Thursday, August 31, 2017

Wird Amazon zur neuen Migros (oder zum neuen Coop)?

Die Buchhändler haben die frontale Attacke von Amazon schon hinter sich – sie waren nämlich die ersten, die vom fast monopolistischen Online-Händler ins Fadenkreuz genommen wurden (und wir wissen alle, wer die Schlacht gewonnen hat). Nun hat sich Amazon durch den Kauf einer grossen amerikanischen Supermarktkette schlagartig als Lebensmittel-Händler etabliert. Die Konkurrenz freut das nicht, die Kunden können auf (noch) tiefere Preise zählen.

Amazon kauft den Bio-Markt - die Verschmelzung von On- und Offline beginnt
auch im Lebensmittelhandel.                            
Momentan darf man die Frage, die wir im Titel stellen, noch mit “nein“ beantworten. Der Angriff an der Lebensmittelfront erfolgt nämlich vorwiegend in den USA, wo Amazon den Einstieg ins Lebensmittelgeschäft durch den Kauf der Bio-Kette “Whole Foods“ gestartet hat. Da wir aber wissen dass der Konzern alles andere als lokal ist, dürften sich auch europäische Unternehmen jetzt schon Gegenstrategien überlegen. Grund dazu haben sie.
Whole Foods Market hat 456 Filialen, die sich vor allem in den USA befinden. Laut cash.ch soll Amazon für dieses Netz 13,7 Milliarden US-Dollar bezahlt haben. Der Handel drückte die Aktienkurse zahlreicher grosser Lebensmitteleinzelhändler, während Amazons Marktkapitalisierung um mehr als den Kaufwert anstieg.
Auch in der Schweiz macht man sich über diese Transaktion Gedanken. Zitat aus einem Artikel des Schweizer Bauer:
“Bereits am ersten Tag nach der milliardenschweren Übernahme der Bio-Supermarktkette Whole Foods lässt Amazon die Preise purzeln: Avocados kosten plötzlich 1,49 statt 2,99 Dollar und das Pfund Wildlachs aus Alaska 9,99 - das sind fünf Dollar weniger als bisher. «Das ist nur der Anfang», verkündet das Werbeschild in der Filiale in Brooklyn, New York. Ein Versprechen, das Kunden erfreut - aber zugleich eine Kampfansage, die Konkurrenten erschaudern lässt […] Für die heimischen Supermarkt-Schwergewichte kommt die Attacke zur Unzeit. Die Abwanderung der Kundschaft ins Internet macht der Branche ohnehin schon zu schaffen, nun greift Amazon - die treibende Kraft hinter dem Online-Trend - auch noch mit Macht im Ladengeschäft an…“
Die Süddeutsche berichtet über die kommende “Verschmelzung“ des On- und Offline-Handels, welche durch den Amazon-Kauf ausgelöst werde:
“Wenn etwas deutlich wurde in diesen ersten Stunden, dann dass Amazon mit dem Einstieg ins Supermarktgeschäft weit mehr anstrebt als nur den Aufbau eines zusätzlichen Standbeins. Online- und Offline-Handel sollen vielmehr voneinander profitieren, sich gegenseitig befruchten, ja, miteinander verschmelzen. Gleich am Markteingang, direkt vor den Erdbeeren, können Whole-Foods-Kunden jetzt den "Echo" in den Einkaufswagen legen, jenen stimmgesteuerten Elektro-Assistenten für daheim, der Fragen beantwortet, Nachrichten vorliest, Musik spielt und - geht es nach Amazon - zum Mittelpunkt des Alltags werden soll. Anstatt 179 Dollar kostet das Wundergerät im Supermarkt nur noch 99 Dollar.“
Handelsexperten sehen das ganz ähnlich, wie cash.ch berichtet:
“Genaugenommen könnte der durch "Alexa" gesteuerte Lautsprecher - der sich durchaus noch in einer recht frühen Entwicklungsphase befindet - für die meisten Menschen zum persönlichen Heimassistenten werden. Im Laufe der Zeit könnte er sämtliche Haushaltsbedürfnisse übernehmen, indem er Einkaufslisten online bestellt und daran erinnert, dass man bald wieder Milch, Kaffee, Äpfel oder andere Artikel braucht. Und warum sollte er in diesem Fall nicht die Marken Amazons vorschlagen, die rein zufällig auch die günstigsten wären? Und für all das benötigt man nicht mehr als lediglich den Klang der eigenen Stimme…“
Dass Amazon genau die Biofoodkette Whole Foods gekauft hat, ist auch marketingtechnisch sicher kein Zufall. Unter den anspruchsvollen Kunden dieser Läden hat es sicher viele, die keine Fans des riesigen Unternehmens sind. Nun gehört das Unternehmen plötzlich auch zur Bio-Sphäre, in der sich diese Kunden bewegen. Da wird deren Einkauf bei Amazon in Zukunft trotz ethischer Bedenken vielleicht weniger unbehaglich werden…

