Saturday, July 29, 2017

Amazon: Wie gross ist zu gross?

Eine neue pwc-Studie zum Einzelhandel im digitalen Zeitalter fasst in Zahlen, was wir schon lange gewusst oder geahnt haben. Im Onlinehandel führt buchstäblich kein Weg an Amazon vorbei. Der gigantische Internet-Detailhändler hat den Markt so fest im Griff, dass seine Position schon beinahe monopolistische Züge annimmt. Das sieht auch die amerikanische Regierung so, und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Konzern in der Zukunft in seiner Grösse beschnitten wird.

Von Null auf mehr als 160 Milliarden Dollar Jahresumsatz: Kennt das Wachs-
tum von Amazon keine Grenzen?                                                
Es wäre nicht das erste Mal in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte, dass ein Unternehmen zerlegt wird, weil es monopolistische Züge angenommen hat. Der wohl bekannteste Fall ereignete sich vor mehr als 100 Jahren. Im Jahr 1911 entschied das oberste Gericht der USA, dass Standard Oil, das gewaltige Ölunternehmen, dass der Magnat John D. Rockefeller in den Jahrzehnten zuvor aufgebaut hatte, zu gross geworden sei. In der Folge wurde Standard Oil in 34 kleinere Unternehmen aufgeteilt, von denen einige später noch weiter aufgeteilt wurden. Zwei der bekanntesten Nachkommen dieses zerschlagenen Ölimperiums sind Exxon Mobil und Chevron. Beide machen heute wieder Milliarden-Umsätze.
Amazon steht noch lange nicht vor der Zerschlagung als Konzern – immerhin könnte der Wind aber in diese Richtung wehen, wie verschiedene US-Amerikanische Medien berichten. Immerhin: Wer sich gegen Amazon wehrt, hat meistens gute Gründe – vor allem wenn es kleine Konkurrenten im Detailhandel sind. MarketWatch Kolumnist Rex Nutting sagt es kurz und bündig: Für die Konsumenten habe Amazon unvorstellbare Fortschritte gebracht – deshalb laufen auch die Hälfte aller amerikanischen Online-Transaktionen über Amazon. Für den bestehenden Handel hingegen sei Amazon eine ernste Bedrohung. Jede Arbeitsstelle, die Amazon schaffe, eliminiere zwei bis drei bestehende Jobs, schreibt Nutting. Unter dem Strich sei es möglich, dass Amazon in den USA mehr Jobs vernichten werde, als die Chinesischen Billigkonkurrenz – nämlich mehrere Millionen, schreibt Nutting.
Ähnliches mag auch in Europa zutreffen .
Amazons Siegeszug wird natürlich auch in der neuen pwc-Studie “Total Retail 2017“  thematisiert: “Amazon treibt die Innovation im Handel voran und überzeugt die Konsumenten“, schreiben die Autoren. Die Zahlen sind tatsächlich beeindruckend: 90 Prozent aller Konsumenten in Deutschland und den USA kaufen bei Amazon ein, in Italien, Grossbritannien und Japan sind es noch mehr (91 und 93 Prozent). Noch beeindruckender: Fast die Hälfte der Shopper startet den Einkaufsprozess mit einer Amazon-Suche, und 35 Prozent machen bei Amazon Prime mit – das heisst, dass sie sogar dafür bezahlen, dort einzukaufen und in den Genuss spezieller Angebote zu kommen.

Amazon macht also vieles richtig; die Kunden lieben es, beim Online-Giganten einzukaufen - während die Konkurrenz zum grössten Teil leidet. Die Frage ist nicht nur, ob  diese Entwicklung aufzuhalten ist, sondern auch, ob ein diesbezüglicher staatlicher Eingriff wünschenswert wäre. Der Streit darüber fängt wohl erst richtig an.  

