Monday, June 27, 2016

Brexit-Petition: Die Software-Bots gewinnen

Politik war nie ein einfaches Business, aber selten war Politik derart lärmig, wie heute – 24 Stunden am Tag wird argumentiert, geschrien, gepöbelt und manipuliert. Meistens nicht auf der Strasse, am Arbeitsplatz, im Restaurant oder Zuhause - gottseidank. Dafür im Internet. Die digitale Gesellschaft mit ihren 24-Stunden-Medien und der unendlichen Zahl von Meinungen generiert nach vermeintlich wichtigen Ereignissen eine News-Kakophonie, die zum Ohrensausen führt. Umso wichtiger wäre die Einordnungsfunktion der professionellen Medien - auch was die digitalen Aspekte der Ereignisse betrifft.

Die Macher von Heatsreet.com/uk publizieren Scripts, die zur
Manipulation der Brexit-Petition eingesetzt wurden.
                                                                    Screenshot heatstreet.com
Das ging aber schnell: Kaum war die Abstimmung vorbei, erschallte der Ruf nach einer erneuten Abstimmung. Die Medien nahmen die Forderung dankbar auf; sie wurde weltweit verbreitet, generierte Schlagzeilen, meist digitaler Art, wurde kommentiert und beworben.
“Über drei Millionen Briten fordern ein neues Referendum“ titelte die Schweizer Handelszeitung, die ja eigentlich in einem Land erscheint, wo Abstimmungen in mehrmals jährlich stattfinden (und wo ein Ergebnis mit fast vier Prozent Unterschied zwischen Ja und nein Stimmen als klare demokratische Meinungsäusserung und nicht als “hauchdünnes“ Resultat gilt).
Die Handelszeitung war natürlich nicht allein und die Schlagzeilen häuften sich fast so schnell, wie die Namen auf der Petition:
Mehr als eine Million Briten wollen nochmals abstimmen (Die Zeit)
2 Millionen Briten stimmen für zweites Brexit Referendum (Die Welt)
Abstimmen, bis das Ergebnis passt? Briten fordern neues Brexit-Votum (Blick)
Briten fordern zweite Abstimmung (Focus)
Nur hinterfragt wurde sie nicht, die Story, die so schön ins Brexit-Tohuwabohu passte – bis dann am Wochenende die britische Zeitung „The Telegraph“ endlich kritische Töne anschlug, als sich herausstellte, dass zehntausende der in den Schlagzeilen erwähnten "Briten", nicht sehr britisch sind.  
Abgesehen davon, dass man diejenigen, welche Stunden nach einer Abstimmung sofort eine Wiederholung der Abstimmung verlangen, wohl ohne sich auf einen Ast hinaus zu wagen, als schlechte Verlierer bezeichnen darf, hätte man von den etablierten Medien auch etwas mehr Skepsis gegenüber der zitierten Petition erwarten dürfen. Fragen, die sich in diesem Zusammenhang geradezu aufdrängen, wären zum Beispiel:
  1. Wer kann digital seine Stimme abgeben?
  2. Wie einfach ist es, eine digitale Petitionsstimme zu fälschen?
  3. Woher kommen die Millionen von Menschen, die sich für ein erneutes Plebiszit aussprechen?
Zumindest die letzte Frage liess sich schon früh klar beantworten. Petitionsstimmen wurden an den erstaunlichsten Orten abgeben: Zehntausende der Stimmen kamen aus dem Vatikan, aus Nord Korea und aus Frankreich.
Auch die erste und die zweite Frage waren (übrigens schon lange vor dem Brexit) relativ einfach zu beantworten. Abstimmen auf Websites ist extrem einfach, das können nicht nur engagierte Bürger, sondern auch Softwarebots – und zwar gleich tausendfach. Und die Manipulation ist nicht mal besonders schwierig, wie die Hacker von 4chan.org bewiesen haben.

