Tuesday, May 30, 2017

Zurück ins Büro – digitales Zeitalter hin oder her!

Für viele Angestellte kam es als eine Überraschung: IBM, eine Firma, die seit Jahren das Arbeiten im Home-Office gefördert hat, ruft die Angestellten zurück ins Firmenbüro. IBM ist nicht das einzige Unternehmen, das seine Mitarbeiter wieder im eigenen Haus will. Auch andere grosse Firmen gehen davon aus, dass im Firmenbüro schneller, effizienter und innovativer gearbeitet wird, als im gemütlichen Zuhause. In Europa allerdings, ist der Zurück-ins-Büro-Trend noch nicht angekommen.

Dank digitaler Tools war es noch nie so einfach, im Home-
Office zu arbeiten. Trotzdem gibt es einen Zurück-ins-Büro-
Trend - nicht nur bei IBM.
Es gab eine Zeit, da war IBM ein Vorreiter der Home-Office-Kultur und gab an, dass mehr als 40 Prozent der Mitarbeitenden im eigenen Büro arbeiteten. Diese Zeiten sind definitiv vorbei. Wie das Wall Street Journal letzte Woche berichtete, stellte IBM Tausende von “Heimarbeitern“ vor die Wahl zwischen einem Firmenarbeitsplatz oder der Kündigung. Das Unternehmen gibt nicht an, wie viele seiner 380‘000 Angestellten von den neuen Regeln betroffen sind, hat aber durchaus Gründe, die Effizienz seiner Mitarbeiter verbessern zu wollen – zum Beispiel die fallenden Umsätze der letzten fünf Jahre. Die FAZ stellt fest, dass es schon seit längerer Zeit einen Trend gegen das Home Office gebe – trotz E-Mail, Chat-Apps und Videokonferenzen, die das flexible Arbeiten von überall her komfortabler machen. Auch Unternehmen wie Reddit und Best Buy hätten in Amerika in der jüngeren Vergangenheit Mitarbeiter wieder zurück an die Unternehmensschreibtische geholt:
“Die Manager wollen ihre Leute wieder häufiger im Büro haben. Studien untermauerten das Bauchgefühl vieler Manager, dass gute Ideen häufig durch zufällige, ungeplante Gespräche entstehen, die physische Präsenz erfordern. Furore machte die Entscheidung von Yahoo, die Heimarbeit einzuschränken und die Leute wieder in den Niederlassungen des Internetunternehmens zu versammeln. Facebook zahlt einem Medienbericht zufolge einen Bonus, wenn sie sich in der Nähe der Zentrale im kalifornischen Menlo Park ansiedeln. Alle Silicon Valley-typischen  Sondervergünstigungen, wie Fitnessstudios in der Unternehmenszentrale und frisches Obst in jedem Büro dient als Anreiz für die Arbeitnehmer, nicht zu Hause zu bleiben. Apple hat seine 5 Milliarden Dollar teure, gerade eröffnete kreisförmige Zentrale samt Wellness- und Yoga-Bereich nicht so groß angelegt, damit die Mitarbeiter von zuhause aus arbeiten - so darf man ebenfalls vermuten.“
Amerika ist aber nicht Europa – auch nicht was die Arbeit im Home-Office betrifft, wie die Welt berichtet:
“Einzelfälle ergeben noch keinen Trend. Und dieser zeigt genau in die entgegengesetzte Richtung: In Deutschland werden in den kommenden Jahren nicht weniger, sondern immer mehr Arbeitnehmer einen Teil ihrer Arbeit von zu Hause aus erledigen. Möglich wird das unter anderem deshalb, weil sich immer mehr Beschäftigte Heimarbeit wünschen. Und die sitzen in Zeiten des Fachkräftemangels in vielen Branchen am längeren Hebel. Einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge, wäre es schon heute für 40 Prozent der Beschäftigten möglich, zu einem Teil von daheim zu arbeiten. Und die große Mehrheit der Betroffenen würde sich solch eine Flexibilität von ihrem Arbeitgeber auch wünschen.“

