Wednesday, December 28, 2016

Die beliebtesten Passwörter (die gar keine mehr sind)

Ein Blick auf die meistgenutzten Passwörter zeigt: Trotz täglicher Meldungen über Daten- und Identitätsdiebstahl sind immer noch schwache und unsichere Passwörter - die zudem noch leicht zu erraten sind - am beliebtesten.

Wer doofe Passwörter benutzt, läuft Gefahr, dass seine Daten gestohlen werden.
Das HPI bietet einen Sicherheitscheck an, um dies zu prüfen.     Screengrab HPI
Wissenschaftler des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) haben im Rahmen ihrer Studie zur Mehrfachnutzung von Passwörtern insgesamt rund eine Milliarde Nutzerkonten ausgewertet, die aus 31 veröffentlichten Datenlecks in unterschiedlichen Bereichen stammen und im Internet frei verfügbar sind. Dabei zeigte sich, dass die Zahlenfolge "123456" weltweit das meistbenutzte Passwort ist. Die zehn populärsten digitalen deutschen Passwörter konnte aus den rund 30 Millionen Nutzerkonten ermittelt werden, die als .de-Domain registriert sind. Die Liste der  populärsten Kennwörter lässt einem tatsächlich am Scharfsinn und der Kreativität vieler User zweifeln:
  1. hallo
  2. passwort
  3. hallo123
  4. schalke04
  5. passwort1
  6. qwertz
  7. arschloch
  8. schatz
  9. hallo1
  10. ficken
"Es gibt keinen 100-prozentigen Schutz vor Identitätsdiebstahl", sagt der Mitautor der Studie, Professor Christoph Meinel. "Aber wer sein Passwort auf dieser Liste entdeckt, sollte es schnellstmöglich ändern." Für kriminelle Hacker sei es ein Leichtes, über derartige Passwörter Zugriff auf persönliche Informationen und Accounts zu bekommen. "Vielen Nutzern ist nicht bewusst, dass Kriminelle mit dem Handel gestohlener Identitäten sehr viel Geld verdienen und welcher Schaden ihnen entstehen kann", so Meinel. Er empfehle daher allen Internetnutzern, Passwörter nicht für mehrere Accounts zu nutzen, diese regelmäßig zu wechseln und sie wenn möglich automatisch generieren zu lassen, beispielsweise unter Zuhilfenahme von Passwortmanagern.
Ob Sie selbst bereits Opfer eines Datendiebstahls geworden ist, können Sie mit dem Identity Leak Checker, einem Online-Sicherheitscheck des Hasso-Plattner-Instituts, überprüfen. Der Check ist kostenlos und wird nach der EingabeIhrer E-Mail-Adresse durchgeführt. Die Sicherheitsforscher ermöglichen den Abgleich mit mittlerweile mehr als 2 Milliarden gestohlener und im Internet verfügbarer Identitätsdaten. 

Monday, December 19, 2016

Social Bots: Die virtuelle Multiplikation der Propaganda

Fake News hat es in der Geschichte der Medien schon immer gegeben – in Form von voreingenommener Berichterstattung, aber auch in Form von kompletten Falschmeldungen (man erinnert sich an die Stern-Berichterstattung über die gefälschten Hitlertagebücher im Jahr 1983). Früher gab es allerdings keine digitalen Medien, die Falschmeldungen auf tausenden von Kanälen verbreiteten – die traditionellen Medien beherrschten das Feld sowohl der echten als auch der falschen News. Diese Situation hat sich grundlegend verändert – unter anderem auch, weil immer mehr computergenerierte Meldungen auf sozialen Medien publiziert werden.

