Die erste industrielle Revolution führte zur vierten: Die digitale Revolution bringt erneut grosse wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen. Illustration Wikimedia Commons |
Das
sind, wie die Amerikaner sagen, the bad News. The good News, gemäss McKinsey,
ist die Tatsache, dass diese digitale Revolution keine
Krise auslösen werde:
“Mit ausreichendem wirtschaftlichem Wachstum, Innovation und Investitionen können ausreichend neue Jobs geschaffen werden, um den Einfluss der Automatisierung zu kompensieren, auch wenn in fortgeschrittenen Ökonomien zusätzliche Investitionen benötigt werden, um das Risiko von Arbeitslosigkeit zu reduzieren."Auch andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen: “In der Summe“ werde die Digitalisierung bis zum Jahr 2035 zu keinem gravierenden Anstieg der Arbeitslosigkeit führen, da sich der Stellenabbau mit dem Aufbau neuer Jobs die Waage halten dürfte, gab zum Beispiel letzte Woche das Bundesinstitut für Berufsbildung in Deutschland bekannt, und die Deutschlandchefin von Dell-EMC erklärt, dass es notwendig sei, auf allen Ebenen „disruptiv“ zu denken und auch eine generelle Neubewertung der Erwerbsarbeit vorzunehmen.
Alles
palletti also?
Das
sehen nicht alle so. In den Büros drohe der grosse Jobabbau, titelt die Welt und
lässt sich nicht vom verbreiteten Optimismus beschwichtigen:
“Zwar werden auch künftig Mitarbeiter die Software-Roboter programmieren und überwachen, aber trotzdem können die Firmen künftig auf viele Sachbearbeiter oder kaufmännische Angestellte verzichten. „Die grosse Herausforderung wird sein, dass man künftig nur noch einen statt zehn Mitarbeitern braucht, um eine Funktion abzudecken“ […]. Die Frage, die mit dieser neuen Digitalisierungswelle auf Politik und die Gesellschaft zurollt, wird sein: Was machen künftig die anderen neun? Es geht dabei potenziell um Millionen Betroffene.“
Überhaupt
zeigt die erst in ihren Anfängen steckende digitale Arbeitsmarktdiskussion,
dass die Fronten nicht entlang den üblichen Linien verlaufen. Nachdem zum
Beispiel Siemens Chef Joe Kaeser in einem Handelsblatt-Interview dargelegt
hatte, dass sich der gesellschaftliche Wert eines Unternehmens nicht nur
daran messen dürfe, wie viel Gewinn es erziele, sondern auch daran, wie viele
Arbeitsplätze es bereitstelle, fühlte sich dasselbe Handelsblatt dazu bemüssigt,
in einem Kommentar zu
widersprechen:
“Arbeit ist kein Selbstzweck. In der Vergangenheit sind Jobverluste durch Rationalisierungswellen stets kompensiert worden, teils durch neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen, teils durch kürzere Arbeitszeiten. Sollte der derzeitige Trend zur Digitalisierung tatsächlich erstmals so rasant verlaufen, dass es zu grösseren Anpassungsschwierigkeiten kommt, dann wäre am ehesten die Politik gefordert: Sie muss das deutsche Sozialsystem umbauen, damit nicht mehr ein Grossteil der Beiträge und Leistungen am Normarbeitsverhältnis hängt.“
Ob der gesellschaftliche Wert von
Unternehmen in Zukunft nur an deren Effizienz gemessen wird, hängt wohl stark
davon ab, ob die digitale Revolution die nicht nur die Arbeitgeber, sondern
auch die Arbeitnehmer profitieren lässt - durch den Gewinn von mehr Freizeit,
zum Beispiel. Wenn die Optimisten Recht behalten, wird genau das der Fall sein. Wenn nicht, wird sich wohl der Preis der Digitalisierung heraus kristallisieren.
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