Friday, May 26, 2017

Untertitel als Sicherheitslücke

Das Herunterladen und Abspielen von Videos im Internet ist gerade ein bisschen gefährlicher geworden –  denn die Untertitel, die meistens in einem separaten File mitgeliefert werden, sind eine Sicherheitslücke, die bislang nicht beachtet wurde. Jetzt hat  das auf Cybersicherheit spezialisierte Israelische Softwareunternehmen Check Point herausgefunden, dass genau diese Untertiteldaten bei vielen Mediaplayern als Einfallstor für Schadcode genutzt werden können. Beliebte Player wie VLC, Popcorn Time und Kodi, mit etwa 200 Millionen Anwendern, sollen betroffen sein.

Offenbar lassen sich die im Video mitgelieferten Untertiteldateien manipulieren, wodurch die Kriminellen Schadcode einschleusen können
“Für die Attacke laden die Angreifer zunächst den manipulierten Untertitel in eine Online-Repository hoch. Lädt nun ein Anwender diesen Untertitel über seinen Videoplayer herunter und führt die Datei aus, können die Angreifer die Kontrolle über das System übernehmen. Dabei wird nicht zwischen Smart TV, Desktop-PC oder mobilem Device wie Smartphones und Tablets unterschieden. Während der Nutzer nichts ahnend seinen Film geniesst, führen die Kriminellen im Hintergrund beliebige Befehle aus.“
Wie das funktioniert, erklärt Check Point nicht, um keine neue Angriffswelle zu provozieren. Vermutlich bereinigen die Mediaplayer die mitgelieferten Daten nicht auf unerwünschte Befehle, sondern führen die Untertitel einfach ungeprüft aus. Verschärft wird die Problematik dadurch, dass es kein einheitliches Format für Untertiteldateien gibt. Check Point spricht von 25 unterschiedlichen Varianten, alle mit anderen Funktionsweisen. Dadurch ist es aufwendig, Schutzmechanismen in die Mediaplayer zu integrieren. Für User ist es kaum möglich, sich vor einem Video mit verseuchten Untertiteln zu schützen. 
8com, ein Europäischer Anbieter von Informationssicherheit, weist darauf hin, dass diese Sicherheitslücke vor allem auch im beruflichen Umfeld zu beachten ist. Da in Unternehmen häufig Video-Tutorials zur Anwendung kommen, bestehe hier möglicherweise eine nicht zu unterschätzende Gefahr, teilt das Unternehmen mit:
“Weil Arbeitsplatzcomputer häufig nicht über die technische Voraussetzung zur Sound-Wiedergabe verfügen, könnte diese Einfallmöglichkeit für Kriminelle gerade am Arbeitsplatz neue Wege eröffnen. Wer die Untertitel eines solchen Films aktiviert, führt damit nämlich gleichzeitig den Schadcode aus, ohne es zu merken. Und selbst das ist in einigen Fällen nicht nötig, denn viele Mediaplayer beziehen mit den Grundeinstellungen die Untertiteldateien aus vertrauten Verzeichnissen automatisch. So liegen die Daten schon vor, noch bevor sich der Nutzer entschließt, sie zu nutzen. Für eine potenzielle Angriffswelle benötigen Hacker also nur noch ein Video zu einem beliebten Thema, mit einer Tonspur in einer wenig verbreiteten Sprache, eine entsprechend präparierte Untertiteldatei sowie möglichst gute Bewertungen in den Videoportalen, um Nutzer anzulocken.“
 Einige Hersteller der genannten Mediaplayer haben inzwischen auf die Warnungen von Check Point reagiert. VLC und Stremio stellen Patches zum Download auf ihren Webseiten zur Verfügung. 

Monday, May 22, 2017

Digitale Intelligenz wird immer wichtiger um erfolgreich zu sein

Viele Unternehmen sind nicht genügend auf den technologischen Wandel vorbereitet. In der Schweiz und weltweit stuft gut die Hälfte der Führungskräfte den digitalen Intelligenzquotienten ihres Unternehmens als hoch ein. Die zunehmende  Automatisierung ist nicht alleine massgebend für diese Einstufung; der Mensch und seine digitale Intelligenz prägen zunehmend den digitalen IQ in Unternehmen. Diese Fähigkeiten können sich entscheidend auf die Karriere eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin auswirken.

