Thursday, August 27, 2015

Was der Mensch braucht: Essen, Sex - und ein Smartphone

In der Digitalen Gesellschaft gibt es drei mächtige Triebe: Den Nahrungstrieb, den Sex-Trieb und den Trieb zum Handy. Die beiden ersteren sind dem Überleben der Art gewidmet, der letztere scheint sich in der evolutionären Kette nicht sehr positiv auszuwirken. Smartphone-User sind suchtgefährdet, und ihr Gadget kann sie auch anderweitig krank machen und sozial isolieren – zumindest in der richtigen Welt.

Es gibt ungezählte Studien darüber, wie sich Smartphone-User verhalten und was die (unschönen) Folgen davon sein können. Dass sich die Menschen in der digitalisierten Gesellschaft anders aufführen, als, sagen wir, vor 20 Jahren, ist zumindest im öffentlichen Raum leicht ersichtlich. Die Mehrheit aller Pendler, zum Beispiel, konzentriert sich auf dem Arbeitsweg ausschliesslich auf ihr Smartphone – die Mitmenschen und die Umwelt, werden total ausgeschlossen. Schüler der Oberstufe sitzen in den Pausen oft zusammen, ohne dass sie miteinander reden – jeder Einzelne von ihnen konzentriert sich auf sein Smartphone. Darüber sollte man nicht überrascht sein. Zitat aus der Zeit:
“Mensch und Smartphone passen einfach verdammt gut zusammen. Als hätten wir uns jahrhundertelang nach dieser Symbiose gesehnt, dient uns das Gerät als Krücke zum Ausgleich menschlicher Gebrechen wie Vergesslichkeit (Fotosammlung), Denkfaulheit (Google), Schüchternheit (Facebook, Mails, SMS). Als tragbare Spielhölle, Disco, Videothek hat es die Langeweile abgeschafft, auf dem Gerät fließt unser gesamtes Privat- und Berufsleben zusammen – kein Wunder, dass wir es kaum noch aus der Hand legen…“
Trotzdem haben wohl die wenigsten Anwender das Gefühl, dass sie Smartphone-süchtig sind – unter anderem deshalb, weil sie selber die Zeit, die sie am Gadget verbringen, total unterschätzen.  Eine App, die vor einiger Zeit von einem Deutschen Forschungsteam lanciert wurde, hat da etwas Licht ins Dunkle gebracht:  Die Daten zeigen, dass die Smartphone-User ihr Gerät drei Stunden täglich benutzen und alle 15 Minuten mal daran herumfummeln oder draufschauen. Die Jugendredaktion  einer Deutschen Lokalzeitung hat den Selbsttest gemacht – mit ernüchternden Ergebnissen:
“Schon zur Mittagszeit wurde das Handy über 40mal angeschaltet, nur mal fix zu gucken, ob es was Neues gibt. Es ist verblüffend und schockierend zugleich. Schon fast unterbewusst wird der Bildschirm angeschaltet und entsperrt. Deswegen geht auch oft der Überblick verloren und ruck zuck war das Handy schon über 100mal an. Am Ende des Tages strahlt einem dann das Ergebnis an: „Sie haben ihr Handy heute insgesamt 140mal angeschaltet, davon 80mal entsperrt…“
Wie kann man sich aus der Abhängigkeit lösen? Nochmals die Zeit:
“Smartphones raus aus dem Schlafzimmer. Kaufen Sie sich einen Wecker! (Und wenn Sie schon dabei sind, auch gleich eine Armbanduhr.) Denn ein entscheidender Moment unserer Unterwerfung geschieht in den ersten Sekunden des Tages, noch bevor wir richtig wach sind: Das Smartphone macht sein Weckgeräusch, der Griff geht zum Gerät, schon guckt man nach, was es Neues bei Facebook oder in der Inbox gibt – und ist degradiert vom menschlichen Wesen mit vagen Erinnerungen an bizarre Traumbilder oder auch den vorangegangenen Abend zum Datenempfänger. Genau dieses erinnerungslöschende Ritual wird von Hunderten Millionen Menschen in aller Welt jeden Morgen praktiziert. So beginnt der Tag schon mit der Frage: "Liebes Smartphone, was soll ich denken?"

