Tuesday, November 28, 2017

Seichter Kundenservice, Social Media und der Kunde als Bittsteller

Der amerikanische Zeichner Scott Adams beschreibt in einem seiner Cartoons eine  Firmensitzung, während der  eine neue Geschäftsstrategie aufgegleist wird. Das Resultat: Von jetzt an produziere man nur noch miserable Produkte, und verdiene dann das Geld mit der Supportabteilung. Das ist zwar witzig - liegt aber weit neben der Realität. Viele Firmen bieten heute durchaus gute Produkte, dafür aber  kostenlosen Support, der so gut wie nutzlos ist.

Im Internet gibt es tausende von Beispielen von schlechtem, ja miserablem Kundenservice. Einige dieser Leidensgeschichten sind kaum zu glauben, die meisten haben aber eines gemeinsam: Die betroffenen Firmen geben sich erst dann ernsthaft Mühe, die Probleme ihrer Kunden zu lösen, wenn diese auf Facebook oder Twitter ihrer Frustration Luft gemacht haben.  Dann geht es nämlich um das Image der betroffenen Firma - und plötzlich sind auch Probleme lösbar, die es vorher nicht waren; “mühsame“ Kunden die man abgewimmelt hat, werden plötzlich sehr zuvorkommend behandelt.  Social Media ist deshalb für viele Kunden zu einem Werkzeug geworden, wenn es darum geht, sich über schlechten Kundenservice zu beschweren. Im Internet gibt es sogar Anleitungen, wie solche Beschwerden wirkungsvoll platziert werden können (“Immer schön höflich bleiben, sich kurz fassen!“)   
Trotz globalem Handel und internationalem Hersteller: Eine Logitech-Tastatur
mit Schweizer Layout ist im Ausland vielerorts nicht zu bekommen. Kunden
mit speziellen Bedürfnissen werden von grossen Firmen oft nicht gut bedient.
Logitech ist da kein Einzelfall. 
Schlechter Kundendienst hat viel damit zu tun, wie die Dienstleistung organisiert ist. Die meisten Konsumenten sind sich inzwischen bewusst, dass ihre Telefonanrufe meistens nicht in der betreffenden Firma, sondern in einem Callcenter beantwortet werden. Da werden sie nicht mit einem Spezialisten verbunden, der ihr Problem lösen könnte, sondern mit einem Mitarbeiter, der für jede Frage zuerst auf seinem Computer die richtige Antwort finden muss. Dasselbe gilt für E-Mail-Support.
Das führt dazu, dass Kundenprobleme ausserhalb eines bestimmten Musters durchs Raster fallen. Die Digitalisierung mit ihren genau definierten Prozessen hat den Dienst am Kunden in vielen Fällen seicht gemacht. Die Supportmitarbeiter sind zwar höflich, manchmal auch schnell, oft aber nutzlos. Dafür flattert  zwei Sekunden nach der Supportanfrage eine E-Mail-Nachricht in die Inbox, die  nach der Qualität des Kundendienstes fragt. Selbstverständlich ist es völlig unnütz, ein negatives Feedback abzugeben.
Dieser Eindruck wird durch eine neue repräsentative Studie des Marketingspezialisten Salesforce verstärkt. Fast 40 Prozent der befragten deutschen Konsumenten fühlen sich nicht als Kunden, sondern als Bittsteller, wenn es um den Dienst am Kunden geht. Im Onlinehandel fühlen sich zwei von drei Kunden von den Händlern unverstanden.  Im Zeitalter des digitalen Kundenbeziehungsmanagements (CRM) ist das ein Armutszeugnis - vor allem wenn man bedenkt, dass ein guter Kundendienst unzufriedene Kunden in zufriedene Kunden verwandeln kann. Reklamierende Kunden sind besser als keine Kunden - und es ist um ein Vielfaches billiger, einen Kunden zu behalten, als einen neuen zu gewinnen.  
 Mein aktuellstes Kundenservice-Erlebnis, habe ich kürzlich mit dem angesehenen Computerzubehörhersteller Logitech gemacht. Ich werde meine und Ihre wertvolle Zeit nicht mit der eher traurigen Story verschwenden - nur so viel sei gesagt: Logitech ist ein internationaler Hersteller von IT-Zubehör - vor allem Tastaturen und Mäuse - mit Hauptsitz in der Schweiz. Obwohl es weltweit mit Sicherheit viele tausend Kunden gibt, die froh wären wenn sie auch im Ausland eine Tastatur mit ihrem nativen Layout kaufen könnten, wimmelt Logitech Kunden mit diesem Anliegen kurz und bündig ab. Was bleibt, ist ein unzufriedener Kunde - und eine letzte Nachricht im Postfach:
“Thank you for your feedback.We are sorry that we are unable to provide a resolution for you. Have a good one and thank you for contacting Logitech. Best regards“

