nicht automatisch zu mehr Eigenverantwortung führt. Eine Mehrheit der Befragten findet, dass Solidarität und Eigenverantwortung in der Gesellschaft von der Digitalisierung beeinträchtigt werden. Eine Mehrheit findet zugleich, dass Gegenmassnahmen dazu nötig sind. Das auffälligste Resultat ist dabei, dass die Mehrheit der Befragten für eine Verbesserung der Situation weder hauptsächlich den Staat noch die Unternehmen in der Verantwortung sehen. Die Verantwortung liege vielmehr bei jedem und jeder Einzelnen.
Die vollständige Studie «Digitale Lebensvermessung und Solidarität» können Sie hier downloaden:

Saturday, June 9, 2018

Gesichtserkennung: schlecht für Kriminelle und die Privatsphäre

Soweit wie in den USA oder gar in China ist es in Europa noch nicht, was die Gesichtserkennung im öffentlichen Raum mit digitalen Mitteln betrifft. Auch der absolut gesetzestreue Bürger könnte aber von einem unguten Gefühl beschlichen werden, wenn er wüsste, dass er ständig und überall mit smarten Kameras überwacht wird. So weit ist es im Westen noch nicht. Für die Rechtsdurchsetzung ist die Technologie allerdings hervorragend geeignet: Ladendiebe können damit schon erkannt werden, bevor sie klauen können.

Detailhandelsgeschäfte seien heute in der Lage, durch den Einsatz digitaler Gesichtserkennung einen registrierten Ladendieb zu erkennen, bevor er zwei Schritte in einen Laden getan hat. Registrierte Gesichter sind  in diesem Fall solche, die bereits einmal gesetzlich oder privat für einen solchen Diebstahl belangt worden sind.  Es dauere nicht einmal eine Sekunde, ein von einer Kamera erfasstes Gesicht automatisch mit einen Datenbank, die Bilder von 25 Millionen Menschen enthalte, abzugleichen, sagt Peter Trepp, CEO der kalifornischen Firma FaceFirst. Seine Firma, hat sich auf die Überwachung von Einkaufsläden spezialisiert.  Und obwohl es auch in den USA durchaus kritische Stimmen gibt, was den Persönlichkeitsschutz betrifft, wird sich der Einsatz dieser Technologie mit Sicherheit rasant vervielfachen. In den fast vier Millionen Läden der USA verschwinden nämlich pro Jahr Waren im Wert von gegen 50 Milliarden Dollar. Ein durchschnittlicher Laden verliert ein bis drei Prozent des Umsatzes an Diebe - und das sind nicht immer die Kunden, sondern oft  auch die Mitarbeiter. Firmen wie StopLift  verkaufen deshalb Kameras mit künstlicher Intelligenz, die über den Kassen montiert werden und erkennen, wenn ein Produkt nicht eingescannt und bezahlt wird.
Natürlich sind Ladendiebstähle kein Amerikanisches Phänomen. Im deutschen Detailhandel verschwinden jedes Jahr Waren für etwa 4 Milliarden Euro. Polizeilich erfasst wurden im letzten Jahr 353‘000Fälle, in der Schweiz waren es 15‘000 Fälle. So wird es wohl nicht allzu lange dauern, bis auch hier die smarten Überwachungskameras in die Läden kommen.
Im Flughafen Kloten sind sie schon angekommen und vergleichen die Gesichter der Reisenden mit ihren Passfotos, und wie das Schweizer Fernsehen berichtet, wird die Technologie sogar in der Gastronomie schon eingesetzt:
“Auch in der Schweiz gibt es Informatik-Pioniere, die sich mit den vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Gesichtserkennung beschäftigen. Einer davon ist Dominik Brumm, Software-Entwickler bei der Cubera-Solution AG in Feldmeilen. Die jungen Software-Entwickler starteten einen Pilotversuch mit digitaler Gesichtserkennung im Gastgewerbe. Dabei werden in einem Bistro in Meilen die Kunden bei ihrer Bestellung von einer Smartphone-Kamera gefilmt. Das Gesicht des Kunden und dessen Bestellung werden daraufhin im System erfasst. Bei einem nächsten Besuch erkennt das System den Kunden wieder und zeigt der Wirtin auf einem Bildschirm, welche Vorlieben der Kunde hat…“
Alles ganz harmlos also?
Bis der Staat die totale Überwachung anordnet, wie in China. Da sollen alle Menschen ab 18 Jahren digital erkannt werden. 180 Millionen Kameras sind dort schon installiert – weitere 420 Millionen sind geplant:
"Die Gesichtserkennungs-Software greift selbst in die kleinsten Dinge des Alltags ein: Um die Papierverschwendung einzudämmen, begrenzen öffentliche Toiletten die Menge an Toilettenpapier pro Person. 60 Zentimeter gibt es pro Gesicht, dann ist Schluss." 