Immerhin haben die Briten ob all dem Brexit- Tumult ihren Humor noch nicht verloren. Englische Fussballfans gehen davon aus, dass auch sie petitionieren können und verlangen online, dass das Spiel zwischen England und Island im Falle einer Englischen Niederlage so oft wiederholt werde, bis das gewünschte Resultat erzielt sei.

Wednesday, June 22, 2016

Social-Media-Paradox: Lieber teilen als lesen

Und da wundern wir uns, weshalb die digitale Gesellschaft immer oberflächlicher wird: Eine wissenschaftliche Studie hat gezeigt, dass Twitter-Nutzer nur zu gerne Inhalte teilen – meistens allerdings, ohne dass sie die Artikel, die sie empfehlen, auch gelesen haben.

Twitter-Nutzer wissen, dass Teilen einfacher ist als lesen -
und auch noch schneller geht.                 Screenshot Twitter       
Wir alle kennen Social-Media-User, die so viele Artikel teilen, dass wir uns fragen, wann sie denn die Zeit finden, das alles zu lesen. Nun haben wir die Antwort bekommen: Sie lesen sie gar  nicht – der Titel oder die Einleitung reicht ihnen schon aus, um einen Artikel zu teilen. Das  ist das Resultat einer wissenschaftlichen Studie des französischen Forschungsinstituts Inria und der Columbia Universität in New York City. Demnach teilen sechs von zehn Twitter-User Inhalte, ohne dass sie sie gelesen haben. Gerade für Marketingfachleute sind diese Resultate sehr interessant, wie das Marketingmagazin acquisa vermerkt, das über die Studie berichtet:
“Vom Ergebnis zeigten sich selbst die Studienautoren überrascht. Arnaud Legouts Interpretation: Nutzer seien heute eher bereit, einen Inhalt zu teilen als zu lesen. Dies sei typisch für den heutigen Medienkonsum, weil Meinungen vielfach auf Basis von Zusammenfassungen gebildet würden, anstatt tiefer in eine Materie einzusteigen...“ 
Diese oberflächliche Meinungsbildung, die auf Schlagzeilen und Kurzzusammenfassungen beruht, ist natürlich im Interesse von Meinungsmachern und Propagandisten: Kampagnen können mit relativ wenig Aufwand gestartet weden. Die "alten" Medien helfen hier fleissig mit; sie nutzen Twitter gerne als News-Quelle und funktionieren so als Echoraum. Dies erklärt auch, weshalb sogenannte “Shitstorms“ im Internet explosionsartig entstehen. Meinungen werden in wenigen Sekunden gemacht und weiterverbreitet – Hintergründe und komplizierte Erklärungen scheinen viele Twitterer nicht wirklich zu interessieren.
Twitter ist sicher nicht das einzige Medium, wo mehr geteilt und empfohlen, als gelesen wird. Wir warten gespannt auf eine Studie, die Facebook diesbezüglich unter die Lupe nimmt.

Monday, June 20, 2016

Wer hat Angst vor künstlicher Intelligenz?

Künstliche Intelligenz (KI) ist gerade dabei, die Technologiewelt umzukrempeln. Experten sind davon überzeugt, dass selbstlernende Algorithmen zukünftige Entwicklungen – wie beispielsweise autonome Autos – massiv vorantreiben werden.  Künstliche Intelligenz scheint unaufhaltbar, ist aber nicht unumstritten. Trotzdem sind die meisten Europäer gegenüber KI entweder positiv eingestellt oder haben keine Meinung zum Thema.

