Friday, January 27, 2017

Microsoft und das Cloud-Geschäft: Gewinne machen cool

Das Cloud-Geschäft boomt, und plötzlich verdient Microsoft viel mehr Geld, als die meisten Analysten erwartet haben. Doch nicht nur der Börsenwert von Microsoft ist in letzter Zeit stark gestiegen. Auch der Cool-Faktor des Unternehmens hat sich stark erhöht.

Cloud Computing im Allgemeinen und Microsoft Azure im Besonderen spülen
bei Microsoft momentan viel Geld in die Kasse.                        Grafik Microsoft
Microsoft, 1998 noch das grösste Unternehmen der Welt,  ist heute wieder rund 500 Milliarden Dollar wert – immer noch weniger als Apple oder Google. Doch die Umsätze und Gewinne steigen – vor allem auch, weil die Geschäfte mit Cloud-Diensten so richtig gut laufen. Die von Microsoft für Unternehmen angebotene Datenwolke Azure ist äusserst populär und produziert massives Umsatzwachstum – um ganze 93 Prozent im letzten Geschäftsquartal, im Vergleich zum Vorjahr. Das führt natürlich auch zu positiven Pressestimmen, wie zum Beispiel auf stern.de. Zitat:
“[CEO] Nadella konzentrierte sich in den vergangenen Jahren auf Lösungen für den fortschreitenden Bedarf zur Digitalisierung der Weltwirtschaft. Mit Erfolg: Die Azure-Plattform, mit der Unternehmen ihre Websites, Apps und Daten verwalten, legte um herausragende 94 Prozent zu. Damit wird Microsoft zum schärfsten Gegner von Amazons Web Services (AWS) und hängt Konkurrenten wie IBM oder Oracle weiter ab. Microsoft kann optimistisch in die Zukunft blicken. Ein Ende des Cloud-Booms ist nicht in Sicht, und einige heiße Eisen sind noch im Feuer […] “ Satya Nadella führt den Konzern nun knapp drei Jahre und hat in der kurzen Zeit nicht nur umsatzseitig viel erreicht. Er hat den angestaubten Konzern auch wieder cool gemacht. Nun wird es spannend zu sehen sein, ob der Konzern nach der verpassten Smartphone-Ära sich in den neuen Geschäftsfeldern langfristig etablieren kann. Denn der Konkurrenzdruck ist groß: Amazon dominiert nicht nur das Cloud-Geschäft, der smarte Assistent Alexa entwickelt sich allmählich zur Plattform für das Internet der Dinge.“
Der Stern ist nicht die einzige Publikation, die sich plötzlich für Microsoft begeistern kann. Auch laut Manager Magazin legt das Unternehmen gerade ein “Comeback“ hin.
Dass ein Comeback für Microsoft überhaupt notwendig wurde, liegt am lange schrumpfenden PC-Markt – dem Stammgeschäft des Unternehmens, zu dem auch das Betriebssystem Windows gehört. Hier sinken die Umsätze seit Jahren, zuletzt um fünf Prozent auf 11,8 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahresquartal. 
Doch dass für PCs weltweit immer weniger Geld ausgegeben wird, trifft natürlich nicht nur Microsoft: Die Verlagerung vom PC zu Smartphone und Tablet sorgte dafür, dass im letzten Jahr global wieder sechs Prozent weniger PCs verkauft wurden. Laut einer  Gartner-Analyse haben alle großen PC-Hersteller, sowohl beim globalen Absatz als auch bei den Marktanteilen, deutlich verloren. Besonders hart traf es Apple mit minus 8,7 Prozent und Acer mit minus 9,9 Prozent getroffen.

Ob Microsoft in diesem Umfeld seinen Cool-Faktor weiter steigern kann, wird unter anderem das globale Cloud-Geschäft zeigen. Das Potenzial ist auf jeden Fall riesig.

