Tuesday, June 2, 2020

Huawei 5G: “Die Schweiz fliegt unter dem Trump-Radar“

Der chinesische Technologiegigant Huawei macht weltweit beliebte und qualitativ hochwertige Smartphones. Das ist aber nur ein Teil des Portfolios. Huawei stellt vor allem Telekommunikationsausrüstung her, die im Bereich 5G führend sind. Trotzdem hat das Unternehmen in vielen Ländern der Welt ein Problem: Dass es aus China kommt und sehr eng mit dem chinesischen Staat verbandelt ist, hat zu einem Vertrauensverlust geführt, der dem Geschäftsgang nachhaltig schaden könnte.

Huawei's Hauptsitz in Shenzhen, China                    Bild Wikimedia Commons
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Huawei eine enorm erfolgreiche Firma ist. Das Unternehmen wurde vor 33 Jahren in China gegründet, verzeichnete schnelles Wachstum und konnte im letzten Jahr globale Umsätze von 122 Milliarden US-Dollar verbuchen. Doch weil die amerikanische Handelspolitik gegenüber China unter Präsident Donald Trump in den letzten Jahren vor allem durch Rivalität und amerikanischen Protektionismus geprägt war, hat Huawei im Ausland vielerorts mit Gegenwind zu kämpfen. Das letzte Beispiel: Der grösste kanadische Telekommunikationsdienstleister Bell Canada wählte diese Woche das schwedische Unternehmen Ericsson als Lieferant für die 5G-Netzwerkausrüstung aus - Huawei geht trotz führender Technologie leer aus.  Als Land hat Kanada noch nicht entschieden, ob es Huawei Tech generell erlauben wird, 5G-Mobilfunknetze aufzubauen. Kanada ist bezüglich Huawei allerdings in einer sehr speziellen Situation. Huaweis COO Meng Wanzhou sitzt seit etwa einem Jahr in Vancouver fest, wo ein Verfahren für ihre Auslieferung an die USA läuft, wo sie sich einer Anklage wegen Bankbetrugs stellen musst - wenn es je soweit kommen wird. Aber auch in anderen Ländern wird die Luft für Huawei dünner:  Telefonica Deutschland hat Ericsson mit dem Aufbau seines 5G-Kernmobilfunknetzes in Deutschland beauftragt, da die Wahl des schwedischen Anbieters die Sicherheit seiner Dienste der nächsten Generation gewährleisten werde. Deutschlands drei Hauptbetreiber wollen Huawei von ihren Netzkernen fern halten und sich nur noch bei den weniger empfindlichen peripheren Funkzugangsnetzen weiterhin auf den chinesischen Anbieter verlassen. Immerhin: Im Gegensatz zu den USA und Australien hat bis jetzt kein Europäisches Land Huawei formell blockiert, und die meisten der derzeitigen globalen 5G-Verträge des Unternehmens bestehen mit Unternehmen, die innerhalb Europas tätig sind.
Wie es in der Schweiz bezüglich Huawei aussieht, hat die Wirtschaftsagentur Bloomberg kürzlich in einem Artikel zusammengefasst. Titel:  Huawei ist im europäischen 5G-Himmel weil die Schweizer sich Trump widersetzen. Der Untertitel: Die Schweiz wählt Huawei 5G - und fliegt unter dem Trump Radar. Die Geschichte zur Schlagzeile:
“Während sich andere Länder in Europa mit den Befürchtungen der USA auseinandersetzen, dass Huawei sie für chinesische Spionage anfällig machen könnte, baut die Schweiz im Stillen ein Netzwerk mit dem Unternehmen auf. Die Schweizer sind durch das frühe Aufkommen privater und öffentlicher Netzwerke weitgehend unerkannt zu weltweiten Leadern bei der Einführung der 5G-Technologie geworden. Unternehmen vom Flughafen Zürich über den nationalen Postdienst und die Eisenbahn bis hin zum Nahrungsmittelgiganten Nestle SA und der Zürich Versicherungen haben bereits private Netzwerke mit Sunrise, deren Exklusivlieferant Huawei ist, aufgebaut oder planen das…“
Die Schweizer Regierung habe eine sehr neutrale und objektive Bewertung von Huawei durchgeführt und sei zu dem Schluss gekommen, dass es keine signifikanten anderen Risiken in der Technologie und in Huawei als Unternehmen gebe, gab Sunrise-CEO Andre Krause in einem Interview zu Protokoll, schreibt Bloomberg. Und er räumte ein, dass sich der ständige Druck auf Huawei “irgendwann“ auch auf Sunrise auswirken könne.

5G ist eine wichtige Technologie für die IT-Zukunft, und Huawei ist nicht die einzige Hürde, welche in diesem Zusammenhang genommen werden muss. Auch innenpolitisch sind noch nicht alle Weichen gestellt, da der Widerstand in einigen Bevölkerungsgruppen gross ist. Bald wird sich zeigen, welche Hürde die höhere ist.

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