Tuesday, January 29, 2019

DSGVO: Bussen als Geldquelle und “globaler Standard“

Die Datenschutz-Grundverordnung der EU ist seit sieben Monaten in Kraft - und die meisten Anwender werden davon nichts bemerkt haben. Ganz im Gegensatz zum Internetriesen Google, der von der Französischen Datenschutzbehörde CNIL aufgrund der neuen EU-Vorschriften zu 50 Millionen Euro Busse verknurrt wurde (und prompt Einsprache eingelegt hat).  Gesamthaft gesehen hat die DSGVO dazu geführt, dass viele, vor allem grosse Unternehmen, auch ausserhalb der EU, ihre Datenschutzregeln angepasst haben.

Seit sieben Monaten in Kraft: die Europäische Datenschutzver-
ordnung.                                                                 Bild Pixabay
Noch ist nicht klar, wieviel die DSGVO wirklich für den Datenschutz der einzelnen Nutzer tut. Für die Bussenkassen der einzelnen EU-Länder könnte sich die Verordnung jedenfalls zu einer rentablen Einnahmequelle entwickeln. Allein in Deutschland sind in den letzten Monaten 41 Bussen verhängt worden, die höchste davon kostet 80‘000 Euro. Viele zusätzliche Verfahren seien noch hängig, meldet das Handelsblatt. Google hat es da mit 50 Millionen Euro schon schlimmer getroffen:
“Frankreichs Datenschutzbehörde (CNIL) begründet die Busse damit, dass Google den Nutzern nicht vollständig mitgeteilt habe, wie ihre persönlichen Daten erfasst werden und was mit ihnen geschieht. Google habe zudem keine rechtlich fundierte Zustimmung der Nutzer eingeholt, um personalisierte Anzeigen zu schalten, so die Behörde. Damit liefen die Geschäftspraktiken von Google der Datenschutzverordnung zuwider, so die CNIL in einer Mitteilung. Angesichts der Marktdominanz von Android in Frankreich und der Vielzahl von Google-Services sei es aber zentral, dass Google die DSGVO einhalte, so die Datenschützer.“  (Inside-it.ch)
Google wiederum fühlt sich von den französischen Datenschutzbehörden unfair behandelt:
“Google legt Einspruch gegen die Datenschutzstrafe von 50 Millionen Euro in Frankreich ein. Man habe hart an einem Zustimmungsverfahren für personalisierte Werbung gearbeitet, das möglichst transparent sein sollte und auf Empfehlungen der Regulierer basierte, sagte der Internetkonzern zur Begründung gestern.“ (orf.at)
Die DSGVO wird wahrscheinlich noch zahlreiche andere Unternehmen teuer zu stehen kommen - wobei angenommen werden darf, dass sich die Behörden vorerst vor allem auf grosse Firmen konzentrieren werden, denen auch viel höhere Bussen aufgebrummt werden können und auf welche die Bestimmungen auch zugeschnitten sind. Es sei für kleinere Firmen viel schwieriger, die DSGVO-Anforderungen zu erfüllen, schrieb die Handelszeitung im letzten Jahr.  Viele KMU könnten sich das gar nicht leisten. Ohnehin gelte: Je kleiner das Unternehmen, desto grösser sei der Aufwand, um die IT der DSGVO anzupassen. Für die Unternehmen sei die DSGVO “eine grosse Geldvernichtungsmaschine“. 

Die NZZ freut sich auf jeden Fall daran, dass die DSGVO sich “zum globalen Standard mausert“, obwohl das Gesetz “nicht ideal“ sei:
“Das seit Mai 2018 scharf gestellte neue Datenschutzgesetz der EU (Datenschutz-Grundverordnung, DSGVO) ist der Hebel der Europäer, sich auch international für den Schutz personenbezogener Daten einzusetzen. Obwohl nicht ideal, so ist das Gesetz immerhin geeignet, einen quasi globalen Standard zu schaffen, wie weit Unternehmen und Behörden persönliche Daten ihrer Bürger verwenden dürfen und wo die Privatsphäre des Einzelnen beginnt. Die globale Relevanz zeigt sich nicht zuletzt darin, dass auch die USA, Kanada und Indien den 28. Januar als Data Privacy Day feiern und die EU und die USA die Bestimmungen zum gegenseitigen Datenaustausch (Privacy Shield) Ende 2018 zum zweiten Mal verlängert haben.“

Friday, January 25, 2019

Fake-News-Warnung oder Propaganda?

