Sunday, May 30, 2021

Die Preise steigen – und der PC-Markt wächst weiter

Die Preise für Informationstechnologie sind in den letzten Jahren ständig gesunken – und zwar massiv. Die Corona-Pandemie hat nun aber dazu beigetragen, dass die Inflation auch in diesem Sektor zurückkommt. Ein Grund dafür: Homeoffice und andere Corona-Kommunikationstrends haben dafür gesorgt, dass das IT-Geschäft so richtig boomt.


Der IT-Markt hat seit vielen Jahren keine Inflation mehr erlebt. Das ändert sich gerade. 
                                                                                                                Bild Picpedia.org

Gemäss IDC werden PC-Lieferungen dieses Jahr um 18,1 Prozent wachsen – prognostiziert wird der Verkauf von mehr als 357 Millionen Geräten. Das sind fast eine Million verkaufte PCs pro Tag. Dies in einer Zeit, mit Unterbrüchen in der Lieferkette und IT-Komponentenknappheit.  Das trifft vor allem jene Marktteilnehmer, die nicht ganze PCs, sondern Bestandteile kaufen. Potentielle Käufer sind gezwungen, vormontierte PCs zu kaufen, statt die Systeme selbst zusammenzubauen. Der Grund: Die Preise für Komplett-PCs sind in den meisten Fällen günstiger als die Komponenten. Auch im Laptop-Markt zeigen sich ähnliche Probleme. Auch dieser Sektor ist von der Verknappung und Verteuerung bei CPU/GPU und Speichereinheiten betroffen. Aber die Engpässe zeigen sich auch in anderen Bereichen. Displays, Audio-Chips oder Controller sind plötzlich knapp geworden. Diese Knappheit verzögert die Verfügbarkeit von Notebooks, was wiederum die Nachfrage nach Desktop-PCs ankurbelt. ZDnet.de geht in einem ausführlichen Artikel auf die sich abzeichnende Verteuerung ein:

“Die PC-Preise werden wahrscheinlich im zweiten Quartal und im restlichen Jahr 2021 steigen, da die Hersteller die höheren Kosten für Komponenten und Logistik bei starker Nachfrage weitergeben. Die aktuellen Quartalszahlen von HP, Dell Technologies und Lenovo geben einen Hinweis darauf, dass die Inflation wahrscheinlich auf den PC-Markt zukommen wird. Cisco hat bereits eine ähnliches für die Infrastruktur von Rechenzentren vorausgesagt.  Die globale Chip-Knappheit ist ein viel größeres Problem, als viele glaubten und wird auch noch länger andauern…“

Es gibt einen (kleinen) Trost für uns alle. In den letzten Jahrzehnten sind die Preise für Hardware und IT-Dienstleistungen immer nur gesunken – und zwar massiv. Nach Angaben des U.S. Bureau of Labor Statistics waren die Preise für Informationstechnologie, Hardware und Dienstleistungen im Jahr 2021 um 92,71 Prozent niedriger als 1988.  Mit anderen Worten: Informationstechnologie, Hardware und Dienstleistungen, die im Jahr 1988  noch 20 Franken gekostet haben, kosten heute  gerade noch rund einen Franken und 50 Rappen.

Tuesday, May 25, 2021

E-Commerce: Weniger Verpackung, mehr Erfolg

 Eine Südkoreanische E-Commerce Firma macht vor, wovon viele von, die bei Zalando oder Amazon einkaufen, nur träumen können: Produkte, die bei Coupang im Webshop gekauft werden, kommen (meistens) ohne Kartonschachtel oder Plastikverpackung. Das Unternehmen hat den Bedarf für Kartons und Bubble-Wrap für 75 Prozent seiner Lieferungen eliminiert. Das ist aber nur ein Teil seines Erfolgsrezepts.