Tuesday, July 25, 2017

Künstliche Intelligenz, skeptische Konsumenten und das Ende der Welt

Es waren wohl die immer zahlreicheren Roboter und vielleicht auch die selbstfahrenden Autos, die das Thema künstliche Intelligenz in den letzten Jahren und Monaten immer populärer gemacht haben. Trotzdem wissen wir nicht, wohin die Entwicklung führen wird. Aktuelle Umfragen zeigen, dass Künstliche Intelligenz mit viel Skepsis betrachtet wird. Eigentlich kein Wunder – wenn sogar wichtige Wirtschaftsführer eindringlich davor warnen.

Künstliche Intelligenz: Frauen sind skeptischer als Männer, was die positiven
Auswirkungen von KI auf unseren Alltag betrifft.  Bild Wikimedia Commons
Tesla-Chef Elon Musk sieht künstliche Intelligenz als die grösste Gefahr für die Menschheit. Er wolle nicht alarmierend klingen, sagte Musk, tat es dann aber doch:
"Ich habe Zugang zur modernsten künstlichen Intelligenz, die es gibt. Und ich glaube, die Leute sollten besorgt darüber sein.“
Wer den neuen Technologien ein gesundes Misstrauen entgegen bringt, befindet sich also durchaus in guter Gesellschaft. Wie sich zeigt, sind das recht viele Konsumenten – wenn auch nicht aus existenziellen Gründen, wie Mr. Musk. Durchschnittliche Konsumenten sorgen sich nicht so sehr darüber, dass KI die Menschheit vernichten könnte, sondern eher darüber, ob ihre Daten bei einem Chatbot in sicheren Händen sind, oder ob sie sich auf KI-Dienste überhaupt verlassen können, wie eine aktuelle Bitkom-Studie in Deutschland zeigt:
“Grundsätzlich legen die Deutschen nach wie vor hohen Wert auf eine persönliche Interaktion, auch wenn angenommen wird, dass KI das Leben künftig in Form von Robotern, Chatbots und anderen intelligenten Maschinen immer mehr beeinflussen wird. Zudem ist jeder Zweite (55 Prozent) der Meinung, dass ein Chatbot ein größeres Sicherheitsrisiko im Hinblick auf persönliche Daten darstellt, als ein Mensch. Auch wenn zwei Drittel der Befragten Vorteile in vollautomatisierten Dienstleistungen für sich als Kunden erkennen, macht sich die Mehrheit (71 Prozent) dennoch Sorgen, dass vollautomatisierte Dienstleistungen die Sicherheit ihrer persönlichen Daten gefährden. [...] Nicht einmal jeder zweite Verbraucher (44 Prozent) würde einem vollautomatisierten Einkaufsservice vertrauen, der Lebensmittel automatisch nachbestellen würde, wenn diese aufgebraucht sind. Ebenso skeptisch stehen die Deutschen der Frage gegenüber, ob Smart-Home-Geräte ihnen den Alltag erleichtern…“
Und natürlich ist das nicht die einzige Unsicherheit gegenüber KI. Wie eine andere Umfrage im Aufrag von Trusted Shops ergab, erwarten zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten, dass durch den Einsatz von intelligenten Maschinen in den kommenden Jahren ganze Berufsgruppen verschwinden werden. Trotzdem erwarten viele Bürger, dass sie von KI profitieren werden:
Über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sehen die Vorteile, die mit der Ausbreitung künstlicher Intelligenz einhergehen. Sie stimmen der Aussage zu, dass der Einsatz von KI das Leben der Menschen in den kommenden Jahren deutlich angenehmer machen wird. Sie erwarten eine Erleichterung des Alltags durch die weitere Inanspruchnahme intelligenter Maschinen. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während 60 Prozent der männlichen Teilnehmer eher die positiven Begleiterscheinungen einer solchen Technologie-Entwicklung für den Alltag sehen, sind Frauen dieser Entwicklung gegenüber eher skeptisch eingestellt...“
 Nach Meinung der Befragten sind es Beschäftigte in den Sektoren Industrie und Produktion, deren Jobs am meisten durch KI gefährdet sind – am wenigsten gefährdet sei der Handel.

