Monday, September 30, 2019

Bitcoin-Taucher: waren es Kursmanipulationen?

Die neusten Bitcoin-Kursschwankungen tragen nicht dazu bei, das Vertrauen in diese und andere Cyberwährungen zu stärken. Bitcoin ist wieder einmal massiv abgetaucht - und auch dieses Mal ohne offensichtlichen Grund. Allerdings steht der Verdacht im Cyberspace, dass es sich um spekulative Kursmanipulationen gehandelt haben könnte.

Mit Bitcoin ist gut spekulieren - in letzter Zeit zeigte die Kurve allerdings
wieder einmal nach unten.                                                     Bild maxpixel.net
Diesmal war es ein Taucher von mehr als 25 Prozent seit Beginn dieses Monats; und schon war ein Bitcoin nicht mehr 10‘500 Franken wert, sondern nur noch knapp 8000. Diese Abwärtsbewegung kam, nach dem sich die Mutter aller Kryptowährungen von knapp 4000 anfangs dieses Jahres während des Sommers auf fast 12‘000 Franken aufgerappelt hatte. Eines ist also klar. Wer sehr starke Nerven und Geld zum Spielen hat, kann mit den enormen Schwankungen von Bitcoin viel Geld verdienen - oder verlieren. Das tun denn auch zahlreiche Spekulanten, und zwar auf eine Weise, die auch den Kurs beeinflussen kann, wie finanzen.net berichtet:
“Dabei sind Future Kontrakte für die Marktmanipulation geeignet, da Anlegern die Möglichkeit gegeben wird, auf den Bitcoin-Preis zu wetten, sich das Ergebnis jedoch in Cash auszahlen zu lassen. Bei dieser Art Vertag wechseln echte Bitcoins also nicht den Besitzer. Dabei wird der Abrechnungspreis am zugrundeliegenden Markt festgesetzt. So könnte ein Anleger auf zwei Positionen an der Krypto-Börse setzen. Zum einen wird ein "physischer" Bitcoin gekauft und gehalten. Gleichzeitig wird mithilfe der Bitcoin Futures eine "Short"-Position auf den Bitcoin-Kurs begeben. Auf diese Weise schlägt der Anleger zwei Fliegen mit einer Klappe. Steigt der Bitcoin-Kurs, kann er dank seiner "physischen" Bitcoin am Gewinn partizipieren. Rückt der Fälligkeitstermin in nahe Zukunft, verkauft der Anleger seine Bitcoins, wodurch der Bitcoin-Preis fällt. Durch den fallenden Kurs gewinnt der Anleger bei seiner Short-Position seines Bitcoin Contracts." 
Die NZZ ist nicht optimistisch, was die nahe Zukunft von Bitcoin betrifft und verweist ebenfalls auf die grossen Kursschwankungen. Deshalb eigne sich die Kryptowährung nicht als konservative Werthaltung. Man sehe mehr Potential bei anderen Kryptowährungen - wie zum Beispiel Libra, dem Facebook-Projekt:
“Oft wird wegen fehlender Fundamentaldaten die Markttechnik für Erklärungen herangezogen. Diese sagt im Moment vor allem, dass es mit der Kryptowährung noch weiter nach unten gehen könnte. Am Donnerstag durchbrach der Kurs-Chart des Bitcoins die 200-Tag-Linie nach unten. Dieser Trendfolge-Indikator bildet den gleitenden Durchschnitt der vergangenen 200 Handelstage ab. Ein solcher Durchbruch wird als Verkaufssignal gedeutet.“

Thursday, September 26, 2019

Smartphones: nicht mehr wie heisse Weggli, aber immer noch gut

Smartphones verkaufen sich nicht mehr so gut wie früher; die Verbraucher lassen sich von technischen Verbesserungen nur noch schwer beeinflussen. Der weltweite Absatz von Smartphones an Endverbraucher ging auch im zweiten Quartal 2019 um fast zwei Prozent zurück. 368 Millionen Geräte wurden gemäss Gartner Inc. verkauft. Der Markt ist also offensichtlich nicht mehr so vital wie in den vergangenen Jahren, aber die Verkaufszahlen sind immer noch beeindruckend.