Wednesday, June 6, 2018

Vorschriften und Cybersecurity verschärfen die Personalknappheit


In kaum einer Industrie ändern sich die Grundlagen so rasant wie in der Informationstechnologie. DSGVO und Blockchain sind nur zwei Stichworte, die sich auf direkte Zukunft von IT-Spezialisten und ihre Abteilungen auswirken wird. Die Europäische Datenschutzgrundverordnung wird nach Einschätzung der IT-Verantwortlichen vielerorts zusätzliche Ausgaben nötig machen.

Der gesetztlich vorgeschriebene Schutz persönlicher Daten wird dieses Jahre
viele Firmen zu Investitionen veranlassen.                                    Bild Pixabay
Wie wird sich die Arbeit der IT-Fachleute in den nächsten Jahren verändern? Dazu hat die internationale Personalberatung Computer Futures 200 führende IT-Kräfte in Europa befragt. Die Studie zeigt, dass sich aktuell vor allem der lange Arm der Behörden auf die Arbeit des IT-Personals auswirken wird. Besonders wichtig für die tägliche Arbeit der IT-Spezialisten sind die Regulierungen und gesetzliche Bestimmungen der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO). War im letzten Jahr die Wandlung bestehender Geschäftsprozesse noch Investitionsgrund Nummer eins, steht 2018 die Erfüllung von Compliance-Anforderungen im Fokus. 16 Prozent der befragten CIOs sind der Meinung, dass dafür mehr Geld ausgegeben werden muss. Zum Vergleich: In der Vorjahresbefragung waren erst zwei Prozent der Befragten dieser Ansicht.
Vor allem in der Finanz- und Bankenbranche nimmt aber nicht nur die Regulierungsmenge zu, sondern auch die Nachfrage nach IT-Experten. Zwar denken nur noch gut 63 Prozent der Befragten, dass Unternehmen im kommenden Jahr mit IT-Fachkräftemangel zu kämpfen haben – 2018 lag dieser Wert noch bei 83 Prozent – jedoch liegt der Anteil der Antworten gerade im Finanz- und Bankensektor mit 90 Prozent deutlich über dem Durchschnitt. Vor allem Technologien wie Blockchain oder die Digitalisierung der Finanzdienstleistungen trage zur steigenden Nachfrage nach IT-Spezialisten bei, sagt Andreas Fuess von Computer Futures. Gerade in den Gebieten Cloud und Cybersecurity hätten Unternehmen große Schwierigkeiten, freie Stellen zu besetzen. Das ist nicht verwunderlich, denn die Bedeutung von IT-Sicherheit wächst stark und Unternehmen stellen bereits seit einigen Jahren ihre IT-Abteilungen entsprechend auf. War die Einschätzung zur eigenen Cybersicherheit im vergangenen Jahr noch überwiegend positiv, gaben 2018 schon 41 Prozent der Verantwortlichen an, dass ihre IT-Sicherheitsstrategie nur teilweise ausreichend sei. Überraschend dabei: Während im Öffentlichen Sektor und der Finanzbranche noch ein Großteil das Gefühl hat, das Thema Security sei innerhalb der IT-Strategie stark vertreten, bestätigen dies nur 29 Prozent der Befragten der IT-Branche.

