Monday, March 29, 2010

Wer weiss mehr? Der Doktor oder das Internet?

Hand aufs Herz: Haben Sie auch schon versucht, sich im Internet selber zu diagnostizieren? Oder sich nach den Nebenwirkungen eines Medikamentes erkundigt, dass Sie dann gar nicht mehr einnehmen mochten, weil Sie eine lange Liste möglicher negativer Folgen davon abhielt. Willkommen im Club! Millionen Menschen tun dies, und bei vielen wirkt sich dieses Verhalten negativ auf die Gesundheit aus.

Ärzte wissen ein Lied darüber zu singen: Patienten, die alles schon wissen, bevor der Doktor seine Diagnose stellen kann. Wenn er sie dann gestellt hat, glauben sie ihm nicht. Schliesslich haben sie Internet nachgelesen, woran sie leiden. Das Web sei für “eingebildete Kranke“ eine wahre Angstquelle, schreibt der Spiegel in einem Artikel zum Thema:
“Das Web verhilft ihnen zu Diagnosen, von denen sie vorher noch nie gehört haben. Sie nutzen das Web als eine Art Differentialdiagnose-Datenbank, bei der die Summe tatsächlicher oder eingebildeter Symptome ein scheinbar konkretes, vermeintlich verlässliches Ergebnis ergibt, in schriftlicher Form ausgespuckt von einer Suchmaschine. Seit 2001 kursiert in Fachkreisen für dieses Syndrom eine Bezeichnung, die 2007 durch den amerikanischen Mediziner Brian Fallon popularisiert wurde: ’Cyberchondrie’. Laut Fallon werden über 90 Prozent aller Hypochonder, die Zugang zum Internet haben, zu Cyberchondern, die sich ihre Symptome quasi extern zuliefern lassen - oder ’ergoogeln’.“
Laut einer WHO-Studie suchen bereits mehr als die Hälfte aller Internet-Nutzer im Web nach Gesundheits- oder Krankheitsinformationen – was oft die Hypochondrie fördert und sowohl den Cyberchondern als auch ihren Ärzten das Leben noch etwas schwerer macht!

Friday, March 26, 2010

Mit Google nach Sibirien

Die Transsibirische Eisenbahn ist legendär. Sie spielt die Hauptrolle in zahlreichen Büchern und Filmen, und eine Reise auf der 9288 Kilometer langen Strecke steht auf dem Wunschzettel zahlreicher Eisenbahn- und Reisefans. Dieser Wunsch wird jetzt erfüllt – und zwar am eigenen PC.

Google macht eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn möglich. Sie ist gratis – findet aber natürlich nur am Bildschirm des Computers statt. Immerhin: Google Russland bietet die ganze Reise in Echtzeit an, zusammen mit den Russischen Eisenbahnen, und Nacht wird es unterwegs auch nie – damit der virtuell Reisende auch sicher nichts verpasst. Eine Google-Karte zeigt immer den genauen Standort an, damit niemand die Orientierung verliert. Das Video ist in achtminütige Youtube-Abschnitte unterteilt, läuft aber auf der Google-Site ohne Unterbruch; d.h., die neuen Abschnitte starten automatisch.
Im Fahrplan auf der Webseite wird auch auf besondere Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht – mit einem Klick lässt sich die Umgebung der Reiseroute erkunden.
Der ganze Film wird in verschiedenen Auflösungen angeboten – bis hinauf zur superscharfen Auflösung von 1080p HD. Auch der Soundtrack zum Trip, das Rattern der Eisenbahnräder fehlt natürlich nicht. Zur Auswahl stehen aber auch andere, typisch russische Töne: zum Beispiel russiches Radio oder Balalaikamusik.
Dann wünschen wir mal gute Reise! Und nehmen Sie sich genügend Zeit – die Reise dauert mehre Tage – wenn Sie nicht zwischendurch mal aussteigen müssen, zum Beispiel um zu arbeiten.