Coupang.com: Bevölkerungsdichte fördert das Geschäft.  Screenshot Coupang.com

Coupang wird oft mit Amazon verglichen. Das Unternehmen ist in den letzten zehn Jahren extrem stark gewachsen, ging im März erfolgreich an die Börse und ist heute 70 Milliarden US-Dollar wert.  Viele der Dienstleistungen, die Coupang bietet, sind möglich, weil Südkorea mit 50 Millionen Einwohnern extrem dicht besiedelt ist. So ist Same Day Delivery zur Normalität geworden. Fast alle Produkte können am gleichen Tag bestellt und geliefert werden, und Waren, die bis Mitternacht bestellt werden, werden bis 7 Uhr am nächsten Morgen geliefert.  Südkorea ist ausserdem hoch-technifiziert. Das alles führt dazu, dass Kundenservice bei Coupang sehr schnell geht. Lieferungen und Retouren sind einfacher, weil Kunden, Verteilzentren und Lieferanten nahe beieinander sind. Das Unternehmen hat 25 Millionen Quadratmeter Lagerfläche, verteilt auf 100 Standorte in mehr als 30 Städten. Laut Coupang leben 70 Prozent der Koreaner näher als 11 Kilometer zu einem Coupang Vertriebszentrum.

Coupang spart übrigens nicht nur an Schachtelverpackungen. Coupang Fresh, der Online-Lebensmitteldienst des Unternehmens, versendet seine Waren in wiederverwendbaren Behältern. Wenn die Lebensmittel konsumiert sind, können die Käufer diese Behälter an der Tür stehen lassen und sie werden von einem der 15‘000 Coupang-Lieferanten zur Wiederverwendung abgeholt.  Wer Waren zurückschicken muss, die er bei Coupang bestellt hat, kann sie ebenfalls einfach vor die Tür legen -  spezielle Verpackung oder gedruckte Etiketten sind nicht notwendig.

Im Moment ist Coupang der größte E-Commerce-Händler Südkoreas. Dieser Status werde, wie die New York Times schreibt,  durch die Menschen, die während der Pandemie zu Hause festsitzen, und diejenigen im Land, die sich nach einer schnelleren Lieferung sehnen, weiter gefestigt. Die Times zitiert den 42jährigen Gründer des Unternehmens, Bom Suk Kim:

"Unsere Mission ist es, eine Welt zu schaffen, in der sich die Kunden fragen: 'Wie konnte ich jemals ohne Coupang leben?'"

Dieses Motto scheint zu funktionieren: Laut NYT ist Südkorea einer der am schnellsten wachsenden E-Commerce-Märkte der Welt und wird in diesem Jahr voraussichtlich der drittgrößte der Welt werden, hinter China und den USA. Das Volumen des E-Commerce-Marktes, das im vergangenen Jahr 128 Milliarden US-Dollar betrug (davon 12 Milliarden durch Coupang erwirtschaftet), soll bis 2024 voraussichtlich 206 Milliarden US-Dollar erreichen.

Saturday, May 22, 2021

Gesichtserkennung für jedermann

Die Firma heisst PimEyes, und sie hat es geschafft, Gesichtserkennung für jedermann zugänglich zu machen. Die Website findet mit einer sogenannten Rückwärtssuche Gesichter im Internet – und zwar alle, die jemals hochgeladen wurden. Wer noch an eine Privatsphäre glaubt, ist entweder beunruhigt oder desillusioniert.

Gesichtserkennung für alle: PimEyes bietet verschiedene Dienste an.  Screenshot Pimeyes.com
Die Suche funktioniert wie eine Google Bildersuche – nur besser. Wer ein Bild auf PimEyes hochlädt erhält Resultate in Sekunden. Tests verschiedener Publikationen haben gezeigt, dass die Gesichtserkennung über viele Jahre zurück und durch das ganze Internet funktioniert. Das löst Bedenken aus. Ein Polnische Firma schaffe gerade unsere Anonymität ab, titelte eine deutsche Publikation. Andere Medien, weltweit, berichten über die Gesichtserkennung für alle:

“Die Entscheidung von PimEyes, Gesichtserkennungssoftware der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, überschreitet eine Grenze, die Technologieunternehmen in der Regel nicht zu überschreiten bereit sind, und eröffnet endlose Möglichkeiten, wie die Software eingesetzt und missbraucht werden kann. Stellen Sie sich vor, ein potenzieller Arbeitgeber wühlt in Ihrer Vergangenheit, ein Ex verfolgt Sie, oder ein zufälliger Fremder macht ein Foto von Ihnen in der Öffentlichkeit und kann Sie dann im Internet identifizieren. All dies ist mit PimEyes möglich: Obwohl die Website die Nutzer anweist, nur nach sich selbst zu suchen, hält sie sie nicht davon ab, Fotos von anderen Personen hochzuladen…“ (ctvnews.ca)

Datenschützer weisen darauf hin, dass die Europäische Datenschutzverordnung solche Vorgänge (wahrscheinlich) nicht zulässt. Es gibt keinen Zweifel, PimEyes.com hat ein Geschäftsmodell am Laufen, mit dem sich Geld verdienen lässt. Wie lange das Polnische Unternehmen dies so durchführen kann, wird sich zeigen.