Thursday, November 23, 2017

Die wichtigsten E-Commerce-Feiertage setzen neue Rekordziele

Die Zahlen sind beeindruckend, man könnte auch sagen beängstigend: Beim Chinesischen Internet-Händler Alibaba rollten am 11. November dieses Jahres stündlich mehr als eine Milliarde Dollar in die Kassen. Das war der sogenannte Singles Day, der grösste Einkaufstag in China, der notabene erst vor wenigen Jahren von der E-Commmerce-Industrie ins Lebengerufen worden war. Überhaupt demonstriert der massive Online-Shooping-Boom in China das enorme Zukunftspotential der Branche: Überall auf der Welt müssen sich Händler ohne konkrete Strategien warm anziehen, wenn sie diesen Online-Ansturm überleben wollen.  

Einen Jumbo Jet im Internet kaufen? Kein Problem.              Bild tabao
Jetzt sind wir also schon wieder mittendrin: Die digitalen Konsumtempel der Welt haben sich herausgeputzt, um für die höchsten Feiertage im E-Commerce-Kalender bereit zu sein. Die ganz Grossen der Branche tun das hervorragend - und lassen die Welt immer wieder gerne wissen, wie erfolgreich sie sind. Zum Beispiel Alibaba, das grösste Chinesische Amazon-Gegenstück, das am oben erwähnten Singles Day auch dieses Jahr wieder unglaubliche Wachstumsraten von mehr als 40 Prozent gegenüber dem letzten Jahr hinlegen konnte und in 24 Stunden für mehr als 25 Milliarden Dollar Ware verkauft hat. Die Bestell- und Bezahlinfrastruktur, die hinter diesen immensen Beträgen steht, beeindruckt ebenfalls - genauso wie die Tatsache, dass die allermeisten Bestellungen vom Smartphone aus getätigt werden:
“Alibaba wickelte über sein elektronisches Bezahlsystem Alipay fünf Minuten nach Mitternacht 256‘000 Transaktionen pro Sekunde ab, wie das Unternehmen mitteilte. Das seien mehr als doppelt so viele wie in den Spitzenzeiten im vergangenen Jahr. Mehr als 90 Prozent der Bestellungen wurden demnach über Smartphones getätigt. Im vergangenen Jahr hatte Alibaba am "Single-Tag" 17,8 Milliarden Dollar eingenommen.“
Alibaba ist tatsächlich auf der Überholspur, was auch der anfangs November präsentierte Quartalsabschluss demonstriert: Der Konzernumsatz stieg im abgelaufenen Quartal um fast zwei Drittel und der Gewinn verdoppelte sich. Analysten gehen davon aus, dass Alibaba auch Amazon bei der Marktkapitalisierung überholen wird. Amazon ist derzeit 532 Milliarden Dollar wert, Alibaba 477 Milliarden Dollar. Der Grund für diese Einschätzung der Situation liegt im etwas langsameren Wachstum von Amazon - aber auch da kann man sich nicht übers Geschäft beklagen (34 Prozent Quartalswachstum). Und der grosse Tag des Mammons, Black Friday, steht ja jetzt auch vor der Tür. Da werden wieder Milliardenumsätze zusammenkommen.
Überhaupt ist die Branche optimistisch für die kommenden Weihnachtsfeiertage. Eine aktuelle deutsche Umfrage zeigt an, dass 80 Prozent aller Konsumenten online einkaufen wollen. Dieses Ergebnis entspricht dem seit Jahren anhaltenden Trend zum Online-Shopping: Im letzten Jahr erreichten die globalen Umsätze 1,86 Billionen Dollar, in vier Jahren sollen es 4,5 Billionen sein (4‘500‘000‘000‘000 Dollar). Zum Vergleich, das Bruttosozialprodukt der Schweiz für 2016 betrug 660 Milliarden US-Dollar, also ungefähr ein Drittel der letztjährigen Umsätze.