 Donald Trump nutzt Twitter als Tool und twittert schon fast soviel, wie
 ein Social Bot... 
Social Bots sind computergesteuerte Urheber von Nachrichten, und wenn man den traditionellen Medien glauben darf, gibt es von diesen automatisierten Online-Profilen inzwischen so viele, dass sie unsere Demokratie gefährden. Zitat aus dem Spiegel:
Aktuellen Studien zufolge ließen sich 95 Prozent der befragten Wähler zwar durch soziale Medien nicht in ihren Entscheidungen beeinflussen. "Fünf Prozent können aber das Zünglein an der Waage sein und Wahlen entscheiden", sagt der Simon Hegelich. Der Wissenschaftler rechnet damit, dass der Bot-Boom aus den USA nach Europa herüberschwappt. "Schon heute schalten sich Bots aktiv in Diskussionen um praktisch jedes innenpolitische Thema ein", sagt Hegelich, der selbst auch Bots und ganze Netze enttarnt…“
Inzwischen gibt es bereits Gruppen von Medienschaffenden und Wissenschaftlern, die das Bot-Phänomen erforschen. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach, virtuelle User überhaupt zu erkennen. Eine deutsche Gruppe von Forschern, die sich Botswatch nennt, hält sich momentan immer noch an  die Erkenntnisse der University of Oxford, nach denen jeder Account als Bot definiert wird, der durchschnittlich 50 oder mehr Tweets am Tag absetzt oder im gleichen Umfang Likes abgibt. Wer also auf Facebook zu aktiv ist, läuft Gefahr, als Bot eingestuft zu werden. Das soll sich aber schon bald ändern:
“Botswatch arbeitet eigenen Angaben zufolge an genaueren Methoden zur Identifizierung. „Social Bots zu erkennen ist komplex. Sie sind täglich im Wandel“, sagt [Gründerin Tabea] Wilke. „Wir haben uns genau angeschaut, wie sich Social Bots und Botnets im politischen Raum verhalten und welche Eigenschaften sie haben. Daraus haben wir Kriterien definiert und sie in mehreren Testings geprüft und weiterentwickelt.“ Zum Einsatz kommen diese Kriterien bislang nicht. Der Rechenaufwand für ihre Umsetzung ist enorm und sprengt aktuell noch die Kapazitäten des Projekts.“
Auch Kommunikationsfachleute haben ihre liebe Mühe mit Social Bots. So äusserte sich kürzlich der Deutsche Rat für Public Relations zum Thema und erklärte den Einsatz von meinungsmanipulierenden Social Bots für "unvereinbar mit den Grundsätzen verantwortungsbewusster Öffentlichkeitsarbeit":
“Der Einsatz von Social Bots unterläuft das Prinzip, dass hinter jeder öffentlich vorgetragenen Meinung ein Mensch stehen muss", erklärt Professor Günter Bentele, Vorsitzender des Deutschen Rats für Public Relations. "Social Bots, oder Meinungsbots verschleiern auch ihre tatsächlichen Absender. Beides sind Manipulationsversuche und massive Verstöße gegen grundsätzliche Prinzipien der Öffentlichkeitsarbeit", so Bentele.“
Es gibt aber auch Stimmen, die davor warnen, die virtuellen Meinungsschleudern zu überschätzen. Zitat aus den Stuttgarter Nachrichten:
Lorena Jaume-Palasí schätzt die Gefahr, dass Social Bots die öffentliche Meinung manipulieren, noch nicht so groß ein. „Das könnten sie nur, wenn der gesamte menschliche Interaktionskontext ausschließlich digital wäre“, sagt die Politikphilosophin der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. „Wir leben in einer digitalen Zeit, aber Social Media hat noch nicht alle anderen Kontexte erreicht.“ Menschen gingen zur Arbeit oder in die U-Bahn, wo sie auf andere Menschen und andere Meinungen treffen. Der sogenannte magnifizierende Effekt des Internets, dessen Gefahren Kommunikationswissenschaftler immer wieder betonen, sei nicht quantifizierbar. Sie will Social Bots auch nicht ganz verteufeln. „Wir versuchen seit je, andere Menschen von unseren Meinungen zu überzeugen“, sagt sie, „wir können nicht Neutralität verlangen und auch nicht, dass Bots abgeschafft werden.“
Der angesprochene “magnifizierende Effekt“ wird aber auch von den traditionellen Medien gerne benutzt - wenn es ihnen denn passt. Deshalb werden Artikel allzu oft mit unzähligen, meist anonymen Twitter-Kommentaren garniert - wenn diese Kommentare zur Tendenz des Artikels passen. Wenn traditionelle Medien und Social Media auf diese Weise in der Echokammer verschmelzen, ist es mit der Sorge über Social Bots dann plötzlich nicht mehr weit her. 

