Sunday, April 30, 2017

E-Commerce: zurück in den Bazar

Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir beim Einkaufen nicht feilschen müssen (oder dürfen); feste Preise sind in den meisten stationären Läden immer noch die Regel. Die Digitalisierung unserer Gesellschaft und die Vernetzung im E-Commerce-Sektor haben allerdings dazu geführt, dass diese Regel zumindest online oft nicht mehr gilt.

Idealo.de, eine der zahleichen Sites, die versuchen, Preisentwicklungen in
Onlineshops zu verfolgen.                                                     Screengrab Idealo.de
Es kann erfreulich sein, aber auch ganz schön ärgerlich – je nachdem, ob sich die Preise nach unten oder nach oben bewegen. Jedenfalls haben die meisten Online-Shopper schon die Erfahrung gemacht, dass sich Produktepreise ständig ändern – bei zweiten und dritten Mal Nachschauen, kostet die Uhr oder das Parfum nie gleichviel wie bei ersten Mal. Diese dynamische Preisgestaltung funktioniert dann am besten, wenn sie dem individuellen Kunden angepasst wird. Mit anderen Worten: Der Verkäufer nutzt die Informationen, die er über uns hat, um uns ein Produkt mit möglichst viel Gewinn zu verkaufen. Das Internet, vor Jahren noch gepriesen für seine Transparenz, wird plötzlich undurchsichtig – Preisvergleiche werden fast unmöglich, weil wir nie wissen, was andere Kunden angeboten bekommen. Ist das ein Rückschritt oder ein Fortschritt? Ein Erklärungsversuch fand sich schon vor einer Weile in der Süddeutschen Zeitung:
“Preisschilder waren eine großartige Erfindung. Nur: Transparent waren die Preise damit nicht. Warum etwas wie viel kostet, blieb den meisten Kunden weiter ein Rätsel, und das ist bis heute so. Der Händler bestimmt den Preis, der Kunde zahlt […] Nach 150 Jahren schließt sich nun der Kreis", sagt der Amerikaner Robert Garf, der Strategiechef von Demandware, einer der führenden US-Software-Firmen im E-Commerce. Er meint damit, dass das Zeitalter der von Händlern bestimmten Festpreise dem Ende zugeht. Die Kunden gewinnen Einfluss zurück. Sie brauchen zwar nicht feilschen wie im 19. Jahrhundert, können aber nach dem für sie günstigsten Angebot im Netz suchen. Nur: Diese Suche kann so anstrengend sein, wie es das Feilschen gewesen sein muss.“
Tatsächlich kann es ganz schön schwierig oder gar unmöglich sein, innerhalb nützlicher Frist im Internet den günstigsten Preis zu finden – denn morgen könnte es ja schon wieder ganz anders aussehen. Stern-TV hat vor einiger Zeit hunderte von Produkten über mehrere Wochen beobachten und festgestellt, dass es kein statistisches Preismuster gibt, dem es sich zu folgen lohnt. In anderen Worten: Am Montagmorgen ist die Kaffeemaschine höchstens ein paar Cents billiger, als am Mittwochabend:
Dennoch sind die Preisschwankungen im Internet, die auch viele Verbraucher feststellen, keine Einbildung. Es lässt sich allerdings keine Regelmässigkeit ausmachen, wie etwa beim Tanken. Der Preis für eine konkrete Waschmaschine in einem konkreten Shop schwankte in Schrödels Test beispielsweise zwischen 392 und 499 Euro. Insgesamt, so Branchenexperten, sind die Preise bei Elektroartikeln permanent in Bewegung, ebenso wie die von Reisen oder Flugtickets.“
Experten sind sich nicht sicher, ob die Entwicklung hin zu individuellen, sich ständig bewegenden Preisen positiv ist – eine Einkaufswelt, in der der Kunden nur noch weiss, was er für ein Produkt bezahlt hat, nicht was das Produkt wert ist. Jedenfalls gibt es in der digitalen Gesellschaft auch für dieses Problem Lösungsansätze: Preissuchmaschinen und Preisportale können Online-Preise überwachen und uns informieren, wenn diese günstiger geworden sind.

