Tuesday, August 22, 2017

Airbnb und die Sonnenfinsternis

Die Sonnenfinsternis, die kürzlich die Amerikaner zu Tausenden in ihren Pfad gelockt hat, beweist nicht nur die Anziehungskraft astronomischer Phänomena, sondern sagt auch etwas über die Leistungsfähigkeit der Internetplattform Airbnb.

Wer im Bereich der totalen Sonnenfinsternis eine Unterkunft vermietete, konnte
einen guten Preis dafür verlangen.                              Bild Wikimedia Commons
Der Streifen, in dessen Bereich am 21.August die totale Sonnenfinsternis in den USA zu sehen war, wurde für diesen Tag zum beliebtesten Reiseziel in den USA. Davon profitierten unzählige Hotels und Retsaurants – aber eben auch Airbnb. Denn schliesslich mussten viele der Astrotouristen irgendwo übernachten, sei  es auf einem Zeltplatz, in einer Turnhalle oder in einem Gästezimmer. Hotels, Motels und offizielle Campingplätze hatten nicht die Kapazität, um den Ansturm zu bewältigen und die Zimmerpreise stiegen zum Teil extrem an. Auch Airbnb schnitt sich eine Scheibe vom Geschäft ab, wie fortune.com berichtet:
Mehr als 29’000 Privathäuser, Einzelzimmer, Zeltplätze und Wohmmobile wurden im Pfad der Sonnenfinsternis von Airbnb zur Vermietung angeboten. Mehr als 50‘000 Menschen mieteten eine dieser Unterkünfte.
Am Beispiel der Kleinstadt Rigby (4000 Einwohner) im US-Bundesstaat Idaho zeigt sich, welche Funktion Airbnb für viele Sonnenfinsternis-Touristen übernahm. In Rigby gibt es eine Pension und ein Motel – in der Nacht auf den 21. August 2016 verbuchten diese Unterkünfte eine einzige Übernachtung. Ein Jahr später, in der Nacht vor der Sonnenfinsternis, übernachteten 700 Menschen in Rigby – weil viele Privatpersonen per Airbnb  Schlafgelegenheiten vermieteten. Zwar waren diese nicht billig. Der Durchschnittspreis eines Airbnb betrug 127 US-Dollars – doppelt so teuer wie im letzten Jahr. Das Motel in der Stadt verlangte 330 Dollar pro Nacht – das Dreifache des normalen Preises.
Airbnb, eine Internetplattform, die inzwischen rund 31 Milliarden Dollar wert ist, benutzte die Gelegenheit, um amerikaweit mit Marketingaktionen auf sich aufmerksam zu machen – als günstigere Hotelalternative.
Und genau diese Nachricht kommt bei immer mehr Reisenden an. So berichtet die Wirtschaftsagentur Bloomberg, dass auch Geschäftsreisende immer öfter bei Airbnb mieten. Das Wachstum ist eindrücklich: im Jahr 2015 waren gerade mal 250 Unternehmen mit Airbnb für Geschäftsreisen registriert. Heute sind es 250‘000 Firmen.
Das beunruhigt natürlich auch Hotelunternehmer: “Der Neue verwüstet das Hotelzimmer“, übertitelte die NZZ kürzlich einen ausführlichen Artikel zum Thema. Zitat:
Airbnb […] besitzt kein einziges seiner Objekte, sondern vermittelt sie nur. Darum kann das Modell so rasch wachsen. Jeder kann heute mit Airbnb zum Hotelier werden, ob er ein Baumhaus im Garten stehen hat (das Beispiel ist nicht erfunden), ein Schloss besitzt oder ganz einfach Mieter einer Stadtwohnung ist. Eine Finanzierungsrunde hat dieses Jahr das privat gehaltene Jungunternehmen mit 31 Mrd. $ bewertet. Falls Airbnb in der nächsten Zeit an der Börse kotiert werden sollte und weiter an Wert gewinn, ist es denkbar, dass die Firma die ehrwürdige Hotelkette Marriott entthront.“

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