Monday, January 23, 2017

Passwort-Stress führt zu Passwort-Müdigkeit

 Wie haben Sie Ihre Passwörter organisiert? Niedergeschrieben auf einem Blatt Papier, das sie irgendwo in einer Schublade abgelegt haben? Oder gespeichert in einer – hoffentlich passwortgeschützten – Datei? Wie auch immer: Jede digitale Dienstleistung erfordert ein Passwort, und die Liste der persönlichen Sesam-Öffne-Dichs wird immer länger. Damit steigt auch der Passwort-Stress – und die Versuchung, sich die Sache mit den Passwörtern einfacher zu machen.

Die Umfrage zeigt: Leichtsinniges Verhalten mit Passwörtern ist weit
verbreitet.
 Fast jeder zweite Internet-Nutzer fühlt sich von der steigenden Menge an Passwörtern für Internet-Dienste gestresst. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Internet-Portal web.de veröffentlicht hat. Die Folge dieser Überforderung: Viele Internet-Nutzer vernachlässigen die Datensicherheit.
56 Prozent der Befragten finden es lästig, bei immer mehr Diensten einen eigenen Login einrichten zu müssen. Ein Fünftel fühlt sich von der Zahl der Passwörter gänzlich überfordert. Kein Wunder: Die meisten Internet-Nutzer haben sich bei bis zu fünfzehn verschiedenen Online-Diensten wie E-Mail-Konten, Social-Media-Accounts oder Shopping-Websites angemeldet, zwölf Prozent nutzen sogar mehr als 20 Dienste. Was empfehlen uns die Experten? Für jeden Zugang sollten wir ein eigenes, möglichst komplexes Passwort aus Gross- und Kleinbuchstaben verwenden, Zahlen und Sonderzeichen kommen dann auch noch dazu. Nur die wenigsten User sehen sich dazu in der Lage, diesen Empfehlungen zu folgen. Nur 41 Prozent der Befragten gaben an, jedem Dienst ein individuelles Passwort zuzugestehen. Die Mehrheit verwendet teilweise dieselben Passwörter für unterschiedliche Dienste, und ganze 5 Prozent brauchen ein einziges Passwort für sämtliche Logins...
Das macht die Arbeit für Datendiebe sehr leicht – vor allem wenn es sich um ein Passwort handelt, das eigentlich gar keines mehr ist – weil es so unsicher ist.
Auch bei den mobilen Endgeräten ist die Sicherheitslage laut Umfrage kritisch: Während 52 Prozent der Befragten ihr Handy entweder gar nicht oder nur per PIN sichern, setzen  lediglich 11 Prozent auf die Sicherheit eines Passworts. 16 Prozent entsperren ihr Gerät mit einem Gestenmuster. Eine relativ neue Entwicklung ist die Absicherung per Fingerabdrucksensor: Auf diese biometrische Technik setzt aktuell immerhin jeder Fünfte.
Gründe für erhöhte Sicherheitsansprüche liefern die Smartphones ihren Nutzern genug: Immer mehr Online-Dienste wandern mit sensiblen Daten und Funktionen in mobile Apps. Nur ein Viertel der Smartphone-Besitzer meldet sich regelmässig nach der Nutzung eines Dienstes in der App auch wieder ab. Wer das nicht macht, erhöht aber das Risiko, Dieben bei Verlust des Smartphones sensible private Daten wie Bankverbindung oder Online-Shopping-Konten zugänglich zu machen.
Immerhin gibt es auch gute Nachrichten, was die Passwortsicherheit betrifft. Beim Erstellen der Passwörter werden die User sorgfältiger. Drei Viertel der Befragten setzen mittlerweile auf komplexe Passwörter, bestehend aus Buchstaben in Gross- und Kleinschreibung sowie Ziffern. Passwortschwierigkeiten, die im Passwortstress münden und gar zu gestohlenen Daten führen können, zeigen, dass andere Sicherheitslösungen dringend gesucht sind. Fingerabdrucksensoren und Gestenmuster machen den Anfang, sind aber nicht genug. Wir warten und hoffen, dass der Passwortstress bald durch weitere innovative technische Lösungen abgelöst werden kann.