Sunday, August 27, 2017

Orwell, Kafka und die digitalen Wächter

Dass an einem Berliner Bahnhof ein Versuch mit Überwachungskameras läuft, welche die Gesichter vom Staat gesuchter Subjekte erkennen sollen, sorgt für Kritik. Man darf allerdings davon ausgehen, dass wir uns im Zeitalter des unberechenbaren islamistischen Terrorismus auch an dieses digitale Überwachungswerkzeug des immer allgegenwärtiger werdenden Staates gewöhnen werden – in der Hoffnung, dass es uns sicherer macht.
 
Gesichtserkennung funktioniert immer besser, weil die digitale Technik enorme
Fortschritte macht.                                                      Bild Wikimedia Commons
Vorläufig handelt es sich nur um einen Test. Doch, gemäss deutschem Innenminister scheint die Sache ganz gut zu funktionieren:
“In den ersten Wochen an überwiegend hellen August-Tagen habe sich eine erstaunliche Treffsicherheit gezeigt, berichtete de Maiziere. Es gehe aber jetzt darum, die Gesichtserkennung noch unter anderen Bedingungen zu erproben, etwa an dunklen November-Tagen. Auch müsse die Zuverlässigkeit getestet werden, wenn jemand Sonnenbrille, Mütze oder Kapuze aufgesetzt habe…“
Möglich geworden ist diese Art der Überwachung durch die enorme Leistungszunahme der digitalen Technik – künstliche Intelligenz und Bildverarbeitung erfordern gewaltige Rechnerleistungen, die in den letzten Jahren immer billiger geworden sind. IBMs z14-System ist zum Beispiel in der Lage, mehr als zwölf Milliarden verschlüsselte Transaktionen pro Tag auszuführen.
Trotzdem kommt der nächste Schritt zum Überwachungsstaat nicht überall gut an. Der Spiegel titelt zum Beispiel Treffen sich Orwell und Kafka am Bahnhof...“. Zitat aus dem Artikel:
“Im Kern möchten de Maizière und seine Polizisten in etwa das Gleiche, was sich beispielsweise auch die NSA wünscht: ein fast magisches System aus künstlicher Intelligenz und Echtzeit-Datensammlungen, das eines Tages vorhersagt, wer demnächst etwas Böses tun wird. Daten aus dem "Cyberraum", wie de Maizière gerne sagt, Daten aus Kameras, Telefonverbindungsdaten und so weiter. Deep Learning und neuronale Netze werden aus all den Informationen schon irgendwie die nötigen Muster extrahieren. Für die aktuelle Terrorvorhersage in Analogie zur Wettervorhersage gewissermassen. Man will dem Unbeherrschbaren mit neuen Herrschaftsmethoden begegnen. Es geht darum, und darüber sollten wir als Gesellschaft vielleicht vorher doch noch mal reden, zwischen Polizei und Bürgern eine Schicht Künstliche Intelligenz (KI) einzuziehen. Diese KI kann Polizisten warnen und losschicken, wenn sie es für nötig hält. Eine Art allsehender, immer aufmerksamer digitaler Wächter, der weiss, wer mit wem spricht, telefoniert oder Mails austauscht, wer sich wo aufhält - ausser natürlich, der- oder diejenige trägt gerade eine Schirmmütze.“
Doch wie funktioniert die Gesichtserkennung überhaupt? Die Frankfurter Allgemeine offeriert eine Erklärung:
“Mit dreidimensionalen Kameras wird eine höhere Erkennungsgenauigkeit erzielt. Die Computer vergleichen nicht etwa die Fotos, wie das ein Mensch tun würde, sondern sie rechnen jedes erfasste Gesicht in ein sogenanntes biometrisches Datum um. Aus den Merkmalen des Gesichts wird ein digitales Muster, ein sogenannter Hashwert, der für jedes Gesicht einzigartig ist. Je grösser die Datenbank ist, mit der die Gesichter abgeglichen werden, desto langsamer und fehleranfälliger arbeitet jedoch das Verfahren.“
Gemäss FAZ liegt die Trefferquote derzeit bei rund 70 Prozent – vorausgesetzt, dass die Gesichter nicht verdeckt sind.