Thursday, December 15, 2016

Digitale Transformation im Auto: Noch fehlt das Vertrauen

Neue technische Errungenschaften werden nicht immer mit offenen Armen willkommen geheissen, das war schon immer so. Oft gibt es gute Gründe für ein gesundes Misstrauen gegenüber unbekannten Technologien; gezielte Kritik kann dann zu Verbesserungen führen, die mehr Vertrauen schaffen. In dieser Phase scheint sich die digitale Transformation des Automobils zu befinden. Umfragen zeigen nämlich, dass die meisten Autofahrer den autonomen Fahrzeugen noch nicht über den Weg trauen.
Wer Erfahrungen mit Assistenzsystemen hat, hat mehr Vertrauen
in autonome Fahrzeuge.                                   Grafik Consline AG
 Eine Umfrage des amerikanischen Automobilclubs AAA ergab im Frühling dieses Jahres, dass drei von vier Befragten Angst davor haben, in einem autonomen Vehikel mitzufahren. Nur ein Fünftel der Studienteilnehmer gab an, der Selbstfahr-Technologie zu vertrauen. Eine ganz aktuelle Studie aus Deutschland, die vom Marktforscher Consline durchgeführt wurde, kommt jetzt zu sehr ähnlichen Resultaten. Die Mehrheit der Autofahrer betrachtet die Technik zum autonomen Fahren als unausgereift und findet es befremdlich, das Lenken dem Fahrzeug zu übergeben. Allerdings zeigt die Befragung auch, dass konkrete Erfahrungen mit Fahrassistenzsystemen die Akzeptanz deutlich erhöhen; Systeme, wie beispielsweise Abstandsregeltempomat oder Spurhalteassistent vermindern bei den Nutzern nicht nur den Fahrstress - sie schaffen auch Vertrauen in die Technik und vermindern das wahrgenommene Unfallrisiko. Allerdings bleiben starke Bedenken hinsichtlich der Kompatibilität mit anderen Verkehrsteilnehmern, aber auch bezüglich Haftungsfragen und Datenmissbrauch.
Im Ranking der Nützlichkeit liegt der Abstandsregeltempomat vorne, Schlusslichter bilden Verkehrszeichenerkennung und Bremsassistenten. Hier werden von den Fahrern erhebliche Fehlfunktionen bemängelt.
Im Vergleich der untersuchten Premiummarken zeigen sich überraschende Unterschiede: Trotz tödlicher Unfälle liegt Tesla beim Abstandsregeltempomat und Spurhalteassistenten deutlich vor deutschen Premiummarken. Der Bremsassistent von Tesla wird allerdings kritisch bewertet.
Insgesamt halten Autofahrer, die bereits Erfahrungen mit Assistenzsysteme gemacht haben, beachtliche Verbesserungen für notwendig, insbesondere in den Bereichen Verkehrsfluss ("zu grosser Sicherheitsabstand"), Fehleranfälligkeit ("falsche Reaktion des Systems") oder Fahrverhalten ("ruckartiges Anfahren", "unnötig hartes Bremsen").