Wednesday, April 26, 2017

Damit Geldausgeben einfacher – und vielleicht auch sicherer wird

Die nächste Generation Plastikgeld kommt:  Mastercard hat diese Woche die neuste Generation der biometrischen Kreditkarte vorgestellt. Dabei wird die inzwischen gebräuchliche Chip-Technologie mit einem Fingerabdruck des Kartenbesitzers kombiniert, um den sicheren Authentifizierungsprozess beim Geldausgeben zu ermöglichen – ohne dass man dabei das Gedächtnis und eine PIN-Code bemühen muss.

Die neue Mastercard funktioniert nur ohne Handschuhe - dafür müssen wir uns
keinen PIN-Code mehr merken.                                                                Bild MC
Die weiterentwickelte Technologie wurde während der letzten Monate in  Südafrika getestet – mit Erfolg, wie Mastercard mitteilt. Die neue Karte setzt auf die Technologie des Fingerabdruck-Scans und verwendet dafür neue biometrische Leser. Dadurch entsteht eine dünnere, flexiblere Karte, welche die gesamte notwendige Authentifizierungstechnologie enthält und Zusatzgeräte an der Ladenkasse absolut unnötig macht.
Eine Zahlung mit biometrischen Daten zu verifizieren – in diesem Fall mit dem Fingerabdruck – macht es möglich, dass einzig und allein der Karteninhaber mit seiner Karte bezahlen kann. Eine Karte in den falschen Händen kann nicht mehr verwendet werden, um unautorisierte Käufe vorzunehmen. Der grosse Vorteil der Mastercard-Technologie, der mit Bestimmtheit zu deren schnellen Verbreitung führen wird: Die Karte kann an jedem Kartenterminal verwendet werden; Händler benötigen keine zusätzliche Hardware oder Softwareupgrades. Die Technologie wird hoffentlich dazu beitragen, Kreditkartenbetrug vorzubeugen.
Wer in Zukunft mit der neuen Karte einkaufen will, registriert sich bei seinem Finanzdienstleister für die biometrische Kartennutzung. Anschliessend wird der Fingerabdruck in eine verschlüsselte digitale Form umgewandelt und auf der Karte gespeichert. Danach ist die Karte weltweit bei allen Kartenterminals einsatzbereit.
Während des Einkaufs und Bezahlens in einem Geschäft funktioniert die biometrische Karte wie jede andere Chipkarte. Der Karteninhaber führt seine Karte in das Kartengerät ein, legt den Finger auf den integrierten biometrischen Sensor, so dass der Fingerabdruck mit dem gespeicherten biometrischen Abdruck in der Karte abgeglichen werden kann. Stimmen die Abdrücke überein, wird die Transaktion von der Bank des Karteninhabers bestätigt. Während des gesamten Ablaufs gibt der Karteninhaber seine Karte nicht aus der Hand. Geplant ist ausserdem eine Version der Karte, die auch kontaktlos einsetzbar ist.
Selbstverständlich sind auch Fingerabdrücke nicht hundertprozentig sicher, wie gewiefte Techniker schon mehrmals demonstriert haben, wie der Standard berichtet:
“Der Hacker Jan Krissler alias Starbug hat im Jahr 2014 auf dem Chaos Communication Congress demonstriert, wie man mit einer handelsüblichen Spiegelreflexkamera Fingerabdrücke kopieren kann. Krissler reichte ein Foto der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen aus drei Meter Entfernung, um ihren Daumenabdruck mit einem Bildbearbeitungsprogramm zu reproduzieren. Und Forscher der Michigan State University haben eine einfache Methode entwickelt, mit der man Bilder von Fingerabdrücken mit einem simplen Drucker ausdrucken kann, die eine hinreichend hohe Auflösung haben, um damit Fingerabdruck-Lesegeräte auszutricksen.“


Sunday, April 23, 2017

Wenn der Mammon auszieht

Online-Shopping ist praktisch, billig, einfach und schnell - vor allem im Vergleich zum Einkauf im alten Stil. Doch der enorme Boom des digitalen Handels hat ebenso  enorme Folgen für traditionelle Läden. Betroffen ist nicht nur Europa. Die Amerikaner sind auch auf dem Gebiet des Ladensterbens Trendsetter – die neusten Prognosen der Credit Suisse sind erschreckend.