Tuesday, August 22, 2017

Airbnb und die Sonnenfinsternis

Die Sonnenfinsternis, die kürzlich die Amerikaner zu Tausenden in ihren Pfad gelockt hat, beweist nicht nur die Anziehungskraft astronomischer Phänomena, sondern sagt auch etwas über die Leistungsfähigkeit der Internetplattform Airbnb.

Wer im Bereich der totalen Sonnenfinsternis eine Unterkunft vermietete, konnte
einen guten Preis dafür verlangen.                              Bild Wikimedia Commons
Der Streifen, in dessen Bereich am 21.August die totale Sonnenfinsternis in den USA zu sehen war, wurde für diesen Tag zum beliebtesten Reiseziel in den USA. Davon profitierten unzählige Hotels und Retsaurants – aber eben auch Airbnb. Denn schliesslich mussten viele der Astrotouristen irgendwo übernachten, sei  es auf einem Zeltplatz, in einer Turnhalle oder in einem Gästezimmer. Hotels, Motels und offizielle Campingplätze hatten nicht die Kapazität, um den Ansturm zu bewältigen und die Zimmerpreise stiegen zum Teil extrem an. Auch Airbnb schnitt sich eine Scheibe vom Geschäft ab, wie fortune.com berichtet:
Mehr als 29’000 Privathäuser, Einzelzimmer, Zeltplätze und Wohmmobile wurden im Pfad der Sonnenfinsternis von Airbnb zur Vermietung angeboten. Mehr als 50‘000 Menschen mieteten eine dieser Unterkünfte.
Am Beispiel der Kleinstadt Rigby (4000 Einwohner) im US-Bundesstaat Idaho zeigt sich, welche Funktion Airbnb für viele Sonnenfinsternis-Touristen übernahm. In Rigby gibt es eine Pension und ein Motel – in der Nacht auf den 21. August 2016 verbuchten diese Unterkünfte eine einzige Übernachtung. Ein Jahr später, in der Nacht vor der Sonnenfinsternis, übernachteten 700 Menschen in Rigby – weil viele Privatpersonen per Airbnb  Schlafgelegenheiten vermieteten. Zwar waren diese nicht billig. Der Durchschnittspreis eines Airbnb betrug 127 US-Dollars – doppelt so teuer wie im letzten Jahr. Das Motel in der Stadt verlangte 330 Dollar pro Nacht – das Dreifache des normalen Preises.
Airbnb, eine Internetplattform, die inzwischen rund 31 Milliarden Dollar wert ist, benutzte die Gelegenheit, um amerikaweit mit Marketingaktionen auf sich aufmerksam zu machen – als günstigere Hotelalternative.
Und genau diese Nachricht kommt bei immer mehr Reisenden an. So berichtet die Wirtschaftsagentur Bloomberg, dass auch Geschäftsreisende immer öfter bei Airbnb mieten. Das Wachstum ist eindrücklich: im Jahr 2015 waren gerade mal 250 Unternehmen mit Airbnb für Geschäftsreisen registriert. Heute sind es 250‘000 Firmen.
Das beunruhigt natürlich auch Hotelunternehmer: “Der Neue verwüstet das Hotelzimmer“, übertitelte die NZZ kürzlich einen ausführlichen Artikel zum Thema. Zitat:
Airbnb […] besitzt kein einziges seiner Objekte, sondern vermittelt sie nur. Darum kann das Modell so rasch wachsen. Jeder kann heute mit Airbnb zum Hotelier werden, ob er ein Baumhaus im Garten stehen hat (das Beispiel ist nicht erfunden), ein Schloss besitzt oder ganz einfach Mieter einer Stadtwohnung ist. Eine Finanzierungsrunde hat dieses Jahr das privat gehaltene Jungunternehmen mit 31 Mrd. $ bewertet. Falls Airbnb in der nächsten Zeit an der Börse kotiert werden sollte und weiter an Wert gewinn, ist es denkbar, dass die Firma die ehrwürdige Hotelkette Marriott entthront.“