“PimEyes lässt Benutzer eine begrenzte Anzahl von kleinen, leicht verpixelten Suchergebnissen kostenlos sehen, oder sie können eine monatliche Gebühr bezahlen, (ab $29.99) um umfangreichere Suchergebnisse und Funktionen zu erhalten (um sich durchzuklicken, um Bilder in voller Größe auf den Websites zu sehen, auf denen PimEyes sie gefunden hat, und um Benachrichtigungen zu erhalten, wenn PimEyes neue Bilder von Gesichtern online findet). Das Unternehmen bietet auch einen kostenpflichtigen Plan für Unternehmen an: Für $299.99 pro Monat können Unternehmen eine unbegrenzte Anzahl von Suchvorgängen durchführen und 500 Warnmeldungen einrichten.“

PimEyes sieht das Ganze natürlich etwas anders. Auf der Website heisst es:

"Wir glauben, dass Sie das Recht haben, sich selbst im Internet zu finden und Ihre Privatsphäre und Ihr Bild zu schützen. Mit den neuesten Technologien, künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen helfen wir Ihnen, Ihre Bilder im Internet zu finden und sich vor Betrügern, Identitätsdieben oder Personen zu schützen, die Ihr Bild illegal verwenden." 

Wie sicher fühlen Sie sich im Internet?

Es kann niemandem verübelt werden, wenn er oder sie sich im Internet nicht sicher fühlt. Cyberattacken generieren täglich Schlagzeilen, die für berechtigte Unruhe sorgen – nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei Privatpersonen. Was für Auswirkungen hat das auf das Sicherheitsgefühl der User? Eine repräsentative Befragung von Suissedigital hat versucht, das herauszufinden.

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Für die Studie wurden mehr als 18 bis 79jährige 2000 Schweizer User befragt. Die Resultate zeigen, dass sich die Anwender vieler Risiken im Internet durchaus bewusst sind.  So zeigten sich 64 Prozent der Befragten über die Nutzung ihrer Daten durch internationale Unternehmen sehr besorgt. Grosse Sorgen bereiten mehr als der Hälfte der Befragten auch die Gefahren durch Phishing, Identitäts-Diebstahl und -Missbrauch, Hackerangriffe und den Diebstahl von persönlichen, sensiblen Daten. Deutlich weniger Sorgen macht sich die Bevölkerung hinsichtlich des Risikos, durch die Schweizer Behörden überwacht zu werden: Nur 29 Prozent der Befragten zeigten sich diesbezüglich sehr besorgt. Die Befragung wird weitergeführt und kann im Internet (wo den sonst?) ausgefüllt werden. Sie ist auf der gleichen Seite verfügbar wie der Security-Check, den Suissedigital letztes Jahr lanciert hat. Der Online-Test, der in zwei Schwierigkeitsstufen verfügbar ist, soll die Öffentlichkeit für die Gefahren des Cyberraums sensibilisieren. Dazu dienen auch ein ausführliches Glossar und zwei Merkblätter, die kostenlos heruntergeladen werden können. 

Das Internet hat sich in den letzten 20 Jahren zu einem enorm wichtigen Kommunikations- und Verkaufswerkzeug entwickelt. Es generiert Milliardenumsätze und wird von vielen Menschen als Informationsquelle benutzt. Umso negativer wirkt es sich aus, wenn sich ein grosser Teil der Anwender im Internet nicht sicher fühlt. Im Cybersecurity-Sektor gibt es noch sehr  viel zu tun – auch was private Anwender betrifft.

Sunday, May 16, 2021

Ist Chia die grünere (und bessere) Kryptowährung?