Microsoft will im mobilen Edge-Browser eine App einbauen, die vor unseriösen News-Sites warnt. Momentan funktioniert sie erst im englischen Sprachraum. Allerdings scheinen nicht alle Nutzer die App dankbar anzunehmen; sie wird von vielen als linke Propaganda abgetan.

Fake News oder nicht?                                                                    Bild pixabay
Tatsächlich ist es im Internet-Zeitalter nicht immer leicht abzuschätzen, ob eine Newsquelle seriös ist oder nicht. Ein aktuelles Beispiel für Verirrungen in der Medienlandschaft ist 'Der Spiegel' mit dem Fall Relotius. Da wurden Hunderttausende von Lesern über Jahre hinweg angelogen - und dabei meistens in ihren Vorurteilen (zum Beispiel, was die dumben Amerikaner betrifft)  bestätigt. Die berühmten Faktenchecker des Spiegel liessen die Märchen allesamt als Reportagen durchgehen:
“Es sind Fakten, die nicht immer den Ton der Geschichte prägen, aufmerksame Faktenchecker aber zumindest hätten stutzig machen können. Der Spiegel bezeichnet sie vereinzelt in seinem Text als zum Teil “relativ einfach zu erkennen”. Das lässt vermuten, dass die Dokumentation bei den Texten des preisgekrönten Reporters einiges versäumt hat: Schließlich ist es gerade die Härte und Genauigkeit der Faktenchecker, die der Spiegel stets voranstellte. Selbst die Wetterdaten der Rechercheorte würden genau überprüft, hieß es immer wieder…“ (meedia.de)
Die Frage, die sich jetzt stellt ist: Würde die Fake-News-App von Microsoft auf dem Edge-Browser die Leser davor warnen, die Spiegel Reportagen für bare Münze zu nehmen? Sie die Faktenchecker von NewsGuard besser, als jene im Hause Spiegel? Vor gewissen Verlagen werden die Edge-User jedenfalls klar gewarnt:
“Die New York Times oder der Guardian haben erwartungsgemäß ein grünes Label erhalten. Die britische Boulevardzeitung The Daily Mail dagegen gilt in mehreren Fällen als unglaubwürdig, ebenso Websites mit Verschwörungstheorien wie Infowars oder nachweisliche Fake-News-Portale wie NewsPunch…“ (Die Zeit)
Wie funktioniert die Fake-News-Warnung? Ein grüner Haken bedeutet, dass die Website journalistischen Standards folgt und Haftung übernimmt. Ein rotes Ausrufezeichen bedeutet, dass in der Vergangenheit falsche Nachrichten verbreitet worden sind. Edge ist als Browser allerdings kaum verbreitet, die mobile Version wird nur von 0,07 Prozent aller Nutzer eingesetzt. NewsGuard funktioniert allerdings auch als Erweiterung für populäre Browser wie Google Chrome, Firefox oder Safari.
Auf der Firefox-Website, wo das Add-On heruntergeladen werden kann, sind denn auch viele Kritiken an der App gepostet worden. Viele Anwender bemängeln, dass die Warnungen von “linken Journalisten“ verfasst würden und deshalb nicht vertrauenswürdig seien. Ein (ziemlich triftiger) Anhaltspunkt, der von zahlreichen Kritikern genannt wird: Das umstrittene linke Newsportal BuzzFeed, das in der Vergangenheit mehrmals durch komplette Falschmeldungen aufgefallen ist, erhalte von NewsGuard ein O.K. - das beweise, dass es sich bei der App klar um linke Propaganda handle, schreiben verschiedene Nutzer.
Tatsächlich kommt es wohl (wie immer und überall im Leben) darauf an, wo man als User steht, wenn es um die Bewertung der Fake-News-Warn-App geht. Die liberale Zeit sieht das nämlich ganz anders: 
“Die Initiative von NewsGuard scheint zu wirken, wenn sich manche Menschen allein durch den Versuch, gegen Fake-News vorzugehen, angegriffen fühlen“, schreibt die Autorin in ihrer Schlussfolgerung zum Thema.
Manchmal könnte auch eine App, die vor logischen Fehlschlüssen warnt, nützlich sein!

