Der
Onlinegigant Amazon nimmt eine immer grössere Rolle im Online-Shopping ein. In
Deutschland, zum Beispiel, kauft jeder
zehnte Amazon-Kunde heute online ausschliesslich bei Amazon. Ausserdem wird der
Amazon-Webshop als Suchmaschine eingesetzt, was Angebot, Preise und Bewertungen betrifft -
auch von Kunden, die beabsichtigen, an einem anderen Ort zu kaufen.
Wie lange kann der Gigant noch weiterwachsen, ohne dass die Kartellbehörden einschreiten? Bild Creative-Commons |
Jeder
zweite deutsche Online-Shopper klickt sich mindestens einmal die Woche durch das
Angebot von Amazon. Für den restlichen Handel ist Amazon eine Bedrohung - oder
zumindest sehr relevant, das zeigt eine
aktuelle Studie des ECC Köln. Denn Amazon legt häufig schon den Grundstock
für die Kaufentscheidung. Knapp 58 Prozent der befragten Konsumenten haben sich
vor ihrer letzten Onlinebestellung bei Amazon informiert – unabhängig davon, in
welchem Online-Shop sie anschliessend gekauft haben. Fast zwei Drittel jener
Konsumenten, für die das Smartphone die zentrale Rolle im Alltag spielt, haben
sich vor dem Onlinekauf bei Amazon informiert.
Amazon
ist längst zum grössten Kaufhaus der Welt geworden - es scheint nichts zu
geben, das dort nicht gefunden werden kann. Zudem sind die wichtigen Produktinformationen
transparent und leicht zugänglich, so dass Amazon nicht mehr nur Shop, sondern
auch Produktsuchmaschine
geworden ist. Knapp 83 Prozent der Konsumenten, die Amazon zur Information
genutzt haben, informieren sich vor einer Onlinebestellung über Preise. Auch
die Kundenbewertungen einzelner Produkte stehen hoch im Kurs: 65 Prozent der
Konsumenten nutzen die Amazon-Kundenbewertungen, um sich vor dem Kauf über ein
Produkt zu informieren. Für rund ein Drittel der Konsumenten sind diese
Informationen kaufentscheidend. Selbst die Markenauswahl wird durch Amazon
beeinflusst.
Vor
allem die Orientierungsfunktion bei Preisen und Marken habe Konsequenzen für
andere Händler und Hersteller. Onlinepreise, die signifikant über den
Amazon-Preisen lägen, seien schlichtweg im Netz nicht konkurrenzfähig,
schliessen die Autoren der Studie.
Wie
stark Amazon im Kaufverhalten bereits verankert ist, zeigt ein Blick auf die
Amazon-User. Jeder zehnte Amazon-Käufer kauft online bereits heute ausschliesslich
dort ein. Die Branchenauswertung verrät: Fast 64 Prozent der Amazon-Käufer
kaufen Elektronikprodukte ausschliesslich oder hauptsächlich bei Amazon – im
Bereich Sport und Hobby sind es 62 Prozent.
In den
letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der bei Amazon bestellten Artikel (in
Deutschland) innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Fast 50 Prozent aller
Online-Umsätze laufen über Amazon.
In den
USA hat sich Präsident Trump kürzlich zu
Amazon geäussert und dabei, wie üblich, kein Blatt vor den Mund genommen:
Amazon zahle wenig oder gar keine Steuern an Bundesstaaten und Kommunen, und benutze
das Postsystem als Botenjungen, schrieb Trump auf Twitter. Dadurch entstünden
den Vereinigten Staaten enorme wirtschaftliche Schäden. Viele Tausend
Einzelhändler würden aus dem Geschäft gedrängt. Der Präsident ist nicht der einzige,
der
Amazon kritisiert. Die Europäischen Kartellbehörden haben auch schon kritische
Töne von sich gegeben - allerdings nicht sehr laute. Möglicherweise wird das
weitere Wachstum des Unternehmens und die Amazonisierung des Handels in Zukunft
nicht mehr ganz so reibungslos ablaufen, wie bisher.
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