Thursday, January 19, 2017

Online-Shopping: Retouren kosten auch jene Kunden, die nicht retournieren

Januar ist für viele Online-Shopper die Zeit des Umtauschs und der Retouren. In Deutschland zum Beispiel wird jeder zehnte Online-Einkauf wieder zurückgeschickt; in den USA waren es in der ersten Januarwoche allein 5,8 Millionen Pakete. Die Kosten für den immensen Aufwand, den diese Rückgaben verursachen, sind in den meisten Fällen im Verkaufspreis eingebaut. Bezahlen tun alle Kunden – auch jene, die sich nicht an der Rückgabeorgie beteiligen.

Im Internethandel wird Kleidung besonders oft retourniert.  Screengrab Zalando
Die Kosten, die für Warenrücksendungen beim Onlinehandel anfallen sind beträchtlich. Studien zeigen, dass  im Durchschnitt für jeden zurückgesandten Artikel Kosten von rund zehn Euro anfallen, bei einigen Händlern liegen die durchschnittlichen Rücksendungskosten gar bei mehr als 50 Euro pro Artikel. Weshalb das Rückgabeverhalten der Onlinekunden viel Geld kostet, zeigen Zahlen, die durch eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1‘166 Internetnutzern erhoben wurden. Rund die Hälfte der Shopper schickt nämlich bis zu 10 Prozent der Einkäufe zurück. Ein Prozent der Kunden schickt gar mehr als die Hälfte aller bestellten Waren zurück an den Lieferanten. Die meisten Retouren bringt übrigens die Altersgruppe der 14- bis 29-jährigen Online-Shopper auf den Weg. Sie schickt 14 Prozent der Einkäufe wieder zurück. Die höchste Rückgabequote verzeichnet der Modehandel.
Immerhin gibt mehr als die Hälfte der Online-Shopper an, Waren im Internet gelegentlich schon mit der festen Absicht zu bestellen, diese wieder zurückzuschicken, etwa um Kleidung in verschiedenen Grössen auszuprobieren. Fünf Prozent tun dies sogar regelmässig. Allerdings geben auch 44 Prozent der Online-Shopper an, noch nie ein Produkt retourniert zu haben. "Wahlloses Bestellen im Internet ist zwar kein Massenphänomen, aber eine nicht zu vernachlässigende Herausforderung für die Händler. Retouren bedeuten für die Anbieter nicht nur einen entgangenen Umsatz, sie verursachen auch Personal- und Prozesskosten, etwa um die Retoure zu prüfen und in den Lagerbestand zurückzuführen“, sagen die Bitkom-Experten.
Ein weiteres Problem: Rund 30 Prozent der Rücksendungen sind nicht mehr neuwertig, was Millionenschäden verursacht, wie golem.de berichtet: 
“Die Anzahl der Rücksendungen seit dem Weihnachtsfest kostet den Onlinehandel laut Schätzungen Hunderte Millionen Euro […]Fast ein Drittel der Retouren lasse sich nicht mehr als Neuware verkaufen.
[…] Bei einem E-Commerce-Umsatz von rund 44 Milliarden Euro im Jahr 2016 und einer Rücksendequote von 10 Prozent ergibt sich laut Bitkom ein geschätzter dreistelliger Millionenverlust für die Branche."
Das Online-Shopping-Retourenproblem besteht natürlich auch in anderen Ländern - zum Beispiel in den USA. Berechnungen von Kurierunternehmungen gehen davon aus, dass allein in der ersten Januarwoche dieses Jahres fast sechs Millionen Pakete von amerikanischen Kunden an die Händler zurückgesandt wurden. Aber wer bezahlt denn eigentlich am Ende für diesen Millionenaufwand?
Laut  einem Retouren-Experten, den die “Welt“ aufgetrieben hat, zahlen wir alle – ob wir zurücksenden oder nicht:
"Bei der von vielen Versandhändlern propagierten ,kostenlosen Rücksendung‘ handelt es sich um einen Marketingschwindel, da der Händler die erwarteten Kosten bereits vorab in den Verkaufspreis einkalkuliert. So gesehen subventionieren Kunden, die wenig zurückschicken, über höhere Verkaufspreise die Vielretournierer.“

Friday, January 13, 2017

Das Fortschrittsdilemma: Künstliche Intelligenz oder menschliche Arbeitskraft?