Wednesday, March 24, 2010

Grosser Bildschirm, grosser Browser

Je grösser der Bildschirm wird, desto schwieriger wird es,  mit herkömmlichen Benutzeroberflächen zu navigieren. Webseiten werden ja gewöhnlich ganz aus der Nähe betrachtet, im Gegensatz zu einem Fernsehmonitor, von dem man schon mal ein paar Meter entfernt ist. Für dieses Problem gibt es jetzt Lösungsansätze.

Es ist ganz einfach, mit dem TV-Monitor Internet-Inhalte zu betrachten – wir haben an dieser Stelle schon darüber berichtet. Im Grunde genommen reicht es, den Fernseher als PC-Monitor anzuschliessen, und schon funktioniert die Sache.
Was am PC-Monitor noch ganz gut und lesbar erscheint, ist allerdings am Fernseher oft nur noch schlecht auszumachen: Viele Schriften sind zu klein und aus der Entfernung nicht mehr zu lesen; ausserdem wirken viele Webseiten völlig überladen, wenn sie aus einiger Distanz betrachtet werden.
Einer der Lösungsansätze für dieses Problem besteht in der Entwicklung von CE-HTML-Inhalten, speziell für TV-Geräte. Experten rechnen damit, dass in Kürze mehr und mehr TV-Monitore vorgestellt werden, die CE-HTML fähig sind. Damit wird es unter anderem auch möglich sein, im Net per TV-Fernbedienung zu surfen.
Es gibt aber auch andere Ansätze, die bereits funktionieren: YouTube XL zum Beispiel, das den genannten Problemen Rechnung trägt und den Anwendern eine sehr übersichtliche Videoseite mit grossen Bedienungselementen bietet (siehe Bild). Und schliesslich gibt es jetzt auch noch Kylo, einen speziellen Browser für das Surfen am TV-Monitor, den die amerikanische Firma Hillcrest Labs anbietet:
“Hillcrest Labs sagen dem normalen Desktop-Look den Kampf an. […] Der Browser setzt darauf, durch Ausblenden nicht benötigter Elemente den sichtbaren Bildbereich zu maximieren und größere Schriften, Cursor und Bedienelemente als normale Browser zu bieten. Ebenso verspricht Kylo leichtes Zoomen und Schwenken. Auf ein Keyboard können User verzichten, nötigenfalls wird eine Onscreen-Tastatur eingeblendet. Ferner bietet eine spezielle Startseite einen schnellen Zugriff auf eine Auswahl in den USA beliebter Webangebote.“
Der Browser ist gratis, vorläufig nur in Englisch erhältlich und kann hier heruntergeladen werden.

Geld verdienen in der "Freeconomy"

Es ist noch nicht so lange her, da bestimmte der Preis eines Produktes dessen Wert – oder wie die Amerikaner sagten: “You get what you pay for“. Diese Zeiten scheinen endgültig vorbei zu sein. Im digitalen Zeitalter sind viele Dienstleistungen und auch Produkte völlig gratis und trotzdem nicht schlecht. Wie kann man in diesem Umfeld, der sogenannten “Freeconomy“, trotzdem noch Geld verdienen?