Friday, August 18, 2017

Emoticons und Emojis machen keinen schlauen Eindruck

Jetzt ist also bewiesen, was mancher schon länger geahnt hat: Die fröhlichen Smileys und andere Emoticons, die Vorgänger der  Emojis, werden zwar weitverbreitet genutzt, tun aber nichts fürs Image. Eine wissenschaftliche Studie zeigt, dass ein Smiley zu viel dazu führen kann, dass Sie der Empfänger Ihrer Nachricht als inkompetent wahrnimmt.

Moderne Hieroglyphen: Emojis aus der iOS-Liste.
                                                                           Screengrab emojipedia.org
Zuerst waren es Kurznachrichten, dann Emoticons und Emojis: Sie führten zur Verluderung der Sprache und seien eigentlich nur grafische Krücken für Analphabeten, wurde oft mit grossem Ernst argumentiert – manchmal auch mit einem Augenzwinkern.
Doch jetzt haben Wissenschaftler an  der Ben-Gurion-Universität eine Studie veröffentlicht, die beweist, dass Smileys nicht karrierefördernd sind. Anders als bei einem wirklichen Lächeln kann ein Smiley nicht Wärme und Freundlichkeit vermitteln", wird Studienautorin Ella Glikson auf "Spiegel online" zitiert. Aber nicht nur das: Verwendet ein Absender oder eine Absenderin Emojis, schätzen sie die Empfänger der Nachricht als weniger kompetent ein.
Dabei ist so ein Smiley eigentlich harmlos: Wie werden wohl jene Verfasser wahrgenommen, die Ihre Nachrichten mit ganzen Reihen dieser modernen Hieroglyphen verzieren?
Es gibt Anhaltspunkte, die nicht für die Benutzung von grafischem Gemüse in Ihren Nachrichten sprechen.
Vice.com, eine Plattform, die sich als cool, jugendlich, stilvoll und progressiv sieht, kann jedenfalls nichts mit den Bildchen anfangen. Unter dem Titel “Nichts ist schlimmer als Emojis“ schreibt Hanna Herbst:
“Ich hasse Emojis. Emojis töten Gehirn. Emojis lassen euch dumm erscheinen. Und mich auch. Uns alle. Emojis sind faul. Die Nicht-Verwendung von Emojis lässt andere Menschen glauben, man meint etwas böse oder unfreundlich, einfach nur, weil in dem Text egal was stehen kann und das Emoji am Ende die geschriebene Nachricht sowieso zusammenfasst oder durch ein harmloses Grinsen entschuldigt. Emojis lassen uns vergessen, wie man Gedanken ausformuliert—oder zumindest müssen wir es aufgrund von Emojis nicht mehr, wenn wir es nicht wollen.“
Trotzdem verbreiten sich Emojis in den sozialen Medien wie Fruchtfliegen in einer Küche, in der gearbeitet wird – genauso wie die schon in die Jahre gekommenen, im Vergleich unverdorbenen Smileys. Aber auch das Lächeln dieser gelben Mondgesichter kam nicht überall gut an. So hat die Berliner taz – übrigens auch ein Medium, dass man ohne Zögern in die progressive Kategorie einordnen muss – schon vor längerer Zeit einen Artikel gegen diese digitalen Gutelaunebringer publiziert und sich dabei nicht zurückgehalten:
“Dumm, faul, Smiley: Die Frage ist nur, ob man wirklich unbedingt ein grafisches Hilfsmittel braucht, um deutlich zu machen was man eigentlich meint. Erfüllt nicht die Sprache selbst diesen Zweck, jedenfalls wenn man sie richtig benutzt? So liegt die Vermutung nahe, dass Smiley-Benutzer entweder zu dumm sind, einen Satz so präzise zu formulieren, dass man versteht was gemeint ist. Oder sie sind einfach nur faul…“
Emojis werden also nicht überall als cool angesehen, und ihre Benutzer werden eher nicht als intellektuelle Riesen eingestuft werden – ausser wenn die Empfänger solcher bebilderter Nachrichten auch zu den begeisterten Anwendern gehören. Dann kommuniziert man ja auf der gleichen Ebene…