Die menschliche Erfahrung ist entscheidend für den digitalen IQ.
                                               Quelle PwC Studie “Digital IQ 2017”
Die in der Einführung genannten Prozentzahlen stammen aus der neusten globalen PwC-Studie, die sich mit dem Thema digitale Intelligenz befasst. Dabei zeigt sich, dass sich die Digitalisierung längst nicht mehr nur auf Technologie bezieht. Menschlichen Denk- und Arbeitsweisen sind in diesem Zusammenhang immer noch wichtig und oft unabdingbar. 
Auch im IT-Sektor selbst. 
Ein gutes Beispiel dafür ist der Trend zu "DevOps" in der Softwareindustrie. Der Begriff steht für die Verschmelzung von Softwareentwicklung und IT-Betrieb und erklärt den Einsatz von digitaler Intelligenz in diesem Sektor ziemlich perfekt: Das Ziel ist die Verbesserung der internen Geschäftsprozesse durch die Einführung einer Unternehmenskultur, die eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Administratoren ermöglicht und die prompte Implementierung von qualitativ hochwertiger Software garantiert – von der Konzeption bis zur Auslieferung an Anwender oder Kunden. Dafür werden Prinzipien zugrunde gelegt, welche die Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen. Mit anderen Worten: Die digitale Intelligenz der Mitarbeiter wird gefördert und genutzt.
Die Gewichtung des digitalen Intelligenzquotienten in einem Unternehmen ist natürlich nicht branchenabhängig sondern fast überall wünschenswert. Nur noch 29 Prozent der von PwC befragten Führungskräfte verstehen unter dem Begriff digital ein Synonym für die IT. In den Fokus digitaler Transformation rücken vermehrt die Kunden und die Mitarbeiter sowie ihre Fähigkeit, sich den neuen digitalen Technologien anzupassen und diese effizient zu nutzen. Wer diese Fähigkeiten besitzt, ist auf der Karriereleiter auf dem Weg nach oben. 

Der digitale IQ ist natürlich auch ganz oben in  der Teppichetage angekommen – aber es besteht auf allen Ebenen Nachholbedarf. Weltweit geben 62 Prozent der Befragten an, dass ihr CEO einen hohen digitalen IQ besitzt. Die Werte der Schweizer CEOs liegen mit 54 Prozent unter dem Durchschnitt, dafür bewerten Schweizer Unternehmen die Fähigkeiten ihrer CIOs leicht höher als die internationale Konkurrenz. Lediglich 43 Prozent der Schweizer Unternehmen  geben an, dass ihre Angestellten die nötigen Fähigkeiten besitzen, um dem digitalen Wandel beizukommen.  Weltweit sind es 65 Prozent. 

Thursday, May 18, 2017

Das Internet zieht alle an - auch die ganz Kleinen

Fortschritt lässt sich nicht aufhalten – man weiss es. Das gilt auch für das Leben unserer Kinder, das heute so ganz anders aussieht, als unsere eigene Kindheit. Verursacht wurde dieser enorme gesellschaftliche Wandel durch die Digitalisierung der Gesellschaft. Es scheint als ob es da kein Halten mehr gibt: Das Internet entwickelt sich immer mehr zum Leitmedium unserer Kleinen. Eine neue deutsche Studie zeigt, dass schon die Hälfte der Sechs- bis Siebenjährigen das Internet nutzt!