Ein Roboter im MIT-Museum in Cambridge, Massachusetts: D ie künstliche
Intelligenz der Zukunft wird nicht so aussehen, sondern kaum mehr sichtbar
sein.                                                                                                  Bild Wikimedia
Der Astrophysiker Stephen Hawking ist diesbezüglich kritischer. Er geht davon aus, dass die maschinelle Intelligenz die Menschheit in ihrer Existenz bedroht:
“Hawking selber sagt, dass die primitiven Formen von künstlicher Intelligenz, die bisher entwickelt wurden, sehr nützlich sind. Er fürchte jedoch die Konsequenzen einer Entwicklung, die dem Menschen gleich kommt oder diesen sogar überrunde. […] Ob die Maschinen irgendwann die Kontrolle übernehmen werden, werde die Zukunft zeigen. Was aber bereits heute klar sei, dass sie die Menschen zunehmend vom Arbeitsmarkt verdränge.Hawiking ist nicht der Einzige, der die Schattenseiten der schnellen KI-Entwicklung sieht. Kevin Kelly, Publizist, Autor und Technologieexperte wirft Google vor, seine Suchanfragen dazu zu benutzen, die KI-Kompetenz und damit die Macht des Unternehmens zu vergrössern, wie die FAZ schreibt:
“Jede Netzsuche füttert die KI. Zwar behauptet Google, es teile seine Systeme öffentlich. Doch dahinter steht der Anspruch auf Beherrschung. Im Silicon Valley warfen Vertreter der Alphabet-Tochter Deep Mind den Slogan an die Wand: „First, solve Artificial Intelligence. Then solve everything else.“ Everything else, das sind wir, die ganze analoge Erde – Technologie total.“
Die Bedrohung durch künstliche Intelligenz wird jedenfalls durch die Europäische Bevölkerung mehrheitlich nicht wahrgenommen, wie eine Studie des Marketingplattform-Betreibers Rocket Fuel ergeben hat.  Die Umfragen wurden in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Skandinavien durchgeführt und ergab, dass etwas mehr als 40 Prozent der befragten Menschen angab, künstliche Intelligenz sei gut oder eher gut. 47 Prozent sind neutral; nur 10 Prozent sehen KI negativ und befürchten, dass sie eine Bedrohung für die Menschheit darstellt.
Hinsichtlich der Frage, wie sich künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt auswirken wird, sind die Europäer eher gespalten: Im Durchschnitt glaubten mehr Befragte (17 Prozent), dass KI die eigene berufliche Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre verbessern wird, als gefährden (11 Prozent). Eine Mehrheit geht davon aus, dass sie keine Auswirkungen haben wird.

Friday, June 17, 2016

Startet Blockchain die vierte industrielle Revolution?

Das Thema “Blockchain“ taucht in der öffentlichen Diskussion immer öfter auf. Kein Wunder, hat doch die Technologie das Potential, die Geschäftswelt, wie wir sie kennen, zu verändern (wir haben hier bereits darüber berichtet). Nun widmet auch das Wissensmagazin “GDI Impuls“ dem Thema eine Ausgabe, unter dem Titel: Das Blockchain Manifest.
Das Wissensmagazin GDI Impuls widmet die neuste
Ausgabe der Blockchain Technologie.
 “Alles, was wir in den zwei Jahrhunderten seit dem Beginn der industriellen Revolution an Institutionen aufgebaut haben, um grosse Prozesse zentral zu steuern, wird von dieser Technologie der radikalen Dezentralisierung infrage gestellt.“
Das schreibt GDI-Forschungsleiterin Karin Frick in ihrem “Blockchain-Manifest“. In ihrer Machtposition bedroht seien “die alten Herren aus den Konzernzentralen genauso wie die neuen Herren aus dem Silicon Valley“. An ihre Stelle trete keine neue Zentral-Macht, sondern eine Vielfalt direkter Beziehungen ohne vermittelnde Institution. “Eine andere Welt ist möglich. Wir sollten das als Chance erkennen.“
Die Autoren der Titelstory halten fest, dass die neue Technologie schon sehr früh auch Internet-Stars wie Uber oder Facebook treffen und verändern werde, da Blockchain eine Peer-to-Peer-Organisation möglich mache, die ohne zentrale Betreiber auskommt. Auf längere Sicht würden aber vor allem auch zentrale Institutionen in ihrem Bestand bedroht – grosse Konzerne oder gar Staaten. Der Niedergang alter Institutionen bei gleichzeitigem Aufbau neuer Strukturen gleiche stark der Entwicklung in der Frühzeit der industriellen Revolution.
Ein globaler Schwerpunkt der Blockchain-Szene entwickelt sich gerade im Schweizer “Crypto Valley“ zwischen Zürich und Zug. “GDI Impuls“ hat Protagonisten dieser Szene getroffen. Dabei handelt es sich um erfahrene Veteranen früherer Tech-Wellen genauso wie um Player traditioneller Finanz- und Forschungseinrichtungen. Zum Beispiel Stefan Klauser von der ETH Zürich, der “GDI Impuls“ bei der Erstellung der “Crypto Valley Map" unterstützte .
Das Magazin kann hier gekauft und gelesen werden.