Seph Lawless ist ein Videograf , der sogenannte Deadmalls besucht und fotografisch
 auswertet. Die Ergebnisse muten durchaus apokalyptisch an.
                                                                                                            Screengrab YouTube
Eigentlich hat das ganz grosse Ladensterben in den Amerikanischen Einkaufszentren schon im Jahr 2008 angefangen, Der damalige Kahlschlag hatte weniger mit der Digitalisierung des Handels, als mit der Finanzkrise und Rezession zu tun, die zu jener Zeit die Welt heimsuchten. Mehr als 6000 Läden schlossen im Jahr der grossen Rezession; doch gemäß den Experten der Credit Suisse werden es in diesem Jahr noch viel mehr sein, weil nämlich die Anzahl der Schliessungen in 2017 jene in 2008 jetzt schon übertrifft. Die Zahlen sind erschreckend: mehr als 13 Millionen Quadratmeter an Ladenfläche werde dieses Jahr gemäß Prognosen verloren gehen.
Was passiert, wenn die Kunden wegbleiben, die Konsumtempel nicht mehr besucht werden, der Mammon auszieht? Die Einkaufspaläste verfallen und zeichnen das Bild einer sterbenden Zivilisation. In den USA gibt es bereits Künstler, die sich fotografisch mit dem Thema dieser Konsum-Apokalypse beschäftigen. Einer davon ist Seph Lawless, der nicht nur fotografiert sondern auch Videos seiner (illegalen) Touren in diesen verlassenen Einkaufszentren auf YouTube stellt.
In Europa und in der Schweiz haben sich die neuen Konsumtrends nicht so drastisch ausgewirkt, und wie in den USA wird sich die Situation im dichtbesiedelten Mitteleuropa nicht entwickeln. Immerhin gibt es immer noch enorme Konsumtempel-Projekte – wie zum Beispiel die Mall of Switzerland in Ebikon (deren Eröffnung auf November dieses Jahres geplant ist). Allerdings kämpfen auch hier viele Händler um ihre Existenz – vor allem in den Innenstädten. Und eine Studie des des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln, die anfangs dieses Jahres veröffentlicht wurde, gibt nicht viel Grund zur Freude: 2014 hatte das Kölner Institut Alarm geschlagen und gewarnt, durch den Siegeszug des Online-Handels könnten bis 2020 rund 45‘000 stationäre Händler zur Aufgabe ihrer Läden gezwungen werden. Das wäre fast jeder zehnte Laden in Deutschland. Heute geht man beim IFH davon aus, dass sich diese Entwicklung wohl “etwas verzögern“ werde.

Einige Lichtblicke gibt es also. Traditionelle Händler die ihre Waren auf verschiedenen Kanälen anbieten, haben natürlich eine bessere Chance zu überleben. Und eine PwC-Studie zum Detailhandel, die über das letzte Jahr erstellt wurde, zeigt, dass auch junge Menschen gerne im Laden kaufen. Fast zwei Drittel der befragten 18 bis 24 Jährigen – digital Natives hin oder her - gaben zu Protokoll, dass sie am liebsten in richtigen Läden einkaufen.

Wednesday, April 19, 2017

Der Second-Screen als Ablenkung vom Fernseher

Fernsehen und sich darauf konzentrieren was am Bildschirm läuft? Bei der Mehrheit aller Medienkonsumenten läuft das nicht mehr so. Da müssen es mindestens zwei Bildschirme sein, damit es nicht langweilig wird. 80 Prozent dieser Nutzer surfen im Internet, während der Fernseher läuft. Früher bot der Fernseher Ablenkung vom Alltag, heute lenken wir uns mit einem Second-Screen vom Fernseher ab. Das muss vor allem die TV-Werber beunruhigen.