Die künstliche Intelligenz macht enorme Fortschritte und zeigt jetzt schon ihr gesellschaftsveränderndes Potential. Während IBM mit dem AI-System Watson die Kommerzialisierung vorantreibt und immer wieder für Schlagzeilen sorgt, signalisieren viele Ökonomen ihren Optimismus über die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser digitalen Revolution.

Watson Avatar: Das Logo des IBM KI-Systems.                                Grafik IBM
Die letzten Tage sorgte er wieder einmal für Schlagzeilen: Watson, das KI-System von IBM, das sich in den letzten Jahren zu einem Milliardenprojekt entwickelt hat und durch die Cloud bereits von tausenden von Firmen weltweit eingesetzt wird – von der Krebsforschung bis zur Versicherungsbranche. Von einer Versicherung handelten denn auch die oben erwähnten Schlagzeilen: “Invasion der Supercomputer: Japanischer Versicherer ersetzt 34 Leute durch Künstliche Intelligenz“ titelte zum Beispiel das Manager Magazin:
“Die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz bereiten vielen Menschen Sorgen. Sie befürchten, dass hochentwickelte Computer oder Roboter künftig zunehmend menschliche Arbeitsplätze obsolet machen könnten. In Japan gibt es nun einen Fall, in dem diese Bedrohung drastische Realität wird: Einem Medienbericht zufolge ist der japanische Versicherungskonzern Fukoku gerade dabei, mehr als 30 Leute vollständig durch eine künstliche Intelligenz (KI) zu ersetzen. Bei Fukoku soll das KI-Programm medizinische Berichte von Ärzten und andere Dokumente lesen, aus denen Informationen hervorgehen, anhand derer sich die Auszahlungen an Kunden berechnen lassen.“
Damit wird Watson zum direkten Konkurrenten für menschliche Büroarbeiter - auch wenn die IBM-Spezialisten Watson nur als Werkzeug sehen, wie die faz bei einem Besuch im  Thomas J. Watson Research Center herausfand:
“Ein Werkzeug, lediglich ein Werkzeug, so wiederholen es gebetsmühlenartig die Leute von IBM […] „Unser Ziel war es bisher, ein Werkzeug herzustellen, das der Mensch benutzt, um Hilfe für seine Arbeit zu bekommen.“ Keine Frage, die Rolle des Menschen müsse sich verändern, aber das letzte Wort werde immer er haben und behalten.“
Tatsächlich hat eine Studie der Universität Oxford schon vor drei Jahren für Unruhe gesorgt, die vorhersagt, dass fast 50 Prozent aller Erwerbstätigen mittelfristig durch Maschinen ersetzt werden könnten. Doch es gibt auch Thesen, die dieser negativen Sichtweise widersprechen. Zitat aus einem Artikel der NZZ zum Bericht des schweizerischen Bundesrates zur digitalen Wirtschaft:
“Zu den Optimisten zählt die Beratungsfirma Deloitte, die 2015 für die Schweiz schätzte, dass die Automatisierung innert zehn Jahren netto 270 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen dürfte. […] Es gibt gute Chancen auf eine weiterhin hohe Beschäftigung auch in Zukunft, und der Anteil der Stellen mit hohen Qualifikationsanforderungen dürfte wie schon in den letzten Jahrzehnten weiter zunehmen. Der Bundesrat teilt in seinem Bericht diese Einschätzung, wagt aber mangels Glaskugel klugerweise keine zahlenmässigen Prognosen. Als tendenziell gefährdet gelten zum Beispiel einfachere Büroangestellte, Metallarbeiter, gewisse Techniker und Hilfskräfte…“
Das Dilemma ist also vorprogrammiert, und trotzdem wird die künstliche Intelligenz erhöhte Lebensqualität bringen. Gemeint sind damit nicht nur selbstfahrende Autos, sondern zum Beispiel eine stark erhöhte medizinische Diagnosegenauigkeit. Denn, wie der japanische Krebsforscher Professor Satoru Miyano an der letztjährigen IBM Analytik-Konferenz erklärte, sind allein im Jahr 2015 200‘000 wissenschaftliche Artikel über Krebs veröffentlicht worden. Ein Mensch könne diese Masse an Information unmöglich verarbeiten.