Nachtrag: Auch die NZZ geht heute ausführlich auf das Thema "Crypto Valley" ein:
"Dieses besteht im Wesentlichen aus einer schnurgeraden, rund 4 Kilometer langen Achse, die vom Zuger Postplatz zum Bahnhof von Baar führt. In den letzten zwei Jahren haben sich hier etwa zwanzig Firmen aus der digitalen Finanzbranche angesiedelt. Geprägt hat den Begriff, der den Gründermythos des Silicon Valley von Kalifornien in die Zentralschweiz verpflanzen soll, der Südafrikaner Johann Gevers. Mit seiner Firma Monetas, die 2014 aus Vancouver nach Zug gezogen ist, hat er eine App zur Transaktion für Vermögen von Smartphone zu Smartphone entwickelt."


Monday, June 13, 2016

Facebook, die News und die Voreingenommenheit

Da ging doch kürzlich das grosse Raunen durch die amerikanischen Medien, dass Facebook voreingenommen sei, was die Verteilung von News an die User betreffe. Das hat uns dazu veranlasst, den Facebook-Themen-Feed auf unserer Page einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Fazit: Wer sich informieren will, sucht sich besser andere Quellen.

Was bei Facebook am meisten interessiert, hat oft nicht
viel mit relevanten News zu tun.   Screengrab Facebook
Die Story sorgte vor allem in den USA für viel Aufsehen: Facebook ist voreingenommen – oder, wie die Welt in Deutschland titelte: “Macht Facebook geheime Politik gegen Konservative?“ Die Frage liess sich natürlich nicht schlüssig beantworten: Eher konservative Medien tendieren dazu, dies zu glauben; der grosse Rest des linksliberalen Mainstreams schreibt die Schlagzeilen eher konservativer Schwarzseherei und allgemeinem Kulturpessimismus  zu. Konkret geht es darum, dass Facebook seinen Nordamerikanischen Usern seit zwei Jahren unter der Überschrift “Trending“ eine Auswahl von Themen serviert, die momentan viele Leser interessieren. Da Facebook Millionen von Usern hat, werden diese Schlagzeilen natürlich oft angeklickt. Team-Mitarbeiter, die bei Facebook für die Auswahl dieser Themen verantwortlich waren, gaben nun in einem Interview an, dass die Auswahl der Meldungen oft nach politischen Kriterien vorgenommen worden sei:
“Der aktuelle Vorwurf: Vor allem Nachrichten aus dem konservativen Spektrum, die tatsächlich massiv von Nutzern debattiert worden seien, hätten es nicht in die prominente Rubrik rechts oben auf der Facebook-Seite geschafft. Berichte über prominente Konservative wie Mitt Romney, Glenn Beck oder Rand Paul seien in der Auswahl nicht immer, aber je nach Teamleiter benachteiligt worden.
Facebook hat die Anschuldigungen wenige Stunden nach Veröffentlichung des Artikels bei "Gizmodo" dementiert […] Die angesagten Themen, erklärt Facebook, würden zunächst immer von einem Algorithmus ermittelt. Das menschliche Team im Hintergrund überprüfe dann, ob es sich bei dem Thema tatsächlich um eine aktuelle Nachricht handle. Die identifizierten Trends würden dann an die Nutzer weitergegeben, auf Basis von deren persönlichen Interessen und Vorlieben. Wo hält sich ein Nutzer gerade auf, welche Seiten verfolgt er, wofür hat er einen Daumen nach oben gegeben – auch diese Informationen spielen in die nun wieder computergesteuerte Auswahl hinein.“
Was auch immer mit der Themenauswahl bei Facebook geschehen ist – die „Trending Topics“
auf der Plattform leisten definitiv keinen Beitrag zur Erfüllung unseres Informationsbedürfnisses, wie die abgebildeten Schlagzeilen vom Montag nach dem Massenmord in Orlando Florida zeigen. Neben für uns irrelevanten Meldungen über gefeuerte Sportkommentatoren, Country Musiker, die sich zum politischen Geschehen äussern, Schauspielerinnen, die ausgezeichnet wurden – und natürlich Donald Trump,  landeten gerade mal zwei Themen auf unserer Liste, die uns interessieren – eine wissenschaftliche Meldung und ein IT-Thema. Wer sich nicht nur für den kleinsten gemeinsamen Klatsch-Nenner interessiert, kann ohne weiteres auf die Facebook-Themen-Hitparade verzichten.
Kein Verlust also, für die meisten deutschsprachigen Facebook-User, die (noch) auf diese Trending Topics verzichten müssen, die von einem Facebook-Algorithmus ausgewählt und von Facebook-Mitarbeitern gefiltert werden. News werden zwar überall mit mehr oder weniger Voreingenommenheit serviert, wer aber den schnellen Überblick sucht, ist mit Google-News oder der News-Site einer seriösen Tageszeitung sicher besser bedient, als mit den Trending Topics von Facebook.