Thursday, July 20, 2017

Netflix will neue Kinofilme sofort streamen

Es begann als DVD-Mietversand und hatte schon damals viel Erfolg und zahlreiche Nachahmer. Doch das Geschäftsmodell mit den silbernen Scheiben wurde durch den rasanten Ausbau des Internets obsolet – und Netflix war flexibel genug, sich anzupassen. Heute ist der grösste der Internet-Streaming-Dienste äusserst erfolgreich und zählt seit kurzem mehr als hundert Millionen zahlende Nutzer weltweit.

Der Video-Streaming-Dienst Netflix hat über 100 Millionen Abonnenten - unter
anderem weil zahlreiche attraktive Eigenproduktionen angeboten werden.
                                                                                                            Bild Netflix
Das Schlüsselwort heisst in diesem Zusammenhang “zahlende" Nutzer, denn im Gegensatz zu zahlreichen anderen Internet Firmen, die mit Millionen von Nutzern angeben können, kann Netflix seine Dienste bei den Anwendern direkt in Rechnung stellen und muss sich nicht auf die Gunst der Werber verlassen. (Wie schwierig es ist, mit einem kostenlosen Angebot im Internet trotz Millionen  von Usern Geld zu verdienen, zeigt der Kurznachrichtendienst Twitter, dessen Aktien momentan unter dem Ausgabepreis dahindümpeln – aber das ist ein andere Geschichte.) Das Netflixkonzept, mit vielen Eigenproduktionen immer mehr Kunden zu gewinnen, geht jedenfalls auf. Aus dem Handelsblatt:
Rund 5,2 Millionen neue Abonnenten meldeten sich im vergangenen Quartal beim Video-Streaming-Dienst Netflix an. […] Der Umsatz mit 2,8 Milliarden Dollar im Quartal lag 32 Prozent über dem im Vorjahr. Der Nettogewinn mit 66 Millionen nach 44 Millionen Dollar ist ebenfalls gestiegen. “
Der anhaltende und wachsende Erfolg von Netflix und Co. sollte vor allem der Fernsehbranche zu denken geben. Mehr und mehr Medienkonsumenten – vorläufig vor allem in Nordamerika – verzichten ganz auf das althergebrachte Fernsehen, mit vorgegebenem Programm und zuviel lästiger Werbung.  Aber Fernsehzuschauer sind nicht das alleinige Zielpublikum für Netflix – jetzt wird das Kinopublikum von Netflix angepeilt, wie die FAZ berichtet:
Offenbar sieht der 56 Jahre alte Mitgründer und Vorstandsvorsitzende der Online-Videothek Netflix also Kinos in ihrer heutigen Form als ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Bei der Vorlage des Quartalsberichts leistete sich Hastings jetzt einen weiteren Seitenhieb. Videodienste wie Netflix könnten das Filmgeschäft beleben, sagte er, nahm die Filmtheater davon aber ausdrücklich aus. Soll heissen: Netflix will nach der Fernseh- auch die Filmindustrie aufmischen, notfalls auch zu Lasten von Kinos. Das dürfte nicht nur Kinobetreiber alarmieren, sondern könnte auch erhebliche Auswirkungen für Filmliebhaber haben. Wer sich heute einen neuen Kinofilm ansehen will, tut dies üblicherweise auch im Kino. Wenn es nach Netflix geht, sind künftig immer mehr Neuerscheinungen direkt auf dem Smartphone oder dem heimischen Fernseher über das Internet abrufbar…“

Monday, July 17, 2017

E-Commerce und Schrott-Commerce

Der Online-Handel hat es möglich gemacht, auf der ganzen Welt einzukaufen – günstig und bequem. Doch die Produkte, die dann geliefert werden – vielfach zu extrem günstigen Preisen – entsprechen oft überhaupt nicht den Qualitätsmassstäben hiesiger Konsumenten und Behörden. Das kann sogar gefährlich werden.

