Dass an
einem Berliner Bahnhof ein Versuch mit Überwachungskameras läuft, welche die
Gesichter vom Staat gesuchter Subjekte erkennen sollen, sorgt für Kritik. Man
darf allerdings davon ausgehen, dass wir uns im Zeitalter des unberechenbaren islamistischen
Terrorismus auch an dieses digitale Überwachungswerkzeug des immer
allgegenwärtiger werdenden Staates gewöhnen werden – in der Hoffnung, dass es
uns sicherer macht.
Gesichtserkennung funktioniert immer besser, weil die digitale Technik enorme Fortschritte macht. Bild Wikimedia Commons |
Vorläufig
handelt es sich nur um einen Test. Doch, gemäss deutschem
Innenminister scheint die Sache ganz gut zu funktionieren:
“In den ersten Wochen an überwiegend hellen August-Tagen habe sich eine erstaunliche Treffsicherheit gezeigt, berichtete de Maiziere. Es gehe aber jetzt darum, die Gesichtserkennung noch unter anderen Bedingungen zu erproben, etwa an dunklen November-Tagen. Auch müsse die Zuverlässigkeit getestet werden, wenn jemand Sonnenbrille, Mütze oder Kapuze aufgesetzt habe…“
Möglich
geworden ist diese Art der Überwachung durch die enorme Leistungszunahme der
digitalen Technik – künstliche Intelligenz und Bildverarbeitung erfordern
gewaltige Rechnerleistungen, die in den letzten Jahren immer billiger geworden
sind. IBMs z14-System ist zum Beispiel in der Lage, mehr als zwölf Milliarden
verschlüsselte Transaktionen pro Tag auszuführen.
Trotzdem
kommt der nächste Schritt zum Überwachungsstaat nicht überall gut an. Der
Spiegel titelt zum Beispiel “Treffen sich Orwell und Kafka am Bahnhof...“.
Zitat aus dem Artikel:
“Im Kern möchten de Maizière und seine Polizisten in etwa das Gleiche, was sich beispielsweise auch die NSA wünscht: ein fast magisches System aus künstlicher Intelligenz und Echtzeit-Datensammlungen, das eines Tages vorhersagt, wer demnächst etwas Böses tun wird. Daten aus dem "Cyberraum", wie de Maizière gerne sagt, Daten aus Kameras, Telefonverbindungsdaten und so weiter. Deep Learning und neuronale Netze werden aus all den Informationen schon irgendwie die nötigen Muster extrahieren. Für die aktuelle Terrorvorhersage in Analogie zur Wettervorhersage gewissermassen. Man will dem Unbeherrschbaren mit neuen Herrschaftsmethoden begegnen. Es geht darum, und darüber sollten wir als Gesellschaft vielleicht vorher doch noch mal reden, zwischen Polizei und Bürgern eine Schicht Künstliche Intelligenz (KI) einzuziehen. Diese KI kann Polizisten warnen und losschicken, wenn sie es für nötig hält. Eine Art allsehender, immer aufmerksamer digitaler Wächter, der weiss, wer mit wem spricht, telefoniert oder Mails austauscht, wer sich wo aufhält - ausser natürlich, der- oder diejenige trägt gerade eine Schirmmütze.“
Doch wie
funktioniert die Gesichtserkennung überhaupt? Die Frankfurter Allgemeine
offeriert eine Erklärung:
“Mit dreidimensionalen Kameras wird eine höhere Erkennungsgenauigkeit erzielt. Die Computer vergleichen nicht etwa die Fotos, wie das ein Mensch tun würde, sondern sie rechnen jedes erfasste Gesicht in ein sogenanntes biometrisches Datum um. Aus den Merkmalen des Gesichts wird ein digitales Muster, ein sogenannter Hashwert, der für jedes Gesicht einzigartig ist. Je grösser die Datenbank ist, mit der die Gesichter abgeglichen werden, desto langsamer und fehleranfälliger arbeitet jedoch das Verfahren.“Gemäss FAZ liegt die Trefferquote derzeit bei rund 70 Prozent – vorausgesetzt, dass die Gesichter nicht verdeckt sind.
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