Grosse Hersteller hätten Premium-Features wie mehrlinsige Front-/Rückkameras, lünettenlose Displays und grosse Batterien von ihren Flaggschiff-Smartphones in preiswertere Modelle gebracht, heisst es bei Gartner - alles, um die User dazu zu bewegen, ein neues Smartphone zu kaufen. Das funktioniert recht gut, aber nicht für alle Hersteller: Unter den fünf weltweit führenden Smartphone-Herstellern verzeichneten Huawei und Samsung im zweiten Quartal 2019 mit 16,5 Prozent und 3,8 Prozent die stärksten jährlichen Umsatzsteigerungen. Deshalb vergrösserten beide ihren Marktanteil, was dazu führte, dass sie mehr als ein Drittel des weltweiten Gesamtumsatzes mit Smartphones ausmachen.
Die Ankündigung des Huawei-Verbotes führte allerdings zu einem starken Rückgang der Smartphone-Umsätze von Huawei auf dem Weltmarkt. Während der Gesamtumsatz mit Smartphones weltweit schwächer war, verhalf viel Werbung und Markenpositionierung Huawei im vierten Quartal zu Rekordverkäufen von Smartphones in Greater China mit beeindruckenden plus 31 Prozent.
Samsung verkaufte im zweiten Quartal 2019 über 75 Millionen Smartphones und steigerte seinen Anteil im Jahresvergleich um 1,1 Prozent. Die starke Nachfrage nach den neuen Smartphones der Galaxy A-Serie von Samsung und die Überarbeitung der gesamten Einsteiger- und Mittelklasse-Smartphone hätten zu dieser Entwicklung beigetragen, sagt Gartner.
Apples Anteile schrumpfen hingegen weiter: Die Verkäufe von iPhones gingen im Jahresvergleich weiter zurück, wenn auch mit einer geringeren Rate als im ersten Quartal. Apple verkaufte im zweiten Quartal etwas mehr als 38 Millionen iPhones, ein Rückgang von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zu wenige zusätzliche Vorteile hindern bestehende iPhone-Nutzer daran, ihre Smartphones zu ersetzen.
Die NZZ sieht im Angebot an faltbaren Smartphones ein Ausdruck dieses sich konsolidierenden Marktes:
“Um die Konsumenten dazu zu bewegen, sich ein neues Smartphone zuzulegen, genügt eine Kamera mit noch mehr Megapixeln und etwas mehr Speicherplatz nicht aus. Gefragt ist eine stärkere Differenzierung. Und genau diese Überlegung dürfte hinter der Renaissance des Klapp-Handys stecken.
Anfang des Jahres sorgte Samsung mit dem «Galaxy Fold» für Aufsehen, das sich dank dem faltbaren Display zu einem Tablet aufklappen lässt. Fast zeitgleich hat auch Huawei ein Falt-Handy angekündigt. Das «Mate X» hat in zusammengefalteten Zustand einen Bildschirm auf der Vorder- sowie auf der Rückseite und wird nach aussen aufgeklappt…“
Gartner Analysten gehen davon aus, dass der weltweite Verkauf von Smartphones an Endverbraucher im Jahr 2019 insgesamt noch 1,5 Milliarden Einheiten erreichen wird.
Immerhin!

Monday, September 23, 2019

Der Kampf mit der unfairen chinesischen Konkurrenz

Jahrelang wurde er akzeptiert, wie ein Naturereignis: der unaufhörliche Tsunami an Billigwaren, der von China in die westliche Welt schwappte und dafür sorgte, dass unsere Geräte, Gadgets und Bekleidung immer billiger wurden - in jeder Beziehung. Die Erkenntnis, dass diese Warenflut durchaus auch negative Seiten hat, scheint sich langsam auf breiterer Front durchzusetzen, vor allem auch was den Onlinehandel betrifft.