Der Second-Screen lenkt immer mehr Zuschauer vom Fernseher ab.
                                                                                                             Bild PfW
Eine aktuelle Studie der Medienagentur Initiative zeigt, dass vor allem Werbepausen dazu genutzt werden, um mit dem Tablet oder dem Smartphone zu surfen, E-Mails zu schreiben oder sonst zu kommunizieren.  Der meist genutzte zweite Bildschirm ist das Smartphone, und auch Tablets  werden eingesetzt. Der PC hingegen wird nur selten als Second-Screen gebraucht. Junge User  nutzen den zweiten Bildschirm besonders intensiv. In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen sind es 77 Prozent, bei den 50- bis 59-Jährigen nur 60 Prozent, denen ein Bildschirm nicht genügt.
Der Anteil der TV-Zuschauer, die am Fernseher einen zweiten Bildschirm brauchen,  ist in den letzten Jahren ständig angestiegen, wie die My Screens Studie der Medienagentur Initiative schon im letzten Jahr zeigte:
“Knapp drei Viertel der Fernsehnutzer nutzen mittlerweile einen sogenannten Second Screen, wenn sie vor dem TV sitzen. Nachdem dieser Anteil 2014 von 68 Prozent auf 74 Prozent stark angestiegen ist, pendelt er sich in der aktuellen Befragung auf dem hohen Niveau des Vorjahres ein. Auch der zeitliche Anteil der Nutzung eines zweiten Geräts während des Fernsehens hat sich in den vergangenen Jahren nicht verändert. 35 Prozent der Multiscreener nutzen in mehr als der Hälfte ihrer Fernsehzeit gleichzeitig ein weiteres Gerät.“
Dass sich die Fernsehzuschauer so gar nicht mehr konzentrieren können, muss vor allem die Werber beunruhigen. Auch Marktforscher Nielsen ist nämlich zum Schluss gekommen, dass der Second-Screen die häufigste Ablenkung für Fernsehzuschauer darstellt - allerdings bei weitem nicht die einzige. Lesen, essen, mit Hund oder Katze spielen oder mit einem Mitmenschen kommunizieren sind andere beliebte Arten der Ablenkung beim Fernsehen.
Fernsehmacher und Werber haben einen Trost: Der Second-Screen lenkt zwar von Hauptbildschirm ab, sorgt aber auch dafür, dass bei Langeweile oder Werbung nicht sofort weggezappt wird.

Friday, April 14, 2017

Wie unsicher ist Ihr altes Betriebssystem?

Diese Woche war wieder Patchday bei Microsoft, und es wurden zahlreiche Sicherheits-Updates verteilt. Nutzer sollten diese Updates nicht auf die lange Bank schieben. Denn diese schließen auch kritische Sicherheitslücken, beispielsweise in Microsoft Office. Für die Nutzer von Windows Vista war es das letzte Update von Microsoft: Der Support wird eingestellt.

Vista ist am Ende: Microsoft stellt den Support ein - was nicht heisst, dass
das Betriebssystem nicht mehr funktioniert. Wie sicher es allerdings weiter-
betrieben werden kann, ist schwer zu beurteilen und kommt auch auf das
Verhalten der individuellen User an.
Microsoft-Updates sollen dazu beitragen, dass wir besser schlafen können. Ein aktuelles Beispiel sind die Meldungen über Infektionen mit dem Banking-Trojaner Dridex. Dieser hatte sich durch eine der nun geschlossenen Lücken in Microsoft Office verbreitet. Um sich die Schad-Software einzufangen, reichte es, eine infizierte Word-Datei zu öffnen. Die Dateien wurden von Hintermännern millionenfach über das gewaltige Necurs-Botnetz per E-Mail verbreitet. Ganz so gefährlich müsste Dridex allerdings gar nicht sein – vor allem für jene User, die sich mit einem Virenschutzprogramm ausgerüstet haben. Norton/Symantec hat schon im Oktober 2015 bekanntgegeben, dass der Dridex-Schädling erkannt und verfolgt werde – Norton-Security-User seien davor geschützt.
Doch der Patchday in dieser Woche ist nicht nur aufgrund der Bedrohung durch Dridex erwähnenswert. Er läutet auch das Ende von Microsofts Betriebssystem Vista ein. Am 11. April 2017 endete der Support und es wurden zum letzten Mal Sicherheits-Updates ausgeliefert. Für Nutzer heißt das: Wenn in Zukunft Sicherheitslücken entdeckt und bekannt werden, gibt es von Microsoft keine Patches mehr, um sie zu schließen. Damit wird das Betriebssystem immer unsicherer, je länger das letzte Update zurückliegt. Das sagen die Experten. Und sie empfehlen, sich dringend ein neues Betriebssystem anzuschaffen, da die Gefährdung sonst ins Unermessliche wachse. Unter Umständen kann das auch heissen, dass ein neuer Computer angeschafft werden muss. Dann nämlich, wenn der vorhandene Rechner die technischen Systemanforderungen für Windows 7 oder 10 nicht erfüllt.
Unterdessen wird in Diskussionsgruppen auf dem Internet diskutiert, ob es wirklich so gefährlich ist, ein nicht-unterstütztes Betriebssystem wie XP oder Vista weiterhin zu verwenden.
Natürlich sind sich die Diskussionsteilnehmer nicht einig. 
So wird zum Beispiel argumentiert, dass Vista von weniger als einem Prozent aller Windows-User eingesetzt werde und deshalb kaum als Zielscheibe für Hackerangriffe eigne. Das sei auch mit Windows XP nicht passiert, das immerhin noch von rund 5 Prozent der User gebraucht wird. Auch Tipps gibt es: Wer unbedingt ein altes Betriebssystem weiter betreiben möchte, muss zumindest ein gutes Antiviren-System und eine starke Firewall installieren – und sollte am besten Internet Explorer gar nicht mehr benutzen.
Noch besser ist es allerdings, auf ein neues System umzusteigen – nicht nur, weil Vista unsicherer ist, sondern eben auch weil es als Betriebssystem längst nicht mehr den Ansprüchen entspricht. 