Tuesday, August 25, 2015

Seitensprung-Portal Ashley Madison: Sind Sie auch auf der Liste?

Anwender, die beim Seitensprung-Portal Ashley Madison registriert waren, können jetzt prüfen, ob ihre Daten auch im Internet kursieren. IT-Spezialisten am Deutschen Hasso-Plattner-Instituts (HPI)haben 36,4 Millionen gestohlener Identitätsdaten von  Ashley Madison zugänglich gemacht. Darunter befinden sich nach Angaben des Instituts rund 300‘000 E-Mail-Adressen mit der Endung .de. Wieviele Schweizer Adressen und Namen veröffentlicht wurden, ist nicht bekannt. Die Potsdamer Wissenschaftler integrierten den gesamten Fund in ihren HPI Identity Leak Checker. Dort kann jeder Internetnutzer durch Eingabe seiner E-Mail-Adresse prüfen lassen, ob seine Daten im Internet kursieren.

Das HPI bietet mit dem Identity Leak Checker einen wertvollen Service, den
jetzt auch verratene Ashley Madison User in Anspruch nehmen können.        pd
Per Datenabgleich mit neuerdings fast 216 Millionen solcher unterschiedlichen Identitätsinformationen kontrolliert der Identity Leak Checker, ob die eingegebene E-Mail-Adresse in Verbindung mit anderen persönlichen Daten – zum Beispiel Kreditkarten- oder Kontonummern oder  Passwörtern im Internet offengelegt wurde. Über das Ergebnis wird der Anfragende mit einer E-Mail unterrichtet, aus der er entnehmen kann, ob Daten von ihm gefunden wurden oder nicht. Details zu den betroffenen Daten und den Namen der Quelle gibt das Hasso-Plattner-Institut jedoch nicht preis. Deshalb müssen die von dem Ashley Madison-Leak betroffenen Personen auch nicht befürchten, dass sie vor Anderen bloßgestellt werden. Denn das Ergebnis wird nur an die betroffene E-Mail-Adresse gesendet - ohne Angabe der Quellen. Niemand sonst komme an die Informationen, betonte HPI-Direktor. Christoph Meinel.
"Wenn Ihre Daten bereits in einem Leak auftauchen, ist es möglich, dass ein Angreifer auch schon Zugriff auf Ihren E-Mail-Account hat und die Antwort-E-Mail mitlesen kann", begründet Christoph Meinel die Vorgehensweise, die schon seit dem Start des HPI Identity Leak Checkers gepflegt wird. Um zu verhindern, dass ein Angreifer weiterführende Informationen zu zusätzlichen Accounts mit der gleichen E-Mail-Adresse erhalte, gebe das HPI weder die genaue Quelle noch die konkreten Daten preis. "Generell könnte jedes Indiz auf die Quelle oder den Inhalt der Daten die Schlussfolgerung auf die konkreten Daten erleichtern. Dies vermeiden wir in jedem Fall", betonte Meinel.
Wenn bei geraubten Identitätsdaten auch Passwörter im Klartext offenliegen, können die HPI-Sicherheitsforscher Rückschlüsse auf die Beliebtheit bestimmter Versionen ziehen. Leider zeigt sich, dass simple Zahlenfolgen wie 123456 oder der Begriff 'password' immer noch auf den Plätzen 1 bis 4 der Liste der am häufigsten verwendeten Passwörter stehen - solche, die von automatisch arbeitenden Passwort-Crackern als erste durchprobiert werden und somit praktisch so gut wie keinen Schutz bieten.
Passwörter seien in den meisten Systemen die erste Verteidigungslinie gegen unbefugten Zugriff. Sie schützten aber nur gut, wenn sie stark seien. Doch diese Erkenntnis habe sich selbst nach 50 Jahren Entwicklung auf dem Gebiet der Computer immer noch nicht weit genug verbreitet.
Das HPI hat in einer ausgezeichneten Infografik die wichtigsten Grundregeln für starke und sichere Passwörter zusammengefasst.