Die Kostenlos-Mentalität hat gesiegt. Der für ältere Generationen noch völlig selbstverständliche Gedanke, dass es zwischen dem Preis eines Produkts und seinem Wert einen engen Zusammenhang gibt, hat sich, gerade bei der jungen Generation, total verflüchtigt. Vieles, was für sie im Leben wirklich wichtig ist, zum Beispiel Musik, Videos oder Facebook, bekommen sie völlig kostenlos. Vielen Branchen scheint damit, früher oder später, das Schicksal bevorzustehen, das die Musikindustrie an den Rand des Untergangs gebracht hat. Trotzdem gibt es Firmen, die geradezu grossartig beweisen, wie auch in diesem Umfeld enorm viel Geld verdient werden kann. Zum Beispiel Google. Die Firma wird immer reicher und erfolgreicher, obwohl sie den Kosnumenten eine breite Auswahl an Dienstleistungen völlig umsonst anbietet. (Dieser Blog zum Beispiel wird auf einem Server von Google gehostet – was uns keinen Rappen kostet.)
“Die Gratis-Mentalität hat gesiegt. Höchste Zeit, daraus ein gutes Business zu machen.“
Das ist der Übertitel der neusten Ausgabe von GDI Impuls, dem Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft und Handel, des Gottlieb Duttweiler Instituts. Zahlreiche Artikel namhafter Autoren versuchen aufzuzeigen, wie Unternehmen die Kostenlos-Falle umgehen können. Nils Winkler erklärt, wie Anbieter von Online-Spielen Gewinne machen. Annette Ehrhardt und Stefan Beeck zeigen neue Wege für das Preismanagement auf, und Anja Dilk besuchte ein erfolgreich wirtschaftendes Restaurant, in dem die Gäste selbst entscheiden, wie viel sie bezahlen. Eine Perspektive weit über die aktuelle unternehmerische Gewinn- und Verlustrechnung hinaus eröffnet der Beitrag von Michael Böhm. Er vergleicht die heutige Datenpiraterie mit dem Freibeuter-Boom des 16. und 17. Jahrhunderts, der auch als pure Gesetzlosigkeit begann und doch eine der Keimzellen des liberalen Kapitalismus darstellt. Die Freeconomy könne deshalb eines Tages ebenfalls zu einer neuen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung beitragen.
Das Heft erscheint viermal jährlich und kann über das GDI Gottlieb Duttweiler Institute bezogen werden. Es ist definitiv nicht Teil der beschriebenen Gratiskultur – das einzelne Heft kostet 35 Franken.
Artikelzusammenfassungen können hier gelesen werden und sind gratis.

Monday, March 22, 2010

Leben Zeitungsleser hinter dem Mond?

Wie die neuste TNS-Emnid-Umfrage zeigt, scheinen sich eine Mehrheit von Menschen, die Zeitungen lesen, gar nicht für die moderne digitale Wirklichkeit des Internets zu interessieren – zumindest nicht im Zusammenhang mit ihrer Zeitung. Twitter, RSS-Feeds oder Web-Viedos werden nicht nur nicht genutzt, sondern sind vielen dieser Nutzer anscheinend gänzlich unbekannt.

Zeitungsleser scheinen mit ihrer Zeitung ganz zufrieden zu sein, Internet-Hype und Social-Media hin oder her.  Dies scheint eine neue Studie des Marktforschers TNS-Emnid zu ergeben:
“40 Prozent der befragten Zeitungsleser ist Web-TV, also ein eigenes, breitbandig über das Internet übertragenes Fernsehprogramm, unbekannt. Ein Viertel der Befragten weiß nichts von der Möglichkeit, sich Videos zu den Nachrichten auf den Websites anschauen zu können. Entsprechend niedrig ist der Anteil der Nutzer: Lediglich vier Prozent haben diese Angebote auf den Websites der Tagszeitungen bereits genutzt – ähnlich gering ist der Anteil derjenigen, die sich diese Angebote dort überhaupt wünschen. Auf niedrigem Niveau liegen auch die Zahlen für RSS-Feeds, also der Möglichkeit, zeitnah über Nachrichten und Neuigkeiten auf der Website informiert zu werden. Ebenso wenig wie Multimedia-Angebote werden etwa der Microbloggingdienst Twitter mit der regionalen bzw. lokalen Tageszeitung assoziiert: Lediglich zwei Prozent der Zeitungsleser mit Online-Zugang haben diesen auf den Zeitungswebsites genutzt oder wünschen sich dort ein derartiges Angebot.“
Die Frage stellt sich, was diese Resultate denn nun genau aussagen: Sind die neuen Internetmedien für einen wichtigen Teil der Konsumenten nur Hype; Kommunikationsmittel, über die mehr geredet wird, als dass sie genutzt werden? (Oder, wie der Österreichische "Standard" titelt: "Zeitungsleser pfeifen auf Twitter und Co.") (Ja).
Wieviele intensive Internetnutzer lesen überhaupt noch eine gedruckte Zeitung? (Viel weniger)
Sind Zeitungsleser besonders qualitätsbewusst? (Wer weiss?)
Oder brauchen sie vielleicht ganz einfach etwas länger, um sich an die neuen Realitäten der digitalen Gesellschaft anzupassen...? (Wahrscheinlich)

Thursday, March 18, 2010

The Color of Money

Farbe scheint auch im Internet sehr wichtig zu sein – so wichtig, dass daraus Millioneneinnahmen resultieren können. Microsoft hat herausgefunden, dass die Links auf den Resultatseiten der Suchmaschine Bing öfter angeklickt werden, wenn sie mit der richtigen Farbe locken.