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Während 2014 noch 39 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen angaben, das Internet zu nutzen, ist es heute bereits rund die Hälfte. Auch die verbrachte Zeit im Internet stieg sprunghaft an, von elf Minuten 2014 auf heute 39 Minuten pro Tag. Ähnlich sieht die Entwicklung bei den Acht- bis Neunjährigen aus. Hier steigerten sich die Werte der Internetnutzer auf 81Prozent(!). Die Zeit im Internet hat sich dabei binnen drei Jahren fast verdreifacht von damals 16 auf heute 43 Minuten. Deutlich öfter als noch vor drei Jahren nutzen Kinder und Jugendliche Smartphones und Tablets, oft sogar die eigenen. Während vor drei Jahren erst 20 Prozent der Sechs- bis Siebenjährigen ein Smartphone beziehungsweise Handy nutzten, sind es jetzt 38 Prozent. Die Zahlen sind beeindruckend, und wenn Sie mehr Details über die Bitkom-Studie erfahren möchten, können Sie das hier tun.
Ins Internet zu gehen, sei den Kindern von heute völlig fremd, sie seien immer drin – egal wo und wann, sagte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg bei der Vorstellung der Studie. “Die Generation Y ist in die entstehende digitale Welt reingewachsen. Die Generation Z ist nun die erste Altersgruppe, die vom Kindesalter an mit digitalen Technologien aufwächst.“
Aber es gibt durchaus Kritiker. Einer davon ist der Hirnforscher Manfred Spitzer, der selbst oft viel Kritik an seiner Haltung einstecken muss. Er nimmt trotzdem kein Blatt vor den Mund. In einem Interview sagte er kürzlich, dass Grundschüler definitiv kein Smartphone benutzen sollten und ab 14 Jahren nur unter Aufsicht. Schliesslich schicke man ja eine 13jährige auch nicht auf die Reeperbahn:
“Ich denke, wir werden soweit kommen wie in Südkorea, da hat man vor einem Jahr Gesetze erlassen, deren Ziel es ist, die nächste Generation zu schützen. Und das in Südkorea, von wo die meisten Smartphones herkommen. Die haben die beste digitale Infrastruktur, aber auch 31 Prozent Smartphone-Süchtige unter 19 Jahren. Wenn Sie dort unter 19 sind und ein Smartphone kaufen, passiert Folgendes: Es wird eine Software installiert, die dafür sorgt, dass Sie auf die schlimmsten Porno- und Gewaltseiten nicht kommen, die misst, wie oft Sie Ihr Smartphone benutzen. Wenn das eine eingestellte Zeit überschreitet, dann erhalten Ihre Eltern eine Mitteilung. Und wenn Sie nach Mitternacht spielen wollen, dann kommen Sie da nicht ran, weil die Server für die Smartphones von unter 19-Jährigen gesperrt sind. In Südkorea hat man begriffen, dass Smartphones Kindern schaden, und es wird Zeit, dass wir das hier auch begreifen.“

Tuesday, May 16, 2017

WannaCry, die User und die Erpresser: Wie gefährlich war es wirklich?

Eine Antwort vorneweg: Gefährlich genug – für jene, die vom Erpresser-Wurm WannaCry betroffen wurden. Erschreckend an der ganzen Geschichte ist allerdings, wie schwierig es ist, in vielen Stories über den Angriff nützliche und konsistente Informationen zu finden. Auch können die meisten User, die sich irgendeinmal nur annähernd mit dem Thema befasst haben, nicht viel lernen, das sie nicht schon vorher gewusst haben.