Monday, August 14, 2017

Unsere unzuverlässigen Computer

Es gibt wohl kaum jemand, der behaupten kann, dass sein Laptop/Tablet/Desktop-PC immer problemlos läuft. Zwar brauchen wir unsere Gadgets unbedingt und fast pausenlos, wir haben uns aber auch damit abgefunden, dass sie immer mal wieder nicht so funktionieren, wie wir es erwarten. Die Geräte haben einen immensen Leistungsumfang und müssen mit fehlerfreier Software geladen werden, damit sie einwandfrei funktionieren. Das ist alles andere als einfach, vor allem im ständigen Wettlauf um die neusten Modelle – das erfährt jetzt auch Microsoft wieder einmal. Consumer Reports, die wichtigste amerikanische Verbraucheragentur, hat nämlich die Empfehlungen für vier Surface-Geräte des Unternehmens zurückgezogen – gemäss Nutzerbefragungen sind sie schlicht nicht zuverlässig genug. Andere Marken, inklusive Apple, sind zwar besser, bekommen aber auch kein sehr gutes Zeugnis, was die Zuverlässigkeit ihrer Laptops betrifft.

Consumer Reports, die grösste amerikanische Verbraucherschutzagentur, ist
mit der Zuverlässigkeit der Microsoft Surface-Geräte nicht zufrieden.
                                                                                        Wikimedia Commons
Die Statistik der amerikanischen Tester und Konsumentenschützer fällt harsch aus. Bei einem vollen Viertel(!) aller Microsoft-Produkte sollen nach nicht einmal zwei Jahren Ausfälle und Fehler auftreten. Da ginge plötzlich gar nichts mehr nach dem Start des Laptops, oder das Gerät schalte sich plötzlich und unerwartet aus oder die Berührungsbildschirme reagierten plötzlich nicht mehr. Das tönt hässlich, muss aber noch viel hässlicher sein, wenn es mit dem eigenen, nicht gerade billigen neuen Laptop passiert. Die Zuverlässigkeitsstudie beruht auf den Umfrageergebnissen von rund 90‘000 Laptops und Tablets, die von Consumer-Reports-Abonnenten zwischen 2014 und Anfang 2017 neu gekauft wurden:
“Dabei kommen Microsofts Produkte auf eine geschätzte Ausfallrate von 25 Prozent. Sie bilden somit das Schlusslicht in der Statistik. Dem Spitzenreiter Apple bescheinigen die Verbraucherschützer immerhin noch eine Ausfallrate von 10 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Dazwischen liegen beispielsweise Samsung mit 16 Prozent, Acer mit 18 Prozent, HP und Asus mit 20 Prozent und Dell mit 22 Prozent.“
Microsoft lässt diese schlechten Noten natürlich nicht einfach auf sich sitzen. Man stehe hinter den Surface-Produkten und sei mit den Ergebnissen der Umfrage nicht einverstanden, gibt das Unternehmen in Englisch bekannt. Auf dem deutschen Microsoft-Blog geht man gar nicht auf die Consumer-Report-Umfrage ein, sondern zitiert lieber aus zahlreichen publizierten Tests der Produkte, die sehr zufriedenstellend ausfielen (aber leider nicht viel über deren Zuverlässigkeit aussagen). Was die Zuverlässigkeit betrifft, findet man eher massgebliche Infos auf der Microsoft-Support-Site, wie ZDnet berichtet:
“Anzumerken ist, dass Microsoft tatsächlich regelmäßig Firmware-Updates für seine Surface-Geräte veröffentlicht, die auch Probleme mit der Hardware beheben sollen. Den Versionshinweisen zufolge sollen diese Updates immer wieder die Stabilität beim Start, die Akkulaufzeit und auch die Stabilität des Systems verbessern. Microsofts Support-Website nennt zudem als „beliebte Themen“ unter anderem „Surface lässt sich nicht einschalten oder wird nicht aus dem Standbymodus reaktiviert“ und „Surface lässt sich nicht starten, der Akku lässt sich nicht aufladen oder Windows startet nicht“.
Microsoft ist mit den Zuverlässigkeitsproblemen nicht allein. Trotzdem ist es enttäuschend, dass ein PC-Produkt der Oberklasse von einem der grössten Unternehmen überhaupt, das auch noch den Betriebssystem-Standard gesetzt hat, in einer Verbraucherumfrage so schlecht abschneidet. 