Tuesday, April 11, 2017

Social Media im Job: Von der Zeitverschwendung zur Schlüsselqualifikation

Social-Media-Kenntnisse werden in der Arbeitswelt immer mehr zu einer Schlüsselqualifikation. Denn Facebook, Twitter, Xing und Co. werden nicht nur im privaten Alltag immer selbstverständlicher, sondern auch in der Arbeitswelt. Der Social-Media Experte Roland Heintze geht noch weiter: Er glaubt, dass ein geübter Umgang mit Social-Media-Plattformen auf dem Arbeitsmarkt bald so selbstverständlich erwartet wird, wie grundlegende Computer-Kenntnisse.

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Immerhin 41 Prozent der berufstätigen Internet-Nutzer setzen Social-Media-Plattformen inzwischen auch in ihrem Beruf ein. Das bedeutet einen Anstieg um 15 Prozentpunkte innerhalb eines Jahres. Das zeigen die neusten Zahlen aus dem aktuellen “Social-Media-Atlas“ der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor. Facebook und Co. werden von vielen Arbeitgebern ganz einfach als riesiges Zeitverschwendungspotential angesehen - und zwar schon seit Jahren. Einige Unternehmen blockieren gar den Zugang ihrer Mitarbeiter auf Social-Media-Plattformen, was technisch innerhalb eines Firmennetzwerks kein Problem ist. Allerdings gibt es auch Firmen, die kein Problem damit haben, wenn ihre Angestellten einen gelegentlichen Abstecher auf virtuelle Plattformen unternehmen – auch während der Arbeitszeit. IBM zum Beispiel, erlaubt seinen Mitarbeitern nicht nur den Zugang zu Social-Media-Plattformen, sondern lässt die Mitarbeiter auf ihren persönlichen Plattformen auch (freiwillig) an IBM-Marketing-Aktionen mitwirken – mit viel Erfolg.
Mit 41 Prozent liegt die berufliche Social-Media-Nutzung aktuell nicht nur auf einem Rekordhoch –Facebook & Co. durchdringen die Berufswelt auch immer schneller. Im vierten Quartal 2015 gaben erst 26 Prozent der berufstätigen Internet-Nutzer in Deutschland an, Soziale Medien beruflich einzusetzen. Im Jahr zuvor waren es 19 Prozent. Roland Heintze, Social-Media-Experte bei Faktenkontor erklärt:
“Ein geübter Umgang mit Sozialen Medien wird auf dem Arbeitsmarkt bald so selbstverständlich erwartet werden wie heute grundlegende Computer-Kenntnisse. Auf die steigende Verbreitung und Bedeutung der Sozialen Medien in der Berufswelt müssen sich auch die  Arbeitgeber einstellen: Wichtig ist, dass Unternehmen ihren Angestellten klare Verhaltensregeln für die Social-Media-Kommunikation an die Hand geben. Sonst kann ein unbedarftes, web-öffentliches Fehlverhalten eines einzelnen Mitarbeiters schnell die Reputation der ganzen Firma in Mitleidenschaft ziehen“.