Die Online-Umsätze werden allerdings nicht nur durch die wichtigen E-Commerce-Feiertage getrieben. Auch der Trend zum Verkauf sehr teurer Objekte hilft da mit. So wurden letzte Woche auf der Alibaba-Plattform Tabao zwei gebrauchte, flugfähige  Boeing 747 Jumbo Jets verkauft - für umgerechnet 41 Millionen Euro. Es war nicht der Weihnachtsmann, der sie kaufte, sondern eine chinesische Frachtfluggesellschaft.

Tuesday, November 21, 2017

Wie Sie sich gegen digitale Spionage wehren können

Wir sind fast alle dem Risiko ausgesetzt, mit digitaler Technologie ausspioniert zu werden, wie wir in unserem letzten Beitrag berichtet haben (Das Zeitalter der digitalen Spionage ist da). Potentielle Spione gibt es viele: Digitale Diebe, die Geld erbeuten möchten, eifersüchtige Partner, die ihre Partner kontrollieren wollen, Bosse, die ihren Mitarbeitern nicht trauen. Ganz wehrlos sind wir aber nicht: Es gibt mögliche Gegenmassnahmen.

Nicht so gut versteckt: Dieses junge Ehepaar fand eine Minikamera im Rauch-
melder ihres Airbnb-Zimmers in Florida.                         Longboat Key Police
Es ist nicht ganz einfach herauszufinden, ob jemand eine Spionage-App auf Ihrem Smartphone installiert hat. Zwar gibt es Tipps, die bei der Suche helfen können, allerdings scheinen diese Lösungen oft etwas einfach gestrickt zu sein. Eines ist sicher: iPhone-User sind weniger gefährdet, weil auf deren Gerät ohne “Jailbreak“ nur Apps aus dem App Store installiert werden können. Für alle Anwender gilt: Halten Sie alle ihre Software auf dem neusten Stand. Setzen Sie Zwei-Faktor-Authentifizierung ein, wenn es möglich ist. Gehen Sie nicht ohne Sicherheitssoftware ans Netz. Und, was selbstverständlich sein sollte: Installieren Sie nichts, dessen Herkunft Sie nicht kennen und geben Sie Ihr Smartphone nicht aus der Hand sondern hüten Sie es wie Ihr Augapfel.
Auch wer fürchtet, geheim abgehört oder gefilmt zu werden, kann etwas dagegen tun. Gerade im Zeitalter von Airbnb ist die Sorge vor versteckten Kameras durchaus berechtigt. Einfach ist es allerdings nicht, versteckte Geräte zu finden;wie wir im ersten Teil dieses Artikels gezeigt haben, werden Kameras die in ganz alltäglichen Haushaltgeräten versteckt sind, ganz offen im Internet verkauft. Die Amerikanische Website komando.com gibt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie auf der Suche vorzugehen ist (in Englisch). Das Fazit: Amazon verkauft für wenig Geld Geräte, mit denen Spionagegeräte elektronisch eruiert werden können. Ob Sie funktionieren, wissen wir nicht.  
Spionage muss nicht immer heissen, dass Sie jemand mit einem versteckten Mikrophon abhört oder mit einer versteckten Kamera Videoaufnahmen macht. 
Beim Surfen im Netz ist die Wahrscheinlichkeit am grössten, dass Sie ausspioniert werden. Die Verfolgung von Benutzeraktivitäten im Netz, sogenanntes Tracking, ist ein bekanntes Datenschutzproblem. Da werden im Hintergrund Informationen darüber gesammelt, welche Seiten sich Benutzer im Internet anschauen und welche Interessen sie haben. Für Internetbrowser existieren bereits zahlreiche Lösungen, welche die Tracker für den Nutzer sichtbar machen und ihn schützen. Dass dieses Problem allerdings auch bei der Nutzung von Apps auf dem Smartphone besteht, wissen bislang meist nur Experten. Nun entwickelt das deutsche Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT eine App, die solch unsichtbarem Tracking einen Riegel schieben soll. Mit MetaMiner können Nutzer das Tracking durch mobile Apps sichtbar machen und auch unterbinden.
„Verstecktem Tracking in mobilen Apps wurde bisher nur wenig Beachtung geschenkt, so dass sich App-Nutzer oft nicht bewusst sind, zu welchen Werbenetzen bzw. bösartigen Internetbereichen das Smartphone im Verborgenen Onlineverbindungen aufbaut“, sagt der, Projektleiter am des entwickelnden Instituts. Das einzige Problem: Bisher existiert nur ein Prototyp des Tools für Android. Es soll aber schon bald als App zur Verfügung stehen.