Monday, January 21, 2019

Was kommt nach dem Smartphone?

Die Smartphone-Produktion sinkt weltweit - und zwar ziemlich rasant. Apple und seine Aktienkurse sind nur ein Symptom dieser Entwicklung. Auch andere Hersteller wissen, dass sie sich auf magerere Jahre einstellen müssen.

Chinesische Elektronikproduktion: Der Markt schrumpft weltweit.
                                                                                  Bild Wikimedia Commons
Fast 20 Prozent weniger Smartphones als im letzten Jahr sollen gemäss Analysten der CS dieses Jahr  auf der Welt hergestellt werden. Das ist ein massiver Rückgang und entspricht ungefähr den globalen Produktionszahlen im Jahr 2013.  Schon im letzten Jahr schrumpfte die Smartphone-Produktion; gemäß CS um ganze sieben Prozent. Diese Verkaufsschwierigkeiten im Smartphone-Markt dauern nun schon mehrere Jahre an und es ist klar, dass nicht nur die Chinesische Wirtschaft daran schuld ist. Viele Hersteller hätten immer mehr Probleme, ihre Kunden davon zu überzeugen, ein neues Handy zu kaufen - die Unterschiede zwischen alt und neu sind ganz einfach nicht gross genug. Die CS-Experten warnen ihre Kunden vor der Marktentwicklung bei Smartphones: Die Produktion der Geräte befinde sich sozusagen im freien Fall, und ein Ende sei nicht in Sicht.
Natürlich könnte auch die Preisentwicklung der letzten Jahre etwas mit dem stockenden Smartphone-Markt zu tun haben:
“Trotz des Rückgangs der Stückzahlen, stieg der weltweite Durchschnittspreis eines Smartphones im vergangenen Jahr um zehn Prozent an, wie das Techportal Recode schreibt. Ein Smartphone kostete 2017 im globalen Durchschnitt 363 Dollar. Um diesen Preisrange zu halten, sind Innovationen und Erneuerungen bei Smartphones nötig. Man setze Hoffnung in Multi-Kamera-Upgrades oder die Einführung von faltbaren Smartphones, wie sie Samsung vor einigen Monaten vorgestellt hatte, schreibt die Credit Suisse. Gemäss den Analysten arbeite Apple weiter an 3D-Kameras für das iPhone. Diese könnten für die Modellreihe 2020 eingesetzt werden und allenfalls zu einer Erholung führen.“ (handelszeitung.ch)
Wirtschaftstheoretiker sind allerdings nicht sicher, dass neue Kameras das Handy-Verkaufsproblem lösen werden. Sie glauben an einen jahrzehntelangen Zyklus, der zu Ende geht:
“VWL-Studenten erinnern sich an den Kondratjew-Zyklus, benannt nach Nikolai K., der vor fast 100 Jahren seine Theorie Die langen Wellen der Konjunktur veröffentlichte. Die These: Am Anfang langer Wellen steht eine bahnbrechende Innovation (wie das iPhone), die massenhaft Investitionen und Nachahmer anlockt und jenseits der Konjunkturschwankungen einen langen Aufschwung erzeugt. Ist die Technik assimiliert, sinken die Einsätze; es folgt der lange Abschwung – bis zur nächsten Welle 40 bis 60 Jahre später. Die Dampfmaschine löste Muskelkraft ab und die erste Welle aus. Die Eisenbahn, die jahrzehntelang die Kohle- und Stahlindustrie beflügelte, die zweite. Nummer drei: Elektrotechnik und Grosschemie. Dann die Massenmotorisierung, die in Amerika nach dem Ersten Weltkrieg einsetzte. Der Siegeszug des Transistors und Computers begann nach dem Zweiten. Seit 1990: Informations- und Kommunikationstechnologie. Das iPhone, ein ganz kleines Ding, hat seine eigene Welle freigesetzt. Angesichts des rasanten Tech-Wandels mag diese viel kürzer sein als der Kondratjew-Zyklus…“ (zeit.de)
Einen solchen Trend wird auch das mächtige Apple nur schwer aufhalten können. Immerhin sollte aber genug Expertise und Geld vorhanden sein, um herauszufinden, wo “das nächste grosse Ding“ liegt. Dann kann das Geldscheffeln auch in den nächsten paar Jahrzehnten munter weiter gehen.