Saturday, June 2, 2018

Für die Umwelt und ein paar Franken die eigene Kutsche teilen


Die Sharing Economy ist eine der Errungenschaften der digitalen Gesellschaft und funktioniert ungefähr nach dem Motto: Muss ich wirklich alles besitzen, was ich benutze? Die Antwort ist immer öfter: “Nein“.

Das motiviert zum Autoteilen: Viel Platz auf einer Carpool-Lane in den USA.
                                                                 Wikimedia Commons Bruce Sounder
Gerade was das Auto betrifft, besteht noch ein gewaltiges Sharing-Potential. Die meisten Autofahrer fahren allein, obwohl es verschiedene Carsharing-Applikationen gibt, die es leicht machen sollten, das Fahrzeug rationeller zu nutzen. Das neuste Angebot kommt vom Schweizer Carsharing Spezialisten Mobility: Die neue Mitfahr-App soll Fahrer und Mitreisende zusammen bringen um Kosten zu reduzieren und die Umwelt zu schonen.  
Denn Schweizer Autofahrer sind einsam: Durchschnittlich sitzen bloss 1,5 Personen in einem Fahrzeug, im Pendelverkehr sind es sogar nur 1,1 Personen. Anders ausgedrückt: Wenn 100 Personen täglich zwischen Luzern und Zürich hin- und herfahren, tun sie dies mit 90 Fahrzeugen. Das macht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn. Die Mitfahr-App "Mobility Carpool" macht es möglich,  Fahrten mit Carsharing-Autos und mit Privatautos zu teilen.
Regelmässige Strecken von A nach B - beispielsweise berufliche Pendlerfahrten - eignen sich genauso für Mobility-Carpool wie einmalige Fahrten. Die Vergütung ist festgelegt und unterscheidet sich je nach Distanz. Die Kosten liegen so zwischen drei Franken (bis 10 Kilometer) und 18 Franken (ab 150 Kilometern). 80 Prozent der Einnahmen gehen an den Fahrer, den Rest setzt Mobility für die Deckung der Angebotskosten ein.
Selbstverständlich geht es beim Autoteilen nicht nur ums Geld. Eine grosse Rolle spielt das Vertrauen. Mobility will mit mehreren Massnahmen dazu beitragen. Erstens können sich die Nutzer öffentlich bewerten. Zweitens muss in der App zwingend ein Profilbild hochgeladen werden. Drittens kann der Passagier jederzeit die Autonummer seines Fahrers einsehen. Und viertens ist die Telefonnummer des Gegenübers erst dann sichtbar, wenn eine Fahrt definitiv gebucht wird.
Ob die neue Mitfahr-App viel am Schweizer Staugeschehen ändern wird, bleibt abzuwarten. Anzunehmen ist, dass auch weiterhin die meisten Autofahrer ihre Kutsche nicht für ein paar Franken mit jemandem teilen möchten, den sie nicht kennen. Außer es entstünden weitere klare Vorteile, wie Thomas Sauter, Leiter des Studiengangs Verkehrssysteme an der ZHAW gegenüber 20 Minuten erklärt:
“Eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung liesse sich nur erreichen, wenn die Autofahrer durchs Carpooling eine echte Zeitersparnis erzielen würden, so der Experte. «Dafür bräuchte es Extra-Spuren auf der Strasse, ähnlich wie die Carpool Lanes in den USA, auf denen volle Fahrzeuge an den anderen vorbeifahren dürfen.» Denkbar wäre hierfür die Freigabe des Standstreifens, so Sauter-Servaes. Solche Ideen hätten aber bisher politisch kein Gehör gefunden.“