Sunday, April 29, 2018

Erinnern Sie sich an den Facebook-Datenskandal?

Da war doch was, vor einigen Tagen - oder ist es schon einige Wochen her? Falls Ihnen der Umgang mit den Nutzerdaten bei Facebook keine schlaflosen Nächte bereitet - weil Sie sich diesbezüglich nicht mehr so genau erinnern, sind Sie nicht allein. Wenn man die neusten Geschäftszahlen des Konzerns sieht, könnte man sogar annehmen, der  Facebook-Datenskandal habe gar nie stattgefunden.

In zwei Jahren von 1,7 Milliarden auf fast 5 Milliarden Nettogewinn - das
Facebook-Datengeschäft lohnt sich offensichtlich.                                                  
Es ist noch nicht lange her, dass die Schlagzeilen der Massenmedien tagelang von den Enthüllungen über das Geschäftsgebaren bei Facebook dominiert wurden. Aber in unserer schnelllebigen digitalen Gesellschaft lösen sich die skandalträchtigen Überschriften so schnell auf, wie sie erschienen sind. “Facebook informiert die Betroffenen - gehören Sie dazu?“ fragte der Spiegel noch vor drei Wochen ganz aufgeregt. Seither ist es ruhiger geworden - bis jetzt die neusten Facebook-Geschäftszahlen veröffentlicht worden sind. Und die sehen hervorragend aus, Skandal hin oder her, wie derAktionär.de berichtet:
Im ersten Quartal legten die Erlöse um 49 Prozent auf 11,97 Milliarden Dollar zu und lagen damit deutlich über den Erwartungen der Analysten von 11,40 Milliarden Dollar. Die stärksten Zuwächse konnte der Konzern in Europa erzielen – hier wuchsen die Umsätze um satte 59 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch auch im Heimatmarkt überzeugt Facebook mit einem Wachstum von 43 Prozent. Der wichtigste Wachstumsmarkt für Facebook liegt jedoch nicht mehr in den USA. Hier erreicht Facebook fast jeden möglichen Nutzer und erzielt mit jedem Einzelnen 23,59 Dollar im Quartal. In Europa liegt der Umsatz je Nutzer bei 8,12 Dollar – hier gilt es noch zahlreiche mögliche Nutzer für sich zu gewinnen. Die Zahl der monatlich aktiven Nutzer steigt auch im ersten Quartal weiter an. Mittlerweile sind es unglaubliche 2‘196 Millionen. Jedoch ist festzuhalten, dass die Geschwindigkeit des Nutzerwachstums abnimmt. Stieg die Anzahl vor einem Jahr noch um 17 Prozent – ist aktuell nur ein Anstieg von 13 Prozent festzustellen. Diesem Trend ist die positive Entwicklung der beiden Plattformen Instagram und WhatsApp entgegenzuhalten.“
Es sieht also so aus, als ob die Rufe nach einem Facebook-Boykott ungehört in der digitalen Wüste verhallt sind. Das hat unter anderem mit dem sogenannten Netzwerk-Effekt zu tun, wie die Zeit erklärt:
“Je mehr Nutzer in dem sozialen Netzwerk unterwegs sind, desto attraktiver wird die Teilnahme für andere, die sich auch selbst darstellen, untereinander austauschen und alte und neue Freunde finden wollen. Das heisst allgemeiner gesagt: Wer als erster Anbieter eine kritische Masse erreicht, der geniesst in einem solchen Markt einen nur schwer auslöschbaren Vorteil – einen Vorteil, der sogar immer noch wächst.“
Was nicht heisst, dass der Skandal gar keiner war. Vielleicht ist aber die grosse Mehrheit der Facebook-User gar nicht daran interessiert, was genau mit ihren Daten passiert. Und das wiederum könnte eine Veranlassung für die Behörden sein, strengere Regeln einzuführen. Ganz so unerheblich wird der Skandal für Facebook also wahrscheinlich nicht sein - auch wenn die grosse Mehrheit der Anwender sich dadurch auch in Zukunft nicht davon abhalten lassen wird, ihre persönlichen Daten und Lebensumstände mit möglichst vielen “Freunden“ auf Facebook zu teilen und die Facebook-Kassen weiter klingeln zu lassen.