Saturday, August 22, 2015

Wie gut müssen Sie Ihren PC beherrschen?

Die im Titel gestellte Frage wurde letzte Woche in unzähligen Medien abgehandelt, wenn auch eher oberflächlich. Wenn es um die eigenen grundlegenden Anwender-Kenntnisse im Umgang mit Computern geht, schätzen sich die Schweizerinnen und Schweizer durchgehend zu hoch ein. Das zeigt eine Studie, die von ECDL Switzerland veröffentlicht wurde. ECDL verkauft Zertifikate, die durch Onlineprüfungen erlangt werden können. Doch wie gut muss man denn heute überhaupt den PC noch beherrschen?

Wer am PC arbeitet, sollte diesen auch beherrschen. Um diese Fähigkeiten zu
erlangen, können Online-Kurse, wie jene von ECDL, abgeschlossen werden.
                                                                                                       Screenshot ECDL
Die Schlagzeilen in den Medien klangen alle ähnlich: “Schweizer überschätzen ihre Computerkenntnisse“, hiess es da mit einigen Variationen. Tatsächlich gibt es keinen Zweifel daran, dass dieses Testergebnis stimmt, wie ECDL mitteilt:
Während eine grosse Mehrheit ihre Fähigkeiten überbewertet, unterschätzen lediglich wenige Probanden ihre Leistungen. In der Nutzung von Word bewerten sich die Befragten am realistischsten und erreichen im Test gesamthaft zwei Drittel der zuvor eingeschätzten Leistungspunkte. Die grösste Überschätzung ist bei der Anwendung von Excel auszumachen: Insgesamt erreichen die Befragten lediglich knapp die Hälfte der zuvor eingeschätzten Leistung…"
Da haben wir es: Der durchschnittliche User kennt sich also nicht sehr gut mit dem Textverarbeitungsprogram Word und dem Tabellenverarbeitungsprogramm Excel aus – was die Zertifizierer zu einem harschen Urteil veranlasst:
“Dieses Resultat zeigt, dass die Bevölkerung hierzulande ein schwaches Leistungsniveau im Bereich der grundlegenden Computer-Anwendung aufweist – trotz sehr guter PC-Ausstattung und intensiver Nutzung […] Digital Natives (15- bis 25-Jährige) erreichen in allen vier Bereichen deutlich bessere Testergebnisse als die Gesamtheit aller Probanden (15- bis 64-Jährige) und mit einem Gesamtergebnis von 59,6% liegen sie 13,5 Prozentpunkte über dem Schweizer Durchschnitt.“
Es besteht also Hoffnung!
Fast noch wichtiger erscheint uns allerdings eine Tatsache, die in der Pressemitteilung nicht genannt wird: Nicht nur junge User sind besser am PC, sondern auch jene, die administrativ tätig sind. Jene Anwender also, die den PC eben beherrschen müssen.
Das macht Sinn, und trägt dazu bei, dass die Arbeiten in einem Unternehmen rationell und effizient ablaufen.
Die meisten anderen User kümmern sich heutzutage nur noch selten um ihren PC – und noch seltener um Word oder Excel. Dafür beherrschen sie andere wichtige Aspekte der digitalen Gesellschaft – zum Beispiel den Umgang mit ihrem Smartphone, mit Kommunikations-Apps und mit Social Media. In diesem Sinne beunruhigen uns die Testergebnisse von ECDL nicht besonders. Wer mit Word und Excel arbeitet, muss diese sehr leistungsstarken Programme kennenlernen. Alle andern User kommen in der immer intuitiveren digitalen Gesellschaft auch sonst ganz gut zurecht.
Falls Sie jetzt herausfinden möchten, wie Sie im ECDL-Test abgeschnitten hätten, können Sie das hier tun.

Monday, August 17, 2015

Der Schweizer Geheimdienst warnt vor WLANs

Es ist also nicht nur ein Gerücht: Die Schweiz hat einen Geheimdienst. Und dieser warnt eindringlich vor öffentlichen WLANs. Denn obwohl wir schon seit Jahren wissen, dass wir uns beim Einloggen in öffentliche drahtlose Netzwerke in Gefahr begeben, tun wir es doch immer wieder. Wahrscheinlich weil wir finden, dass wir ganz einfach keine andere Wahl haben.