Watson hat keine Probleme damit. Denn er erfüllt die Bedürfnisse der Gesundheitsindustrie, die enorme Mengen von Wissen produziert und verteilt. Er kann diese Inhalte superschnell erfassen, analysieren und Zusammenhänge herstellen, die er dann mit dem diagnostizierenden Arzt teilen kann. 

Monday, January 9, 2017

Besuchermagnet CES: Alles wird smart

Die CES in Las Vegas wurde dieses Jahr zum fünfzigsten Mal durchgeführt und zog wie immer eine riesige Zahl von Besuchern an. Kein Wunder: Unterhaltungselektronik gehört in jene Produktegruppe, die bei vielen Konsumenten eine besondere Faszination auslöst, und die Digitalisierung transformiert den Alltag immer stärker.

3800 Aussteller und mehr als 175'000 Besucher kamen dieses Jahr an die CES.
                                                                                                                        Bild pd
Die professionellen Besucher der CES sind sich einig: Die grossen Würfe und Überrschungen sind dieses Jahr ausgeblieben. Dafür dringt die Elektronik dank der Digitalisierung und der Vernetzung immer weiter ins tägliche Leben vor. Zitat aus heise.de:
“Es scheint, als hätte die Branche sich die Aufgabe gesetzt, jeden Lebensbereich des Menschen zu erfassen – von der Wiege an rund um die Uhr. Alles wird smart und zum Gesprächspartner: Amazons Alexa soll künftig in Smart-Home Komponenten integriert werden, die den ganzen Alltag abdecken: So hören dank Alexa ein Kühlschrank von LG, ein Staubsauger von Samsung, Waschmaschinen von Whirlpool und gleich mehrere Fernseher aufs Wort. Das Lenovo in Zusammenarbeit mit Amazon einen vernetzten Lautsprecher anbieten will, der Echo sehr stark ähnelt, mutet da eher einfallslos an."
Der Reporter der Süddeutsche Zeitung sah an der CES “alten Wein in neuen Schläuchen“ aber auch zahlreiche Ausnahmen:
“Razors Project Valerie ist der erste Gaming-Laptop mit drei Bildschirmen. Asus stellte mit dem ZenFOne AR das erste Smartphone vor, das Googles AR- und VR-Technologien unterstützt. HTC lässt Nutzer seines VR-Systems Vive nun mit Hilfe eines kleinen Aufsatzes Gegenstände wie Baseball- oder Tennisschläger in die virtuelle Realität "importieren". Anderswo lassen sich Langfrist-Trends erkennen: Das aktuelle Fernseh-Schisma verläuft zwischen OLED und klassischem LED. LG, Panasonic, Philips und jetzt auch Sony setzen auf OLED-Displays, Samsung steigt in die QLED-Technik ein, in der Nanokristalle aus Halbleiter-Materialien das Licht absorbieren und in verstärkter Form wieder abgeben…“
Verschiedene Berichterstatter zeigen sich vor allem über die Fortschritte im Virtual-Reality-Bereich enttäuscht; es sei eine Chance verpasst worden, schreibt zum Beispiel vrodo.de, das Magazin für virtuelle Realität:
“Auch erfahrene Hersteller wie Intel und speziell Microsoft demonstrierten nur halbfertige Hardware. Von brauchbaren Anwendungsszenarien ganz zu schweigen […] Als Analogie funktioniert auch hier der Smartphone-Markt: Die Taschencomputer feierten die größten Erfolge, als sie sexy wurden, einen hohen Nutzungskomfort und neue Wege der sozialen Vernetzung boten. Zahlreiche Killer-Apps – kostenfreie Navigation, hochwertiges mobiles Internet, Social-Apps und viele andere – wurden erst veröffentlicht, nachdem die Hardware wirtschaftlich und technisch ein solides Fundament bot […] Das vielleicht größte ungelöste Problem ist das Design der VR-Brillen. Wer das nicht glauben mag, kann sich gerne die Gehäuse der kommenden Windows-Brillen anschauen. Es sind Geräte, die außer Technerds niemand auch nur in der Nähe des Schreibtischs sehen, geschweige denn auf den Kopf ziehen mag.“
Die Fachjournalisten sind sich also einig, dass an der CES 2017 die absoluten Knaller gefehlt haben. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich die Medien zum zehnjährigen Jubiläum des iPhones mit Lobeshymnen überbieten.