Thursday, April 26, 2018

Die tiefen Preise haben ihren Preis

Um die 600‘000 Mitarbeiter beschäftigt der Internet-Gigant Amazon weltweit - vor 10 Jahren waren es noch 20‘000 gewesen. Den Konsumenten brachte dieses enorme Wachstum günstige Preise und ein riesiges Angebot im Internetshop, und Jeff Bezos, der Gründer des Ladens, wurde Multimilliardär. Umstritten ist, wie viel dieser reichen Ernte für die Mitarbeiter abfällt - wie sich auch bei der Verleihung des Axel Springer Preises für Jeff Bezos in Berlin wieder zeigte.

Verpacken muss schnell gehen im Amazon Warehouse.  Bild Scott Lewis Flickr
 Mit der Auszeichnung würdige Axel Springer das visionäre Unternehmertum Jeff Bezos‘ in der Internetwirtschaft, gab der Verlag bekannt - wohl im Wissen, dass die Feierlichkeiten nicht nur mit Lob und Freude über die Bühne gehen würden. Die politische Kritik kam von der linken Seite im Deutschen Bundestag von der SPD-Chefin Andrea Nahles, die festhielt, das "innovative Unternehmertum" des Amazon Gründers zeige sich vor allem darin, dass er "Weltmeister im Steuervermeiden" sei. Die Arbeitsbedingungen bei Amazon in Deutschland seien schlecht, ein Tarifvertrag werde verweigert. Natürlich gab es auch eine Demo gegen Bezos.
Nun kann man diese Protestaktivitäten als den üblichen Lärm abtun, der immer dann von linker Seite kommt, wenn ein Unternehmer und Kapitalist gefeiert wird. Doch ganz so einfach ist die Geschichte mit Amazon nicht. Dafür gibt es zu viele unschöne Berichte, die den Alltag bei Amazon glaubhaft schildern - und dieser Arbeitsalltag scheint oft sehr unangenehm zu sein, vor allem  für jene Kategorie von Arbeiterbienen, die unsere schönen Amazon-Bestellungen zusammenstellen. Seit Jahren gibt es Berichte von Angestellten, Undercover-Reportern und anderen Whistleblowern, die über teilweise lausige Arbeitsbedingungen berichten. heise.de berichtet im Zusammenhang mit der Preisverleihung an Jeff Bezos gar vom “Widerstand gegen das Modell Amazon“ und eine Deutsche change.org Internet-Petition, die Jeff Bezos dazu auffordert, die Mitarbeiter und Mittarbeiterinnen fair zu behandeln, hat mehr als 73‘000 Unterzeichner gefunden. Die neusten Enthüllungen über die Arbeitsbedingungen des Internethändlers kommen nun aus Grossbritannien, wo sich wieder einmal ein Journalist  im Amazon Lagerhaus hat anstellen lassen und von ganz konkreten Problemen berichtet:
“Für die von uns, die im obersten Stockwerk arbeiteten, lagen die nächsten Toiletten vier Treppen weiter runter. Dieser Weg ist im Laufe einer Schicht nicht wieder einzuholen. Die Leute haben in Flaschen gepinkelt, weil sie ständig Angst vor Disziplinierungsmaßnahmen haben und fürchten, ihre Arbeit zu verlieren, nur weil sie einmal zum Klo mussten."
Bei Amazon werde jeder Arbeiter permanent kontrolliert und überwacht. Den Journalisten habe das Lager mehr an ein Hochsicherheits-Gefängnis mit Sicherheitsscannern erinnert als an ein Lagerhaus. Amazon ist im Übrigen nicht der einzige Star der digitalen Unternehmerszene, der betreffend Mitarbeitern mit einem Imageproblem kämpft. Auch Tesla, dessen Boss Elon Musk ebenfalls ein gefeierter Unternehmer ist, scheint diesbezüglich Probleme zu haben, wie ein Bericht des amerikanischen Rates für betriebliche Sicherheit aufzeigt. Zitat futurezone.at:
Das National Council of Occupational Safety and Health (NC) führt eine Liste der gefährlichsten Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten. Diese basiert nicht auf offiziellen Angaben, sondern auf Berichten aus Betrieben und dokumentierten Verstößen gegen Richtlinien, wie engadget schreibt. Zum "dreckigen Dutzend" gehören demnach auch Amazon und Tesla. Beide Firmen scheinen auf der Liste auf, weil es in ihren Lagerhäusern und Produktionsstätten zu überdurchschnittlich vielen Verletzungen kommt. Zudem wird den Unternehmen vorgeworfen, unnötige Risiken einzugehen und nicht auf die diesbezüglichen Sorgen ihrer Mitarbeiter einzugehen. Seit 2013 sind sieben Mitarbeiter in Amazon-Lagerhäusern in den USA gestorben. Das NC stellt in seinem Bericht fest, dass es gnadenlose Vorgaben gebe, Bestellungen abzuarbeiten, was zu harschen Arbeitsbedingungen führe. Amazon überlege sogar, Mitarbeiter mit smarten Armbändern auszustatten, um selbst geringste Abweichungen von den Vorgaben erkennen zu können…“