Die Broschüre des schweizerischen Geheimdienstes findet
sich als PDF im Web.                     Screenshot vbs.admin.ch
Enthalten sind die Warnungen, die sich speziell an Reisende mit Smartphones und Computern richten, in einer ausführlichen Broschüre des schweizerischen Bundesnachrichtendienstes (NDB). Darin geht es ganz allgemein um den Schutz davor, ausspioniert zu werden, was heute vor allem in der Wirtschaft sehr wichtig sein kann. Die Tipps des NDB, die auf dem Internet als PDF publiziert sind, richten sich wohl vorwiegend an Geschäftsreisende, Beamte und Politiker – also Leute, die wissen, dass sie etwas zu verstecken haben. Sie sind allerdings auch für uns interessant, denn auch für ganz durchschnittliche User kann es äusserst unangenehm werden, wenn ein Fremder auf das Smartphone oder den PC zugreift. Wie einfach das ist, haben Hacker schon oft demonstriert:
“Der Medium-Reporter Maurits Martijn hat sich mit dem Hacker Wouter Slotboom in einem Café in Amsterdam getroffen, um herauszufinden, wie einfach man in einem offenen WLAN an Daten der damit verbundenen Nutzer gelangt. Mit einem Laptop und einem kleinen schwarzen Kasten, der einer Zigarettenschachtel mit Antenne ähnelt, sowie einigen leicht zugängigen Anwendungen macht sich Slotboom an die Arbeit. […]Mit dem schwarzen Kästchen lassen sich aber auch fiktive Netzwerke erstellen, die vertrauenswürdige Namen tragen, wie etwa Starbucks oder Ähnliches, und mit denen Nutzer sich ohne großes Zögern verbinden. Wie dem Gesang der Sirenen folgend verbinden sich immer mehr Nutzer in dem Café mit dem eigens erstellten Netzwerk der schwarzen Kiste. Innerhalb kürzester Zeit sind bereits 20 Geräte mit dem WLAN verbunden und wenn Slotboom wolle, könnte er die Leben dieser Nutzer nun ruinieren oder zumindest massiv beeinflussen, indem er Passwörter auslesen, Identitäten stehlen und sogar Bankkonten plündern könnte…“
Was also tun? Die in der im Web publizierten Broschüre publizierten Empfehlungen des Nachrichtendienstes des Bundes sind ausführlich und lesenswert. Betreffend WLANs geben die Geheimdienstler allerdings kurzen und klaren Rat:
“Vermeiden Sie, soweit möglich, die Benutzung drahtloser Netze; diese sind generell unsicher.“

Thursday, August 13, 2015

Werbung: Gegen die Wand

Wir leben im Zeitalter der allgegenwärtigen Werbung; es gibt kaum ein Ort, an dem nicht irgendjemand versucht, auf unser Konsumverhalten Einfluss zu nehmen. im Gegensatz zu den “alten“ Medien ermöglichen es digitale Medien, der Werbung einen Riegel zu schieben. Genau das machen inzwischen fast 200 Millionen User, was die digitalen Verleger gemäß einer neuen Studie allein dieses Jahr 22 Milliarden Dollar kosten wird.

Ad-Blocking verbreitet sich immer mehr, auch im deutschsprachigen Raum.
                                                                                Screengrab Adblockplus.org/de
Dieses Jahr sind es also 22 Milliarden Dollar, die gemäß einer neuen Studie von Adobe und PageFair an Werbeumsatz verloren gehen. Im nächsten Jahr rechnen die Experten mit über 40 Milliarden an blockierten Werbeeinnahmen.
Der Grund: Ad-Blocking nimmt in rasantem Masse zu. Was früher nur wenige User machten, wird heute zur Gewohnheit für sehr viele Anwender; allein im letzten Jahr hat die Zahl der weltweiten Werbeblockierer um 41 Prozent zugenommen, heute blockiert global schon jeder dritte User.
Sorgen macht sich die Werbebranche vor allem wegen  der angekündigten Werbeblocking-Funktionen im neuen iOS 9. Zitat aus dem Branchenmagazin Persönlich:
“Die Prognose für 2016 wird unter anderem auf die Zunahme von Mobile Ad Blocking zurückgeführt: Aktuell liegt der Anteil von Ad Block Traffic mobiler Geräte bei nur 1,6 Prozent. Das neue iOS 9 mit integrierten Ad Blocking-Funktionen, das im Herbst veröffentlicht wird, könnte sich laut der Studie als Game Changer im Bereich Mobile Ad Blocking erweisen.“
Technisch wäre es wohl kein Problem, Inhalte nur jenen Usern zu zeigen, die auch Werbung zulassen. Allerdings würden durch derartige Massnahmen zu viele Internet-Publikationen zu viele Leser verlieren.

