Eine neue pwc-Studie
zum Einzelhandel im digitalen Zeitalter fasst in Zahlen, was wir schon lange
gewusst oder geahnt haben. Im Onlinehandel führt buchstäblich kein Weg an
Amazon vorbei. Der gigantische Internet-Detailhändler hat den Markt so fest im
Griff, dass seine Position schon beinahe monopolistische Züge annimmt. Das
sieht auch die amerikanische Regierung so, und es besteht durchaus die Möglichkeit,
dass der Konzern in der Zukunft in seiner Grösse beschnitten wird.
Von Null auf mehr als 160 Milliarden Dollar Jahresumsatz: Kennt das Wachs- tum von Amazon keine Grenzen? |
Es wäre
nicht das erste Mal in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte, dass ein
Unternehmen zerlegt wird, weil es monopolistische Züge angenommen hat. Der wohl
bekannteste
Fall ereignete sich vor mehr als 100 Jahren. Im Jahr 1911 entschied das
oberste Gericht der USA, dass Standard Oil, das gewaltige Ölunternehmen, dass der
Magnat John D. Rockefeller in den Jahrzehnten zuvor aufgebaut hatte, zu gross
geworden sei. In der Folge wurde Standard Oil in 34 kleinere Unternehmen
aufgeteilt, von denen einige später noch weiter aufgeteilt wurden. Zwei der
bekanntesten Nachkommen dieses zerschlagenen Ölimperiums sind Exxon Mobil und
Chevron. Beide machen heute wieder Milliarden-Umsätze.
Amazon
steht noch lange nicht vor der Zerschlagung als Konzern – immerhin könnte der
Wind aber in diese Richtung wehen, wie verschiedene US-Amerikanische Medien berichten.
Immerhin: Wer sich gegen Amazon wehrt,
hat meistens gute Gründe – vor allem wenn es kleine Konkurrenten im
Detailhandel sind. MarketWatch Kolumnist Rex Nutting sagt es kurz
und bündig: Für die Konsumenten habe Amazon unvorstellbare Fortschritte
gebracht – deshalb laufen auch die Hälfte aller amerikanischen
Online-Transaktionen über Amazon. Für den bestehenden Handel hingegen sei
Amazon eine ernste Bedrohung. Jede Arbeitsstelle, die Amazon schaffe,
eliminiere zwei bis drei bestehende Jobs, schreibt Nutting. Unter dem Strich
sei es möglich, dass Amazon in den USA mehr Jobs vernichten werde, als die
Chinesischen Billigkonkurrenz – nämlich mehrere Millionen, schreibt Nutting.
Ähnliches mag auch in Europa zutreffen .
Ähnliches mag auch in Europa zutreffen .
Amazons
Siegeszug wird natürlich auch in der neuen pwc-Studie “Total
Retail 2017“ thematisiert: “Amazon
treibt die Innovation im Handel voran und überzeugt die Konsumenten“, schreiben
die Autoren. Die Zahlen sind tatsächlich beeindruckend: 90 Prozent aller
Konsumenten in Deutschland und den USA kaufen bei Amazon ein, in Italien,
Grossbritannien und Japan sind es noch mehr (91 und 93 Prozent). Noch
beeindruckender: Fast die Hälfte der Shopper startet den Einkaufsprozess mit
einer Amazon-Suche, und 35 Prozent machen bei Amazon Prime mit – das heisst,
dass sie sogar dafür bezahlen, dort einzukaufen und in den Genuss spezieller
Angebote zu kommen.
Amazon
macht also vieles richtig; die Kunden lieben es, beim Online-Giganten
einzukaufen - während die Konkurrenz zum grössten Teil leidet. Die Frage ist
nicht nur, ob diese Entwicklung aufzuhalten
ist, sondern auch, ob ein diesbezüglicher staatlicher Eingriff wünschenswert wäre.
Der Streit
darüber fängt wohl erst richtig an.
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