Monday, April 23, 2018

Was ist der der Preis der Digitalisierung?

Innovationschub und Digitalisierung führen dazu, dass immer mehr Computer und Roboter Arbeiten übernehmen, die noch vor kurzem von Menschen erledigt worden sind. Trotzdem herrscht bei den meisten Arbeitnehmern keine Panik - vielleicht auch deshalb, weil diesbezüglich viel Optimismus verbreitet wird. Es gibt allerdings Industrieführer, die das Thema nicht ganz so unproblematisch sehen, wie viele andere.

Die erste industrielle Revolution führte zur vierten: Die digitale Revolution
bringt erneut grosse wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen.
                                                                       Illustration Wikimedia Commons
Bis in etwa 30 Jahren werde jeder zweite Arbeitnehmer durch Roboter ersetzt, und ganze Berufsgruppen könnten ganz auf Menschen verzichten, errechnete vor fünf Monaten eine globale McKinsey-Studie. Millionen von Beschäftigten müssten sich deshalb in den nächsten Jahren umschulen lassen, neue Fähigkeiten lernen und ihren Beruf wechseln, wenn sie beschäftigt bleiben wollen.
Das sind, wie die Amerikaner sagen, the bad News. The good News, gemäss McKinsey, ist die Tatsache, dass diese digitale Revolution keine Krise auslösen werde:
“Mit ausreichendem wirtschaftlichem Wachstum, Innovation und Investitionen können ausreichend neue Jobs geschaffen werden, um den Einfluss der Automatisierung zu kompensieren, auch wenn in fortgeschrittenen Ökonomien zusätzliche Investitionen benötigt werden, um das Risiko von Arbeitslosigkeit zu reduzieren."
Auch andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen: “In der Summe“ werde die Digitalisierung bis zum Jahr 2035 zu keinem gravierenden Anstieg der Arbeitslosigkeit führen, da sich der Stellenabbau mit dem Aufbau neuer Jobs die Waage halten dürfte, gab zum Beispiel letzte Woche das  Bundesinstitut für Berufsbildung in Deutschland bekannt, und die Deutschlandchefin von Dell-EMC erklärt, dass es notwendig sei, auf allen Ebenen „disruptiv“ zu denken und auch eine generelle Neubewertung der Erwerbsarbeit vorzunehmen.
Alles palletti also?
Das sehen nicht alle so. In den Büros drohe der grosse Jobabbau, titelt die Welt und lässt sich nicht vom verbreiteten Optimismus beschwichtigen:
“Zwar werden auch künftig Mitarbeiter die Software-Roboter programmieren und überwachen, aber trotzdem können die Firmen künftig auf viele Sachbearbeiter oder kaufmännische Angestellte verzichten. „Die grosse Herausforderung wird sein, dass man künftig nur noch einen statt zehn Mitarbeitern braucht, um eine Funktion abzudecken“ […]. Die Frage, die mit dieser neuen Digitalisierungswelle auf Politik und die Gesellschaft zurollt, wird sein: Was machen künftig die anderen neun? Es geht dabei potenziell um Millionen Betroffene.“
Überhaupt zeigt die erst in ihren Anfängen steckende digitale Arbeitsmarktdiskussion, dass die Fronten nicht entlang den üblichen Linien verlaufen. Nachdem zum Beispiel Siemens Chef Joe Kaeser in einem Handelsblatt-Interview dargelegt hatte, dass sich der gesellschaftliche Wert eines Unternehmens nicht nur daran messen dürfe, wie viel Gewinn es erziele, sondern auch daran, wie viele Arbeitsplätze es bereitstelle, fühlte sich dasselbe Handelsblatt dazu bemüssigt, in einem Kommentar zu widersprechen:
“Arbeit ist kein Selbstzweck. In der Vergangenheit sind Jobverluste durch Rationalisierungswellen stets kompensiert worden, teils durch neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen, teils durch kürzere Arbeitszeiten. Sollte der derzeitige Trend zur Digitalisierung tatsächlich erstmals so rasant verlaufen, dass es zu grösseren Anpassungsschwierigkeiten kommt, dann wäre am ehesten die Politik gefordert: Sie muss das deutsche Sozialsystem umbauen, damit nicht mehr ein Grossteil der Beiträge und Leistungen am Normarbeitsverhältnis hängt.“
Ob der gesellschaftliche Wert von Unternehmen in Zukunft nur an deren Effizienz gemessen wird, hängt wohl stark davon ab, ob die digitale Revolution die nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Arbeitnehmer profitieren lässt - durch den Gewinn von mehr Freizeit, zum Beispiel. Wenn die Optimisten Recht behalten, wird genau das der Fall sein. Wenn nicht, wird sich wohl der Preis der Digitalisierung heraus kristallisieren.