Wednesday, June 8, 2016

Weniger Lust auf Social Networks - und Sex

Obwohl es immer mehr mobile User gibt, die mit dem Smartphone oder Tablet auf das Internet zugreifen, geht die Mitwirkung in sozialen Netzen wie Twitter, Instagram oder Facebook stark zurück. Die Gründe dafür sind unklar. Es sind aber nicht nur digitale Netze, die nicht mehr so populär sind, wie früher. Auch Sex wird immer unbeliebter (im Gegensatz zur Pornographie). Schuld daran sei die digitale Gesellschaft, sagen Experten.

Nicht mehr so begeistert: Die Nutzer von sozialen Netzen.
Gerade noch waren Social Networks die kommunikative Zukunft, und schon zeigt der Beliebtheitstrend wieder abwärts. Eine Studie, welche die Nutzung der Social Networks in neun Ländern vergleicht, berichtet von teilweise dramatischen Einbrüchen. Am wenigsten betroffen ist Facebook, wo sich bekanntlich die ältesten User tummeln – vielleicht sind diese weniger unstet und flatterhaft als jene Generation, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen ist und von einer App zur nächsten hüpft, sobald es angesagt ist.
Die Untersuchung wurde von der Marktforschungsfirma SimilarWeb durchgeführt; untersucht wurden die USA, , Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Australien, Indien, Südafrika, und Brasilien. Die Ergebnisse sind klar: Die Menschen verbringen weniger Zeit auf Facebook, Twitter, Instagram und Snapchat. Analysiert wurden die Daten der Android-Apps der vier Netzwerke von Januar bis März 2016, im Vergleich mit dem Vorjahr.
“Am meisten nach unten ging es für Instagram, wo die Nutzer der App 23,7 Prozent weniger Zeit verbrachten. Twitter verbucht mit 23,4 Prozent weniger ein fast ebenso hohes Minus. Snapchat kommt mit 15,7 Prozent besser davon, Facebook trifft es mit 8 Prozent am wenigsten. Doch der Trend ist deutlich, keines der vier Sozialen Netzwerke kann in einem Land ein Wachstum verzeichnen.“
Wo liegen die Gründe für diesen Rückgang an Unser-Interesse? Wahrscheinlich hat es schlicht damit zu tun, dass immer wieder neue Kommunikationsangebote auf den digitalen Markt kommen, die mit bestehenden Diensten konkurrenzieren. Zeitvertreib ist im digitalen Zeitalter kein Problem mehr – aber: wer die Wahl hat, hat die Qual. Dazu passt auch die Meldung über die digitalen Medien, die unser Sexleben negativ beeinflussen. Ein britischer Professor glaubt, dass die Anforderungen an unsere Zeit heutzutage so gross sind, dass wir gar nicht mehr dazu kommen unsere ureigensten Bedürfnisse auszuleben. Zu viele Social Networks, Streaming-Dienste und Smartphone-Aktivitäten buhlen um unsere Aufmerksamkeit und sorgen laut Cambridge Professor David Spiegelhalter dafür, dass die Lust auf der Strecke bleibt:
“Es geht um diese massive Vernetztheit und den ständigen Blick aufs Smartphone. Früher war das Fernsehprogramm um 22 Uhr 30 vorbei, danach hatte man nichts anderes mehr zu tun. Sogar Stromausfälle helfen. Wir haben heute einfach weniger Sex…" 

