Monday, September 23, 2019

Der Kampf mit der unfairen chinesischen Konkurrenz

Jahrelang wurde er akzeptiert, wie ein Naturereignis: der unaufhörliche Tsunami an Billigwaren, der von China in die westliche Welt schwappte und dafür sorgte, dass unsere Geräte, Gadgets und Bekleidung immer billiger wurden - in jeder Beziehung. Die Erkenntnis, dass diese Warenflut durchaus auch negative Seiten hat, scheint sich langsam auf breiterer Front durchzusetzen, vor allem auch was den Onlinehandel betrifft.

Von 1001 Nacht in die Wirklichkeit: Der Ali-Baba-Hauptsitz in Hangzhou,
China.                                                                                         Bild Wikipedia
Bis jetzt war es vor allem der amerikanische Präsident Donald Trump, der sich mit seiner aggressiven Haltung gegenüber Chinas Handelspraktiken profiliert hat. Dieser Handelsstreit wird so schnell nicht beendet sein und wirkt sich weltweit aus. Unter anderem auch darin, dass jetzt längst nicht mehr nur in den USA davon geredet wird, dass die chinesischen Handelspraktiken oft unfair sind. So berichtet die NZZ am Sonntag in ihrer letzten Ausgabe, über die illegale Methoden Chinesischer Händler, um im deutschsprachigen Raum Kunden zu gewinnen:
“Der Selbstversuch klappt. Über eine Facebook-Gruppe wird man in die nächste eingeladen. Dann ist man plötzlich in einer sogenannten «Produkttester-Gruppe» für Amazon-Produkte drin. Es ist eine Welt voller Gratisangebote. “Testen“ muss man nichts. Es reicht, das Babyfon, den Bürostuhl oder die Koffein-Tabletten beim Online-Marktplatz Amazon zu bestellen. Danach hinterlässt man eine positive Bewertung in deutscher Sprache - das ist so abgemacht. Der chinesische Hersteller, bei dem man bestellt hat, überweist einem dann den Kaufpreis zurück. Oft noch mit einem Sackgeld obendrauf. Das ist illegal. Es täuscht Kunden und verstösst gegen die Amazon-Richtlinien. Die Gruppen in den sozialen Netzwerken existieren deshalb auch nur für ein paar Wochen. Dafür landen die Händler weit vorne in der Amazon-Suche.“
Das Fazit der NZZ: 
“Die Luft ist raus: Europäische Händler auf Amazon kommen gegen die Konkurrenz aus Fernost nicht mehr an.“
Ins gleiche Horn bläst auch das Online-News-Portal heise.de. Unfaire Konkurrenz aus China koste allein die deutsche Onlinehändler bei Elektronikartikeln eine halbe Milliarde Euro Umsatz im Jahr. Das sei eine massive Schädigung des deutschen Standorts und koste Tausende Arbeitsplätze, sagt Gero Furchheim der Präsident des Verbandes für E-Commerce und Versandhandel. Eines der Probleme sind die niedrigen Postgebühren, die in China bezahlt werden.  Die USA und andere Industrieländer wollen dem nun im Weltpostverein einen Riegel schieben:
“Die niedrigen Tarife gehen auf eine Regelung der Organisation zurück, der seit 1874 den internationalen Postverkehr regelt. Sie waren zur Unterstützung armer Länder gedacht, führen aber angesichts der Flut von Online-Bestellungen in China nun zu Verärgerung. "In Europa zahlen Händler das Zwei- bis Dreifache", sagte Furchheim. […]"Der Handel mit Direktlieferungen aus China wächst mit großer Dynamik", sagte Furchheim. "Wir schätzen, dass allein Elektrogeräte im Wert von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr direkt aus China an private Haushalte in Deutschland geliefert werden."
Unfair seien aber nicht nur die Postgebühren, monieren lokale Händler: Ausländische Anbieter sparten sich Kosten für Sicherheitstests sowie Steuern und Abgaben. Deshalb kämen massenhaft mangelhafte Geräte auf den deutschen Markt.
Trotzdem sieht es nicht so aus, als ob sich die chinesische Warenflut im Westen bald abschwächen wird. Die Konsumenten lieben die billige Ware viel zu sehr. Es ist deshalb nur logisch, dass Ali Baba, die grösste chinesische Handelsplattform, auch hier immer mehr Marktanzeile gewinnt, wie auch das Magazin Bilanz mit mehr Bewunderung als Verwunderung festhält:
“Mit zuletzt geschätzt 475 Millionen Franken ist Aliexpress hierzulande bereits der viertgrösste Onlinehändler – hinter Zalando, Digitec Galaxus und Amazon. Kunden bestellten erst Ladekabel, Adapter, Handyhüllen und Billigschmuck. Nun werden über die App auch Kleider, Schuhe und Haushaltsgeräte gekauft. Zu Preisen, die Schweizer Händler verzweifeln lassen…“


No comments:

Post a Comment