Der Bericht über das Millionenblau erschien auf dem Microsoft PriO-Blog der Seattle Times. In Europa berichtet Spiegel-Online unter dem Titel: Microsoft findet das 80-Millionen blau:
"So fanden die Microsoft-Mitarbeiter auch heraus, dass sie beim Bing-Vorgänger Live Search auf ein zu blasses Blau gesetzt hatten. Die besten Ergebnisse erzielten sie mit einem dunkleren Farbton: #0044CC. Diese im Web übliche hexadezimale Darstellung beschreibt mit je zwei Zeichen eine Mischung aus Rot-, Grün- und Blauanteilen. Der Vorteil der Farbe soll sich auch in Geld ausdrücken lassen: 80 bis 90 Millionen Dollar mehr schätzt man bei Microsoft, durch zusätzliche Anzeigenverkäufe einnehmen zu können.“

Wednesday, March 17, 2010

Digitale Mediennutzung nimmt weiter zu

Die Mediennutzung im Internet nimmt immer weiter zu. Kein Wunder: Die meisten Angebote kosten nichts und bieten erst noch mehr als die “alten“ Medien. Ein gutes Beispiel ist die gerade beendete Winter-Olympiade. Die ganze Welt wurde von Kanada aus mit HD-Inhalten versorgt. Verpasste TV-Übertragungen waren kein Problem mehr - im Web standen die Beiträge ebenfalls zur Verfügung.

Ein neuer IAB-Europe Report zeigt zum Beispiel auf, dass sich in Deutschland bereits jeder vierte Internetnutzer Filme, Serien und Fernsehen online anschaut oder Webradio hört. Rund 80 Prozent aller User lesen Nachrichten im Web oder beschaffen sich Informationen online. Man kann wohl davon ausgehen, dass eine Befragung in der Schweiz ganz ähnliche Resultate ergeben würde.
Im Ganzen zeigen diese Zahlen, dass sich die Mediennutzung immer weiter auf das Internet verlagert (das ist einer der Gründe dafür, dass die Leserzahlen der gedruckten Medien seit Jahren abnehmen). Interessant ist aber auch die stärkere Nutzung bewegter Bilder im Web. Die YouTube-Generation verlangt nach Video-on-Demand, und dieser Trend wird sich immer mehr auch auf das herkömmliche Fernsehen und dessen Finanzierung, also Werbung, auswirken. Zum Beispiel dadurch, dass immer mehr junge Konsumenten auf das Web - zunehmend auch mit mobilen Geräten - umsteigen, und das Fernsehpublikum im Durchschnitt immer älter wird. Der durchschnittliche ZDF-Zuschauer, so wurde letztes Lahr vermeldet, sei jetzt schon über 60 Jahre alt.

Thursday, March 11, 2010

Ihr Handy als Warentester

Bewusstes einkaufen ist schon lange möglich, aber war noch nie so einfach wie heute. Ist das neue Aftershave umweltfreundlich? Der als so gesund angepriesene Multivitaminsaft eine Zuckerbombe? Die Fertigpizza viel zu fettig? Neue Apps von Codecheck machen es möglich, Produkte mittels Handy genau zu checken - ob im Laden, oder gar an einer Party.