Es gibt durchaus Massnahmen, die dafür sorgen, dass dieser Bildschirm auf
Ihrem Bildschirm nicht erscheint.                                                 Bild pd
Es lohnt sich, gleich zum Anfang die Sicherheitstipps zu wiederholen: Wer ans Internet geht, sollte ein gutes Virenschutzprogramm und eine Firewall benutzen. (Symantec schreibt auf seiner Website, dass die Sicherheitslücke, die von WannaCry ausgenutzt wurde, von Symantec schon früh blockiert worden sei – Symantec-Kunden seien deshalb vollumfänglich geschützt gewesen, lange bevor WannaCry auftauchte!) Auf keine Attachments klicken, die von unbekannten Absendern gemailt werden. Und selbstverständlich nicht mit einem Betriebssystem surfen, das keinen Microsoft-Support mehr erhält – wie zum Beispiel Windows XP oder Vista. Ausserdem: Backups erstellen, regelmäßig, immer wieder, und die Daten getrennt vom PC, in der Cloud oder auf der externen Festplatte, aufbewahren.
Ist doch eigentlich nicht so schwierig – oder?
Und trotzdem scheint es, dass die Hacker, welche den WannaCry-Erpresservirus losgelassen haben, fast den Untergang unserer digitalen Gesellschaft verursacht haben. Zumindest wenn man die News in den Massenmedien und den Pressemitteilungen der Sicherheitsfirmen glaubt:
“Die Ransomware-Attacke, genannt „WannaCry“,  die am vergangenen Wochenende wie eine Flutwelle über Computer in Büros, Krankenhäusern und Schulen hinwegfegte, hat viele Nutzer ratlos und besorgt zurückgelassen. Was bedeutet der Angriff für unsere Cybersicherheit?“
schreibt zum Beispiel der IT-Security-Spezialist Thomas Uhlemann von Eset. Und er kennt auch einige interessante Zahlen:
“Laut unserer Statistiken sind die tatsächlichen Zahlen von WannaCry im Gesamtverhältnis zu den restlichen versuchten Malwareattacken mit unter 0,1% in Deutschland niedrig. Das spricht für eine an sich gute Ausgangslage hierzulande. […] Bisher haben die Angreifer etwa 70‘000 Euro erbeutet. Das erscheint in Anbetracht des Ausmasses des Angriffs sehr wenig zu sein. Woran liegt das? Das große Ausmass bei gleichzeitig geringem „Einkommen“ spricht dafür, dass es sich bei „WannaCry“ nicht um eine zielgerichtete, hoch-professionalisierte Attacke handelt. Wir denken eher, dass die Veröffentlichung der „Vault7“-Daten von Wikileaks dazu geführt hat, dass die dort dokumentierten Schwachstellen ausgenutzt werden konnten. Dazu bedarf es keiner ausgeklügelten Kenntnisse, es reicht Basiswissen…“
Mit anderen Worten: Bei den WannaCry-Hackern, die in den letzten Tagen so viel “Ratlosigkeit und Besorgnis“ verursacht hat, handelt es sich wahrscheinlich um einem oder mehrere, wenn möglich minderjährige Lümmel, die nicht mal besonders gut programmieren können.
Oder war es vielleicht doch der Despot in Nordkorea:
“Neel Mehta, der als Sicherheitsforscher bei Google tätig ist, entdeckte eine 100-prozentige Übereinstimmung im Programmcode zwischen einer Vorgänger-Version von WannaCry (Stand Februar) und dem Trojaner Contopee aus dem Jahr 2015. Letzterer wurde von der Lazarus-Gruppe entwickelt, einem nordkoreanischen Zusammenschluss von Hackern.“
WannaCry hat also Chaos angerichtet, wurde eventuell von einem unberechenbaren Diktator losgelassen – da fehlt nur noch das Happy End zur filmreifen Story. Und das gibt es tatsächlich auch schon, wie unter anderem die Zeit berichtet:
“WannaCry enthält merkwürdigen Code. Schon am Wochenende entdeckte der 22-jährige britische Sicherheitsforscher Marcus Hutchins eher zufällig einen sogenannten Kill Switch in der Software. Indem er eine Domain registrierte, die im Code von WannaCry erwähnt wurde und mit der sich die Software verbinden will, konnte er die Verschlüsselung stoppen und somit viele Betroffene schützen.“
So einfach ist das - wenn man weiss wie.

Saturday, May 13, 2017

EU-Datenschutz betrifft auch Schweizer Firmen

Das Europäische Gesetze auch Schweizer Bürger betreffen können, ist nichts Neues. Das zeigt sich erneut mit der geplanten Europäischen Datenschutzverordnung. Diese ist verabschiedet, tritt am 25. Mai 2018 in Kraft und wird von diesem Zeitpunkt an zahlreiche Schweizer Firmen betreffen, die mit Kunden in der EU Geschäfte machen. Das sind sich viele dieser Schweizer Firmen allerdings nicht bewusst.