Friday, January 18, 2019

Auch in der Schweiz mit der Swatch bezahlen

Nach der Lancierung in China ist die Swatch Kreditkarten-Uhr nach zwei Jahren jetzt auch in der Schweiz erhältlich. Beim kontaktlosen Bezahlen mit der Swatchpay kommt ein NFC-Funkchip zum Einsatz, der unter dem Zifferblatt eingebaut ist. Zum Bezahlen hält der Kunde die Uhr an das Zahlterminal an der Kasse. Das Lesegerät tauscht dann mit dem Chip der Uhr die Zahlungsinformationen aus.

Die Bezahl-Swatch kommt von China zurück in die Schweiz. Vier Modelle
werden angeboten.                                                                            Bild Swatch
Die benötigte Energie dazu liefert das Terminal, so dass die Uhr, anders als ein Smartphone, auch bei einer leeren Batterie zum Bezahlen eingesetzt werden kann. Ausserdem ist sie wie alle anderen Swatch Modelle wasserfest bis zu einer Tiefe von 30 Metern - falls es einmal einen Unterwassereinkauf zu tätigen gibt.
Zum jetzigen Zeitpunkt unterstützen mehr als drei Viertel aller elektronischen Kassensysteme in der Schweiz die Zahlung mit der Swatchpay. Sämtliche grossen heimischen Banken sind am Swatchpay Verfahren beteiligt. Zur Nutzung ist so neben der Uhr und einer Bezahlkarte von einer dieser Banken die Aktivierung in einem Swatch Store erforderlich. Die Aktivierung verknüpft Uhr und Bezahlkarte miteinander mit Hilfe einer Bluetooth-NFC-Box  und einer App auf dem Smartphone des Kunden. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, kann der Verbraucher an jedem bargeldlosen Verkaufsterminal für Waren und Dienstleistungen bezahlen. Die App ermöglicht ausserdem die Verwaltung der Uhr und der Zahlkarte. Swatch bietet vier Uhrenmodelle an, um das Geldausgeben in der Schweiz noch einfacher zu machen, als es bisher schon war. Die Swatchpay kostet 85 Franken.

Die Swatchpay macht für Kreditkartenkunden durchaus Sinn. Statt an der Kasse das Portmonnaie mit der Kreditkarte hervorzuholen, reicht es, die Uhr am Handgelenk vorzuzeigen. Das funktioniert auch, wenn die Karte nicht dabei ist und sogar, wenn die Uhrenbatterie nicht mehr funktioniert. Das System ist ausserdem unkompliziert und erfordert keine speziellen Kenntnisse.

Monday, January 14, 2019

Windows 7: In einem Jahr soll endgültig Schluss sein

Am 14. Januar 2020, also genau in einem Jahr, will Microsoft den Support für Windows 7 endgültig auslaufen lassen. Damit sollen die User dazu veranlasst werden, neuere Programmversionen oder sogar neue Computer anzuschaffen. Windows 7 ist allerdings so beliebt, dass - wie bei Windows XP - die Microsoft Rechnung nicht so einfach aufgehen könnte.