Wednesday, August 9, 2017

Die Schweiz: Land der Shopping-Centers und Online-Shopper

Die Schweiz ist das Land der Shopping-Centers und der Online-Shopper. Nirgendwo in Europa, ausser im kalten Norden – in Norwegen, Schweden und Finnland – gibt es mehr Shopping-Center-Fläche pro Einwohner. Und trotzdem stehen die Schweizer in Europa auch auf dem Podest, was Online-Shopping angeht. Nur die Briten kaufen mehr über das Internet ein, als die Eidgenossen.

Wer viel Geld hat, gibt's auch aus: Europa hat ein grosses Gefälle, was Online-
Shopping betrifft.                                                  Graphik RegioData Research
Das ist umso beeindruckender, als sich das Schweizer Konsumverhalten klar von den benachbarten Ländern unterscheidet – und zwar in unerwarteter Weise. Dass die Schweizer mit knapp 40‘000 Euro pro Einwohner und Jahr über eine aussergewöhnlich hohe Kaufkraft verfügen, ist allgemein bekannt – genauso wie die Tatsache, dass das Leben in der Schweiz teuer ist. Deshalb müssen hier auch 41 Prozent dieses Betrags für die Wohnung, Energiekosten, und Verkehr bezahlt werden – das sind 7‘000(!) Euro mehr, als die Deutschen oder Österreicher für die gleichen Lebenskosten zahlen. Dafür geben die Schweizer prozentual weniger für Konsumgüter aus, als ihre Nachbarn. Nur 13 Prozent des verfügbaren Einkommens werden für Nahrungsmittel verwendet, fürs Einrichten nur 5 Prozent und für Bekleidung nur 4 Prozent.  Die deutschsprachigen Nachbarn liegen bei diesen Kategorien deutlich höher.
Trotzdem liegen die Schweizer beim Shoppen an der Europäischen Spitze - was den Wohlstand des Landes unterstreicht. Überhaupt werden die Unterschiede zwischen den Europäischen Ländern diesbezüglich immer grösser: Ein durchschnittlicher Schweizer kauft für 1033 Euro pro Jahr im Internet ein (nur noch übertroffen vom Britischen Shopper, der 1118 Euro ausgibt. Ein Russe oder ein Türke hingegen gibt weniger als 80 Euro im selben Zeitraum aus.
Die Onlineumsätze in der Schweiz sind auch auf den starken Franken zurückzuführen. Die hohe Kaufkraft hingegen, ist sicher auch ein Grund dafür, dass Shopping-Centers in der Schweiz trotz digitaler Konkurrenz (immer noch) so dicht gesät sind. 

Die obigen Zahlen stammen aus Untersuchungen von RegioData Research. Das Unternehmen spezialisiert sich auf regionale Wirtschaftsdaten in Europa.

Sunday, August 6, 2017

GPS-Tracking: kinderleicht, weit verbreitet, oft verboten

Wo ist das geklaute Fahrrad und wo treibt sich Bello herum? Mit einem GPS-Tracker kann heute fast alles und jeder verfolgt und wiedergefunden werden. Autos, Gepäckstücke, Haustiere aber auch Menschen, zum Beispiel Kinder und Demenzkranke, können mit den kleinen Sendern geortet werden. Die Geräte sind klein, billig und einfach zu bedienen – und dementsprechend weit verbreitet, auch wenn ihre Anwendung oft illegal ist.