Von 1001 Nacht in die Wirklichkeit: Der Ali-Baba-Hauptsitz in Hangzhou,
China.                                                                                         Bild Wikipedia
Bis jetzt war es vor allem der amerikanische Präsident Donald Trump, der sich mit seiner aggressiven Haltung gegenüber Chinas Handelspraktiken profiliert hat. Dieser Handelsstreit wird so schnell nicht beendet sein und wirkt sich weltweit aus. Unter anderem auch darin, dass jetzt längst nicht mehr nur in den USA davon geredet wird, dass die chinesischen Handelspraktiken oft unfair sind. So berichtet die NZZ am Sonntag in ihrer letzten Ausgabe, über die illegale Methoden Chinesischer Händler, um im deutschsprachigen Raum Kunden zu gewinnen:
“Der Selbstversuch klappt. Über eine Facebook-Gruppe wird man in die nächste eingeladen. Dann ist man plötzlich in einer sogenannten «Produkttester-Gruppe» für Amazon-Produkte drin. Es ist eine Welt voller Gratisangebote. “Testen“ muss man nichts. Es reicht, das Babyfon, den Bürostuhl oder die Koffein-Tabletten beim Online-Marktplatz Amazon zu bestellen. Danach hinterlässt man eine positive Bewertung in deutscher Sprache - das ist so abgemacht. Der chinesische Hersteller, bei dem man bestellt hat, überweist einem dann den Kaufpreis zurück. Oft noch mit einem Sackgeld obendrauf. Das ist illegal. Es täuscht Kunden und verstösst gegen die Amazon-Richtlinien. Die Gruppen in den sozialen Netzwerken existieren deshalb auch nur für ein paar Wochen. Dafür landen die Händler weit vorne in der Amazon-Suche.“
Das Fazit der NZZ: 
“Die Luft ist raus: Europäische Händler auf Amazon kommen gegen die Konkurrenz aus Fernost nicht mehr an.“
Ins gleiche Horn bläst auch das Online-News-Portal heise.de. Unfaire Konkurrenz aus China koste allein die deutsche Onlinehändler bei Elektronikartikeln eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr. Das sei eine massive Schädigung des deutschen Standorts und koste Tausende Arbeitsplätze, sagt Gero Furchheim der Präsident des Verbandes für E-Commerce und Versandhandel. Eines der Probleme sind die niedrigen Postgebühren, die in China bezahlt werden.  Die USA und andere Industrieländer wollen dem nun im Weltpostverein einen Riegel schieben:
“Die niedrigen Tarife gehen auf eine Regelung der Organisation zurück, der seit 1874 den internationalen Postverkehr regelt. Sie waren zur Unterstützung armer Länder gedacht, führen aber angesichts der Flut von Online-Bestellungen in China nun zu Verärgerung. "In Europa zahlen Händler das Zwei- bis Dreifache", sagte Furchheim. […]"Der Handel mit Direktlieferungen aus China wächst mit großer Dynamik", sagte Furchheim. "Wir schätzen, dass allein Elektrogeräte im Wert von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr direkt aus China an private Haushalte in Deutschland geliefert werden."
Unfair seien aber nicht nur die Postgebühren, monieren lokale Händler: Ausländische Anbieter sparten sich Kosten für Sicherheitstests sowie Steuern und Abgaben. Deshalb kämen massenhaft mangelhafte Geräte auf den deutschen Markt.
Trotzdem sieht es nicht so aus, als ob sich die chinesische Warenflut im Westen bald abschwächen wird. Die Konsumenten lieben die billige Ware viel zu sehr. Es ist deshalb nur logisch, dass Ali Baba, die grösste chinesische Handelsplattform, auch hier immer mehr Marktanzeile gewinnt, wie auch das Magazin Bilanz mit mehr Bewunderung als Verwunderung festhält:
“Mit zuletzt geschätzt 475 Millionen Franken ist Aliexpress hierzulande bereits der viertgrösste Onlinehändler – hinter Zalando, Digitec Galaxus und Amazon. Kunden bestellten erst Ladekabel, Adapter, Handyhüllen und Billigschmuck. Nun werden über die App auch Kleider, Schuhe und Haushaltsgeräte gekauft. Zu Preisen, die Schweizer Händler verzweifeln lassen…“


Tuesday, September 17, 2019

iPhone: Wenn die Batterie zum wichtigsten Feature wird

Die Begeisterung für Apples neue iPhones war auch schon grösser als dieses Mal. Das iPhone 11 kam zwar bei den Medien gut an, für Aufsehen sorgen aber die neuen Modelle eher nicht. Das liegt unter anderem daran, dass wir uns an unsere Smartphones gewöhnt haben - so lange sie tun, was wir wollen, schauen wir uns nicht nach besseren Modellen um.