Funktioniert hervorragend und wird von sehr vielen Usern weiterhin geschätzt:
Und trotzdem will Microsoft das OS loswerden.                          Bild Microsoft
Microsoft macht gar keinen Hehl daraus: Man erhoffe sich, sagt Mark Linton, General Manager of Product Development bei Microsoft, gegenüber TechRadar, dass das Ende der Unterstützung von Windows 7 die Akzeptanz von Windows 10 erhöhe. Das wird wohl auch passieren. Denn Software-Firmen wie Microsoft gehören zu einer sehr privilegierten Gruppe von Herstellern, die ihre Kunden dazu zwingen können, ein altes durch ein neues Produkt zu ersetzen. Etwa so, wie wenn Ihr Fernseher eines Abends plötzlich eine Nachricht zeigen würde, die Sie dazu auffordert, ein neues Gerät zu kaufen, falls Sie damit auch in Zukunft weiter fernsehen wollen. Das Geschäftsmodell funktioniert - generell auch mit enthusiastischem Support verschiedener Medienpublikationen:
“Stichtag für das Ende der Sicherheits-Updates für Windows 7 ist der 14. Januar 2020. Bis dahin raten wir Ihnen zum Wechsel des Systems. Wer das nicht schafft, aus welchen Gründen auch immer, findet in diesem Artikel Tipps, wie man Windows 7 noch für eine kurze Übergangszeit weiter nutzen kann. Beachten Sie, dass Sie dafür mehr Zeit investieren müssen, etwa in Handarbeit mit den Anti-Exploit-Tool EMET. Doch Vorsicht, die Betonung liegt auf "kurz", denn für Hacker und Datendiebe wird es sicher ein Fest werden, nicht geschlossene Windows 7-Lücken auszunutzen. Die Strategie "Augen zu und durch" sollten Sie nicht zu lange fahren…“ (chip.de)
Bei der Kundschaft löst die Microsoft-Businessstrategie allerdings gemischtere Reaktionen aus - wie in den Kommentarspalten betreffender Medienberichte festzustellen ist. Ausserdem gibt es Anwender, die davon ausgehen, dass mit dem Support-Ende für Windows 7 der Windows-XP-Effekt Einzug halten wird:
“Aktuell liegt Windows 7 bei einem Marktanteil von 36,9 Prozent, zum Vergleich: Windows XP lag rund ein Jahr vor dem Supportende noch bei 38,7 Prozent. Damit hat Windows 7 übrigens gerade erst die Position als am meisten genutzte Windows-Version abgegeben. Was aktuell aber noch verschärfend hinzukommt: Während Windows XP zum damaligen Zeitpunkt hoffnungslos veraltet war und auch primär auf entsprechender Hardware zum Einsatz kam, sieht die Situation bei Windows 7 etwas anders aus. Viele Windows 7-User sind mit dem Betriebssystem hochzufrieden und wollen schlicht nicht auf eine neuere Version wechseln. Den direkten Nachfolger Windows 8 haben ohnehin die meisten ausgelassen, aber auch Windows 10 ist längst nicht bei allen populär. Viele Nutzer wollen sich nicht mit den dauernden Updates sowie der zunehmenden Datensammlung und Werbung durch Microsoft abfinden.“ (derstandard.at)
Immerhin: Microsoft bietet Unternehmen (und wohl auch eingefleischten Windows-7-Fans) die Möglichkeit, die Support-Fristen zu verlängern - gegen Bezahlung natürlich.

Wednesday, January 9, 2019

IBM: Quantensprung mit Quantencomputer

IBM hat die CES 2019 dazu benutzt, ein integriertes System für Quantum Computing vorzustellen, das mittels Cloud kommerziell genutzt werden kann. Auf der CES zeigt IBM allerdings nur ein Nachbildung des Q System One, von dem eine ganze Anzahl in einem ‘Q Quantum Computation Center‘ in New York State verbaut werden sollen.

