Von 1001 Nacht in die Wirklichkeit: Der Ali-Baba-Hauptsitz in Hangzhou, China. Bild Wikipedia |
“Der Selbstversuch klappt. Über eine Facebook-Gruppe wird man in die nächste eingeladen. Dann ist man plötzlich in einer sogenannten «Produkttester-Gruppe» für Amazon-Produkte drin. Es ist eine Welt voller Gratisangebote. “Testen“ muss man nichts. Es reicht, das Babyfon, den Bürostuhl oder die Koffein-Tabletten beim Online-Marktplatz Amazon zu bestellen. Danach hinterlässt man eine positive Bewertung in deutscher Sprache - das ist so abgemacht. Der chinesische Hersteller, bei dem man bestellt hat, überweist einem dann den Kaufpreis zurück. Oft noch mit einem Sackgeld obendrauf. Das ist illegal. Es täuscht Kunden und verstösst gegen die Amazon-Richtlinien. Die Gruppen in den sozialen Netzwerken existieren deshalb auch nur für ein paar Wochen. Dafür landen die Händler weit vorne in der Amazon-Suche.“Das Fazit der NZZ:
“Die Luft ist raus: Europäische Händler auf Amazon kommen gegen die Konkurrenz aus Fernost nicht mehr an.“Ins gleiche Horn bläst auch das Online-News-Portal heise.de. Unfaire Konkurrenz aus China koste allein die deutsche Onlinehändler bei Elektronikartikeln eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr. Das sei eine massive Schädigung des deutschen Standorts und koste Tausende Arbeitsplätze, sagt Gero Furchheim der Präsident des Verbandes für E-Commerce und Versandhandel. Eines der Probleme sind die niedrigen Postgebühren, die in China bezahlt werden. Die USA und andere Industrieländer wollen dem nun im Weltpostverein einen Riegel schieben:
“Die niedrigen Tarife gehen auf eine Regelung der Organisation zurück, der seit 1874 den internationalen Postverkehr regelt. Sie waren zur Unterstützung armer Länder gedacht, führen aber angesichts der Flut von Online-Bestellungen in China nun zu Verärgerung. "In Europa zahlen Händler das Zwei- bis Dreifache", sagte Furchheim. […]"Der Handel mit Direktlieferungen aus China wächst mit großer Dynamik", sagte Furchheim. "Wir schätzen, dass allein Elektrogeräte im Wert von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr direkt aus China an private Haushalte in Deutschland geliefert werden."
Unfair seien aber nicht nur die
Postgebühren, monieren lokale Händler: Ausländische Anbieter sparten sich
Kosten für Sicherheitstests sowie Steuern und Abgaben. Deshalb kämen massenhaft
mangelhafte Geräte auf den deutschen Markt.
Trotzdem sieht es nicht so aus, als ob sich
die chinesische Warenflut im Westen bald abschwächen wird. Die Konsumenten
lieben die billige Ware viel zu sehr. Es ist deshalb nur logisch, dass Ali
Baba, die grösste chinesische Handelsplattform, auch hier immer mehr
Marktanzeile gewinnt, wie auch das Magazin
Bilanz mit mehr Bewunderung als Verwunderung festhält:
“Mit zuletzt geschätzt 475 Millionen Franken ist Aliexpress hierzulande bereits der viertgrösste Onlinehändler – hinter Zalando, Digitec Galaxus und Amazon. Kunden bestellten erst Ladekabel, Adapter, Handyhüllen und Billigschmuck. Nun werden über die App auch Kleider, Schuhe und Haushaltsgeräte gekauft. Zu Preisen, die Schweizer Händler verzweifeln lassen…“
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