Thursday, April 19, 2018

Die Amazonisierung des Handels geht (vorläufig) gnadenlos weiter


Der Onlinegigant Amazon nimmt eine immer grössere Rolle im Online-Shopping ein. In Deutschland, zum Beispiel,  kauft jeder zehnte Amazon-Kunde heute online ausschliesslich bei Amazon. Ausserdem wird der Amazon-Webshop als Suchmaschine eingesetzt, was  Angebot, Preise und Bewertungen betrifft - auch von Kunden, die beabsichtigen, an einem anderen Ort zu kaufen.

Wie lange kann der Gigant noch weiterwachsen, ohne dass die Kartellbehörden
einschreiten?                                                                  Bild Creative-Commons
Jeder zweite deutsche Online-Shopper klickt sich mindestens einmal die Woche durch das Angebot von Amazon. Für den restlichen Handel ist Amazon eine Bedrohung - oder zumindest sehr relevant, das zeigt eine aktuelle Studie des ECC Köln. Denn Amazon legt häufig schon den Grundstock für die Kaufentscheidung. Knapp 58 Prozent der befragten Konsumenten haben sich vor ihrer letzten Onlinebestellung bei Amazon informiert – unabhängig davon, in welchem Online-Shop sie anschliessend gekauft haben. Fast zwei Drittel jener Konsumenten, für die das Smartphone die zentrale Rolle im Alltag spielt, haben sich vor dem Onlinekauf bei Amazon informiert.
Amazon ist längst zum grössten Kaufhaus der Welt geworden - es scheint nichts zu geben, das dort nicht gefunden werden kann. Zudem sind die wichtigen Produktinformationen transparent und leicht zugänglich, so dass Amazon nicht mehr nur Shop, sondern auch Produktsuchmaschine geworden ist. Knapp 83 Prozent der Konsumenten, die Amazon zur Information genutzt haben, informieren sich vor einer Onlinebestellung über Preise. Auch die Kundenbewertungen einzelner Produkte stehen hoch im Kurs: 65 Prozent der Konsumenten nutzen die Amazon-Kundenbewertungen, um sich vor dem Kauf über ein Produkt zu informieren. Für rund ein Drittel der Konsumenten sind diese Informationen kaufentscheidend. Selbst die Markenauswahl wird durch Amazon beeinflusst.
Vor allem die Orientierungsfunktion bei Preisen und Marken habe Konsequenzen für andere Händler und Hersteller. Onlinepreise, die signifikant über den Amazon-Preisen lägen, seien schlichtweg im Netz nicht konkurrenzfähig, schliessen die Autoren der Studie.
Wie stark Amazon im Kaufverhalten bereits verankert ist, zeigt ein Blick auf die Amazon-User. Jeder zehnte Amazon-Käufer kauft online bereits heute ausschliesslich dort ein. Die Branchenauswertung verrät: Fast 64 Prozent der Amazon-Käufer kaufen Elektronikprodukte ausschliesslich oder hauptsächlich bei Amazon – im Bereich Sport und Hobby sind es 62 Prozent.
In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der bei Amazon bestellten Artikel (in Deutschland) innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Fast 50 Prozent aller Online-Umsätze laufen über Amazon.