Thursday, January 5, 2017

Mit Domain-Namen ist immer noch sehr viel Geld zu machen

Es gibt sie immer noch, jene Domain-Namen, für die viel Geld bezahlt wird. Zwar sind die Preise nicht mehr im Millionen-Bereich, wie noch vor wenigen Jahren, einige Hunderttausend liegen für einen guten Namen aber immer noch drin. Die teuerste Domain des Jahres 2016 heisst broker.com. Sie wechselte für 375‘000 US-Dollar den Besitzer.

Sedo.com: Ständig einen ganzen Katalog an Domainnamen im Angebot.
                                                                                                 Screengrab sedo.com
Auch in Europa wurde für Domain-Namen gutes Geld bezahlt. Die teuerste .de Domain des letzten Jahres heisst itjobs.de und erzielte einen Preis von immerhin 58‘000 Euro. Besonders begehrt waren im vergangenen Jahr kurze Domains: Knappe Webadressen erhielten mit Abstand am meisten Kaufangebote. Die Verkaufszahlen und Ranglisten stammen von der weltweit führenden Domainhandelsplattform Sedo; Vertrauliche Verkäufe und Preise wurden nicht angegeben.

Top 5 Domainverkäufe im Jahr 2016
  1. broker.com 375'000 USD
  2. mikihouse.com 224'224 USD
  3. ada.com 200'000 USD
  4. circa.com 150'000 USD
  5. hotbot.com 155'000 USD

Top 5 Domainverkäufe für .de im Jahr 2016 
  1. itjobs.de 58'000 EUR
  2. 90min.de 53'550 EUR
  3. sparstrumpf.de 47'600 EUR
  4. luxus.de 25'500 EUR
  5. antalya.de 20'000 EUR
Diese Beträge verblassen allerdings im Vergleich zu jenen, die für die teuersten Domain-Namen der vergangenen Jahre bezahlt wurden:
  • Insurance.com wurde 2010 für 35,6 Millionen US-Dollar verkauft;
  • VacationRentals.com im Jahr 2007 für 35 Millionen;
  • PrivateJet.com im Jahr 2012 für 30,18 Millionen;
  • Internet.com im Jahr 2009 für 18 Millionen;
  • 360.com im Jahr 2015 für 17 Millionen;
  • Insure.com im Jahr 2009 für 16 Millionen;
  • Sex.com im Jahr 2014 für 14 Millionen;
  • Hotels.com im Jahr 2001 für 11 Millionen;
  • Porn.com im Jahr 2007 für 9,5 Millionen;
  • Porno.com im Jahr 2015 für 8‘888‘888 US-Dollar;
  • Fb.com wurde im November 2010 für 8,5 Millionen Dollar an Facebook verkauft.

Monday, January 2, 2017

Die Roboter-Revolution: Stellenvernichtung oder Wohlstandsvermehrung?

Die Automatisierung wird eines der wichtigsten Wirtschaftsthemen der nächsten Jahre sein. – die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft macht es möglich. Die Folgen dieser vierten Industriellen Revolution können wir nur erahnen. Zwar gibt es Studien, die den kommenden Verlust an Arbeitsplätzen prognostizieren und “Experten“, die vorbeugend schon mal nach einem bedingungslosen Grundeinkommen rufen.  Dass die Wirtschaft und die Gesellschaft vor einer gewaltigen Umwälzung stehen, zeigt sich aber auch an aktuellen Meldungen aus China, dem digitalen Brotkorb der Welt.