Das “Schürfen“ von Bitcoin, wie der digitale Herstellungsprozess genannt wird, verbraucht riesige Mengen von Energie – im letzten Jahr wurde dafür mehr Elektrizität verbraucht, als die ganze Schweiz benötigt (siehe untenstehende Grafik). Elon Musk, einer der grossen Bitcoin-Förderer scheint jetzt eingesehen zu haben, dass es nicht viel Sinn macht, die Weltwirtschaft wegen des Klimawandels auf weniger Energieverbrauch zu trimmen, währenddem für Spekulationszwecke riesige Mengen von Elektrizität in digitales "Geld" verwandelt werden.  

Zum Vergleich: Der jährliche Stromverbrauch einiger Länder und von Bitcoin.
                                                                     Quelle: Cambridge Center for Alternative Finance

Ohne dem Tesla-Chef niedrige Beweggründe unterschieben zu wollen, darf man davon ausgehen, dass sein Sinneswandel bezüglich Bitcoin sich ausgezahlt hat: Seine Verlautbarungen per digitale Medien verursachen jeweils signifikante Kurssprünge. Das war auch diesmal wieder so: Mitte Woche gab Musk bekannt, seine Firma Tesla höre auf, Bitcoin von Tesla-Käufern zu akzeptieren. Der Grund: Bedenken wegen des enormen Energieverbrauchs bei der Herstellung der Währung. Die dramatische Kehrtwende des manchmal reichsten, dann wieder zweitreichsten Mannes der Welt verursachte einen Kurssturz von 8‘000 Dollar, von fast 55,000 auf 47,000 Dollar in nur zwei Stunden. In einer Twitter-Verlautbarung teilte Musk mit:

"Tesla hat Fahrzeugkäufe mit Bitcoin ausgesetzt. Wir sind besorgt über die schnell zunehmende Nutzung fossiler Brennstoffe für Bitcoin-Mining und Bitcoin-Transaktionen, insbesondere Kohle, die die schlimmsten Emissionen aller Brennstoffe hat. Kryptowährung ist auf vielen Ebenen eine gute Idee und wir glauben, dass sie eine vielversprechende Zukunft hat, aber das kann nicht auf Kosten der Umwelt geschehen. Tesla wird keine Bitcoin verkaufen und wir beabsichtigen, die Währung für Transaktionen zu nutzen, sobald das Mining auf nachhaltigere Energie umgestellt wird. Wir schauen uns auch andere Kryptowährungen an, die weniger als ein Prozent der Energie von Bitcoin [pro] Transaktion verbrauchen."

Eine dieser Währungen, die jetzt in den Fokus gerückt ist, heisst Chia. Die Idee stammt von BitTorrent Erfinder Bram Cohen, der Chia als "grünes Geld für eine digitale Welt" beschreibt. Laut Chia verbraucht der Chia-Mining zehntausendmal weniger Energie als Bitcoin. Dafür braucht die Währung Speicherplatz. In China haben sich die Preise für Festplatten bei einigen PC-Modellen bereits verdoppelt, da die ersten Anbieter versuchen, mit Speicherplatz Geld zu machen. Das Problem: Jüngsten Berichten zufolge reduziert kontinuierliches Chia-Mining die Haltbarkeit einer 512-GB-Festplatte von zehn Jahren auf gerade mal 40 Tage. Trotzdem: Der Preis von Chia hat in den letzten Tagen deutlich angezogen, dann wieder nachgegeben. Das Handelsvolumen von mehr als 110 Milliarden Dollar (in den letzten 24 Stunden) ist so oder so eindrücklich.

Thursday, May 13, 2021

ETH-Forscher erfinden Datenspeicher für die Ewigkeit

Das Europäische Patentamt (EPA) hat die beiden ETH-Forscher Robert N. Grass und Wendelin Stark für den Europäischen Erfinderpreis 2021 als Finalisten in der Kategorie Forschung nominiert. Damit wird ihre Erfindung eines neuartigen Datenspeicherverfahrens gewürdigt, das in DNA-Codes verwandelte Informationen in winzigen Glaskugeln künstlich versteinert und so Daten für Tausende von Jahren auf kleinstem Raum sichert und erhält. In einer winzigen Menge von wenigen Gramm synthetischer DNA lassen sich so 400'000 Terrabyte Daten speichern, das entspricht der Datenmenge aller momentan auf Youtube verfügbaren Filmen.