Thursday, April 6, 2017

Native Advertising, Schleichwerbung und Fake News

Die Werber haben endlich einen Weg gefunden, Anzeigen zu platzieren, die von den Lesern nicht mehr einfach ignoriert und von den Adblockern in digitalen Medien nicht herausgefiltert werden können. Die Methode heisst “Native Advertising“ und ist nicht überall so beliebt, wie bei Verlagen und Werbeagenturen. Der Trick: Die Anzeigen sind gar keine Anzeigen mehr, sondern sehen so aus, wie die redaktionellen Inhalte – sind also sozusagen Fake News.

Huffington Post Deutschland macht Native Advertising vor: Was ist den nun
Werbung und was nicht?                                                         Screengrab Huffpo
Früher, als es auch schon Fake-News gab, diese aber noch nicht so genannt wurden, gab es auch schon Native Advertising; allerdings wurde diese Form der Werbung damals oft einfach Schleichwerbung genannt. Heute wird Native Advertising bei Verlegern und Werbern gefeiert, weil es endlich eine Möglichkeit verspricht, im Internet-dominierten Werbemarkt Geld zu verdienen. Gemäß Branchenstudien machen die Ausgaben für Native Advertising in diesem Jahr mehr als 50 Prozent des gesamten digitalen Werbemarktes in den USA aus. Auch in Europa verbreitet sich Native Advertising rasant. Kein Wunder, dass die Branche durchaus stolz auf die Lösung ist, wie man zum Beispiel im Marketing-Fachmagazin Acquisa nachlesen kann:
Bei Native Advertising handelt es sich um bezahlte Werbemassnahmen, die hilfreiche und interessante Inhalte zielgerichtet an eine Zielgruppe ausliefern. Native Advertising zeichnet sich dadurch aus, dass der Content in einem vertrauen Umfeld platziert wird und so wie journalistische Inhalte wirkt, denen der Kunde bereits vertraut. Die Möglichkeiten bei Native Advertising sind gross. Es kann sich um einen gesponsorten Facebook Post genauso wie um ein Google Adwords-Ergebnis oder einen Artikel auf einer Nachrichtenseite handeln. In Deutschland besteht für Native Advertising Kennzeichnungspflicht, etwa durch den Zusatz „bezahlte Anzeige“ oder „Promotion“. Dem Kunden fällt dabei oft nicht auf, dass es sich um Werbung handelt…
Trotzdem gibt es natürlich viele Werber, die den Vorwurf von Schleichwerbung in Zusammenhang mit Native Advertising entrüstet zurückweisen. Schleichwerbung wäre es nur dann, so lautet das Argument, wenn da nicht eine Kennzeichnung wäre. Tatsächlich sind Native-Advertising-Inhalte deklariert – oft in Englisch, als Werbung  in den allerwenigsten Fällen: “Die verbalen Verrenkungen, mit denen sich viele Verlage um das Wort ‘Werbung’ herumdrücken, lässt an ihrem Bemühen um Transparenz zumindest zweifeln“, formulierte es der Spiegel schon vor einer Weile. Überhaupt scheinen Journalisten nicht gerade Fans von Native Advertising zu sein. Weshalb, erklärt der frühere Handelsblatt-Chefredakteur und Kolumnist Bernd Ziesemer:
“Eigentlich liegen die Dinge ganz einfach: Journalismus ist Journalismus ist Journalismus. Und Werbung ist Werbung ist Werbung. Die Advokaten des Native Advertising aber wollen die Grenzlinien verwischen – und werbliche Inhalte als journalistische Beiträge camouflieren. Seriöse Medien, die sich darauf einlassen, gefährden ihre Reputation. Seriöse Markenartikler und Unternehmen auch.“
Dem können wir uns im Prinzip anschliessen. Dass Native Advertising sich allerdings so schnell in vielen Medien verbreitet hat, kommt aber daher, dass auch Journalismus nicht einfach Journalismus ist. Die Qualität der Medien ist, um es gelinde auszudrücken, in den letzten Jahren nicht gestiegen, und das Vertrauen der Konsumenten hat entsprechend gelitten. Die Verbreitung von Native Advertising wird diese Situation wahrscheinlich langfristig nicht verbessern.

