Die Automation wird in den nächsten Jahrzehnten fast alle Branchen treffen; die einen mehr, die anderen weniger. Experten sind sich allerdings einig, dass es die Lastwagenfahrer ganz besonders hart treffen wird. Mit der Weiterentwicklung von autonomen Fahrzeugen wird es sie schlicht und einfach nicht mehr brauchen – der Computer übernimmt. Bedroht sind Millionen von Arbeitsstellen. In den USA sind heute noch 1,7 Millionen Trucker unterwegs, in Deutschland sind es laut “Zeit“ rund 800‘000. Gemäss einer Studie des Weltverkehrsforums ITF sind bis in gut zehn Jahren 50 bis 70 Prozent dieser Lastwagenfahrer überflüssig. Diese Zahlen sind ein Beispiel dafür, welch massive sozialen Umwälzungen auf unsere Gesellschaft zukommen – am Beispiel einer Branche, die immer von einem besonderen Mythos umweht war. Damit ist es allerdings schon lange nicht mehr weit her: Strassentransporte sind extrem stark reguliert – für Trucker-Romantik bleibt da nicht mehr viel Platz. Trotzdem sollen die Fahrer nicht einfach den Robotern und ihrem Schicksal überlassen werden:
“Um das Worst-Case-Szenario für den Berufsstand zu vermeiden und einen fairen Übergang für die Betroffenen zu gewährleisten, schlagen die Autoren [der ITF-Studie] verschiedene Massnahmen vor. Schliesslich gehe es um einen der wenigen verbliebenen Berufe, die auch Menschen mit wenig formaler Bildung heute einen guten Verdienst ermögliche, sagt ITF-Generalsekretär José Viegas.“Konkrete Ideen, das Schicksal der Trucker im digitalen Zeitalter rosiger zu machen, haben allerdings auch die Verbandsfunktionäre nicht. Wieso das so ist, erklärt in einem Artikel des britischen Guardian Finn Murphy, ein amerikanischer Autor und Lastwagenfahrer. Trucking sei eine 700-Milliarden-Dollar-Industrie, die einen Drittel ihrer Umsätze für die Entlöhnung der Fahrer aufwende:
“Die einzigen Menschen, die es in der modernen Versorgungskette neben Maschinen noch braucht, sind Lastwagenfahrer. Lastwagen werden heute in modernen Lagern mit Maschinen beladen und entladen. Dann gibt es eine Person, die den ganzen Prozess an Bildschirmen kontrolliert und dafür wahrscheinlich etwa 10 Dollar pro Stunde verdient. Daneben gibt es einen Aufenthaltsraum, wo 20 oder 30 Trucker herumstehen – und dafür bezahlt werden. Genau das treibt die Supply-Chain-Manager zum Wahnsinn. Diese streben an, die Fahrer ganz loszuwerden – um die ultimative Effizienz zu erreichen.“Noch ist es nicht soweit – aber die automatischen Fahrer machen Fortschritte:
“Die Bergbaugesellschaft Rio Tinto setzt in Australien bereits mehr als 45 fahrerlose Lkws ein. Das sei sicherer und günstiger. Seit einem Jahr fahren auch in den USA einzelne Wagen ohne Fahrer. Im Mai 2015 wurde auf Europas Straßen geprobt, was Experten unter dem Begriff Platooning zusammenfassen. Einzelne Lastwagen werden über WLAN, verschiedene Sensoren und GPS miteinander gekoppelt. Der vordere Wagen führt die Kolonne, in ihm sitzt auch noch ein Kontrollfahrer, nach diesem Wagen richten sich alle nachfolgenden Fahrzeuge – selbständig.“Die ultimative Effizienz in der Supply Chain, die sich die Unternehmer wünschen, kommt also näher. Was für Folgen sie haben wird, ist noch nicht abzusehen.
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