In den USA hat sich Präsident Trump kürzlich zu Amazon geäussert und dabei, wie üblich, kein Blatt vor den Mund genommen: Amazon zahle wenig oder gar keine Steuern an Bundesstaaten und Kommunen, und benutze das Postsystem als Botenjungen, schrieb Trump auf Twitter. Dadurch entstünden den Vereinigten Staaten enorme wirtschaftliche Schäden. Viele Tausend Einzelhändler würden aus dem Geschäft gedrängt. Der Präsident ist nicht der einzige, der Amazon kritisiert. Die Europäischen Kartellbehörden haben auch schon kritische Töne von sich gegeben - allerdings nicht sehr laute. Möglicherweise wird das weitere Wachstum des Unternehmens und die Amazonisierung des Handels in Zukunft nicht mehr ganz so reibungslos ablaufen, wie bisher.

Monday, April 16, 2018

Arbeitgeberbewertungen: herausfinden, “wie es wirklich ist“

Die Kollegen sind zwar nett, die Büros modern, aber unbezahlte Überstunden ohne Ende verderben den Spass an der Arbeit. Jeder dritte Internetnutzer hat schon einmal Online Bewertungen von Arbeitgebern gelesen. Arbeitgeberportale gewinnen bei der Jobsuche und Karriereplanung an Bedeutung. Seit 2015 hat die Zahl derjenigen, die sich auf Online-Plattformen wie kununu.com, jobvote.com oder companize.com informieren, um sieben Prozentpunkte zugenommen.

Digitale Bewertungen gewinnen an Wichtigkeit - auch auf dem Arbeitsmarkt.
                                                                                     Screengrab kununu.com
“Finde heraus, wie es wirklich ist“, fordert das Jobbewertungsportal kununu.com seine User auf. Immer mehr greifen die Anregung auf. Vor drei Jahren waren es noch weniger als ein Drittel der Internetnutzer, die sich darüber informiert haben, wie aktuelle und ehemalige Mitarbeiter ein Unternehmen bewerten. Berufstätige Internetnutzer interessieren sich besonders für Arbeitgeber-Bewertungen im Netz. Hier sagt beinahe jeder Zweite, dass er im Internet entsprechende Bewertungen liest. Besonders relevant sind die Online-Bewertungen für die jüngeren Berufstätigen. In der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen hat jeder Zweite schon einmal Online-Arbeitgeberbewertungen gelesen, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 46 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 39 Prozent. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Digitalverbands Bitkom. Arbeitgeber tun gut daran, die Internet-Bewertungen ernst zu nehmen. Im digitalen Zeitalter sind sind Online-Bewertungen für viele User die erste Visitenkarte eines Arbeitgebers.
Wie ein Arbeitgeber beurteilt wird, hat grosse Auswirkungen darauf, ob sich ein geeigneter Kandidat für einen Job überhaupt bewirbt. Mehr als acht von zehn der wechselwilligen Interessenten liess
en sich schon einmal durch derartige Bewertungen beeinflussen. Jeder zweite Befragte wurde dabei in seiner Entscheidung für ein Unternehmen bestärkt. 54 Prozent haben sich danach gegen das Unternehmen als Arbeitgeber entschieden.
Arbeitgeberbewertungen werden nicht nur gelesen, sondern immer öfter selbst verfasst. Dem eigenen Arbeitgeber hat jeder vierte Internetnutzer schon einmal online eine Bewertung hinterlassen. Vor drei Jahren war das nur jeder Sechste. Besonders aktive Rezensenten sind die 30- bis 49-Jährigen. Hier liegt der Anteil derjenigen, die ihrem Arbeitgeber Online-Bewertungen schreiben, bei 32 Prozent.
Selbstverständlich gilt auch für Arbeitsplatzbewertungen, wie auch für andere Internetbewertungen, dass sie mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen sind - schliesslich bleiben die meisten Verfasser anonym. 