Monday, April 3, 2017

Passwörter und Co.: lügen und schummeln

Solange wir uns nicht mit irgendeinem persönlichen Merkmal in unsere unzähligen digitalen Konten einloggen können, werden wir uns Passwörter merken müssen. Das Problem: So viele Passwörter und Benutzernamen, wie sie heute erforderlich sind, kann sich kein Mensch merken. Umso ärgerlicher ist es, dass jede noch so geringe Dienstleistung im Web mit einem Sesam-öffne-dich gesichert wird.

Wieviele digitale Konten haben Sie? Können Sie sich Ihre Passwörter noch
alle merken?                                                                          Screengrab Amazon
Eines der Hauptmerkmale des Internets ist auch einer seiner grössten Vorteile: Fast alles ist gratis. So sieht’s zumindest aus. Stimmt aber natürlich nicht! Wie wir alle wissen, sind nur die besten Sachen auf der Welt gratis. Google, Facebook, Instagram und Co., die wir fast alle mit Enthusiasmus und mehr oder weniger Talent benutzen, kosten natürlich viel Geld. Allein der Betrieb der Serverfarmen verschlingt Energiemengen, mit denen ganze Städte rund um die Uhr versorgt werden könnte. Auch die Unterhaltskosten sind enorm. Diese kostenlosen Internetdienstleistungen finanzieren sich also anderweitig – zum Beispiel mit Werbung, und genau deshalb möchten die Betreiber immer genau wissen, wer ihre Dienste in Anspruch nimmt. Denn persönliche Daten sind Gold wert – im wahrsten Sinne des Wortes. Und schon sind wir beim grossen Passwort-Boom angelangt. Viele Internet-Nutzer vernachlässigen die Datensicherheit weil sie es lästig finden, bei immer mehr Diensten ein eigenes Login einrichten zu müssen. Ein Umfrage zeigt, dass 20 Prozent der User sich von der Zahl der Passwörter gänzlich überfordert fühlen. Kein Wunder: Die meisten Internet-Nutzer haben sich bei bis zu fünfzehn verschiedenen Online-Diensten wie E-Mail-Konten, Social-Media-Accounts oder Shopping-Websites angemeldet.
Michael Spehr hat in der FAZ einen ausgezeichneten Artikel zum Thema geschrieben. Auch er beklagt die digitale Kontenflut, wo es oft nur darum gehe, E-Mail-Adressen und Nutzerdaten abzugreifen, Kunden zu überwachen und ihr Verhalten auszuwerten. In solchen Fällen könne man getrost ein schlichtes Kennwort wählen, kombiniert mit einer Wegwerf-E-Mail-Adresse, die nur temporär bestehe, schreibt Spehr. Ausserdem schlägt er  vor, zu schummeln was das Zeug hält:
“Der Kontenwahn ist mindestens so schlimm wie die Kennwortschlamperei. Wer überall wahrheitsgemäß seine Handy-Nummer, Anschrift und E-Mail-Adresse oder gar die Kreditkartendaten angibt, ist selbst schuld. Warum sollte ein Bilderdienst wie Flickr von Yahoo das Geburtsdatum kennen, das in Zweifelsfällen ein zusätzliches, einzigartiges und nicht änderbares Authentifizierungs-Merkmal ist? Man schummele also, was das Zeug hält, und zwar ausnahmslos und überall, wo es nicht bedeutsam ist. Möge die Datenmafia an falschen Angaben ersticken. Oder man konterkariere den Kennwortwahn damit, dass man seine Passwörter bewusst vergisst: nichts aufschreiben, nicht immer dasselbe Kennwort nutzen, sondern ein kompliziertes wählen und gleich vergessen. Warum nicht? Man ist ja eingebucht, und beim nächsten Mal lässt man es über sein E-Mail-Konto zurücksetzen.“ 
Selbstverständlich gibt es auch Dienste, die einen seriösen Umgang mit Login-Daten erfordern.  Solange das Einloggen mit biometrischen Daten sich noch nicht auf breiter Front durchgesetzt hat, werden wir uns für derartige Websites oder Dienste weiterhin starke Passwörter merken (oder notieren) müssen.