Die kostenlosen Apps verwandeln iPhones und Google-Handys in Strichcodescanner und Warentester: Die Handykamera erkennt den Strichcode, verbindet das Mobiltelefon mit der Codecheck-Datenbank und stellt augenblicklich unabhängige weiterführende Produktinformationen zur Verfügung, die dabei helfen, eine Kaufentscheidung zu treffen. Der Anwender kann zum Beispiel herausfinden, ob Experten die Fertigpizza als zu fettig einstufen, wer sie produziert, oder was das Bio-Siegel auf der Packung genau bedeutet. Mit den iPhone- und Android-Apps hat Codecheck, die grösste unabhängige Produktplattform des deutschen Sprachraums, eine innovative Technologie entwickelt, die die Vermittlung von unabhängigen Produktinformationen weiter vereinfacht. Das Angebot wird ständig erweitert: Erst kürzlich hat Codecheck zusammen mit Gesundheits- und Verbraucherorganisationen die von der Nahrungsmittelindustrie abgeblockte Nährwert-Ampel lanciert.
Dass das Angebot geschätzt wird, davon zeugen über zwei Millionen Seitenaufrufe monatlich und das rege Erfassen neuer Produkte auf Codecheck.info. Damit sich die Codecheck-Nutzer auch über ihre Produkte austauschen können, stellt Codecheck auf seiner Internetplattform zusätzlich Raum für Kommentare und Community-Funktionen wie Produktlisten zur Verfügung.Natürlich kann man auch einfach mittels App in den jeweiligen Produktkategorien stöbern oder sich alle Kosmetikartikel eines bestimmten Herstellers anzeigen lassen. Hat man sein Wunschprodukt erst einmal entdeckt, kann man sich im „Shopfinder“ informieren, wo und zu welchem Preis dieses Produkt erstanden werden kann. Damit entscheidet der Konsument in erster Linie aufgrund der Qualität eines Produktes – und bevorzugt damit nachhaltige und gesunde Produkte und deren Produzenten. Die iPhone-App kann im Apple-App-Store, die App für Android-Telefone ab nächster Woche im Google Android-Market bezogen werden.
Wie Sie die Codecheck-App auf Ihrem iPhone installieren und nutzen, lesen Sie hier.
WieSie die Codecheck-App auf Ihrem Android-Handy installieren und nutzen, lesen Sie hier.

Tuesday, March 9, 2010

Slow-Media statt Twitter?

Man kennt den Begriff vom Essen her: Das Gegenteil vom Fast-Food ist der Slow-Food. Gemeint sind Mahlzeiten, die meistens aus lokalen Produkten hergestellt und genussvoll und bewusst verzehrt werden. Nun hat das digitale Zeitalter eine Bewegung hervorgebracht, die für den Medienkonsum Ähnliches erreichen will.
Die Slow-Media-Bewegung hat genug von der oberflächlichen digitalen Newsflut, und will den Medienkosum bewusst verlangsamen – nur zum Vorteil der Konsumenten, wie die Initianten glauben. In Deutschland hat das Slow-Media-Movement sogar ein Manifest publiziert (Wo? Natürlich im Internet!).
Auch die Medien beachten die Entwicklung, und Kommunikationsspezialisten sprechen schon von einem Trend:
“Weltweit setzten derzeit Vollblut-Blogger und Internetjunkies auf digitale Enthaltsamkeit, weil die tägliche Flut an E-Mails, Twitter-Meldungen und Facebook-Nachrichten ihre Konzentrationsfähigkeit lähme und weil die ständige Erreichbarkeit durch Freunde nerve. Einige löschen gar sämtlichen Konten bei Social Networks oder überlassen das speziellen Dienstleistern wie suicidemachine.org. […]Die Internet-Asketen loben die konzentrationssteigernde Wirkung von Büchern, Hörspielen und Zeitungen und geniessen die Fähigkeit, aufmerksam eine Sache zu tun statt viele Dinge gleichzeitig.“
Man darf daran zweifeln, ob die Slow-Media-Bewegung das Verhalten der digitalen Generationen verändern kann. Sicher ist aber, dass die Initianten wertvolle Denkanstösse gewähren. Ausserdem bieten sie einen trendigen Ausweg aus der Facebook- und Twitter-Sackgasse, für all jene Anwender, die ab und zu das Gefühl haben, im digitalen Nachrichtenmehr zu ertrinken – und das sollen nicht wenige sein. Auf der anderen Seite wollen die Slow-Media-Initianten die modernen Medien nicht etwa verschmähen. Heisst es doch unter Punkt 12 ihres Manifestos:
"Slow Media bauen auf ihren technischen Errungenschaften und der Lebensweise in der Netzwerkgesellschaft auf. Gerade durch die Beschleunigung in zahlreichen Lebensbereichen werden Inseln der bewussten Langsamkeit möglich, aber auch überlebenswichtig. Slow Media sind kein Gegensatz zur Geschwindigkeit und Gleichzeitigkeit von Twitter, Blogs und Social Networks, sondern eine Haltung und Art sie zu nutzen."
Mit anderen Worten: Auch schnelle Medien können langsam genutzt werden - wie man auch einen Maserati langsam fahren kann. Oder haben wir das etwa falsch verstanden, weil wir es zu schnell gelesen haben?