Das iPhone 11: mehr Kameras, besserer Akku.                           Bild Apple
Wer die Beschreibungen der neuen Apple Smartphones überflogen hat, der weiss, dass sie sich auf den ersten Blick nicht von den Vorgängern unterscheiden - ausser in einem: Das iPhone 11 hat eine Dual-Kamera, die Pro-Varianten sind mit drei Kameras ausgestattet. Nicht nur mit dem Design, auch mit den Preisen hat sich Apple ausnahmsweise zurückgehalten:  Das iPhone 11 kostet 809 Franken und ist sogar noch günstiger als das iPhone XR vom letzten Jahr. Die Pro-Modelle sind in der Standardausführung mit 64 GByte ab 1199 und1299 Franken erhältlich. Auch wenn die Preise also nicht, wie man sich das von Apple gewohnt ist, massiv angestiegen sind, fragt sich wohl so mancher User, ob er das wirklich braucht. Wieso das so ist, ergründet die Zeit in einem Artikel, in dem der Autor das Smartphone mit einem Toaster vergleicht:
“Er [der Toaster] röstet halt Brot. Und Sie würden sich wohl auch keinen neuen kaufen, wenn es Ihr alter noch tut. So ist es mittlerweile ein bisschen mit Smartphones: Fast jeder hat eins, und wenn es nicht ins Klo fällt oder auf dem Asphalt zerschellt, denken sich viele: Passt noch. Das hat drei Gründe, von denen zwei vor allem auch etwas mit Apples iPhone zu tun haben. Erstens werden Smartphones zwar immer leistungsfähiger, nur schöpfen viele Nutzerinnen und Nutzer dies gar nicht aus: E-Mails lesen und durch Instagram wischen kann man auch auf einem in die Jahre gekommenen Gerät. Zweitens unterstützt gerade Apple viele alte iPhone-Modelle mit aktueller Software – das kommende Betriebssystem iOS 13 wird auch noch auf dem vor vier Jahren erschienenen iPhone 6S laufen. Und drittens werden iPhones immer teurer – das stärkste iPhone kostet mindestens 1.149 Euro…“
Wer allerdings wirklich den ganzen Tag am Smartphone hängt, wird eine Eigenschaft besonders zu schätzen wissen, welche die neuen iPhone 11 mitbringen: klar bessere Akkulaufzeiten. The Verge ist ganz begeistert und nennt die Ausdauer des Handys “umwerfend“. Beim Wall Street Journal hat man die Akkuleistung der neuen Geräte getestet; die Autorin stellt im Alltagsversuch klare Verbesserungen fest:
iPhone 11: In meinem ganzen Tag mit dem iPhone 11 als primärem Telefon (E-Mail, viel Twitter und SMS, Telefonate, zu viel Instagram), blieb mir bis 23:30 Uhr eine 15prozentige Batterieladung. Das iPhone 11 streamte Videos von YouTube während 13 Stunden und 20 Minuten - etwa 20 Minuten länger als das XR. (Apple verspricht eigentlich eine zusätzliche Stunde Akkulaufzeit. 
 iPhone 11 Pro: Mit dem 11 Pro als primärem Telefon blieb mir um 23 Uhr eine knapp 10prozentige Ladung übrig. Das ist viel länger als früher mit dem X, aber nicht so lange wie mit dem 11. Das 11 Pro streamte Video auf YouTube für 13 Stunden - drei Stunden länger als das XS.
iPhone 11 Pro Max: Am Akkutesttag für das 11 Pro Max blieb mir bis zur Schlafenszeit eine 20prozentige Ladung. Ich würde also mit genug ‘Saft‘ aufwachen, um mich durch den Vormittag zu bringen.  Selbst nach einem anstrengenden Tag mit Kameratests auf der New York Renaissance Faire hatte das Pro Max noch 25 Prozent Power übrig, während sich die beiden anderen im gefürchteten 10-Prozent-Bereich befanden.“
Die neuen iPhones werden ab 20. September ausgeliefert.

Saturday, September 14, 2019

Cyberkriminalität: Werden Unternehmen erst aus Schaden klug?

Computerkriminalität trifft immer mehr Unternehmen. Trotzdem herrscht in vielen Unternehmen die Ansicht, dass das Risiko für andere Firmen deutlich höher sei, als für die eigene Organisation. Dies dürfte ein entscheidender Grund dafür sein, dass die Bereitschaft, in die Prävention zu investieren, nach wie vor gering ist.