Wo heute Menschen arbeiten, werden schon bald Roboter rotieren (hier bei Foxconn
in China).                                                   Bild Steve Jurvetson, Wikimedia Commons 
Der taiwanesische Elektronikhersteller Foxconn, der vor allem für die Fertigung von iPhones,  Galaxy-Smartphones und Playstations bekannt ist, meldete schon im letzten Jahr, man habe die Zahl der menschlichen Arbeiter an einer Produktionsstätte von 110‘000 auf 50‘000 reduziert, indem diese durch Roboter ersetzt wurden. Das ist natürlich nicht das Ende. Foxconn gibt an, quasi alle Arbeiter abschaffen zu wollen. Im Moment beschäftigt die Firma immerhin noch 1,2 Millionen Arbeiter, wie giga.de berichtet:
In einem ersten Schritt setzt Foxconn Roboter für Arbeiten ein, die Arbeiter ungerne verrichten und für solche, die gefährlich sind. In der zweiten Phase werden Produktionslinien verstärkt automatisiert, um Fabriken für den Einsatz möglichst weniger Roboter vorzubereiten. In der dritten Phase automatisiert Foxconn dann ganze Fabriken komplett. Dann komme nur noch ein Minimum an Personal für Produktion, Logistik, Tests und Inspektionen zum Einsatz. Die chinesischen Fabriken in Chengdu, Shenzhen und Zengzhou im Westen, Süden und Norden des Landes hätten die zweite und dritte Phase bereits erreicht. Die Montage von PCs und LC-Displays erfolge bereits (fast) vollautomatisiert. Insgesamt kommen bereits 40.000 der Roboter „Foxbot“ zum Einsatz, jedes Jahr sollen 10.000 weitere hinzukommen.“
Wie die FAZ berichtet, sind sich auch die Experten über die Folgen dieser Entwicklung ganz und gar uneinig. Werden Roboter mehr Wohlstand für alle schaffen oder eine weltweite Massenarbeitslosigkeit verursachen?
“Optimisten wie der Bonner Makroökonom und Wirtschaftshistoriker Moritz Schularick sagen, dass durch den technischen Fortschritt zwar alte Jobs wegfallen, dafür aber völlig neue Möglichkeiten entstehen und letztlich mehr Wohlstand, der neue Jobs schaffen werde. Wenn Computer die bisherigen Bürotätigkeiten erledigen, werden Arbeitskräfte frei, sich kreativen oder sozialen Tätigkeiten zuzuwenden. Allerdings gibt es auch Skeptiker. Harvard-Ökonom Larry Summers meint, dass in mehr Branchen Arbeitsplätze abgebaut werden als neue entstehen. Der Silicon-Valley-Softwareunternehmer und Autor Martin Fort warnt in seinem spekulativen Buch „The Rise of the Robots“ sogar vor unausweichlicher Massenarbeitslosigkeit. Brynjolffson und McAfee halten einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit zumindest als Übergangsphänomen für unvermeidlich. Brynjolffson spricht von einer kommenden „labor-light economy“, einer Wirtschaft mit nur wenig Beschäftigten.“
Auch dem neuen US-Präsidenten Donald Trump könnte die kommende Roboter-Revolution einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Bekanntlich hat er ja versprochen, Arbeitsplätze aus dem Ausland – zum Beispiel aus China – zurück in die USA zu holen. Gewisse Unternehmen – wie zum Beispiel Foxconn – haben diesbezüglich bereits Zusagen gemacht. Ob damit im Zeitalter der Automatisierung auch die versprochenen Arbeitsplätze  geschaffen werden, ist allerdings fraglich. 

Nachtrag: Amerikanische Zeitungen melden heute, dass Amazon im vergangenen Jahr die Anzahl der in den Lagerhallen eingesetzten Roboter von 30'000 auf 45'000 gesteigert hat. Die Roboter arbeiten zusammen mit 230'000 menschlichen Angestellten. Wieviele menschliche Arbeiter sie ersetzen, ist nicht bekannt.