Wednesday, April 11, 2018

Das Internet of Things und der Schutz unserer Daten

Es steht erst am Anfang seiner Entwicklung, das Internet der Dinge (IoT), aber die Vernetzungszahlen sind trotzdem schon ganz gewaltig. Fachleute gehen davon aus, dass es bereits mehr als acht Milliarden derartig vernetzte Geräte gibt. In zwei Jahren sollen es schon über 20 Milliarden sein. Gleichzeitig scheint sich unter den Konsumenten ein plötzliches Bewusstsein für Datensicherheit gebildet zu haben. Wie lange das dauern wird, lässt sich allerdings nur erahnen.

Das Internet der Dinge und der Schutz der Anwenderdaten: Konflikte sind
vorprogrammiert.                                                                          Bild pixabay
Vielleicht ist es der Facebook-Datenschutzwirbel, der das plötzliche Erwachen unter den Anwendern ausgelöst hat. Vielleicht ist es auch die neue EU-Datenschutzgrundverordnung, die in Kürze in Kraft tritt. Auf jeden Fall wird der Schutz persönlicher Daten beim zukünftigen Wachstum des Internets der Dinge eine enorm wichtige Rolle spielen. Wenn unsere täglichen Gebrauchsgegenstände, Haushaltgeräte und Transportmittel erst einmal alle vernetzt sind, und unsere Gewohnheiten “heim“ gesendet und beim Hersteller abgespeichert werden, könnten Widerstände wach werden. Irgendeinmal wird der Punkt kommen, wo Datennutzungsrichtlinien nicht mehr nur im Kleingedruckten festgehalten werden können, weil die Zeit nicht mehr ausreicht, alles Kleingedruckte zu lesen. Trotzdem lässt sich das Internet der Dinge gemäss einer neuen IDC-Studie nicht bremsen. Zwar haben in Deutschland noch viele Firmen Startschwierigkeiten mit dem Einstieg ins IoT, trotzdem  sind ihre Planungen für 2018 durchaus ambitioniert. Im Durchschnitt planen 72 Prozent der Unternehmen ein neues IoT-Projekt. 2018 könnte daher zum Jahr des endgültigen IoT-Durchbruchs in Deutschland werden, meint IDC. Das Internet of Things (IoT) liefere den Unternehmen wertvolle Daten, die zu einer besseren Entscheidungsfindung herangezogen werden können.
Anwender und Konsumentenschutzorganisationen versuchen inzwischen, die Aufmerksamkeit auf die Datensicherheit solcher vernetzten Geräte zu lenken. Sicherheit von Anfang an in die Geräte einzubauen, werde sich als schwieriger und langwieriger erweisen als angenommen, schreibt John Grimm auf IT-daily.net:
“Es ist davon auszugehen, dass die Hersteller von IoT-Geräten, besonders bei Geräten für Endkunden, weiterhin Devices auf den Markt bringen werden, die schlecht bis gar nicht abgesichert sind. Allerdings wächst das Sicherheitsbewusstsein der Konsumenten. Wenn auch noch nicht stark genug um das Kaufverhalten zu verändern. Coole Features und ein erschwinglicher Preis geben an dieser Stelle immer noch den Ausschlag. Amazon Echo und Google Home stehen erstmals ganz oben auf den Wunschlisten technikaffiner Konsumenten. Demgegenüber steht eine kleine, aber wachsende Gruppe von Konsumenten, die große Bedenken in Bezug auf die Sicherheit dieser Produkte haben. Insbesondere bei Geräten, die so ziemlich alles belauschen, was innerhalb ihrer Reichweite gesprochen wird. [...] Der Druck auf die Hersteller wächst und mit ihm die Forderung nach besseren Sicherheits- und Datenschutzmassnahmen.“
Unterdessen scheinen sich die Europäischen Konsumenten auf die neue Datenschutzgrundverordnung zu freuen. Eine grosse Mehrheit rechnet damit, dass sich die Sicherheit ihrer Daten dadurch verbessern wird.