Saturday, November 18, 2017

Das Zeitalter der digitalen Spionage ist da

Moderne Eltern wollen über ihre Kinder alles wissen, zu jeder Zeit - und das ist im digitalen Zeitalter kein Problem mehr. Eine gute Kinderuhr zeigt heute nicht mehr nur die Zeit an, sie zeigt den besorgten Eltern auch jederzeit den Standort des Nachwuchses an und ermöglicht ihnen das Mithören von Konversationen, die im Aufnahmebereich der Uhr stattfinden. Ausspioniert wird aber längst nicht nur das eigene Kind. Der Markt für billige Spionagegeräte und Apps boomt.

Sie sind billig und einfach im Internet zu bestellen: Geräte, um Ihre
Mitmenschen auszuspionieren.                                      Screengrab spyzoo.de
 Das Wichtigste ist, den Nachwuchs immer unter Kontrolle zu wissen, und genau das ermöglichen Armbanduhren mit eingebautem GPS-Chip, Mikrophon und SIM-Karte. Dass dabei die Privatsphäre des Nachwuchses und aller anderen betroffenen Abgehörten verletzt wird, ist Nebensache. Doch wenn es nach den deutschen Behörden geht, soll damit jetzt Schluss sein:
“Die Ortung [des Kindes] ist weiter erlaubt, eine ganz bestimmte Funktion aber geht der Bundesnetzagentur zu weit. Es geht um Kinderuhren, die von den Eltern über eine App ferngesteuert werden können. Manche bieten die Möglichkeit, unbemerkt vom Träger die Uhr anzurufen und dabei ein Mikrofon einzuschalten. So ist es möglich, mitzuhören, was in dessen Umgebung gesprochen wird. "Nach unseren Ermittlungen werden die Uhren von Eltern zum Beispiel auch zum Abhören von Lehrern im Unterricht genutzt", sagte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.“
Kinderuhr verboten, Problem gelöst? Wohl kaum!
Allein die Tatsache, dass es technisch möglich (und auch billig) ist, die beschriebenen Spionagefunktionen in einer Kinderuhr unterzubringen, weist darauf hin, dass private und auch staatliche und geschäftliche Spionage kaum zu entdecken oder zu vermeiden ist. Kinderuhren sind nur die Spitze des Eisbergs.
Wer zum Beispiel mit Google eine “Spionageuhr“ sucht, könnte schon einen Verfolgungswahn bekommen. Von der Armbanduhr bis zum Wecker werden hier unzählige Produkte mit eingebauter Kamera (HD) und natürlich auch Tonaufnahmefunktion angeboten. Und damit gar kein Zweifel besteht, was man damit anfangen kann, wird im Kleingedruckten auf der Website nochmals darauf hingewiesen:
“Die Kameralinse ist bei den Kamera-Uhren so raffiniert in das Ziffernblatt integriert, dass Sie keine Angst haben müssen, dass Ihre Uhr mit Kamera als solche entdeckt wird. Und wenn jemand ihre neue Armbanduhr aus nächster Nähe bewundert, müssen Sie nicht fürchten, als „Spion“ enttarnt zu werden. Ob Sie diese Art der Spionage-Kamera zuhause, im Büro oder in einer Produktionsstätte an strategisch geeigneter Stelle platzieren, ihr geheimes Innenleben kann nicht entdeckt werden, wodurch Sie die offenen Fragen durch die diskrete Überwachung auf schnellstmögliche Weise aufklären können.“
Und selbstverständlich gibt es auch die Möglichkeit, ein Smartphone komplett auszuspionieren. Will heissen: Der Spion kann dann sämtliche Aktivitäten auf dem Gerät verfolgen. Auch Apps dieser Art werden ganz offen im Internet angeboten - mit mehr oder weniger harmloser Erklärung:
“Um die Software zu installieren, benötigen Sie physischen Zugriff zu dem Zielgerät. Sobald das Setup abgeschlossen ist, werden die gesammelten Daten an ein sicheres Kundenkonto geschickt, zu dem der Nutzer der Handyüberwachungs-App von jedem internetfähigen Gerät aus Zugang hat. Die meisten [Handy-Spionage-Programme] funktionieren im Heimlichkeitsmodus und können vom Nutzer des überwachenden Telefons nicht entdeckt werden. Deshalb kann man leicht alle Aktivitäten des Handys ausspionieren…“
Und die Moral von der Geschichte? Vertrauen ist gut, vorbeugen ist besser. Wenn Sie sich beobachtet fühlen, haben Sie wahrscheinlich recht. Trauen Sie keinem elektronischem Gerät in Ihrer Nähe, dass Sie nicht selber gekauft und eingerichtet haben. Und geben Sie Ihr Smartphone nie aus der Hand, wenn Sie es nicht genau beobachten können. Das Zeitalter der digitalen Spionage hat längst angefangen.

