Monday, January 23, 2017

Passwort-Stress führt zu Passwort-Müdigkeit

 Wie haben Sie Ihre Passwörter organisiert? Niedergeschrieben auf einem Blatt Papier, das sie irgendwo in einer Schublade abgelegt haben? Oder gespeichert in einer – hoffentlich passwortgeschützten – Datei? Wie auch immer: Jede digitale Dienstleistung erfordert ein Passwort, und die Liste der persönlichen Sesam-Öffne-Dichs wird immer länger. Damit steigt auch der Passwort-Stress – und die Versuchung, sich die Sache mit den Passwörtern einfacher zu machen.

Die Umfrage zeigt: Leichtsinniges Verhalten mit Passwörtern ist weit
verbreitet.
 Fast jeder zweite Internet-Nutzer fühlt sich von der steigenden Menge an Passwörtern für Internet-Dienste gestresst. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Internet-Portal web.de veröffentlicht hat. Die Folge dieser Überforderung: Viele Internet-Nutzer vernachlässigen die Datensicherheit.
56 Prozent der Befragten finden es lästig, bei immer mehr Diensten einen eigenen Login einrichten zu müssen. Ein Fünftel fühlt sich von der Zahl der Passwörter gänzlich überfordert. Kein Wunder: Die meisten Internet-Nutzer haben sich bei bis zu fünfzehn verschiedenen Online-Diensten wie E-Mail-Konten, Social-Media-Accounts oder Shopping-Websites angemeldet, zwölf Prozent nutzen sogar mehr als 20 Dienste. Was empfehlen uns die Experten? Für jeden Zugang sollten wir ein eigenes, möglichst komplexes Passwort aus Gross- und Kleinbuchstaben verwenden, Zahlen und Sonderzeichen kommen dann auch noch dazu. Nur die wenigsten User sehen sich dazu in der Lage, diesen Empfehlungen zu folgen. Nur 41 Prozent der Befragten gaben an, jedem Dienst ein individuelles Passwort zuzugestehen. Die Mehrheit verwendet teilweise dieselben Passwörter für unterschiedliche Dienste, und ganze 5 Prozent brauchen ein einziges Passwort für sämtliche Logins...
Das macht die Arbeit für Datendiebe sehr leicht – vor allem wenn es sich um ein Passwort handelt, das eigentlich gar keines mehr ist – weil es so unsicher ist.
Auch bei den mobilen Endgeräten ist die Sicherheitslage laut Umfrage kritisch: Während 52 Prozent der Befragten ihr Handy entweder gar nicht oder nur per PIN sichern, setzen  lediglich 11 Prozent auf die Sicherheit eines Passworts. 16 Prozent entsperren ihr Gerät mit einem Gestenmuster. Eine relativ neue Entwicklung ist die Absicherung per Fingerabdrucksensor: Auf diese biometrische Technik setzt aktuell immerhin jeder Fünfte.
Gründe für erhöhte Sicherheitsansprüche liefern die Smartphones ihren Nutzern genug: Immer mehr Online-Dienste wandern mit sensiblen Daten und Funktionen in mobile Apps. Nur ein Viertel der Smartphone-Besitzer meldet sich regelmässig nach der Nutzung eines Dienstes in der App auch wieder ab. Wer das nicht macht, erhöht aber das Risiko, Dieben bei Verlust des Smartphones sensible private Daten wie Bankverbindung oder Online-Shopping-Konten zugänglich zu machen.
Immerhin gibt es auch gute Nachrichten, was die Passwortsicherheit betrifft. Beim Erstellen der Passwörter werden die User sorgfältiger. Drei Viertel der Befragten setzen mittlerweile auf komplexe Passwörter, bestehend aus Buchstaben in Gross- und Kleinschreibung sowie Ziffern. Passwortschwierigkeiten, die im Passwortstress münden und gar zu gestohlenen Daten führen können, zeigen, dass andere Sicherheitslösungen dringend gesucht sind. Fingerabdrucksensoren und Gestenmuster machen den Anfang, sind aber nicht genug. Wir warten und hoffen, dass der Passwortstress bald durch weitere innovative technische Lösungen abgelöst werden kann.

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