In vielen Unternehmen glaubt man nicht so recht daran, dass man zum Ziel
eines Cyberangriffs werden könnte - obwohl die Statistiken eine andere
Sprache sprechen.                                                                        Bild maxpixel
Vier von zehn Unternehmen geben in einer deutschen KPMG-Studie an, dass sie in den letzten zwei Jahren von Cybercrime betroffen worden seien. Die Resultate zeigen unter anderem, dass 85 Prozent der von Computerkriminalität betroffenen Unternehmen die Täter lediglich der Kategorie “unbekannt extern“ zuordnen können. Sie sind nicht in der Lage, Angriffe effektiv zu verfolgen und aufzuklären - was die Erfolgsquote der Angreifer verbessert.
Eines der gefährlich verbreiteten Angriffsszenarien sind Ransomware-Angriffe, auch als Verschlüsselungs-Trojaner bekannt. Bei der letzten KPMG-Umfrage im Jahr 2017 kannte erst knapp die Hälfte(!) der Unternehmen diese Art von Computerkriminalität, inzwischen ist Ransomware immerhin fast allen Befragten ein Begriff. Das kommt nicht von ungefähr: Ein Drittel aller befragten Unternehmen wurde schon mit Ransomware konfrontiert. Weitere 28 Prozent konnten Angriffe abwehren, bevor diese zum Erfolg führten. Insbesondere bei grossen Unternehmen zeigt sich im Vergleich zur Vorgängerstudie ein deutlicher Anstieg bei der Zahl der Attacken. So hat sich der Anteil der Betroffenen verdoppelt – der diesjährigen Befragung zufolge war dies bei etwa jedem dritten grossen Unternehmen der Fall und auch jedes dritte KMU war betroffen.
Ernüchternd ist die Tatsache, dass es bei mehr als einem Viertel aller von Ransomware betroffenen Unternehmen infolge einer Attacke zu einem Betriebsausfall kam. Dieser dauerte durchschnittlich 39,8 Stunden, bei jedem fünften Unternehmen dauerte es mehr als zwei Tage, bis der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte.
Nach wie vor werden 37 Prozent der Cyberangriffe rein zufällig aufgedeckt. Es gilt also für Unternehmen, die Zufallsabhängigkeit durch effektive und angemessene Präventionsmassnahmen zu minimieren. Daher müssten insbesondere grundlegende Vorkehrungen im Umgang mit Computerkriminalität, wie beispielsweise die Schulung der Mitarbeiter, getroffen werden. Nach wie vor fehlt es vielen Mitarbeitern an Verständnis für komplexe Technologien, um Verdachtsfälle effizient zu beurteilen. Zudem ist es für zwei Drittel der Unternehmen eine massive Herausforderung, kompetente Mitarbeiter zu rekrutieren oder entsprechend weiterzubilden.
Darüber hinaus ist die Investitionsbereitschaft der Unternehmen im Bereich der Prävention nach wie vor verhältnismässig gering. Knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen investieren weniger als 10‘000 Euro im Jahr, um vorbeugend gegen Cybercrime vorzugehen, weitere 28 Prozent zwischen 10‘000 und 50‘000 Euro und nur jedes vierte Unternehmen mehr als 50‘000 Euro.
Immerhin geben mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass sie nach einem Vorfall ihre präventiven Massnahmen angepasst hätten. “Aus Schaden wird man klug“, scheint auch zu gelten, wenn es um Cyberkriminalität geht.

Wednesday, September 11, 2019

Die Roboter kommen - in den Einkaufsladen

Automatisierung und Roboterisierung sind nicht aufzuhalten, soviel ist klar. Weniger klar ist, welche Auswirkungen dieser Megatrend haben wird. Steigenden Renditen durch den Einsatz von Robotern steht die Befürchtung engegen, dass Millionen von Jobs verloren gehen könnten. Im Einzelhandel nimmt diese Automatisierung sehr schnell Form an: Und zwar geht es nicht nur um Selbstbedienungskassen, sondern auch um Roboter, die im Ladenlokal Personal ersetzen.
Gartner zum Beispiel sagt voraus, dass Millionen von Stellen durch den Einsatz von Robotern verloren gehen werden - der Marktforscher prognostiziert dadurch aber auch die Kreation von Millionen von (besseren) Arbeitsstellen.