Die neue Datenschutz-Gesetzgebung der EU betrifft auch Schweizer Firmen.
In der Schweiz steht der Datenschutz auch auf der Tagesordnung: Der Bundesrat will den Datenschutz komplett überarbeiten – unabhängig von der EU. Im April ist die Vernehmlassungsfrist abgelaufen – und die Reaktionen sind durchzogen. Zitat aus einem Bericht von Inside-IT:
“Die Stossrichtung der Revision wird in der Vernehmlassung begrüsst. Kritisiert wird aber vieles. So wird bemängelt, dass Bestimmungen der EU-Reform nicht übernommen werden, die den Datenschutz von Personen massgeblich verbessern würden. Es handelt sich dabei um zwei zentrale Elemente der EU-Reform: Ein Recht auf Datenübertragbarkeit und ein Recht auf Löschung. […]
 Beide Rechte würden die Position der Betroffenen insbesondere gegenüber grossen global tätigen Datenbearbeitern stärken, heisst es in der Stellungnahme der schweizerischen Datenschutzbeauftragten ("Privatim"). Für die Datenschützer und auch weitere Organisationen ist nicht nachvollziehbar, warum den Schweizer Bürgern diese Rechte verwehrt werden sollen…“ 
Nicht nachvollziehbar vielleicht auch deshalb, weil viele Schweizer Firmen sowieso von der neuen EU-Datenschutzregelung betroffen sind. Die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) betrifft nämlich Unternehmen aller Grössen und Branchen weltweit, wenn sie in der EU handeln, mit europäischen Unternehmen Personendaten austauschen oder die Daten von EU-Bürgern verarbeiten. Eine Wahl haben diese Unternehmen nicht: Die EU droht hohe Bussen in Millionenhöhe an.
Und das sind die wichtigsten Neuerungen:
- Persönliche Daten dürfen nur nach ausdrücklicher Einwilligung verarbeitet werden. Sie müssen auf Wunsch richtiggestellt oder gelöscht werden (Recht auf Vergessen).
- Datenschutzverletzungen müssen innerhalb definierter Fristen an die Behörden und die Betroffenen gemeldet werden.
- Es gibt ein Recht auf Daten-Portabilität.
- Biometrische und genetische Daten gehören neu auch in die Kategorie der sensiblen persönlichen Daten.
- Alle betroffenen Unternehmen müssen zum Schutz persönlicher Daten angemessene technische und organisatorische Massnahmen treffen, und diese ständig aktualisieren.
- Es besteht eine Pflicht zur “Datenschutz-Folgenabschätzung“. Eine solche Abschätzung muss durchgeführt werden, wenn die Datenverarbeitung hohe Risiken für die Privatsphäre haben könnte.
Zwar dauert es noch eine Weile, bis die neuen Bestimmungen in Kraft treten. Trotzdem überraschen die Ergebnisse einer weltweiten Umfrage, die vor vier Monaten veröffentlicht wurde: Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nur wenige bis keine Details der Verordnung kennen; weniger als 30 Prozent der Unternehmen fühlten sich bereits auf die Anforderungen vorbereitet; fast 70 Prozent sagten, dass sie den Anforderungen nicht gerecht werden oder nicht wissen, ob sie ihnen gerecht werden. Nur drei Prozent hatten bereits einen Plan, wie sie Konformität herstellen wollen; fast alle Unternehmen (97 Prozent) hatten keinen echten Plan für den Zeitpunkt des Inkrafttretens. Die Ergebnisse zeigten ausserdem, dass man sich in den befragten Unternehmen nicht über das Ausmass der nötigen Veränderungen sowie über die Schwere der Strafen im Klaren ist.

Monday, May 8, 2017

Vom E-Commerce zum Content-Commerce

E-Commerce ist längst nicht mehr nur das Anbieten von Waren in Form von digitalen Katalogen. Das momentane Schlagwort, mit dem Online-Shops zum Erfolg kommen sollen, heisst Content und bezieht sich auf die Verschmelzung von Content-Marketing und E-Commerce zum Content-Commerce. Mit anderen Worten: Kunden sollen mit interessanten Inhalten (Content) geangelt und mit Online-Shops (Commerce) an Land gezogen werden.