Quantum Computing ist so etwas wie der Heilige Gral der Computerwissenschaften. Seit Jahrzehnten wird daran geforscht; ansatzweise Lösungen der auftretenden Probleme waren bis anhin nur in Laboratorien möglich.  Aber was ist Quantum Computing überhaupt?
“Quantencomputer arbeiten im Gegensatz zu den heute gebräuchlichen Digitalrechnern nach den Gesetzen der Quantenmechanik und nicht auf Basis der Gesetze der klassischen Physik und Informatik. Wichtigster Unterschied ist, dass ein Quanten-Bit (Qubit) nicht nur die Zustände „0“ und „1“ kennt, sondern auch beliebige Überlagerungszustände von 0 und 1 zugelassen sind. Das könnte millionenfache parallele Berechnungen erlauben und dem Quantencomputer einen kaum vorstellbaren Leistungsvorsprung gegenüber herkömmlicher Computertechnik verschaffen. […] Durch diese neue Rechenarchitektur könnten beispielsweise in Sekundenbruchteilen sehr starke Verschlüsselungen geknackt werden. Zudem sind damit Simulationen möglich, die sich mit einem klassischen Rechner nicht nachbilden lassen, was für die Entwicklung von Medikamenten oder neuen Materialien einen erheblichen Vorteil verspricht. Auch autonome Systeme oder künstliche Intelligenz könnten von Quantencomputing profitieren.“ (ZDNet.de)
IBMs neues System, das auch ausserhalb des Labors läuft, sieht überhaupt nicht aus wie ein herkömmlicher Computer, auch nicht wie ein Superrechner (siehe Video unten). Es handelt sich um einen hängenden Zylinder in einem rund drei mal drei Meter grossen Glaskasten, der auf diese Weise vor äusseren Einflüssen geschützt werden soll. Denn auf äussere Einflüsse reagieren Quanten-Rechner extrem empfindlich. 
Natürlich sind nicht all Experten davon überzeugt, dass IBMs Quantencomputer wirklich bringt, was er verspricht. In einem Gespräch mit dem Computermagazin The Verge, bewertet zum Beispiel Winfried Hensinger, Professor für Quantentechnologien an der University of Sussex, das IBM Q System One als noch nicht praktisch einsetzbaren Quantenrechner. 
„Stellen sie sich das nicht als einen Quantencomputer vor, der all die Probleme lösen kann, wie es von Quantum-Computing erwartet wird. Stellen sie es sich als einen Prototypen vor, der es erlaubt, einige Anwendungen zu erproben und weiterzuentwickeln, die sich in der Zukunft als nützlich erweisen könnten.“ 
Auch auf spektrum.de gibt man sich gegenüber dem IBM-Projekt kritisch:
“Der Quantencomputer ist nach wie vor das, was Forschungsförderer einen »Moonshot« nennen. Ein spektakuläres, klar umrissenes Ziel in sehr großer Entfernung. Ob die Menschheit mit ihren technischen Möglichkeiten je dorthin gelangen kann, ist offen. Nur weil es beim Mond geklappt hat, muss es beim Quantencomputer nicht wieder gelingen. Das sollte man bei allen Meldungen zu diesem Thema im Hinterkopf behalten.“
Bei IBM ist man sich die Limitationen des neuen Quantencomputers durchaus bewusst. Bob Sutor, Vizepräsident IBM Q Strategy & Ecosystems, geht nicht davon aus, dass das Q System One schon bald in zahlreichen Rechenzentren stehen wird:
“Die Technologie entwickelt sich so schnell, dass es vielleicht noch eine ganze Weile keinen Sinn machen wird, ein solches System  vor Ort zu haben", sagt er.

