Wednesday, June 10, 2020

Gesichtserkennung in Zeiten von Corona und Massendemonstrationen

Gesichtserkennung hat zwei Seiten: Sie kann für die Suche nach Kriminellen eingesetzt werden – aber eben auch zur Überwachung von gesetzestreuen Bürgern. China ist das bekannteste Beispiel für die Massenüberwachung von Millionen Bürgern. Corona und die vielen Menschen, die eine Schutzmaske tragen, machen den Einsatz von Gesichtserkennungssoftware zwar schwieriger - aber nicht unmöglich.

Gesichtserkennungstechnologie: IBM überlässt das Feld unzähligen anderen
Unternehmen, die daran arbeiten.                                            Bild piqsels.com
Es sind nicht nur Gesichtsmasken, die Face Recognition Software verzweifeln lassen. Auch das gegenwärtige politische Klima scheint für derartige Initiativen zu rau geworden zu sein. IBM will auf jeden Fall plötzlich nichts mehr mit der eigenen Gesichtserkennung zu tun haben, wie jetzt bekannt wurde. In den letzten Jahren hatte der IT-Megakonzern fleissig daran gearbeitet, die Leistungen von Gesichtserkennungssoftware mit künstlicher Intelligenz zu verbessern. Dabei wurde IBM sogar eingeklagt, weil zu Trainingszwecken private Flickr-Fotos eingesetzt worden waren. Jetzt hat der Wind gedreht: Er glaube, dass es an der Zeit sei, einen nationalen Dialog zu beginnen, ob und wie Gesichtserkennungs-Technologie von den Strafverfolgungsbehörden genutzt werden dürfe, gab Arvind Krishna, der IBM-Konzernchef bekannt. IBM wolle deshalb in Zukunft keine Gesichtserkennungs-Technologie und -Software mehr entwickeln:
“Konkret soll keine IBM-Technologie mehr eingesetzt werden können für Massenüberwachung, Racial Profiling, Verletzung grundlegender Menschenrechte und Freiheiten. De facto bedeutet dies aber den Exit aus der entsprechenden Forschung und Entwicklung – so die Wahrnehmung in den US-Medien und von Kommentatoren.“ (handelszeitung.ch)
IBM ist nur eine von sehr vielen Firmen, die Gesichtserkennungslösungen entwickelt hat – es gibt unzählige mehr, gerade in Asien. Viele dieser Firmen sind im Moment dabei, ihre Programme so weiter zu entwickeln, dass sie auch Gesichter mit Masken erkennen können, indem sie den oberen Teil des Gesichtes ausmessen. Es sei zu einer regelrechten Explosion von Upgrade gekommen, schreibt ComputerWeekly.com:
"Eines der ersten Unternehmen, das ein System einsetzte, von dem es behauptete, es könne Personen mit verdeckten Gesichtern identifizieren, war die chinesische Firma für künstliche Intelligenz SenseTime, welche die Technologie bereits am 11. Februar einsetzte. Während andere chinesische Firmen, darunter Alibaba, Hanwang Technology, Telpo und Wisesoft, im Februar und März rasch mit ähnlichen Lösungen nachzogen, sind die Entwickler von Gesichtserkennungssystemen im Rest der Welt nicht weit davon entfernt. Andere Unternehmen, die behaupten, seit Beginn der Pandemie eine maskenumgehende Gesichtserkennung entwickelt zu haben, sind unter anderem SAFR, Innovatrics, Herta, Speech Technology Centre, Remark Holdings, Rank One und Corsight.“
Die Entwicklung geht also weiter, auch ohne IBM. Denn gerade in Staaten wie China, wo Demokratie gelinde gesagt nicht grossgeschrieben wird, wird die Technologie auch weiterhin eingesetzt und weiterentwickelt werden.

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