Von ganz billig bis etwas teurer: GPS-Tracker sind zur Massenware
geworden und werden massenweise eingesetzt. Screenshot Amazon
Soviel gleich zum Voraus: Die GPS-Überwachung von anderen Menschen ist  grundsätzlich strafbar, wenn diese nicht in die Überwachung einwilligen - Persönlichkeitsrecht heisst das Stichwort:
“Andere heimlich und ständig zu überwachen ist verboten - auch wenn sie zur eigenen Familie gehören. Grund ist das sogenannte Persönlichkeitsrecht und das aus ihm abgeleitete Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Es garantiert jedem einen Lebens- und Freiheitsbereich, in den andere nicht einfach eingreifen dürfen. Darüber, was ein Mensch insbesondere an Privatem und Intimem wann und wie offenbart und andere davon sehen lässt, ist in allererster Linie eine persönliche Entscheidung. Andernfalls kann aufgrund der Angst vor ständiger Verfolgung niemand mehr in Freiheit leben.“
GPS-Tracker sind eigene, speziell zur GPS-Ortung gedachte kleine Geräte. Neben den GPS-Trackern, die eine zurückgelegte Strecke aufzeichnen, gibt es auch Geräte, die ihre Position über Mobilfunk an einen anderen Nutzer übermitteln, Voraussetzung dafür ist eine eingebaute SIM-Karte (die GPS-Tracker sind nicht zu verwechseln mit entsprechenden Apps auf dem Smartphone). ). Die Geräte kosten meistens weniger als 100 Euro und kommen oft mit Zusatzfunktionen – dieses hier kann seine Umgebung sogar belauschen.
Eine repräsentative Bitkom-Umfrage in Deutschland demonstriert jetzt, wie verbreitet solche Geräte schon sind. Mehr als zehn Prozent der Bürger setzten bereits GPS-Tracker ein. Eingesetzt werden die Gadgets derzeit vor allem zur eigenen Absicherung, zum Beispiel im Urlaub in abgelegenen Regionen oder beim Bergsteigen - zumindest geben das die Befragten so an. Auch um wertvolle Gegenstände, etwa Auto, Fahrrad oder Motorroller lokalisieren und im Falle eines Diebstahls nachverfolgen zu können, sind die Geräte beliebt. Weitere 17 Prozent orten damit ihre Haustiere. Zwei Drittel der am Thema interessierten Personen können sich aber auch vorstellen, damit eine geistig verwirrte Person, beispielsweise einen Demenzkranken zu lokalisieren. Überhaupt ist die Mehrheit aller Befragten der Meinung, dass GPS-Tracker eine gute Möglichkeit zum Schutz verletzlicher Menschen sind – beispielsweise auch, um bei einem Sturz rechtzeitig den Notarzt rufen zu können. Einige GPS-Tracker enthalten speziell dafür einen Hilfe-Knopf, mit dem man einen Notruf an eine zuvor hinterlegte Rufnummer absetzen kann. Dank GPS-Ortung lässt sich der in Notgeratene dann leicht auffinden.
(Noch) nicht alltäglich ist das GPS-Tracking von Kindern, das sich weniger als jeder dritte Interessierte  vorstellen kann. Auch unter Besitzern von GPS-Trackern wird dieser Anwendungsbereich bisher erst von fünf Prozent genutzt – obwohl  74 Prozent aller Befragten der Meinung sind, dass GPS-Tracker eine gute Möglichkeit bieten, um Kinder vor Gefahren zu schützen.

GPS-Tracking ist also kinderleicht (genauso wie Handytracking). Die oben zitierten Umfrageergebnisse zeigen, dass diese Techniken endgültig im Alltag angekommen sind. Die Frage ist, ob sich die Benutzer bewusst sind, dass sie sich mit deren Einsatz auf rechtlich dünnes Eis begeben, vor allem wenn sie damit andere Menschen überwachen - was wohl öfter vorkommt, als wir der vorliegenden Umfrage entnehmen können.

Wednesday, August 2, 2017

Veräppelt: Ihr neues iPhone war (und ist) viel zu teuer!

Das Apple iPhone ist kein digitales Gerät, sondern ein Kult. Wie wäre es sonst möglich, dass  Konsumenten weltweit völlig überteuerte Preise für das Gerät bezahlen, obwohl andere Marken ähnliche Geräte für viel weniger Geld anbieten? Die teuren iPhones haben Apple zur wertvollsten Firma der Welt gemacht; das Unternehmen sitzt auf einem riesigen Haufen Cash.  Kommen Sie sich als iPhone-Besitzer da nicht ein wenig veräppelt vor?