Monday, November 13, 2017

Bitcoin: Superblase oder Goldmine?

Wenn es im Handel von Wertpapieren oder Währungen Regeln gäbe, die immer ins Schwarze treffen, wäre auch die momentane Bitcoin-Hysterie für den individuellen Investor leicht zu bewältigen. Man solle nämlich den Massenmedien gar nichts glauben, was die Börsentrends der nächsten Zukunft betrifft, ist einer dieser Tipps.  Schon eher mache man das Gegenteil, wenn man erfolgreich sein wolle. Im Fall von Bitcoin hiesse das: Ruhig bleiben, weiter an die Kryptowährung glauben - auch wenn jetzt täglich Medienberichte erscheinen, die vor dem Totalzusammenbruch warnen.

Die negativen Schlagzeilen über Bitcoin haben sich in den letzten Tagen
gehäuft.                                                                     Screengrab Facebook            
Wenn es so einfach wäre. Aber die Kryptowährung Bitcoin hat sich bis jetzt nicht an viele Regeln gehalten. Obwohl sie buchstäblich aus dem Nichts geschaffen wird, relativ schwierig zu kaufen und zu verkaufen ist, vielerorts als nicht-legitimes Zahlungsmittel eingestuft wird, gingen die Kurse (bis gestern) so steil nach oben, dass es viele Investoren schwindlig wurde. Der Wert hat sich allein in diesem Jahr fast verzehnfacht. Gegenwärtig wackelt die Spitze zwar ein wenig, aber Bitcoin hat schon ganz ähnliche Kurseinbrüche überlebt, um nachher wieder weitere Gipfel zu erklimmen. Eigentlich ganz ähnlich, wie es über die Jahre mit anderen Spekulationen gegangen ist - um am Ende mit den Tränen der Anleger zu enden. Der Finanzspezialist Mark Dittli schreibt im Market-Blog des Tagesanzeigers eine Analyse, die zum Schluss kommt, dass der Bitcoin-Boom eine absolut typische Blase sei:
“Spekulationsblasen zählen zu den faszinierendsten Studienobjekten der Finanzgeschichte. Besonders beeindruckend daran: Sie folgen immer dem gleichen Muster. Und sie enden immer in einem Crash. Gegenwärtig ist die Reihe an Kryptowährungen, wovon Bitcoin mit Abstand die grösste und bekannteste ist. Das aktuelle Treiben um Bitcoin zeigt alle klassischen Signale einer Spekulationsblase […] Im Fall von Bitcoin ist unschwer zu erkennen, dass wir gegenwärtig mitten in der Euphoriephase stehen. Heute kristallisiert sich das Narrativ um die Tatsache, dass die maximale Menge von Bitcoin auf 21 Millionen Einheiten beschränkt ist: Ein knappes Angebot trifft auf eine explodierende Nachfrage, während gleichzeitig das Vertrauen in das vorherrschende Papiergeldsystem schwindet. Steigende Preise für Kryptowährungen sind somit eine absolute Gewissheit. Es geht – in den Augen der Investoren – gar nicht anders. Es gibt keine «fairen» Bewertungsmassstäbe mehr. Ist der faire Preis von Bitcoin nun 1000 Dollar, oder 7000 oder 50’000 Dollar? Niemand weiss darauf eine Antwort."
Trotzdem, oder gerade deshalb, brummt der Bitcoin-Handel weiter, und, wie die faz berichtet, gibt es immer mehr mutige Anleger, die mitmachen wollen:
“Allen Zweiflern zum Trotz erweist sich Bitcoin bislang nicht nur als zählebig, sondern erfreut sich sogar unter professionellen Vermögensverwaltern zunehmender Beliebtheit. Es ist halt viel Geld auf dem Markt, das irgendwie investiert werden will. Einen Teil des Kapitalstroms will die Liechtensteiner Investmentgesellschaft Incrementum zu sich leiten, indem sie wohl noch in diesem Jahr den ersten europäischen Kryptowährungsfonds auflegt. Darin werden verschiedene Digitalwährungen gebündelt, um ein Mindestmass an Diversifikation zu garantieren.“
Auch Mark Dittli gibt in seiner ausgezeichneten Analyse nicht vor zu wissen, wie die Bitcoin-Story enden wird. Immerhin zitiert er einen Erfahrungswert:
“Alles, was wir haben, sind die Erkenntnisse aus früheren Spekulationsblasen: Sie fanden alle ein böses Ende.“