Man fragt sich, ob der Ad-Blocking-Boom nicht auch für die Werber Vorteile hat: Ad-Blocking könnte ja auch dazu führen, dass es leichter wird ein Zielpublikum zu erreichen. Wer will denn schon Anzeigen schalten, die niemand sehen will?
YouTube ist hier wegweisend; Wer Werbung vor einem Video nicht sehen will, kann sie nach fünf Sekunden wegklicken:
“Mit TrueView schuf Google 2010 ein Werbeformat, das vor YouTube-Videos geschaltet wird, und bei dem Nutzer selbst bestimmen, ob und welche Werbung sie sehen möchten. Für den Werbekunden fallen nur Kosten an, wenn sich ein Nutzer die Anzeige tatsächlich ansieht. Heute sind 85 Prozent aller Video-Anzeigen auf YouTube TrueView-Ads. Insgesamt werden Google zufolge täglich vier Milliarden Videos auf YouTube angeschaut…“
Die Initative zahlt sich also für Werbetreibende aus, gerade weil täglich Millionen von Spots weggeklickt werden.
Die Zahlen der neusten AdBlocking-Studie bestätigen allerdings auch, dass das Internetpublikum immer mehr für immer weniger erwartet. Wie die meisten Verlagshäuser schon lange herausgefunden haben, sind die meisten User nicht bereit, für Inhalte zu bezahlen. Nun wollen sie nicht mal mehr die Werbung ansehen, die für diese Inhalte bezahlt.
 Ob das etwas mit der Qualität dieser Werbung zu tun hat?

Sunday, August 9, 2015

Mit Uber und AirBnB in die Zinswende?

Die amerikanische Notenbank steht vor der Entscheidung, ob sie endlich die Zinswende einleiten will. Der Entscheid fällt in der digitalen Gesellschaft nicht so leicht, wie früher, als sich die Notenbanker noch ausschließlich auf die althergebrachten wirtschaftlichen Indikatoren verlassen konnten. Ökonomen glauben, dass die sogenannte “Share-Economy“ diese traditionellen Statistiken alt aussehen lässt und in den Entscheidungen der Spitzenbanker zu wenig Gewicht findet.

