Wednesday, January 27, 2016

Die einen stört die Werbung, die anderen der Werbeblocker

Der grösste Teil von Usern, die wissen was ein Werbeblocker ist, die Software selber aber noch nicht nutzen, würden darauf verzichten, wenn sie selbst entscheiden könnten, ob und wann sie Online-Werbung anschauen wollen. Zu diesem Ergebnis kommt eine weltweite Studie im Auftrag der Videowerbe-Plattform Teads. Demnach lösen besonders Pop-up-Anzeigen den Adblocking-Impuls aus; für 80 Prozent der Ad-Blocker-Nutzer waren sie denn auch der Hauptgrund für die Installation derartiger Software. Sehr ärgerlich sind aus Nutzersicht auch sogenannte Pre-Roll-Videoanzeigen, die vor den eigentlichen Inhalten ablaufen. Für viele Ad-Blocker-Nutzer ist das die aufdringlichste Werbung überhaupt.

Pech gehabt: Wer die Werbung nicht will, kommt nicht rein. Beim amerikanischen
Nachrichtenmagazin Forbes versteht man bezüglich Werbeblockern keinen Spass.
                                                                                                       Screenshot Forbes.com
Software, die am Computer Werbung blockiert, ist extrem populär. Untersuchungen zeigen, dass im letzten Jahr rund 200 Millionen Menschen davon Gebrauch machten – Tendenz stark steigend. In der Schweiz sind es rund 15 Prozent der User (ein gleich hoher Prozentsatz wie in Grossbritannien), die Internetwerbung blockieren. Das sind rund 1,1 Millionen Menschen. Zum Vergleich: In Deutschland benutzen 25 Prozent und in Griechenland gar 37 Prozent der User einen Adblocker. Wie die oben erwähnte Teads-Studie zeigt, braucht die Werbeblocker-Software nicht viel Werbung, um Verbreitung zu finden: Ein grosser Teil des Publikums scheint Werbung derartig ärgerlich und irrelevant zu finden, dass gerne nach einem Adblocker gegriffen wird; bei der Verbreitung spielen denn auch persönliche Empfehlungen eine wichtige Rolle.
Dieser massenhafte Einsatz von Ad-Blockern bedroht vor allem die Verlagsbranche, die ihre Online-Inhalte über Werbung finanzieren. Immerhin wird der Ausfall an Werbegeldern in einer US-Studie im letzten Jahr auf über 20 Milliarden Dollar geschätzt. Beunruhigend für die Werbebranche dürfte auch die Tatsache sein, dass vor allem junge User, sprich Millennials, Werbung blockieren (in den US sind es volle 63 Prozent).
Dass die Nutzer zunehmend mobil per Handy oder Tablet surfen, verschärft die Situation weiter. Denn offensichtlich stört Werbung dort noch mehr. 69 Prozent der in der Teads-Studie Befragten, die auf ihren mobilen Geräten einen Ad-Blocker installiert haben, finden Werbung auf dem Smartphone noch störender als am heimischen PC. Nur jeder Dritte, der einen Adblocker auf mobilen Geräten verwendet (36 Prozent), hat diese auch auf dem Desktop installiert. Eine Untersuchung der New York Times gibt klare Hinweise darauf, dass Werbung nicht nur blockiert wird, weil sie stört, sondern auch, weil sie das Surfen verlangsamt. Durch den Einsatz von Werbeblockern steigerte sich die Geschwindigkeit von mobilen Websites signifikant, genauso wie die Akkulebensdauer der getesteten iPhones.
Es gibt also durchaus Gründe dafür, Werbeblocker einzusetzen – und in der Werbebranche gibt es verschiedene Ansätze, das Problem anzugehen. Eine sehr robuste Option benutzt zum Beispiel der Axel Springer Verlag mit der Bild-Zeitung. Wer einen Werbeblocker eingeschaltet hat, kann Bild.de nicht besuchen. Das Selbe gilt für das amerikanische Magazin Forbes.com sowie für die britische Zeitung The Telegraph. (Beim Telegraph scheint man noch zu experimentieren; die Werbeblocker-Barriere ist nur zeitweise installiert.)
Experten gehen davon aus, dass diese Sperren sich negativ auf die Besucherzahlen der entsprechenden Websiten auswirken. Ausserdem ist nicht klar, ob dieser autoritäre Ansatz auch den Werbern hilft.
Einen kommunikativeren Ansatz hält man beim Videowerbungsspezialisten Teads für wirksamer:
 "Die Verbraucher wünschen sich Werbung, die ihr Online-Erlebnis nicht stört. Wenn wir das Adblocking-Problem lösen wollen, müssen wir diesen Wunsch endlich respektieren. Wir müssen dem User die Chance geben, sich aktiv dafür oder dagegen zu entscheiden,Werbung anzusehen“, sagt Managing Director Christian Griesbach.
Vorbilder dafür gibt es schon längere Zeit, zum Beispiel bei YouTube. Dort haben User die Wahl, Werbespots nach fünf Sekunden wegzuklicken, wenn sie sich nicht anschauen wollen. Das macht durchaus Sinn. Wer glaubt denn daran, dass aufgezwungene Werbung, die den Verbraucher nicht interessiert, wirksam ist?

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