Friday, November 10, 2017

Facebook, die News-Blase und die Gehirne unserer Kinder

Facebook, ein Unternehmen, das es vor 14 Jahren noch nicht mal gab, und das angibt, täglich zwei Milliarden Nutzer zu haben, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Dabei geht es oft um die Zensur von Nutzern, um Reichweiten, oder um den Einfluss, den Facebook auf unsere Psychologie und auf unsere Gesellschaft ausübt.

Mit www.facebook.com/explore will Facebook seine Medien-Marktmacht
stärken.                                                                                        Screengrab FB
Warnungen, das Facebook schlecht für die Gesundheit sei, gibt es seit Jahren - und trotzdem (oder gerade deshalb) boomt das Unternehmen natürlich weiter. Der Grund dafür liegt laut dem früheren Facebook-Teilhaber und Internet-Unternehmer Sean Parker darin, dass das genau so geplant war. Facebook  nutze wissentlich die psychologische Verletzlichkeit der Mitglieder, um sie immer weiter auszubeuten, erklärte er an einer Podiumsveranstaltung.
“Facebook verändere buchstäblich die Gesellschaft und die Beziehungen der Menschen zueinander. Es hemme die Produktivität der Menschen und „nur Gott weiss, was es mit den Gehirnen unserer Kinder macht“, sagte er“
Für Parker hat sich das Engagement bei Facebook jedenfalls gelohnt: Sein Investment machte ihn zum Milliardär. Da lässt es sich leicht kritisieren:
“Parker nennt Facebook eine "soziale Bestätigungsmaschine". Er sagte, dass sich die Gründer, also unter anderem er und Mark Zuckerberg, darüber von Anfang an im Klaren gewesen seien. Früher habe er Freunden noch gesagt: "Irgendwann gehst du auch zu Facebook", mittlerweile nutze er selbst keine sozialen Medien mehr.“
Tatsächlich machen sich heute viele Experten Sorgen darüber, wie Facebook den Umgang der Menschen und die Meinungsbildung beeinflusst. Untersuchungen haben schon lange ergeben, dass ein grosser Teil der Nutzer Facebook als alleinige Nachrichtenquelle benutzt. Darüber sorgen sich die althergebrachten Medien natürlich. Wie es scheint, zu Recht. Aus der faz:
“Nutzer des sozialen Netzwerks hätten sich beschwert, erklärt das Unternehmen, dass sie nur mit Mühe zwischen den abonnierten Neuigkeiten von Medien und Institutionen die Posts ihrer „Freunde“ finden könnten. Deshalb hat Facebook kurzerhand in sechs Ländern, zu denen neben der Slowakei auch Serbien, Bolivien, Kambodscha, Guatemala und Sri Lanka gehören, für ihre Nutzer neben dem gewohnten News Feed eine zweite Liste namens Explore eingerichtet – und alle nicht von persönlichen Profilen, sondern von Seiten aus veröffentlichten Beiträge dorthin verschoben […] Um wieder in der Hauptliste der Nutzer aufzutauchen, bleibt den journalistischen Angeboten bei Facebook ein Weg: Sie können dafür zahlen – und ihre Veröffentlichungen als Sponsored Posts wie Werbung schalten. Ist das die Rolle, die Facebook dem Journalismus in seinem Netzwerk künftig zugedacht hat – als Werbekunde?“
Facebook bestreitet solche Pläne, hat aber gleichzeitig demonstriert, wie weit seine gesellschaftliche Macht reicht. Die Begründung, Facebuch-Nutzer hätten reklamiert, sie fänden die Posts ihrer Freunde in der Flut anderer Posts nicht mehr, sieht nach einer Ausrede aus. So doof sind auch die meisten Facebook-Nutzer nicht. Logischer scheint, dass Facebook mit seinem enormen humanen und finanziellen Kapital sicherstellen kann und will, dass es seine Nutzer bei der Stange hält, und gleichzeitig sein Kapital vermehrt. Dass dabei, wie sich viele Nutzer online beschweren, der kleinste gemeinsame Nenner gesucht wird, und der "absolute Bodensatz des Internets" serviert werde,  dürfte diese User eigentlich nicht überraschen. Der Explore-Feed wird nämlich nach den jeweiligen Facebook-Gewohnheiten der Anwender kuratiert und soll dazu beitragen, dass die News-Blase, in der sich viele Facebook-Nutzer befinden, noch lange nicht platzt.  