Monday, June 6, 2016

Die Urbanisierung beschleunigt das Internet

99 Prozent der Schweizer Haushalte verfügen über einen Internetanschluss mit einer Bandbreite von mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). In ländlichen Gebieten beträgt dieser Wert knapp 90 Prozent, was mehr als dreimal so hoch ist wie in der EU, wo dieser Wert bei knapp 28 Prozent liegt. Dieser internationale Spitzenwert ist massgeblich den Glasfaserkabelnetzen zu verdanken, die auch ländliche Regionen mit schnellem Internet versorgen.

Die Schweiz ist ganz an der Spitze, was Internetspeed anbelangt. Der wohl
meistgenutzte Speedtest (von Ookla) findet sich auf speedtest.net.
Ein Grund für die ausgezeichnete Internet-Versorgung liegt in der stetigen Verstädterung der Schweiz; die enorme Bautätigkeit und die ständig ansteigende Bevölkerungsdichte tragen dazu bei, dass es finanziell möglich wird, die modernste Infrastruktur für Schweizer Internet-User bereitzustellen. Qualität und Abdeckung des Internetangebots in Europa und der Schweiz wurden kürzlich im Auftrag der EU-Kommission Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien und dem Verband Glasfasernetz Schweiz untersucht und quantifiziert. Dabei schnitt die Schweiz extrem gut ab.
Die Studie zeige, dass diese erfreulichen Ergebnisse massgeblich auf den Breitbandausbau der Glasfaserkabelnetze zurückzuführen seien, sagt man beimTelekommunikationsverband Suissedigital, wo  200 privatwirtschaftlich wie auch öffentlich-rechtlich organisierte Unternehmen zusammengeschlossen sind, die rund 2.5 Millionen Haushalte mit Radio, TV, Internet und Telefonie versorgen. Die bei Suissedigital zusammengeschlossenen Glasfaserkabelnetze bieten in ihren Versorgungsgebieten nahezu überall Bandbreiten mit mindestens 150 Mbit/s an.
Tatsächlich sind Glasfaseranschlüsse momentan die beste Wahl für Geschwindigkeit. Chip.de beschreibt die Leistung:
  • “Bis zu 1000 Mbit/s Down- und Upstream warten auf Glasfaser-Kunden. Doch Privathaushalte kommen wohl so schnell nicht auf diese Ergebnisse.
  • Bei den meisten Webseiten können Sie die Geschwindigkeit allerdings gar nicht nutzen, da einer einzelnen Verbindung kein so schneller Datenstrom zur Verfügung gestellt wird.
  • In der Praxis liegt das Problem zudem an den Leitungen: Die Glasfaser-Kabel sind nämlich meist am Ende mit einem langsamen Kupferkabel kombiniert.
  • Dadurch bleiben Ihnen am Ende nur noch bescheidene 25 bis 200 Mbit/s. Der tatsächliche Wert variiert je nach Länge des Kupferkabels und Entfernung zum Verteiler.“