Das iPhone 7: 200 Euro kostet die Herstellung, verkauft wird es für fast
den vierfachen Preis. Die Apple-Fans stören die hohen Preise aber
offersichtlich nicht.                                                                  Bild Apple
Soviel gleich zum Anfang: Es geht hier nicht um den Kapitalismus oder die Apple-Aktionäre, die sich bestimmt über die grossen Gewinne freuen – ob die nun durch überteuerten iPhones zusammenkamen oder nicht. Es geht auch nicht darum, Apple den Ideenreichtum oder die Geschäftstüchtigkeit abzusprechen. Wir stellen auch die Qualität der Apple-Geräte nicht in Frage. Im Gegenteil.  Eine Firma, die es schafft, trotz riesigerKonkurrenz ihr Produkt zu völlig überteuerten Preisen anzubieten, ist geschäftsmässig auf dem richtigen Pfad. Allerdings muss es auch erlaubt sein, die Verbraucher darauf hinzuweisen, dass Apple seine Kunden preislich über den Tisch zieht.
Dass die Apple-Margen exorbitant sind,  haben auch die neusten Apple-Quartalzahlen, die jetzt veröffentlicht worden sind, wieder deutlich gemacht.
Das Unternehmen ist jetzt 780 Milliarden Dollar wert. In den letzten drei Monaten hat Apple 41 Millionen iPhones verkauft. Der Profit, den Apple im gleichen Zeitraum erwirtschaftet hat, lässt sich auch sehen: Es sind fast 9 Milliarden Dollar. Und, wie die Faz ausgerechnet hat, macht Apple allein mit dem iPhone mehr Umsatz pro Jahr als BMW mit allen verkauften Wagen. Apple sitzt heute auf einem Geldhaufen von 261.5 Milliarden US-Dollar. Das ist genug, um Walmart, die grösste Warenhauskette der Welt, zu kaufen und bar zu bezahlen.  Man kann davon ausgehen, dass dieser Cash-Haufen noch weiter anwachsen wird - unter anderem weil die iPhone-Preise scheinbar immer noch nicht ausgereizt sind:
“Laut den Berichten verschiedener Medien soll der Einstiegspreis für das iPhone 8 zwischen schwindelerregenden 1‘100 und 1‘200 Dollar liegen. Einige Quellen geben ausserdem an, dass zwei Versionen erhältlich sein werden: mit 128 oder 256 GByte Speicher, wobei die zweite Version noch einmal deutlich teurer werden könnte.“
Dass Apple seine Geräte zu teuer verkauft, wäre weniger anstössig, wenn der Konzern nicht den grössten Teil seiner Geräte in Asien zu absoluten Tiefstlöhnen herstellen liesse (die Steuerpolitik des Konzerns lassen wir hier beiseite). Die Arbeitskosten für ein iPhone 7 liegen bei gut 4 Euro (!) pro Gerät, die gesamten Herstellungskosten kommen auf 200 Dollar. Wenn Sie morgen bei Apple die billigste Variante eines iPhone7 kaufen, bezahlen Sie in Deutschland 760 Euro, in der Schweiz 760 Franken inklusive Mehrwertsteuer – für ein Gerät das Apple für maximal 200 Euro herstellt.
Aber, wie eine deutsche Fachzeitschrift betont:
“Ein Gewinn von 560 Euro lässt sich natürlich daraus nicht ableiten: Zum einen sind in den Materialkosten nicht die Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung beinhaltet, die über die Verkäufe des iPhone 7 mitgetragen werden. Außerdem nicht berücksichtigt sind Kosten für Marketing, Logistik und Personal…“
Und  natürlich zahlen die Apple-Fans gerne für das riesige und luxuriöse neue Hauptquartier, das Apple im schönen Kalifornien aufstellen lässt.
Im heutigen komplizierten, von Statussymbolen geprägten Leben, spielt das iPhone eine ähnliche Rolle wie ein BMW oder ein Porsche. Allerdings kauft sich das iPhone wesentlich einfacher – auch wenn es nicht ganz der Einkommensklasse entspricht. 

In diesem Sinne wetten wir darauf, dass es Sie nicht wirklich stört, dass Ihr iPhone  zu teuer war - und das nächste wahrscheinlich noch viel teurer sein wird.