Monday, January 7, 2019

Der grosse Politiker-Hack, der (wahrscheinlich) keiner war

Es erinnert ein wenig an den amerikanischen Wahlkampf 2016, was da in Deutschland gegenwärtig bezüglich Datenlecks und Datensicherheit diskutiert wird. Nachdem bekannt wurde, dass unbekannte Täter private Daten von Prominenten und Politikern im Netz öffentlich gemacht hatten, wurde schnell über einem international koordinierten Hackerangriff spekuliert. Nun scheint es, als ob es weniger ums Hacken, als um das herumschnüffeln in schlecht gesicherten Online-Accounts handelt.

Vorläufig noch anonym: der oder die Täter im Deutschen
Datenskandal.                                                        Bild Pixabay
Es war ja auch im amerikanischen Wahlkampf kein raffinierter Hackerangriff, der dazu geführt hat, dass die Demokraten plötzlich alle ihre E-Mails öffentlich im Netz lesen konnten. Vielmehr war es das unbedarfte Handeln des Wahlkampfleiters, das zum Datenleck führte. Nachdem in Deutschland in den letzten Tagen viele grosse Worte zum Datenleck geschrieben wurden - die Rede war von einem Hacker-Skandal, der angeblich von einer Gruppe hochprofessioneller Kriminellen vollführt worden sei, aber auch von einem Cyber-Alarm und einem Hacker-Super-GAU. Heute tönt es nicht mehr ganz so panisch. Man nimmt an, dass der grosse Datenskandal eher mit dem unbedarften Umgang mit der persönlichen Datensicherheit zu tun hat, als mit einem breitgefächerten Hackerangriff (aus dem Osten):
“Mit Blick auf die Art der Daten, die über die Betroffenen vielfach noch immer einsehbar sind, gibt es kaum Indizien dafür, dass es sich um einen großen Hack handeln könnte. Auch deutet nichts darauf hin, dass die Verantwortlichen mit besonderer technischer Expertise vorgegangen wären. Mittlerweile mehren sich die Anzeichen, dass die meisten Informationen wohl durch Ausnutzen von Schwachstellen in Passwort-Wiederherstellungsprozeduren, durch schwache Passwörter und ungenügend abgesicherte Accounts abgezapft wurden. Einige der Betroffenen legten offen, wie die Unbekannten vorgegangen waren. Dazu gehört Simon Wiefels, der als Youtuber ein Millionenpublikum erreicht und dessen Twitter-Account übernommen worden war.“ (faz.net)
Auch bei der Sueddeutschen Zeitung glaubt man nicht mehr an eine internationale Verschwörung, die zum Leck geführt hat. Verantwortlich sei wohl der laxe Umgang der Einzelnen mit ihren Accounts, schreibt Simon Hurtz:
“Zu viele Menschen gehen fahrlässig mit diesen Daten um. Nicht einmal jeder zehnte Gmail-Nutzer sichert sein Konto mit der sogenannten Zwei-Faktor-Authentifizierung. Der Anteil der Menschen, die Passwort-Manager einsetzen, ist nur unwesentlich größer. 86 Prozent der Befragten geben an, sich ihre Kennwörter zu merken. Für Gedächtniskünstler mag das eine akzeptable Vorgehensweise sein. Wenn Normalsterbliche ihre Zugangsdaten auswendig kennen, bedeutet das meist, dass sie zu einfach und damit unsicher sind. Wenn es eine Lehre gibt, die Politiker, Journalisten, die jeder Internetnutzer aus dem aktuellen Fall ziehen können, dann diese: Die zentralen Regeln der IT-Sicherheit sind 2019 wichtiger denn je. Jeder einzelne sollte sie kennen und befolgen und sein Umfeld dafür sensibilisieren.“
Dieser Meinung schliessen wir uns an. Wir sind aber auch davon überzeugt, dass sich das Passwortproblem erst lösen lässt, wenn sich endlich andere Modelle der Zugangssicherung durchsetzen, die sich nicht auf die Disziplin, die Intelligenz und das Gedächtnis der User abstützen.