Tuesday, November 7, 2017

Wie zuverlässig ist Wikipedia?

Die Frage im Titel ist deshalb berechtigt, weil sich Wikipedia in den letzten Jahren zum meist benutzten digitalen Nachschlagwerk der Welt entwickelt hat. Jeden Monat werden 18 Milliarden Seiten auf Wikipedia gelesen - oder zumindest angeschaut. Gerade weil Wikipedia so intensiv genutzt wird, ist es wichtig zu wissen, dass darauf nicht immer Verlass ist. Das bestätigt jetzt auch einer der freiwilligen Wikipedia-Autoren.

Die deutschsprachige Wikipedia-Version, war die zweite, die online ging. In-
zwischen gibt es das digitale Lexikon in fast 300 Sprachen. 
Wer ein von Google eine Auskunft zu einer Frage möchte, erhält sie in der Regel blitzschnell - und sehr oft kommt sie von Wikipedia. Allein in der deutschsprachigen Version  pflegen über 5000 freiwillige “Redaktoren“ die mehr als zwei Millionen existierenden Artikel - jedes Jahr kommen rund 130‘000 dazu. Wikipedia ist die grösste digitale Wissenssammlung auf dem Planeten. Das digitale Lexikon enthält fast 40 Millionen Artikel, die alle sofort abgerufen werden können. Das Projekt Wikipedia wurde vor 16 Jahren gegründet und wurde seither oft dafür kritisiert, dass die Mitarbeit daran buchstäblich für alle offen ist. Nun ist die Diskussion darüber wieder aufgeflammt, weil sich ein langjähriger Wikipedia-Mitarbeiter zum Thema geäussert hat. Auch wenn viele Schüler bei der Referatsvorbereitung und andere User auf der Suche nach Antworten die Wikipedia-Inhalte als unumstössliche Wahrheiten wahrnähmen: Nicht alle Artikel der Wikipedia seien inhaltlich korrekt. Das bestätigte auch der oben genannte Wikipedia-Autor  im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa:
“Wir denken viel zu oft: Was auf Wikipedia steht, stimmt alles", sagte "Magiers", der seinen echten Namen wie viele Wikipedia-Autoren nicht nennt. Das Lexikon bemühe sich, Klarnamen der Schreiber geheimzuhalten, sagte Sprecher Denis Schröder vom Verein Wikimedia Deutschland, der die Online-Enzyklopädie unterstützt. Jury-Mitglied "Magiers" ist von Beruf Mathematiker und regelmäßiger Autor von Wikipedia-Texten. Er betonte: Statt Informationen blind zu vertrauen, sollten sich Nutzer genau ansehen, ob diese aus guten Quellen stammen. Das sei nötig, weil für die Qualitätskontrolle der Artikel Laien verantwortlich sind. Zwar müssen langjährige Schreiber die Beiträge unerfahrener Autoren überprüfen, bevor sie online gehen, "doch das verhindert nur die ganz groben Schnitzer", warnte er.“
Wikipedia muss sich immer wieder mit Manipulationen seiner Einträge herumschlagen, die von Usern vorgenommen werden, die nicht nur Gutes im Sinn haben. Das Nachschlagwerk hat aber auch schon ausgezeichnete Noten von Spezialisten bekommen.
Gibt es denn überhaupt Alternativen?