Das Eccles-Genäude der Amerikanischen Notenbank in Washington DC.
                                                                                       Bild Dan Smith/Wikipedia
Die Share-Economy wächst und wächst; heute schon spielt sie eine wichtige Rolle in der globalen Wirtschaft. Das wissen auch die Teilnehmer der traditionellen Wirtschaftsformen: Obwohl (oder gerade weil) diese sich oft in einem sklerotischen Zustand befinden, haben viele ihrer Vertreter, wie zum Beispiel Gewerkschaften oder Unternehmensverbände, ein Interesse daran, die Neuankömmlinge unter Druck zu setzen. In vielen Ländern und Städten wurde zum Beispiel der Uber-Fahrdienst verboten. Trotzdem steigt der Wert von Uber immer weiter an. Ganz ähnlich sieht es mit AirBnB aus, wo es darum geht, private Unterkünfte zu vermieten. Strikte Vorschriften, die oft durchaus berechtigt sind, lassen sich nur schwer durchsetzen.
Immerhin hat der Boom der Share-Economy dazu geführt, dass die herkömmlichen Wirtschaftszahlen vielen Ökonomen nicht mehr genügen. Zitat aus der Handelszeitung:
“Neue Internet-Geschäfte mit dem Teilen von persönlichem Besitz haben bereits Milliarden Dollar an Investorengeldern angelockt. Webseiten wie das Wohnungsportal AirBnB oder der Taxidienst Uber boomen in den USA. In die Daten der US-Ökonomen zur Entwicklung Produktivität scheint diese «Sharing Economy» bislang aber kaum Eingang zu finden. […] Seit der Weltwirtschaftskrise 2008/09 hat die Produktivität in den USA laut Daten der Ökonomen gerade einmal 1,25 Prozent im Jahr zugelegt. Davor war der Zuwachs doppelt so stark. Manche Volkswirte sagen, die Auswirkungen der «Sharing Economy» und anderer neuer Entwicklungen würden nicht genügend berücksichtigt – in Wahrheit liege der Produktivitätsfortschritt deutlich höher. Dann aber wäre die US-Wirtschaft in womöglich besserer Verfassung als es offizielle Statistiken vermuten liessen und Yellen könnte eine Zinsanhebung leichter fallen.“
Natürlich gibt es zahlreiche Ökonomen, die die ganze Sache nicht so wild sehen; auch sie kommen im Artikel der Handelszeitung zu Wort.
Eines ist aber sicher: Was die Share-Economy betrifft, herrscht Handelsbedarf. Kapitalistische Liberalisten möchten die Entwicklung uneingeschränkt laufen lassen, weil sie glauben, dass dadurch langfristig der allgemeine Wohlstand vergrössert wird, auch wenn es kurzfristig Härtefälle gibt (zum Beispiel arbeitslose Taxichauffeure). Andere verlangen zumindest gewisse Massnahmen. Das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln ist kürzlich mit dem Thema an die Öffentlichkeit getreten:
"Der Gesetzgeber muss sich die Regeln und Vorschriften genau angucken – und vor allem schnell“, fordert auch Vera Demary vom Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW). Ein „angemessener regulatorischer Rahmen“ sei eine der wesentlichen Voraussetzungen dafür, dass sich der Markt dynamisch weiterentwickeln könne. Auch Demary ist sich der Gratwanderung bewusst: Zwar warnt sie eher vor einer Überfrachtung eines Regelwerks, eine völlige Aufweichung der Regularien sei aber auch nicht sinnvoll: „Wichtig ist, dass fairer Wettbewerb möglich ist."
 Ob die Share-Economy bei der kommenden Zinswende den wirklich eine Rolle spielen wird, werden wir von der Fed Chefin Janet Yellen wohl nie erfahren.

Thursday, August 6, 2015

Wenn Windows 10 die Internetverbindung bremst

Windows 10 hat schon viele Lorbeeren, aber auch schon viel Kritik eingesteckt - wie sich das eben für eine neue Software gehört, die jetzt schon von Millionen Menschen eingesetzt wird. Trotzdem gibt es einige besonders interessante Kritikpunkte, die durchaus die Entscheidung beeinflussen können, ob man das neue Microsoft-Betriebssystem jetzt schon auf den eigenen PC laden sollte.

Windows 10 wird rasant verteilt - vielleicht auch über Ihren PC.  Bild Microsoft
Zum Beispiel die Tatsache, dass Windows 10 dazu beitragen kann, in Ihrem Netzwerk den Datenverbrauch nach oben und die Übertragungsgeschwindigkeit nach unten zu treiben. Der Grund dafür liegt darin, dass Microsoft das neuste Betriebssystem so eingerichtet hat, dass es Updates an andere Nutzer nicht nur über die eigenen Server, sondern auch über die PC der User verschicken kann. Zitat aus einem Artikel der Welt:
“Je nach Windows-Version nutzt Microsoft den Internetbreitbandanschluss seiner Nutzer, um Update-Datenpakete via Peer-to-Peer-Verbindung, also von Nutzer zu Nutzer ohne den Umweg über Microsoft-Server, weiterzuleiten. Windows Update Delivery Optimization nennt Microsoft das – doch optimiert wird vor allem die Serverlast des Konzerns auf Kosten der Datenverbindungen seiner Nutzer.[…] Da das Programm nur die Upload-Verbindung nutzt, dürften normale Nutzer beim reinen Internetsurfen nicht durch die Update-Weiterleitung gestört werden – doch schon einfache Foto-Uploads oder Cloud-Back-ups könnten durch die Funktion ausgebremst werden.[…] Endgültig problematisch wird die Update-Funktion für alle Nutzer von Internetverbindungen mit limitiertem monatlichem Datenvolumen. Wer etwa über einen LTE-Router surft, der muss bereits nach wenigen Gigabyte Uploads fürchten, dass der Mobilfunkanbieter den Anschluss auf Schneckentempo drosselt.“