Friday, March 5, 2010

Lippenlesen am Handy

Neben unzähligen neuen Gadgets und viel neuer Software wurden an der diesjährigen Cebit in Hannover auch faszinierende Ideen und Prototypen präsentiert. Eine dieser ’Erfindungen’ könnte dafür sorgen, dass Handy-Telefonate in Zukunft ganz still über die Bühne gehen könnten – ohne dass die Mitmenschen zum Mithören gezwungen sind.

Sie gehören zu den am öftesten beklagten Ärgernissen des digitalen Zeitalters: Laut telefonierende Mitmenschen, die im Zug oder im Bus, im Restaurant oder auf der Parkbank ihre Handygespräche führen, als ob sie ungestört Zuhause oder im Büro sässen. Ein derartiges Vorkommnis während einer Zugfahrt war es denn auch, das Tanja Schultz, Professorin am Institut für Technik in Karlsruhe dazu bewog, ein Gerät zu entwickeln, das Sprache sozusagen vom Gesicht ablesen kann. Dabei lesen Sensoren die Elektrizität der Muskeln, die bei der Sprechbewegung eingesetzt werden. Die Technik wird Elektromyographie genannt und könnte in Zukunft dazu führen, dass Telefongespräche ganz ohne Stimmbandeinsatz geführt werden können. Die Impulse der Gesichtsmuskeln würden dann im Kommunikationsgerät umgesetzt und in eine synthetische Stimme verwandelt. Der Text kann vorher auch noch übersetzt und dann in der gewünschten Sprache wiedergegeben werden. Auf diese Weise wäre es möglich, mit Menschen zu sprechen, deren Sprache wir nicht kennen – solange unser Kommunikationsgerät mit der richtigen Software ausgerüstet ist. Auch diese Software existiert; sie wurde ebenfalls in Karlsruhe entwickelt:
"Das Simultanübersetzungssystem, das am Institut für Anthropomatik des KIT entwickelt wurde, dient als automatischer Simultandolmetscher für Vorlesungen und Parlamentsdebatten. Es erkennt und übersetzt Sprache in Echtzeit mit geringer Latenz. Das Übersetzungsergebnis lässt sich entweder in Form von kontinuierlich ausgegebenem Text lesen, aber auch mittels gerichteter Lautsprecher oder mobil auf dem Smartphone anhören. Dabei richtet ein neuartiges mit Ultraschall arbeitendes Lautsprechersystem einen Strahl auf ausgewählte Zuhörer – der Nachbar hört von der Übersetzung nichts. So lässt sich eine Simultanübersetzung von unterschiedlichen Zuhörern in unterschiedlichen Sprachen hören. Das System läuft auf nur einem Laptop und ist daher sehr mobil."
Es wird noch eine Weile dauern, bis das Handy für die lautlose Kommunikation der Frau Professor Schultz massenmarktfähig ist. Im Moment braucht es immer noch neun Sensoren, die ins Gesicht geklebt werden (siehe Bild), damit Sprache auch ohne Ton verstanden wird. Dass es aber früher oder später massenmarktfähig werden wird, daran haben wir keinen Zweifel.
Haben wir ähnliche Geräte nicht schon vor Jahren im Raumschiff Enterprise im Einsatz gesehen?

Wednesday, March 3, 2010

Mehr Arbeit durch's Smartphone?

Wie ist es nun eigentlich: Nehmen uns Blackberry & Co. Arbeit ab, oder arbeiten wir noch mehr, seit das Smartphone in der Hosentasche vibriert? Eine Studie in England hat diesbezüglich Erstaunliches hervorgebracht.

