Der chinesische Technologiegigant Huawei
macht weltweit beliebte und qualitativ hochwertige Smartphones. Das ist aber nur
ein Teil des Portfolios. Huawei stellt vor allem Telekommunikationsausrüstung
her, die im Bereich 5G führend sind. Trotzdem hat das Unternehmen in vielen
Ländern der Welt ein Problem: Dass es aus China kommt und sehr eng mit dem
chinesischen Staat verbandelt ist, hat zu einem Vertrauensverlust geführt, der
dem Geschäftsgang nachhaltig schaden könnte.
|
Huawei's Hauptsitz in Shenzhen, China Bild Wikimedia Commons |
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Huawei
eine enorm erfolgreiche Firma ist. Das Unternehmen wurde vor 33 Jahren in China
gegründet, verzeichnete schnelles Wachstum und konnte im letzten Jahr globale
Umsätze von 122 Milliarden US-Dollar verbuchen. Doch weil die amerikanische
Handelspolitik gegenüber China unter Präsident Donald Trump in den letzten Jahren
vor allem durch Rivalität
und amerikanischen Protektionismus geprägt war, hat Huawei im Ausland
vielerorts mit Gegenwind zu kämpfen. Das letzte Beispiel: Der grösste kanadische
Telekommunikationsdienstleister Bell Canada wählte
diese Woche das
schwedische Unternehmen Ericsson als Lieferant für die 5G-Netzwerkausrüstung aus - Huawei geht trotz führender Technologie leer aus. Als Land hat Kanada noch nicht
entschieden, ob es
Huawei Tech generell erlauben wird, 5G-Mobilfunknetze aufzubauen. Kanada ist bezüglich Huawei allerdings in einer sehr speziellen Situation. Huaweis COO Meng Wanzhou
sitzt seit etwa einem Jahr in Vancouver fest, wo ein Verfahren für ihre
Auslieferung an die USA läuft, wo sie sich einer Anklage wegen Bankbetrugs stellen musst - wenn es je soweit kommen wird. Aber auch in anderen
Ländern wird die Luft für Huawei dünner: Telefonica
Deutschland hat Ericsson mit dem Aufbau seines 5G-Kernmobilfunknetzes in
Deutschland beauftragt, da die Wahl des schwedischen Anbieters die Sicherheit
seiner Dienste der nächsten Generation gewährleisten werde. Deutschlands drei
Hauptbetreiber wollen Huawei von ihren Netzkernen fern halten und sich nur noch
bei den weniger empfindlichen peripheren Funkzugangsnetzen weiterhin auf den
chinesischen Anbieter verlassen. Immerhin: Im Gegensatz zu den USA und Australien
hat bis jetzt kein Europäisches Land Huawei formell blockiert, und die meisten
der derzeitigen globalen 5G-Verträge des Unternehmens bestehen mit Unternehmen,
die innerhalb Europas tätig sind.
Wie es
in der Schweiz bezüglich Huawei aussieht, hat die Wirtschaftsagentur Bloomberg kürzlich
in einem
Artikel zusammengefasst. Titel: Huawei ist im europäischen 5G-Himmel weil die
Schweizer sich Trump widersetzen. Der Untertitel: Die Schweiz wählt Huawei 5G - und fliegt unter dem Trump Radar. Die Geschichte zur Schlagzeile:
“Während
sich andere Länder in Europa mit den Befürchtungen der USA auseinandersetzen,
dass Huawei sie für chinesische Spionage anfällig machen könnte, baut die Schweiz im
Stillen ein Netzwerk mit dem Unternehmen auf. Die Schweizer sind durch das
frühe Aufkommen privater und öffentlicher Netzwerke weitgehend unerkannt zu weltweiten
Leadern bei der Einführung der 5G-Technologie geworden. Unternehmen vom
Flughafen Zürich über den nationalen Postdienst und die Eisenbahn bis hin zum
Nahrungsmittelgiganten Nestle SA und der Zürich Versicherungen haben bereits private
Netzwerke mit Sunrise, deren Exklusivlieferant Huawei ist, aufgebaut oder
planen das…“
Die
Schweizer Regierung habe eine sehr neutrale und objektive Bewertung von Huawei
durchgeführt und sei zu dem Schluss gekommen, dass es keine signifikanten
anderen Risiken in der Technologie und in Huawei als Unternehmen gebe, gab Sunrise-CEO
Andre Krause in einem Interview zu Protokoll, schreibt Bloomberg. Und er räumte
ein, dass sich der ständige Druck auf Huawei “irgendwann“ auch auf Sunrise
auswirken könne.
5G ist eine wichtige Technologie für die IT-Zukunft, und Huawei ist nicht die einzige Hürde, welche in diesem Zusammenhang genommen werden muss. Auch innenpolitisch sind noch nicht alle Weichen gestellt, da der Widerstand in einigen Bevölkerungsgruppen gross ist. Bald wird sich zeigen, welche Hürde die höhere ist.
No comments:
Post a Comment