Wir gehen davon aus, dass sich diese Assistenzsysteme rasch verbessern werden – auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt. Schliesslich war auch das ganz gewöhnliche, von Menschenhand gelenkte Automobil, das vor mehr als 100 Jahren in Erscheinung trat, nicht von Anfang an ein uneingeschränkter Erfolg. Das Misstrauen gegenüber der damals neuen Technologie war so gross, dass zum Beispiel eine Kanadische Provinz von 1908 bis 1919 den Gebrauch von Automobilen auf sämtlichen öffentlichen Strassen untersagte…  

Monday, December 12, 2016

Kunden lieben “uberisierte“ Services – Unternehmen hinken hinterher

Haben Sie schon einmal einen Unternehmer oder Manager gefragt, was ihm wichtig erscheint? Umfragen zeigen, dass die meisten Anbieter Kundenzufriedenheit als eine der wichtigsten Messgrössen für ihren Erfolg betrachten. Trotzdem ist es für viele Unternehmen im Zeitalter der digitalen Transformation oft schwierig, genau diesen Anspruch zu erfüllen. Die Verbraucher lieben die “Uberisierung“, vor allem des Dienstleistungssektors, doch die Transformation in vielen Unternehmen hinkt hinterher.

Uberisierung gegoogelt: Tausende Resultate zeigen, wohin
 der Trend geht.                                                                          Screengrab Google
Der Fahrdienstvermittler Uber ist nicht überall auf der Welt gleich erfolgreich; vielerorts wird die Dienstleistung durch Vorschriften ausgebremst, auch in der Schweiz. Trotzdem schreitet die Uberisierung der Wirtschaft in rasantem Tempo voran und wird auf die Dauer nur schwer aufzuhalten sein. Der Grund: Kunden lieben Firmen, die innovative Technologien einsetzen, um das Kundenerlebnis und die Qualität der Dienstleistung zu verbessern. Das zeigt auch eine neue Studie des amerikanischen Service-Spezialisten ClickSoftware. Demnach steigt die Nachfrage nach "uberisierten" Dienstleistungen stetig an, während die Anbieter Schwierigkeiten haben, diese Erwartungen zu erfüllen, besonders wenn es um die Bereitstellung von Dienstleistungen zu Hause geht. In der Studie wurden Konsumenten und Anbieter befragt und es wurde eine Diskrepanz zwischen den Kundenerwartungen und der Fähigkeit der Anbieter festgestellt, ein herausragendes Kundenerlebnis zu bieten. Die Befragung wurde in den Vereinigten Staaten, in Australien sowie verschiedenen Ländern Europas durchgeführt.
 Gemäss der Umfrage erwarten Konsumenten, dass sie von der digitalen Transformation profitieren, wenn sie Kundendienste in Anspruch nehmen:
Die Ergebnisse zeigten vor allem, dass die Einfachheit der Buchung und die aktuelle Kommunikation in Echtzeit bei der Beurteilung eines herausragenden Kundendiensterlebnisses an oberster Stelle stehen. Allerdings haben Anbieter Probleme, diese Anforderung zu erfüllen, obwohl 61 Prozent von ihnen angeben, dass sie Kundenzufriedenheit als wichtigste Messgröße des Erfolgs betrachten. Die Studie stellte fest, dass Anbieter die Kundenerwartungen in keinem der untersuchten geografischen Gebiete erfüllen, da die meisten von ihnen immer noch traditionelle Kommunikationswerkzeuge als wichtigstes Mittel zur Kontaktaufnahme mit Kunden verwenden – zum Beispiel das Telefon.
Dabei wollen die Kunden mehr Komfort und vorallem Zeit sparen. Die Vermeidung unnötiger Wartezeiten wurde denn auch als Hauptvorteil aktueller Echtzeitkommunikation mit Dienstleistern angegeben.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass Verbraucher nahtlose und bequeme Interaktion mit Dienstleistern wünschen. Bei der Frage auf die Erwartungen an Anbieter in den kommenden fünf Jahren sagte über ein Viertel der Verbraucher in allen teilnehmenden Ländern, dass sie Zugriff auf direkte und Live-Kommunikation mit ihrem Servicetechniker erwarten. Mit anderen Worten: Service auf Abruf. Uber lässt grüssen.
"Die Geschäftsmodelle von Amazon und Uber haben die herkömmlichen Kundendienstmodelle aufgebrochen. Servicekontakte werden heute mit derselben Messlatte gemessen, unabhängig davon, ob man ein Taxi elektronisch bestellt oder eine Kabelfernsehreparatur", sagte Tom Heiser, CEO von ClickSoftware.