Thursday, January 3, 2019

What goes up must come down

Die Apple Aktie sieht immer noch nicht schlecht aus - aber nur wenn man sich die letzten fünf Jahre anschaut. Seit dem 3. Januar 2014 hat sich nämlich der Kurs von Apple beinahe verdoppelt - auch wenn er jetzt einen bösen Absturz hinnehmen musste. Auch für Apple gilt: Was raufgeht, kommt auch wieder runter.

Über Nacht 50 Milliarden an Wert verloren: die Apple Aktien. 
                                                                                              Screengrab Google
227 US-Dollar war die Apple-Aktie im letzten Sommer noch wert, nach einem ständigen Aufstieg über die letzten Jahre und sich jagenden Erfolgsmeldungen. Damals war das Unternehmen für kurze Zeit mehr als eine Billion Dollar wert. Dafür gibt es gute Gründe: Apple ist nicht einfach eine IT-Firma, sondern ein Unternehmen, das den Käufern zu vermitteln vermag, dass seine Geräte ihnen einen ganz besonderen Status verleihen. Das Unternehmen hat seine Preise in den letzten Jahren demgemäss konstant und schamlos nach nach oben angepasst. Apple wurde so zur IT-Firma mit dem grössten globalen Umsatz. Jetzt scheint es allerdings, als ob der Glanz an den Apple iPhones und Tablets zu verblassen beginnt - was nicht nur mit hohen Preisen, sondern auch mit internationaler Handelspolitik zu tun hat. Der Auslöser für den rund achtprozentigen Absturz der Apple-Aktie waren schlechter als erwartete Verkaufszahlen über die vergangenen Festtage - vor allem in China:
“Mit schwachen Umsätzen im wichtigen Weihnachtsgeschäft hat Apple am Donnerstag die Anleger weltweit verschreckt. „Die Rezessionsängste verstärken sich zu Beginn des neuen Jahres“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Onlinebroker CMC Markets. Im Leitindex Dow Jones waren die Anteilsscheine der Kalifornier mit Abstand größter Tagesverlierer, im Nasdaq wurden die Verluste noch vom Halbleiterhersteller Skyworks übertroffen. Apple zufolge blieb der Umsatz im abgelaufenen Quartal mehrere Milliarden Dollar unter dem selbst gesteckten Ziel. Grund hierfür sei der enttäuschende iPhone-Absatz in China. Dies passe in das Bild einer Konjunkturabschwächung in der Volksrepublik, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. Apple-Aktien brachen zeitweise um zehn Prozent ein und steuerten auf den größten Tagesverlust seit sechs Jahren zu.“ (handelsblatt.com)
Man darf davon ausgehen, dass bei Apple wegen dieser Zahlen noch keine Panik ausbricht - auch wenn viele Mitarbeiter am Geschäft beteiligt sind. Immer hin hat Apple-Chef Tim Cook in einem Interview mit CNBC einen Erklärungsversuch unternommen. Das makroökonomische Umfeld sei schuld, vor allem in China. Allerdings seien die neuen iPhone-Modelle auch in anderen Ländern nicht so gut verkauft worden, wie man bei Apple gehofft habe. Cook geht davon aus, dass das Akku-Tauschprogramm des Konzerns sowie höhere Preise Kunden von einem Neukauf abgehalten hätten. Wachstumsfelder sieht Cook aber weiterhin, unter anderem durch das starke Servicegeschäft.
Unterdessen gibt es Pressemeldungen, die wissen wollen, dass Apple seine Abhängigkeit von China verringern wolle: Die Agentur Reuters meldet, Apple wolle neben den günstigen Modellen iPhone SE und 6s künftig auch Geräte aus der iPhone-X-Familie auf dem Subkontinent herstellen. Das Projekt soll in diesem Jahr beginnen und in einem Werk des Apple-Lieferanten Foxconn in Sriperumbudur in Tamil Nadu in Südindien seinen Ausgang nehmen.