Natürlich gibt es andere Nachschlagewerke im Internet - und zwar einige. Wer sich also über ein Wikipedia-Resultat nicht sicher ist, hat durchaus die Gelegenheit eine Nachprüfung vorzunehmen. 

Friday, November 3, 2017

iPhone X: Wer nicht warten will, muss zahlen

Der iPhone-Boom nimmt kein Ende - bei der Produktion des neuen iPhone X kann Apple wieder mal nicht schnell genug produzieren. Wer sich offiziell eines der überteuerten und gehypten Smartphones kaufen will, muss nicht nur eine Weile Schlange stehen, sondern auch  eine Weile auf die Lieferung warten. Die echten Fans stört das alles nicht: Dafür gibt’s den iPhone Graumarkt im Internet.

Apple hat mit dem iPhone X scheinbar wieder einen Volltreffer gelandet -
hoher Preis hin oder her.                                                                    Bild pd
Es erkenne seinen Besitzer am Gesicht, sei extrem schnell und extrem teuer: Das iPhone X stosse technisch und preislich in neue Bereiche vor. Und sei viel zu langsam beim Aufladen“, schreibt der Spiegel in einem ersten Test des Geräts.
Die genannten Minuspunkte werden die Fans nicht davon abhalten, sich das iPhone anzuschaffen. Apple rechnet damit, dieses Jahr ein Rekord Weihnachtsgeschäft hinzulegen:
“Für das Weihnachtsquartal stellt Apple einen Umsatz von 84 bis 87 Milliarden US-Dollar in Aussicht. Das wäre eine drastische Steigerung im Vergleich zu den 78,4 Milliarden Dollar im Weihnachtsgeschäft vor einem Jahr - und diese Summe war ebenfalls bereits ein Bestwert gewesen […]Im Ende September abgeschlossenen Geschäftsquartal verdiente Apple 10,7 Milliarden Dollar, rund 19 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Quartalsumsatz stieg um zwölf Prozent auf 52,6 Milliarden Dollar, wie der Konzern nach US-Börsenschluss am Donnerstag mitteilte.“
Erhältlich ist das iPhone X in Silber und Grau, mit 64 GB und 256 GB Speicher. Dabei kostet das kleine iPhone 1199 Franken, das grosse 1389 Franken.
Wenn es denn erhältlich ist - und das ist im Moment schwierig. Medienberichten zufolge, muss mit Wartezeiten von mindestens einem Monat gerechnet werden.
Wer allerdings bereit ist, mehr zu zahlen, wird nicht warten müssen.
Auf verschiedenen Online-Marktplätzen ist das Gerät nämlich durchaus erhältlich.
Auf dem Kleinanzeigenportal tutti.ch waren zum Beispiel am Morgen nach dem Verkaufsstart bereits 25 Verkaufsangebote für das iPhone X aufgegeben worden. Die Preise liegen momentan zwischen 1'400 und 2'200 Franken für 64 bzw. 256 GB. Wie Das Online-Verkaufsportal mitteilte, mussten im Vorfeld über 180 unseriöse Verkaufsinserate zum iPhone X abgelehnt werden.

Um das Risiko unseriöser iPhone X-Angebote auf tutti.ch zu minimieren, nehmen die Mitarbeiter in den kommenden Wochen diese Inserate noch stärker als sonst unter die Lupe. Wie immer empfiehlt tutti.ch allen Käufern stets den offiziellen tutti.ch-Kommunikationskanal E-Mail für die Kontaktaufnahme zu nutzen, keine Ware aus dem Ausland zu kaufen und sich immer persönlich mit dem Käufer zu treffen.