Thursday, December 8, 2016

Autonome Autos kommen schneller als wir denken

Die grossen Autohersteller wissen, dass sie im Rennen um autonome Autos jetzt mitinvestieren müssen, wenn sie am Ziel noch dabei sein wollen. Dabei haben sie hochgesteckte Ziele, die sie ganz unbescheiden auch verkünden. Ford will zum Beispiel innerhalb von fünf Jahren ein total-autonomes Auto auf den Markt bringen, Mercedes, BMW und Nissan stehen auch nicht abseits, genauso wie die grossen Tech-Unternehmen Apple und Google.

Eine vom japanischen Autobauer Nissan in Auftrag gegebene Studie zum Thema autonome Autos, durchgeführt von der internationalen Ideenfabrik Policy Network, skizziert nun den wahrscheinlichen wirtschaftlichen Einfluss dieser Entwicklung auf Europa als Ganzes. Demnach sollen autonom fahrende Autos in den kommenden Jahrzehnten rund 0,15 Prozent zu Europas jährlicher Wachstumsrate beitragen. Unterstützend zum Bericht wurde in einer europaweiten Verbraucherstudie, die 6000 Erwachsene einschloss, untersucht, was nach Einschätzung der Befragten die wichtigsten Vorteile autonomen Fahrens sind:
  • 58 Prozent sehen als einen der größten Vorteile autonom fahrender Autos eine verbesserte Mobilität für alle.
  • Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass die größte positive Auswirkung auf die Gesellschaft die Verringerung der durch menschliche Fehler verursachten Unfälle sei, und dass es dann weniger schlechte Fahrer gebe.
  • Weniger Unfälle und weniger Stress wurden von jeweils 56 Prozent als Top-Vorteile für die Gesundheit bewertet.
  • Vier von fünf Befragten gaben an, sich während des Fahrens nicht voll darauf zu konzentrieren. Demnach ist es nicht überraschend, dass 50 Prozent glauben, ein Hauptvorteil autonomer Fahrzeuge bestehe darin, dass man während der Fahrt auch andere Dinge tun könne.
  • Einer von vier Befragten, die erwägen in den nächsten fünf Jahren oder später ein Auto zu kaufen, ziehen ein autonom fahrendes Fahrzeug in Betracht.
 Die Studie zeigt, dass die schwächeren Mitglieder unserer Gesellschaft am meisten vom autonomen Fahren werden profitieren können. In einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft kann der fehlende Zugang zu Mobilität zu Isolation und Abhängigkeit führen. Autonomes Fahren bietet eine Lösung und neue Freiheit für alle.
Wie bei jeder neuen Technologie kommen natürlich auch Befürchtungen auf. Fast die Hälfte der Befragten halten die Möglichkeit von Fehlfunktionen für den größten Nachteil autonomer Fahrzeuge.

Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass autonome Fahrzeuge erst zugelassen werden, wenn sie sich in ausführlichen Tests bewährt haben. Dazu müssen dann auch zahlreiche Gesetzte geändert werden. Trotzdem ist klar, dass die autonomen Autos schon sehr bald unterwegs sein werden und unsere Transportstrukturen und unser Verhalten massiv verändern werden.

Sunday, December 4, 2016

Lob und Sterne: Amazon und die gekauften Produktebewertungen

Es war einmal ein Unternehmen, das freute sich darüber, dass es Kunden gab, die gerne Produktebewertungen schreiben und Sterne verteilen, damit andere Interessenten wissen, wie brauchbar ein Produkt überhaupt ist. Am Ende waren alle gut informiert, es wurden nur noch brauchbare Produkte verkauft, und von da an lebten sie alle glücklich und zufrieden, bis zur nächsten Online-Bestellung.