Ein Roboter scannt die Waren im Regal in einer amerikani-
schen Walmart Filiale.                                     Bild Walmart
Bei Walmart, dem grössten Detailhändler der Welt, ist man auf jeden Fall davon überzeugt, dass es sich bei dieser Entwicklung um einen unaufhaltsamen Technolgietrend handelt. Deshalb plant das Unternehmen, Tausende von Robotern in fast 5‘000 seiner 11‘348 Filialen an Bord zu bringen. Laut CNN Business werden diese Roboter Böden schrubben, Kartons scannen, Lastwagen entladen und vor allem auch Lagerbestände im Ladenregal überwachen. Grundsätzlichen sollen die Maschinen schlechter qualifizierte Arbeitsplätze ersetzen, Hausmeisterfunktionen übernehmen und grundlegende Inventararbeiten durchführen. Das Ziel ist klar: Personalkosten sparen. Ein neuer Roboter-Entlader, der Kartons aus den Lieferwagen zieht und die Ware automatisch scannt und sortiert, wird  bereits an den Docks in Hunderten von Filialen eingesetzt. Dieser Roboter soll schon bald an mehr als 1‘100 Verkaufsstellen eingesetzt werden.
Walmart wird durch den grossangelegten Einsatz von Robotern, die sich zwischen den Regalen unter die Kunden mischen, zu einem Versuchslabor. Mensch und Maschine müssen aneinander vorbeikommen - wobei der Roboter dem Menschen immer Platz machen muss. Man darf davon ausgehen, dass die Roboter erst ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen - auch was ihre Kommunikationsfähigkeiten betrifft. Dass Ihr Einsatz finanziell Sinn macht, scheint für die Walmart-Manager ganz klar zu sein:
"Die Automatisierung bestimmter Aufgaben", so Walmart CEO, Doug McMillon auf CNN, "gibt den Mitarbeitern mehr Zeit, ihre Arbeit zu verrichten, die sie erfüllen, und mit den Kunden zu interagieren. Roboter sind eine Quelle für mehr Effizienz, mehr Umsatz und geringere Mitarbeiterfluktuation.“


Das grosse Passwort-Dilemma

Was tun Sie, wenn Sie ein neues Passwort brauchen? Wie generieren Sie es? Und wie viele Passwörter müssen Sie sich schliesslich merken? Sind es zwanzig, dreissig oder mehr? Haben Sie sich irgendwo eine versteckte Liste gemacht oder nutzen Sie einen Passwort-Manager?

Wenn der Zugang nicht biometrisch funktioniert, muss immer noch das Pass-
wort herhalten.                                                                                Bild Pixabay
Passwort-Tipps erscheinen immer wieder, und eigentlich wissen wir alle, wie wir mit diesem Thema umgehen sollten. In vielen Fällen erscheint es uns einfach zu umständlich - und wir gehen den bequemen Weg. Trusted Shops, ein Unternehmen, das auf Sicherheit im E-Commerce spezialisiert ist, hat deshalb wieder eine Liste mit Regeln veröffentlich, die zum richtigen Umgang mit Passwörtern aufruft.Es kann nur nützen, sich diese wieder einmal in Erinnerung zu rufen.
  • Das Wichtigste zuerst: Legen Sie für jeden Zugang ein anderes Passwort fest.
  • Verwenden Sie ein komplexes Passwort. Je länger und komplizierter, umso besser. Gross- und Kleinschreibung, Sonderzeichen und Zahlen dürfen nicht fehlen und mindestens 16 Zeichen lang.
  • Wählen Sie als Passwort keine Namen oder Wörter, die im Wörterbuch stehen - auch nicht rückwärts und auch nicht aus anderen Sprachen. Insbesondere das Passwort "Password" zählt zu den beliebtesten Passwörtern.
  • Ändern Sie regelmäßig Ihre Passwörter - idealerweise alle 90 Tage.
  • Schreiben Sie Ihre Passwörter niemals auf Papier oder einem Post-it am Bildschirm auf.
  • Versenden Sie Passwörter niemals per E-Mail oder aufgrund einer E-Mail-Anfrage. Ihr Passwort muss geheim bleiben!
  • Vermeiden Sie die Nutzung von öffentlichen PCs (z.B. im Internetcafe) und öffentlichen WiFis.
  • Vermeiden Sie die Nutzung von Sicherheitsfragen. Wenn es nicht anders geht: überlegen Sie Antworten, welche sich nicht über soziale Netzwerke über Sie herausfinden lassen.
Schliesslich stellt sich die Frage: Wie kann man sich diese komplexen und langen Passwörter merken? Die Antwort ist klar: Für die meisten Anwender ist das unmöglich; nutzen Sie dazu einen Passwort-Manager. Dieser erlaubt es, komplexe Passwörter zu erzeugen und in einer verschlüsselten Datei abzuspeichern. Sie brauchen sich nur noch ein einziges Passwort merken, um die Datei zu entschlüsseln. Aber Vorsicht: wenn Sie die Datei verlieren oder sie beschädigt wird, sind die Passwörter weg.

