Friday, November 10, 2017

Facebook, die News-Blase und die Gehirne unserer Kinder

Facebook, ein Unternehmen, das es vor 14 Jahren noch nicht mal gab, und das angibt, täglich zwei Milliarden Nutzer zu haben, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Dabei geht es oft um die Zensur von Nutzern, um Reichweiten, oder um den Einfluss, den Facebook auf unsere Psychologie und auf unsere Gesellschaft ausübt.

Mit www.facebook.com/explore will Facebook seine Medien-Marktmacht
stärken.                                                                                        Screengrab FB
Warnungen, das Facebook schlecht für die Gesundheit sei, gibt es seit Jahren - und trotzdem (oder gerade deshalb) boomt das Unternehmen natürlich weiter. Der Grund dafür liegt laut dem früheren Facebook-Teilhaber und Internet-Unternehmer Sean Parker darin, dass das genau so geplant war. Facebook  nutze wissentlich die psychologische Verletzlichkeit der Mitglieder, um sie immer weiter auszubeuten, erklärte er an einer Podiumsveranstaltung.
“Facebook verändere buchstäblich die Gesellschaft und die Beziehungen der Menschen zueinander. Es hemme die Produktivität der Menschen und „nur Gott weiss, was es mit den Gehirnen unserer Kinder macht“, sagte er“
Für Parker hat sich das Engagement bei Facebook jedenfalls gelohnt: Sein Investment machte ihn zum Milliardär. Da lässt es sich leicht kritisieren:
“Parker nennt Facebook eine "soziale Bestätigungsmaschine". Er sagte, dass sich die Gründer, also unter anderem er und Mark Zuckerberg, darüber von Anfang an im Klaren gewesen seien. Früher habe er Freunden noch gesagt: "Irgendwann gehst du auch zu Facebook", mittlerweile nutze er selbst keine sozialen Medien mehr.“
Tatsächlich machen sich heute viele Experten Sorgen darüber, wie Facebook den Umgang der Menschen und die Meinungsbildung beeinflusst. Untersuchungen haben schon lange ergeben, dass ein grosser Teil der Nutzer Facebook als alleinige Nachrichtenquelle benutzt. Darüber sorgen sich die althergebrachten Medien natürlich. Wie es scheint, zu Recht. Aus der faz:
“Nutzer des sozialen Netzwerks hätten sich beschwert, erklärt das Unternehmen, dass sie nur mit Mühe zwischen den abonnierten Neuigkeiten von Medien und Institutionen die Posts ihrer „Freunde“ finden könnten. Deshalb hat Facebook kurzerhand in sechs Ländern, zu denen neben der Slowakei auch Serbien, Bolivien, Kambodscha, Guatemala und Sri Lanka gehören, für ihre Nutzer neben dem gewohnten News Feed eine zweite Liste namens Explore eingerichtet – und alle nicht von persönlichen Profilen, sondern von Seiten aus veröffentlichten Beiträge dorthin verschoben […] Um wieder in der Hauptliste der Nutzer aufzutauchen, bleibt den journalistischen Angeboten bei Facebook ein Weg: Sie können dafür zahlen – und ihre Veröffentlichungen als Sponsored Posts wie Werbung schalten. Ist das die Rolle, die Facebook dem Journalismus in seinem Netzwerk künftig zugedacht hat – als Werbekunde?“
Facebook bestreitet solche Pläne, hat aber gleichzeitig demonstriert, wie weit seine gesellschaftliche Macht reicht. Die Begründung, Facebuch-Nutzer hätten reklamiert, sie fänden die Posts ihrer Freunde in der Flut anderer Posts nicht mehr, sieht nach einer Ausrede aus. So doof sind auch die meisten Facebook-Nutzer nicht. Logischer scheint, dass Facebook mit seinem enormen humanen und finanziellen Kapital sicherstellen kann und will, dass es seine Nutzer bei der Stange hält, und gleichzeitig sein Kapital vermehrt. Dass dabei, wie sich viele Nutzer online beschweren, der kleinste gemeinsame Nenner gesucht wird, und der "absolute Bodensatz des Internets" serviert werde,  dürfte diese User eigentlich nicht überraschen. Der Explore-Feed wird nämlich nach den jeweiligen Facebook-Gewohnheiten der Anwender kuratiert und soll dazu beitragen, dass die News-Blase, in der sich viele Facebook-Nutzer befinden, noch lange nicht platzt.  

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