Friday, June 3, 2016

Social Media peppt Fussball auf

Fussballfans sind längst nicht mehr damit zufrieden, sich ein Spiel im Stadion nur anzusehen; Fans wollen ihre Reaktionen weitergeben, auf digitalen Kanälen kommunizieren. Mit Social Media wird der Match aufgepeppt – augmented Reality im Fussballstadion, sozusagen. Diese erweiterte Wirklichkeit beim Fussballspiel wird nicht nur im Stadion gesucht, sondern auch bei Live-Übertragungen am TV.

Fussball ist der beliebteste Sport der Welt. Immer mehr Fans wollen ihre
Meinung zu laufenden Spielen über Social Networks teilen.
                                                                                       Bild Wikimedia Commons
Es zeigt sich, dass die Intensität der Social-Media-Nutzung während Fussballspielen von der Nationalität der Fans abhängt – das ergab zumindest eine ausführliche Untersuchung von Mastercard, die unter der Überschrift Social Fanalytics Report im Vorfeld der kommende Europameisterschaft durchgeführt wurde. Spanische Fußballfans zeigen während der Übertragung von Fußballspielen die höchste Aktivität in den sozialen Medien: Fans, die live im Stadion dabei sind veröffentlichen durchschnittlich zwei Beiträge (!) pro Spiel auf Social Media. Das sind doppelt so viele wie der europäische Durchschnitt.
Die Möglichkeit zur Interaktion mit ihren Fußballidolen in den sozialen Medien ist für rund 70 Prozent der europäischen Fans wichtig. Dies gilt vor allem für die Anhänger in der Türkei (92 Prozent) und in Spanien (86 Prozent). Allerdings gehen bei diesem Thema die Meinungen in Europa auseinander: in Deutschland sind nur gut die Hälfte der Fans der Ansicht, dass Fußballstars auf sozialen Medien vertreten sein sollten.
Facebook ist der beliebteste Social-Media-Kanal unter den Fußballfans – insbesondere in der Altersgruppe der 45 – 54-Jährigen. YouTube rangiert auf Platz 2 und ist bei den Fußballfans in der Ukraine besonders beliebt.
Der Report zeigt auch, dass WLAN heutzutage sozusagen überall als selbstverständliche Infrastruktur wahrgenommen wird – auch im Fussballstadion. Immerhin mehr als zwei Drittel der befragten Fussballfans wünschen sich WLAN in den Stadien. Dies gilt vor allem für Italien und Portugal, wo sich 79 beziehungsweise 70 Prozent die Möglichkeit offenhalten wollen, während einem besonders spannenden – oder speziell langweiligen – Fussballspiel auf das Internet zuzugreifen. Das ist allerdings nicht immer ganz einfach wie focus.de berichtet:

Nicht nur an Silvester, sondern auch bei Großveranstaltungen in Stadien, Arenen und Messen wird das Problem, keine Kurznachrichten versenden zu können bzw. sich ins Internet einwählen zu können, regelmäßig spürbar. Vor allem das gleichzeitige Hoch- und Runterladen von Inhalten aus sozialen Medien sorgt für die Überbelastung der Mobilfunknetze. […] Um gegen die überlasteten Netze im Stadion vorzugehen und somit die Verfügbarkeit des mobilen Internets in Stadien zu gewährleisten, haben bereits einige Bundesligisten ihre Stadien in ein "Connected Stadium" umgewandelt. Connected Stadium (oder auch "Stadium Vision" genannt) ist ein Konzept, bei dem Sport-Arenen technisch so ausgestattet bzw. modernisiert werden, dass die Zuschauer im Stadion von ihren mobilen Endgeräten das Internet über das stadioneigene WLAN oder über ein verstärktes und ausgebautes Mobilfunknetz (LTE) nutzen können.“