Saturday, April 7, 2018

Überwachen und Versichern: So schützen Sie sich gegen Attacken im Internet


Schimpfen, Hetzen und Beleidigen im Internet ist für ein gewisses Segment der Bevölkerung zu einem regelrechten Hobby geworden - und das digitale Klima wird immer rauer. Immer mehr User werden Opfer von Attacken im Internet. Das sind vor allem Prominente und Politiker, aber auch ganz gewöhnliche Internetnutzer, die sich gegen solche Angriffe kaum zu wehren wissen. Eine Rechtsschutz-Versicherung und ein digitaler Überwachungsdienst bieten jetzt zusammen eine neue Lösung für diese Problematik an.  

Hass im Internet kann jeden treffen - und das Klima wird zunehmend rauer.
                                                                                                        Bild pixabay
Verleumdungen, Lügen und Beschimpfungen, die in Kommentarspalten oder auf Social Media gepostet werden, können für die Betroffenen sehr viel Stress und auch Kosten verursachen. So auch für Unternehmungen, wenn deren Manager, Verwaltungsräte und Mitarbeiter angegriffen werden. Das kann Reputationsschäden verursachen und auch aus Sicht der Sorgepflicht der Unternehmung problematisch sein. Diesem Missstand will der neue Internet-Dienst Silenccio entgegentreten und Betroffenen helfen, die Wahrung ihrer Rechte gegen die Urheber solcher Kommentare durchzusetzen. «Hass verbreitet sich extrem schnell im Internet und auf den sozialen Medien. Betroffene müssen sich schnell und effektiv wehren können», sagt Alexander Mazzara, einer der Gründer des Unternehmens.
Silenccio bietet einen Überwachungsdienst an, mit dem das Internet und Social-Media-Plattformen überwacht werden. Finden sich kritische Einträge, entscheidet der Kunde, ob Silenccio eingreifen soll. In einem ersten Schritt mahnt Silenccio dann die Urheber der Kommentare an. Bleibt dies erfolglos, wird der Fall an die Rechtschutzversicherung AXA-ARAG übertragen. Die Versicherung setzt sich dann umgehend mit den Betreibern der entsprechenden Plattformen in Verbindung und verlangt die Herausgabe der Kontaktdaten, damit die Löschung der Einträge durchgesetzt werden kann. Notfalls wird auch strafrechtlich vorgegangen. Denn, was viele User heute zu vergessen scheinen: Beschimpfung, üble Nachrede und Verleumdung sind strafbare Handlungen.
Der Dienst von Silenccio ist im monatlichen Abonnement ab 8.90 Franken für das Monitoring und ab 11.90 Franken für das Basis-Schutzprodukt erhältlich. Dieses ist für alle Nutzer mit normaler Internetaktivität geeignet. Sofern der Kunde keine bestehende Rechtsschutzversicherung mit Cyberrechtsschutz abgeschlossen hat, zahlt er bei einer Weiterverfolgung eines Schadenfalls durch die AXA-ARAG einen Selbstbehalt von 250 Franken, ohne weitere vertragliche Verpflichtungen einzugehen. Unternehmen und Organisationen, die mehrere Personen schützen möchten, stehen Gruppentarife zur Verfügung. Damit können Unternehmen, Verbände, öffentliche Verwaltungen oder  Schulen ihre Mitarbeiter schützen und potenzielle Rufschädigungen der Organisation frühzeitig erkennen und den Schaden für die Firma und die Individuen begrenzen.