Content-Commerce: Wervolle Informationen für Kunden, die ein Velo kaufen
möchten - ohne dass auf der gleichen Seite Fahrräder angepriesen werden.
                                                                                               Screengrab sportxx.ch
Kunden werden beim Online-Shopping immer anspruchsvoller. Langweilige Produktelisten, nicht genügend Bilder, falsche Darstellungen oder ein insgesamt veraltetes Seitendesign ohne persönliche Handschrift seien Verkaufskiller, sagen Experten. Den Kaufausschlag gebe letztendlich die emotionale Botschaft, die dem Käufer ästhetisch und informativ vermittle, weshalb ein spezifisches Produkt gerade zu ihm passt. Dabei leiste anspruchsvoller Content im Netz noch mehr. Eine durchdachte Content-Strategie setzt dort an, wo noch gar kein Kaufbedürfnis besteht und holt Webnutzer an unterschiedlichsten Orten im Netz ab. 
“Guter Content ist der Schlüssel, der einen Mehrwert an Informationen liefert und damit auf passende Produkte oder Dienstleistungen verweist. Das steigert Conversionrates und etabliert Online-Shops, Websites und Anbieter als Anlaufpunkt Nummer eins für eine Produktkategorie",
 erklärt Matthias Kant vom deutschen Contentmanagement-Anbieter Pirobase Imperia. Kant stellt fest, dass Kunden ihren Einfluss durch Social Media, Blogs und Bewertungen ganz genau kennen und sich nicht scheuen, ihre Meinung zu äussern. Im E-Commerce stünden deshalb nicht nur die Produkte oder Dienstleistungen auf dem Prüfstand, sondern auch die Webpräsenz eines Anbieters.
Die Agentur Xpose360 erklärt auf ihrer Website wie Content-Commerce funktioniert und wie Content-Marketing definiert werden kann:
“Content Marketing ist keine Werbung im herkömmlichen Sinn, sondern sorgt für Nutzen durch inhaltlichen Mehrwert. Primäres Ziel des Content Marketings ist es, relevante Zielgruppen mit teilungswürdigen Inhalten zu informieren oder zu unterhalten. […] Denn Content, der die User und ihre Bedürfnisse in den Vordergrund rückt, nervt nicht. Statt die Marke sowie Produkte und Leistungen betont positiv darzustellen, dienen Problemlösungen, Anleitungen, Tipps oder Entertainment als Anregung, Hilfestellung oder Unterhaltung. Sie holen die User emotional ab. Das hat den Effekt, dass diese euch nicht als Werbende wahrnehmen, sondern als Experten auf eurem Gebiet. Stichwort: Imagebildung! So wird Vertrauen aufgebaut und die User ziehen aus den Inhalten einen direkten Nutzen. Diesen belohnen sie gerne, indem sie ihre Kontaktdaten hinterlassen oder direkt Kunde werden.“
Content-Marketing weisst Überschneidungen mit dem sogenannten Native Advertising auf:
“Bei Native Advertising handelt es sich um bezahlte Werbemassnahmen, die hilfreiche und interessante Inhalte zielgerichtet an eine Zielgruppe ausliefern. Native Advertising zeichnet sich dadurch aus, dass der Content in einem vertrauen Umfeld platziert wird und so wie journalistische Inhalte wirkt, denen der Kunde bereits vertraut…“
Das ist die Definition der Marketing-Experten. Offensichtlich besteht heutzutage ein starker Trend, Marketing und News zu vermischen, was an sich nicht negativ sein muss, wenn derartige Inhalte den Usern tatsächlich Nutzen bringen und entsprechend deklariert sind. In diesem Sinne ist auch Content-Commerce eine positive Entwicklung.  