Die beiden ForscherRobert Grass und Wendelin Stark von der ETH Zürich.   Bild PD

Die Erfindung von Grass und Stark ebnet den Weg für eine Langzeitdatenspeicherung, welche die begrenzte Haltbarkeit von digitalen Speichermedien überwindet, indem sie die DNA-Speicherfähigkeiten von Fossilien nachahmt. Die beiden Chemie-Professoren lösten die bisher existierenden Probleme von Datenspeicherung auf Basis synthetischer DNA, die sich ungeschützt schnell zersetzt, indem sie ein Verfahren entwickelten, mit dem Daten im DNA-Format in Glaskügelchen versiegelt und wieder unbeschädigt und ohne Verluste herausgelöst werden können.

Grass und Stark liessen sich zur Lösung des DNA-Haltbarkeitsproblems von Fossilien inspirieren, in denen die DNA, der älteste Code der Welt, über Hunderttausende von Jahren konserviert ist. "Die Herausforderung war klar: DNA stabil zu machen", erklärt Grass. "Fossilien erwiesen sich als der richtige Weg. Daher untersuchten wir die chemische Struktur von Glasablagerungen auf der DNA, was uns schliesslich zu der Verkapselungstechnologie führte."

Die künstlichen Glasfossilien sind über die Nutzung als Langzeitspeicher hinaus ein äusserst robuster Bar-Code für Tracking-Zwecke: Die winzigen, unschädlichen DNA-haltigen Partikel werden dazu auf ein Produkt aufgebracht und später zur Verifizierung ausgelesen. So kann zum Beispiel die Lieferkette von Bio-Baumwolle nachvollzogen oder die Herkunft von Edelsteinen überprüft werden.

Friday, May 7, 2021

Auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft

Die Coronapandemie beinflusst das Zahlverhalten der Kundschaft nicht nur in der Schweiz, wo seit diesem Frühjahr nicht mehr Bargeld das beliebteste Zahlungsmittel ist, sondern auch in Deutschland, wo eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass  die Entwicklung ähnlich verläuft. Zwei Drittel der Konsumenten setzen wegen Corona weniger Bargeld zum Bezahlen ein.

Die Zeiten der dicken Portmonnaies könnten bald zu Ende gehen. Bild Pixabay
Gemäss einer Studie des ECC-Köln haben 68 Prozent der Konsumenten infolge der Coronavirus-Pandemie ihr Bezahlverhalten an der Kasse verändert. Dabei gewinnen insbesondere bargeldlose Verfahren zunehmend an Bedeutung und werden nicht mehr nur von Smartphone- und online-affinen Kunden genutzt. 71 Prozent der Befragten geben an, mittlerweile häufig kontaktlos mit Karte zu bezahlen. Der Kaufpreis scheint dabei irrelevant: Die Spanne reicht von Kleinstbeträgen bis hin zu Zahlungen von über 500 Euro. Der Grossteil der kontaktlosen Zahlungen wird heute per Karte abgewickelt. Eindrücklich ist: Jede siebte Zahlung wird bereits mit dem Smartphone getätigt, wie der ECC mitteilt.

Wie reagiert der Handel auf die veränderten Kundenanforderungen? 74 Prozent der Händler haben festgestellt, dass sich die Zahlgewohnheiten ihrer Kunden geändert haben. Der Grossteil der stationären Händler sei bereits heute gut eingerichtet, heisst es in der Mitteilung des ECC-Köln. Trotzdem rüstet jeder zweite Händler wegen der aktuellen Entwicklung des allgemeinen Zahlverhaltens noch einmal nach. Dabei wird vor allem die Zahlung per Girocard oder EC-Karte, die kontaktlose Zahlung per NFC oder QR-Code und die Zahlung mit der Kreditkarte möglich gemacht. Mit gutem Grund: Rund ein Drittel der Konsumenten zieht heute Geschäfte vor, die digitales Bezahlen ermöglichen. Volle 17 Prozent der Verbraucher meiden Geschäfte, die nur Bargeld akzeptieren.