Tuesday, September 3, 2019

Libra: Facebook-Coin im Gegenwind

Nachdem Facebook im Juni bekanntgegeben hatte, man wolle in Genf eine neue Welt-Kryptowährung lancieren, um den Umgang mit Geld endlich auch auf der Verbraucherseite ins digitale Zeitalter zu katapultieren, herrschte eine gewisse Ratlosigkeit. Facebook? Ausgerechnet! Diese Ratlosigkeit hat sich inzwischen bei gewissen Banken und Behörden in Gegnerschaft verwandelt. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

Facebook hat - selbstverständlich - ganz grosse Pläne. Libra soll die erste digitale Weltwährung überhaupt werden, um Milliarden von Menschen den Umgang mit Geld zu erleichtern:
“Die Technologieunternehmen haben ganze Arbeit geleistet, indem sie den Konsumenten den Zugang zu traditionellen Warenangeboten und Dienstleistungen vereinfacht und vergünstigt haben oder indem sie neue einführten. Nur im Geld- und Finanzbereich scheint das bis jetzt noch nicht überall so zu sein. Dort ist vieles noch umständlich, teuer, und es dauert lange – zum Beispiel der Geldtransfer in bestimmte Regionen im Ausland. Für zu viele Menschen sehen heute Teile des Finanzsystems immer noch aus wie die Telekommunikationsnetze vor der Einführung des Internets. 1,7 Milliarden Erwachsene weltweit haben nur eingeschränkten oder überhaupt noch keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen, obwohl sie solche dringend benötigten und obwohl die meisten von ihnen ein Mobiltelefon besitzen. Ihr hart verdientes Einkommen wird zudem oft aufgefressen durch hohe Gebühren, angefangen bei den Kosten von Überweisungen bis hin zu Überziehungs- und Geldautomatengebühren.“ (NZZ)
Gebühren und Strukturen im althergebrachten System wären also gefährdet, falls der Facebook-Plan Wirklichkeit würde, und auch die Behörden hätten in vielen Fällen das Nachsehen, wenn grosse Teile des zukünftigen digitale Geldverkehr anonymisiert werden könnte (siehe auch: Erpresserwährung Bitcoin). Kein Wunder, dass beim Establishment Gegenwind aufkommt:
“Laut einem […] Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg formiert sich bei den Wettbewerbshütern der Europäischen Union (EU) Widerstand gegen die vom Internet-Riesen Facebook  angekündigte Einführung der Digitalwährung „Libra“. Die EU-Kommission untersuche derzeit „potenziell wettbewerbswidriges Verhalten“, hieß es in dem Artikel. Bloomberg beruft sich auf ein Dokument, das der Agentur vorliege. In der EU-Kommission gebe es demnach Bedenken, dass Facebook mit dem Bezahlsystem Libra Wettbewerber ausschließen werde. Der Internetkonzern könnte damit „mögliche Wettbewerbsbehinderungen“ schaffen. Wie Bloomberg weiter berichtet, befindet sich die Untersuchung der EU-Kommission noch in einem frühen Stadium. Weder die EU-Kommission noch Facebook wollten einen Kommentar dazu abgeben…“ (focus.de)
Auch im Schweizerischen Crypto Valley, wo sich die Blockchain-Technologen zusammenfinden, herrscht nicht nur eitel Freude über die Ankunft von Libra in der Schweiz - auch weil es schwierig zu sein scheint, Kontakt zu den Initianten herzustellen. Auch sonst hat man Respekt vor der Übermacht der Amerikaner. Mit Libra sei ein Elefant in die Schweizer Krypto-Branche eingetreten, der viele kleinere Projekte in den Schatten stelle, schreibt die NZZ gerade mal zwei Monate nach der Libra-Ankündigung:
“Dass wir auf den Radar des US-Regulators geraten, ist das Letzte, was wir brauchen können», sagt ein Interessenvertreter aus dem Crypto Valley. Das Projekt des globalen Blockchain-basierten Zahlungssystems drohe von einem globalen Fintech-Vorhaben zu einem Aspekt der US-Aussenpolitik zu werden.“