Wenn es im Handel von Wertpapieren oder
Währungen Regeln gäbe, die immer ins Schwarze treffen, wäre auch die momentane
Bitcoin-Hysterie für den individuellen Investor leicht zu bewältigen. Man solle
nämlich den Massenmedien gar nichts glauben, was die Börsentrends der nächsten
Zukunft betrifft, ist einer dieser Tipps. Schon eher mache man das Gegenteil, wenn man
erfolgreich sein wolle. Im Fall von Bitcoin hiesse das: Ruhig bleiben, weiter
an die Kryptowährung glauben - auch wenn jetzt täglich Medienberichte
erscheinen, die vor dem Totalzusammenbruch warnen.
Die negativen Schlagzeilen über Bitcoin haben sich in den letzten Tagen gehäuft. Screengrab Facebook |
Wenn es so einfach wäre. Aber die Kryptowährung
Bitcoin hat sich bis jetzt nicht an viele Regeln gehalten. Obwohl sie
buchstäblich aus dem Nichts geschaffen wird, relativ schwierig zu kaufen und zu
verkaufen ist, vielerorts als nicht-legitimes Zahlungsmittel eingestuft wird,
gingen die Kurse (bis gestern) so steil nach oben, dass es viele Investoren
schwindlig wurde. Der Wert hat sich allein in diesem Jahr fast verzehnfacht. Gegenwärtig
wackelt die Spitze zwar ein wenig, aber Bitcoin hat schon ganz ähnliche
Kurseinbrüche überlebt, um nachher wieder weitere Gipfel zu erklimmen. Eigentlich
ganz ähnlich, wie es über die Jahre mit anderen Spekulationen gegangen ist - um
am Ende mit den Tränen der Anleger zu enden. Der Finanzspezialist Mark Dittli
schreibt im Market-Blog des Tagesanzeigers eine Analyse, die zum Schluss kommt,
dass der Bitcoin-Boom eine absolut typische Blase sei:
“Spekulationsblasen zählen zu den faszinierendsten Studienobjekten der Finanzgeschichte. Besonders beeindruckend daran: Sie folgen immer dem gleichen Muster. Und sie enden immer in einem Crash. Gegenwärtig ist die Reihe an Kryptowährungen, wovon Bitcoin mit Abstand die grösste und bekannteste ist. Das aktuelle Treiben um Bitcoin zeigt alle klassischen Signale einer Spekulationsblase […] Im Fall von Bitcoin ist unschwer zu erkennen, dass wir gegenwärtig mitten in der Euphoriephase stehen. Heute kristallisiert sich das Narrativ um die Tatsache, dass die maximale Menge von Bitcoin auf 21 Millionen Einheiten beschränkt ist: Ein knappes Angebot trifft auf eine explodierende Nachfrage, während gleichzeitig das Vertrauen in das vorherrschende Papiergeldsystem schwindet. Steigende Preise für Kryptowährungen sind somit eine absolute Gewissheit. Es geht – in den Augen der Investoren – gar nicht anders. Es gibt keine «fairen» Bewertungsmassstäbe mehr. Ist der faire Preis von Bitcoin nun 1000 Dollar, oder 7000 oder 50’000 Dollar? Niemand weiss darauf eine Antwort."
Trotzdem, oder gerade deshalb, brummt der
Bitcoin-Handel weiter, und, wie die faz berichtet, gibt es immer mehr mutige
Anleger, die mitmachen wollen:
“Allen Zweiflern zum Trotz erweist sich Bitcoin bislang nicht nur als zählebig, sondern erfreut sich sogar unter professionellen Vermögensverwaltern zunehmender Beliebtheit. Es ist halt viel Geld auf dem Markt, das irgendwie investiert werden will. Einen Teil des Kapitalstroms will die Liechtensteiner Investmentgesellschaft Incrementum zu sich leiten, indem sie wohl noch in diesem Jahr den ersten europäischen Kryptowährungsfonds auflegt. Darin werden verschiedene Digitalwährungen gebündelt, um ein Mindestmass an Diversifikation zu garantieren.“
Auch Mark Dittli gibt in seiner
ausgezeichneten Analyse nicht vor zu wissen, wie die Bitcoin-Story
enden wird. Immerhin zitiert er einen Erfahrungswert:
“Alles, was wir haben, sind die Erkenntnisse aus früheren Spekulationsblasen: Sie fanden alle ein böses Ende.“
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