Immerhin ist Microsoft transparent, was die Peer-to-Peer-Updates in Windows 10 betrifft. Auf einer FAQ-Page erklärt Microsoft die Funktion und zeigt auch, wie sie abgeschaltet werden kann.
Das empfiehlt auch pcwelt.de, wo auch eine ausführliche Anleitung gegeben wird, wie die Funktion abgeschaltet werden kann:
"Zwar verspricht Microsoft, dass die Funktion nur dann aktiv wird, wenn die Bandbreite vom Nutzer nicht benötigt wird. Dennoch kann es durchaus Sinn machen, die Funktion manuell abzuschalten und stattdessen - wie bisher unter Windows - die Updates und Apps ausschließlich über die Microsoft-Server zu beziehen."

Monday, August 3, 2015

Lebensmittel vom Webshop: was Kunden wollen

Auch viele abgebrühte Online-Shopper lassen den virtuellen Laden links liegen, wenn es um Lebensmittel geht. Eine Yahoo-Befragung in verschiedenen Europäischen Ländern hat versucht, die Gründe zu finden. Die Schweiz wurde in der Studie leider nicht eingeschlossen, die Resultate sind trotzdem interessant. Schliesslich bieten auch hier mehrere Detailhändler Online-Bestell- und Lieferdienste an. Ein Resultat: Für viele Konsumenten scheint der digitale Handel an seine Grenzen zu stossen, wenn es ums Essen geht: Sie wollen die Waren genau sehen und auch berühren, bevor sie kaufen.

Für Lebensmittel gelten im Handel spezielle Regeln: Kunden wollen die
Ware sehen und berühren, bevor sie kaufen.                                   Bild PfW
Für die Yahoo-Umfrage wurden immerhin 3‘228 Verbraucher in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien online befragt. Die Hälfte von ihnen kauft Lebensmittel übers Internet ein. 
Dafür haben diese Kunden gute Gründe: Drei Viertel schätzen es, mit wenigen Klicks den Einkaufswagen zu füllen. Fast jeder Zweite kauft wegen der praktischen Lieferung nach Hause online ein, und jeder Dritte schätzt es, sich das Schleppen von Einkaufstaschen zu sparen. 
Klar macht die Befragung aber auch, was Kunden des stationären Handels vom Online-Kauf abhält. Drei Viertel der Befragten, die bisher nur in Geschäften vor Ort einkaufen, wollen die Ware vor dem Kauf vor den Augen haben und auch berühren.
Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer aus dieser Gruppe wartet ausserdem nicht gern auf Lieferungen und fast ein Drittel findet, die Lieferkosten seien zu hoch. 
Ein Teil der bisherigen Online-Verweigerer ließe sich  dazu bewegen, Dinge für den täglichen Bedarf übers Internet einzukaufen. Die Ansprüche sind allerdings eher unrealistisch, weil diese Kunden nämlich für den Service nicht bezahlen möchten – im Gegenteil: Sie möchten dass die Ware kostenlos geliefert würde und pünktlich eintrifft. Die Produkte müssten frisch und von hoher Qualität sein. Und jeder Vierte ließe sich nur zum Online-Kauf motivieren, wenn der Handel im Netz Rabatte anbieten würde.

Ob Online- oder Offline: Günstige Preise sind für die Befragten ohnehin eines der wichtigsten Kaufkriterien. Qualität ist Offline-Einkäufern etwas wichtiger, Online-Shoppern hingegen deutlich weniger.