Wednesday, April 4, 2018

Hacken leicht gemacht: Ewige Passwörter, abgestandene Daten und Ghost Users

Das Hacken von Unternehmungen und das Stehlen von Daten ist oft nur zu einfach. Illoyale Mitarbeiter oder  frustrierte ehemalige Angestellte können mit ihren Zugangsrechten riesige Schäden anzurichten. Umso wichtiger wäre der systematische Schutz von sensiblen Daten innerhalb von Unternehmen. Damit steht aber noch vieles im Argen. Exzessive Zugriffsrechte, veraltete Konten und ungenutzte Daten sind  kurz vor dem Inkrafttreten der DSGVO in vielen Unternehmen ein grosses Problem.

Das Risiko steigt, wenn zuviele Mitarbeiter Zugriff auf sensible Daten haben.
                                                                                                        Bild Pixabay
Ein neuer Report des Datensicherheitsspezialisten Varonis zeigt, dass in zu vielen Unternehmen zu viele Mitarbeiter Zugriff auf sensible Daten haben. Durchschnittlich sind 21 Prozent der Folder eines Unternehmens für jeden Mitarbeiter zugänglich, in 41 Prozent der Unternehmen haben sämtliche Mitarbeiter Zugriff auf mindestens 1000 sensible Dateien. Dazu gehören personenbezogene Daten, Kreditkarten- oder auch medizinische Informationen. Bei 58 Prozent der untersuchten Firmen unterliegen mehr als 100‘000 Ordner keiner Zugriffsbeschränkung. Bei 34 Prozent der Benutzerkonten handelt es sich um sogenannte “Ghost Users“, also veraltete, nicht mehr benötigte, aber nicht deaktivierte Nutzerkonten. Beinahe in jedem zweiten Unternehmen verfügen mehr als 1000 Benutzer über zeitlich unbegrenzt gültige Passwörter!
Die zitierten Zahlen basieren auf Risikobewertungen für 130 bestehende und potenzielle Kunden von Varonis aus den unterschiedlichsten Branchen. Insgesamt wurden hierfür 6,2 Milliarden Dateien in 459 Millionen Foldern analysiert. Dabei deckt der Bericht verschiedene Probleme auf, welche die Gefährdung durch Datenschutzverletzungen, Insider-Bedrohungen und Ransomware-Angriffe deutlich vergrössern:
  • Zu weitreichende Zugriffsgruppen, die zu vielen Mitarbeitern den Zugang zu sensiblen Daten ermöglichen,
  • mangelhaft verwaltete sensible und ungenutzte Daten (stale data), die verschiedenen Datenschutzvorschriften unterliegen,
  • Inkonsistente und fehlerhafte Berechtigungen, die Sicherheitslücken für Eindringlinge öffnen,
  • veraltete, nicht mehr benötigte, aber nicht deaktivierte Nutzerkonten (ghost users)
  • und Benutzerkennwörter, die zeitlich unbegrenzt gültig sind.
Angesichts der jüngsten Datenschutzverletzungen zum Beispiel bei Uber und Netflix, sowie der nahenden DSGVO, seien die Ergebnisse des Datenrisiko-Reports erschreckend, erklärt Thomas Ehrlich von Varonis. Daten sind das bevorzugte Ziel von Cyberkriminellen, weil sie das wertvollste Asset der Unternehmen sind. Dennoch vernachlässigen zahlreiche Unternehmen das Management und die Kontrolle der Zugriffsrechte und setzen sich damit Insider-Bedrohungen, Ransomware-Angriffen und dem Risiko von Datendiebstählen aus.