Wednesday, May 3, 2017

Wenn aus Giganten Monster werden

Amazon, Alphabet (Google), Apple, Facebook – es scheint als ob das Geschäft im Internet zwischen ein paar wenigen riesigen Unternehmen aufgeteilt wird, währenddem für die Kleinen gerade noch die Krumen übrig bleiben. Schuld daran haben natürlich wir, die Verbraucher, weil wir uns auch im digitalen Umfeld am liebsten dort tummeln, wo das Angebot am grössten und der Preis am tiefsten ist, und wo alles am besten funktioniert. Doch die Quasi-Monopole  der Internet-Giganten führen zu Rufen nach kartellrechtlichen Massnahmen.

Die Sonne scheint auf Amazon - und das Unternehmen profitiert nicht nur im
übertragenen Sinne davon. Dieses Jahr sollen 15 Fulfillment Centers mit
Solarzellen auf den Dächern ausgerüstet werden.                                                 Bild PD
Zum Beispiel Amazon: Man braucht nicht zur Analystenklasse zu gehören, um vorherzusagen, dass Amazon seine Dominanz weltweit weiter ausbauen wird. Experten rechnen damit, dass der Marktanteil des gigantischen Internet-Händlers schon in den nächsten fünf Jahren auf 50 Prozent klettern wird. Im Moment ist es noch nicht so weit, aber die Rangliste sieht für die Konkurrenz ziemlich bedrückend aus: Amazon räumt in den USA 35 Prozent der Detailhandelsumsätze ab, Konkurrent e-Bay schafft knapp 8 Prozent, Walmart liegt bei 5 Prozent. Und das Wachstum zeigt keine Verlangsamung:
“Insgesamt meldete Amazon für das erste Quartal ein Umsatzwachstum um 23 Prozent auf 35,7 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 35,3 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn kletterte um 41 Prozent auf 724 Millionen Dollar, das Ergebnis je Aktie von 1,48 Dollar lag weit über den von Analysten im Schnitt erwarteten 1,12 Dollar.“
Amazons Dominanz zeigt sich auch im Sektor der Shopping Apps, wie eine aktuelle Deutsche Untersuchung des Marktforscher Kantar Emnid zeigt:
“Mit 20 Prozent ist Amazon mit Abstand die am häufigsten genutzte Shopping-App. Auf Platz zwei folgt Ebay (beziehungsweise Ebay-Kleinanzeigen) mit elf Prozent. Apps verschiedener Bekleidungsunternehmen kommen zusammen auf acht, Payback auf sechs Prozent.“
Die Amazon App ist übrigens die einzige Shopping App, die es im letzten Jahr auf die Rangliste der weltweit zehn meistgenutzten Apps geschafft hat.
Da die Internet-Giganten Alphabet, Amazon, Apple, Facebook und Microsoft immer gigantischer werden, wird in den USA der Ruf nach Antitrust-Massnahmen laut. Sowohl Google als auch Facebook und Amazon seien bereits Monopolunternehmen im klassischen Sinne, argumentierte zum Beispiel Jonathan Taplin in der New York Times und wies auf die wirtschaftlichen Schäden hin, die durch Monopolisten verursacht werden. Die Diskussion ist also im Gang, wird aber kurz- und mittelfristig sicherlich keine Folgen haben, weil die gegenwärtige amerikanische Regierung derartige regulatorische Massnahmen nicht unterstützt.
Allerdings würden sich auch Investoren über derartige Massnahmen nicht freuen. Mit den Aktien der Internet-Giganten liess sich nämlich im letzten Jahr viel Geld verdienen. Aus der NZZ:
“Der Börsenindex Nasdaq hat mit dem Erklimmen der 6000-Punkte-Marke in rasantem Tempo einen Rekord aufgestellt. Es hat ihn nur ein Jahr gekostet, um vom 5000 auf 6000 Punkte zu kommen. Zuvor hatte es gute 13 Jahre gedauert, bis er 2013 wieder den Höchststand erreichte, auf den ihn der New-Economy-Boom im Jahr 1999 getrieben hatte. Das in seiner Geschwindigkeit einmalige jüngste Rally hat der Nasdaq zum grossen Teil fünf Unternehmen zu verdanken: Apple, Microsoft, Facebook, Amazon und Alphabet haben rund 40% zum Anstieg des Nasdaq um 12% seit Jahresbeginn beigetragen.“