Ganz so einfach ist sie wohl nicht, die Sache mit den Produktebewertungen – die Wirklichkeit ist eben kein Weihnachtsmärchen. Deswegen hat sich wohl Amazon, der dominante Riese im Internethandel, dazu entschieden, etwas gegen unglaubwürdige Bewertungen zu unternehmen. 
Als Kunden wissen wir, wie wichtig Kundenbewertungen sein können – vor allem wenn es um die Qualität eines Produktes geht. Wer dann etwas tiefer gräbt, merkt schnell, dass viele der abgegebenen Bewertungen zum vornherein unglaubwürdig sind – weil sie nämlich von einem “Tester“ verfasst worden sind, der als Gegenleistung gratis das entsprechende Produkt bekommen hat. Zitat aus dem Spiegel:
So viele Bewertungen mit so vielen Sternen; aber was könen wir denn nun
glauben?                                                                      Screengrab amazon.de 
viele der Nutzer gaben bisher auch aus Eigennutz positive Produktbewertungen ab. Viele Anbieter bewarben ihre Produkte auf dem Online-Portal jahrelang mit Rabatten, kleinen Belohnungen oder kostenlosen Beigaben - Kunden bekamen diese aber nur, wenn sie bestimmte Produktbewertungen abgaben. Wie aus einem Bericht des Analyse-Unternehmens ReviewMeta hervorging, fielen diese dann meist überdurchschnittlich gut aus. Das Unternehmen hatte sieben Millionen Bewertungen auf Amazon.com untersucht. Demnach scheinen die Käufer tendenziell dazu zu neigen, "anreizbasierte" Produkte weitaus besser zu bewerten, als regulär angebotene Artikel.“
Diesem Verhalten will Amazon nun einen Riegel schieben. Der Tausch von Rezensionen gegen Produkte wird generell untersagt, und damit wenigstens eine gewisse Kontrolle ausgeübt werden kann, erlaubt das Unternehmen nur noch fünf Bewertungen pro Kunde und Woche – außer, wenn es sich um verifizierte Käufe handelt. Auf Amazon.com wurden bereits mehr als eine halbe Million unglaubwürdiger Rezensionen gelöscht. Das wirkte sich schnell auf die Noten aus, die von den Bewerbern abgegeben werden: Diese verschlechterten sich nämlich im Durchschnitt deutlich.
Also doch: Ein Weihnachtsmärchen mit Happy-End? Eher nicht.
Bewertungen sollten auch in Zukunft mit grosser Vorsicht genossen werden. Das beweist der anonyme aber durchaus lesenswerte Bericht eines massenhaften “Testers“, der in den Kommentarspalten von heise.de publiziert wurde. Der Verfasser ist nicht optimistisch, was die Zukunft der Bewertungen betrifft:
“Die Händler und Rezensenten werden ihren Workaround um die neuen Regeln finden. Viele bieten schon jetzt Erstattung per PayPal vorab an. Das hat für den potentiellen Käufer viel mehr Nachteile als bisher, weil so erstens verifizierter Kauf dransteht (bei Kauf mit Code nicht) und zweitens kein Disclaimer, dass das Produkt kostenlos zur Verfügung gestellt wurde (den auch bisher nicht alle angefügt haben, obwohl es so gefordert wurde).“
Immerhin hält dieser Rezensent eine Gebrauchsanleitung für Produktebewertungen bereit, die durchaus nützlich sein könnte:
  • 5 Sterne Bewertungen von Top-Rezensenten immer kritisch ansehen;
  • sich am besten in erster Linie an 2-4 Sterne Bewertungen halten;
  • 1 Stern Bewertungen sind oft sinnfrei und Gejammer über defekte Artikel und Ähnliches […];
  • Produkte die schnell viele gute Bewertungen bekommen, kritisch betrachten;
  • sich anschauen was die Rezensenten sonst so bewerten.