Mal ganz ehrlich: Gehören Sie auch zu jenen Smartphone-Usern, die das Gerät am Morgen gleich nach dem Erwachen checken, genauso wie am Abend, bevor Sie sich zur Ruhe legen. Wenn ja, sind Sie nicht allein. Schliesslich geht es ja darum, ständig erreichbar, eben ’connected’ zu sein. Was das genau heisst, wenn man es auf das Arbeitsleben umlegt, hat eine britische Studie herauszufinden versucht. Eine Umfrage unter 1000 Blackberry-Usern zeigt, dass die Smartphone-Technologie durchaus ein zweischneidiges Schwert ist. 33 Prozent der Männer und 54 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sie ihr Gerät auch nach Feierabend nicht ausschalten könnten, schliesslich müssen e-Mails gelesen und oft auch beantwortet werden. Das macht denn auch ein Viertel der Befragten – auch an ihren Freitagen. Die Autoren der Studie haben ausgerechnet, dass dieses Verhalten durchschnittlich 10 zusätzliche Arbeitstage pro Jahr ausmacht. Kommunikationsspezialisten lassen das allerdings nicht so stehen; sie weisen darauf hin, dass Smartphones wie der Blackberry in der Arbeitswelt auch viel Entlastung bringen. Das sehen auch die Anwender so: Fast zwei Drittel der befragten User glauben, dass sie durch das Smartphone effizienter arbeiten. Rund ein Viertel der Benutzer fühlen sich durch das Gerät gestresst, weil sie immer erreichbar sind. (Von US-Präsident Obama wissen wir nur, dass er ohne seinen Blackberry nicht sein kann, ob er sich auch dadurch gestresst fühlt, ist nicht bekannt.)
Digitale Technolgie führt, wie die gleiche Studie zeigt, auch zu weniger menschlichen Kontakten. 79 Prozent der befragten Blackberry-User gaben an, dass sie mehr als die Hälfte ihrer regelmässigen Business-Kontakte noch nie persönlich getroffen hätten. Eigentlich nicht verwunderlich, im Zeitalter von Skype-Videotelephonie.

Monday, March 1, 2010

Schwimmen im Datenmeer

Die Menge digitaler Informationen in unserer Gesellschaft wächst unheimlich schnell, und ein Ende dieses Wachstums ist nicht abzusehen. Der Überfluss an Daten bietet neue Möglichkeiten in Wissenschaft, Technik, und im Geschäftsleben. Die Datenflut ist aber so gewaltig, dass sie durchaus auch Nachteile mit sich bringt. So stellt sich die Frage, wie Rohdaten in verwertbare Informationen verwandelt werden können.

Vom Informationsüberfluss ist schon lange die Rede, aber die Menge der Daten in der heutigen digitalen Gesellschaft ist beispiellos. Darüber berichtet der Economist in einem Spezialreport. Es sind unglaubliche Zahlen, die da zum Vorschein kommen:
- Wal-Mart, der grösste Detailhändler der Welt, verarbeitet mehr als eine Million Kundentransaktionen per Stunde. Diese Daten werden dann in Datenbanken gespeichert, die grösser sind als 2,5 Petabytes. Ein Petabyte entspricht einer Million Gigabytes oder tausend Terrabytes.
- Google verarbeitet täglich eine Datenmenge von 20 Petabytes.
- Die Social-Networking Site Facebook beinhaltet heute schon rund 40 Milliarden Bilder.
- Laut Economist verzehnfacht sich die globale digitale Datenmenge alle fünf Jahre. So werden bis im Jahr 2013 geschätzte 667 Exabytes durchs Internet fliessen. Vieviele Daten sind das? Ein Exabyte entspricht einer Milliarde Gigabytes.
Aus dem Economist-Report:
“This shift from information scarcity to surfeit has broad effects. “What we are seeing is the ability to have economies form around the data—and that to me is the big change at a societal and even macroeconomic level,” says Craig Mundie, head of research and strategy at Microsoft. Data are becoming the new raw material of business: an economic input almost on a par with capital and labour. “Every day I wake up and ask, ‘how can I flow data better, manage data better, analyse data better?” says Rollin Ford, the CIO of Wal-Mart.”