Noch immer zahlen 63 Prozent der Konsumenten in Deutschland oft mit Bargeld. Allerdings sinkt die Bedeutung von Cash seit Jahren – das merkt auch der Handel. Nur ein kleiner Teil der Händler kann sich aber vorstellen, gänzlich darauf zu verzichten, Barzahlung anzubieten. Hat sich die Kundschaft jedoch einmal an die Vorteile bargeldlosen Bezahlens wie Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Hygiene gewöhnt, werden es Geldscheine und Münzen in Zukunft schwerer haben. Es gibt allerdings einige Länder, die diesbezüglich bereits viel weiter sind als die Schweiz und Deutschland. Kanadier zahlen am meisten und am liebsten mit Plastik, und Schweden scheint schon bald komplett ohne Cash auskommen zu wollen.


Monday, May 3, 2021

Zuhause bleiben und Geld ausgeben beschleunigt die Corona-Inflation

Viele Wirtschaftsexperten haben es vorausgesagt: Die Corona Pandemie wird in vielen Lebensbereichen zu einer Preisinflation führen. Das gilt besonders auch für den digitalen Bereich. Geräte, die dem IT-Segment zugeordnet werden können oder digitale Bestandteile enthalten, sind besonders betroffen. Wie lange dieser Effekt anhalten wird, ist schwer abzusehen.

“Webcams, PCs, Grafikkarten, Drucker: Corona wirbelt die Preise durcheinander“, titelt das Digitalmagazin heise.de in einem ausführlichen Artikel zum Thema. Heise zitiert die Handelsexpertin Eva Stüber vom Kölner Institut für Handelsforschung: Die Strategie, sich vor allem über den Preis im Wettbewerb zu profilieren, sei von der Pandemie ein Stück weit ausgehebelt worden. Zurzeit gewinne derjenige, der die Lieferkette im Griff hat und tatsächlich liefern könne – auch zum vollen Preis.Das zeige sich gerade im Elektronikmarkt, wo sonst die kurzen Produktzyklen für einen raschen Preisverfall sorgten.

Es gibt zwei aktuelle Studien, welche diese Preisentwicklung demonstrieren. Die eine kommt von der Shopping-Plattform mydealz. Wer früher günstig Elektronikartikel kaufen wollte, brauchte nur ein wenig Geduld: Schon bald nach dem Verkaufsstart sanken die Preise für Elektronikartikel und viele andere Produkte. Sie veralteten schnell und mit der Nachfrage sank auch ihr Preis. Das sei nun anders: Die Corona-Krise mache sparsamen Verbrauchern einen Strich durch die Rechnung, teilt das Unternehmen mit:

“Am stärksten angezogen haben die Preise für Videospiele und Filme: Verglichen mit dem Februar 2020 müssen Verbraucher für die gleichen Spiele und Filme nun im Schnitt 20,8 Prozent mehr ausgeben. Um ein knappes Fünftel (19,8 Prozent) sind zeitgleich sind auch die Preise für Besteck, Geschirr und Gläser gestiegen. Beide Preisanstiege dürfen sich darauf zurückführen lassen, dass viele Deutsche nun mehr Zeit zuhause verbringen und die Nachfrage entsprechend angezogen hat. Das gilt auch für Fernseher sowie Drucker und Scanner, die nun im Schnitt 15,5 Prozent beziehungsweise 13,2 Prozent teurer sind als noch vor einem Jahr.“

Das Konsumentenportal testberichte.de hat ähnliche Untersuchungsergebnisse zu präsentieren, die am Beispiel von Webcams besonders drastisch ausfallen:

“Bereits der erste Lockdown in China im Februar 2020 führte zu einer spürbaren Angebotsverknappung in Deutschland. Die durchschnittliche tägliche Zahl der bei Testberichte.de angezeigten Angebote pro Webcam-Modell sank von rund 28 im Februar 2020 auf knapp 10 im Juni. Danach stieg die Anzahl der Angebote bis Dezember wieder auf das alte Niveau, stieß allerdings offensichtlich auf eine immer stärkere Nachfrage. Denn der Durchschnittspreis einer Webcam sank keineswegs mit der Verbesserung des Angebots, sondern stieg fast kontinuierlich weiter - von knapp 70 Euro im Februar 2020 auf rund 130 Euro im Dezember. Das entspricht einer durchschnittlichen Preissteigerung um rund 100 Prozent innerhalb eines Jahres - die höchste gemessene Preissteigerung in der Auswertung bezogen auf eine gesamte Produktkategorie.“