Es gibt quasi nichts, was es nicht gibt: Immer mehr Waren werden von
hiesigen Verbrauchern direkt aus Asien importiert. Doch viele der Produkte
sind in Europa gar nicht zugelassen.                              Screengrab aliexpress
Die Preise auf chinesischen E-Commerce-Plattformen seien “fast schon irritierend tief“, meldete das Schweizer Fernsehen kürzlich. Den Anlass zum Bericht gaben die neusten Zahlen der Schweizer Post: 2015 kamen rund sechs Millionen Sendungen aus dem asiatischen Raum in die Schweiz, im letzten Jahr bereits neun Millionen. Dieses Jahr sollen es zwölf Millionen Pakete sein. Gegenwärtig  verarbeitet die Post jeden Tag rund 32'000 Sendungen aus Asien.
Europäische Händler sehen diese Entwicklung natürlich nicht gern – und sie sind damit nicht allein. Auch die Behörden machen sich Sorgen – auch über die Qualität solcher Billigimporte. In Deutschland wurden gemäss heise.de im letzten Jahr 1,25 Millionen Produkte aus dem Verkehr gezogen (die entsprechenden Schweizer Zahlen sind uns nicht bekannt), weil sie den hiesigen technischen Anforderungen nicht entsprechen:
“Lampen und Funkkopfhörer, Drohnen, Steckdosenleisten, Handfunkgeräte und sogenannte FM-Transmitter, die Musik vom Smartphone zum Radio übertragen: Störanfällige Billig-Elektroprodukte - oft, aber nicht immer aus China - überschwemmen seit Jahren den Markt. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Kunden im Internet einkaufen, wobei Lieferungen schwer zu kontrollieren sind. Angesichts der Importschwemme führen die Bonner Bundesnetzagentur, die über einen störungsfreien Funk- und Radiobetrieb wacht, der Zoll und die regionalen Aufsichtsbehörden einen schwierigen Kampf.“
In Deutschland haben die Verbraucher haben in nächster Zeit Gelegenheit, eine Ausstellung zum Thema zu besuchen: Die Aufsichtsbehörde zeigt vom morgigen Dienstag an in einer Wanderausstellung Produkte, die auf dem deutschen und europäischen Markt nicht vertrieben werden dürfen; darunter Funkkopfhörer, Drohnen, Handfunkgeräte und Funksteckdosen. Die Geräte nutzen zum Beispiel unzulässig hohe Sendeleistungen oder in Deutschland nicht zulässige Frequenzen. Die Ausstellung zeigt auch unerlaubte Spionagegeräte wie einen Teddybär, in dessen Nasenspitze eine kleine Videokamera versteckt ist. Ein Film in der Ausstellung zeigt, wie eine Funksteckdose aus Billigmaterial im Versuchslabor unter Stromlast erst Funken schlägt und dann Feuer fängt. Der Brand könnte unter realen Bedingungen wohl lebensgefährlich sein.


Thursday, July 13, 2017

Es könnte sich lohnen, Ihren Mobilfunkanbieter zu wechseln

Die Preisunterschiede der Mobilfunkanbieter sind immer noch sehr gross: Mit dem falschen Tarif kann das Smartphone gar zur Kostenfalle werden. Der Wechsel zu einem anderen Anbieter kann gemäss einer aktuellen Studie bis zu 80 Prozent Kosten sparen. Auch die Kundendienstqualität variiert beträchtlich.

Mobilfunkmasten auf einem Wohnhaus.                  Bild Wikimedia Commons
SIQT, ein Unternehmen das unabhängige Marktforschung  unter dem Namen “Schweizer Institut für Qualitätstests“ betreibt, hat in der vorliegenden Studie die Tarife von insgesamt 21 Mobilfunkanbietern untersucht. Das Resultat: Im Extremfall lassen sich sowohl im Bereich Prepaid als auch Postpaid rund 80 Prozent Kosten sparen!
Beispiel Prepaid: Für das Nutzungsszenario eines Wenignutzers mit insgesamt 65 Telefonminuten, 30 SMS und ohne Datenvolumen schwankten die Preise zwischen 8,99 Franken bei Salt und 22,83 Franken bei Lebara pro Monat. Die über alle Szenarien hinweg besten Konditionen im Prepaid-Segment fanden die Tester bei Lycamobile. Salt und Sunrise belegten die Plätze zwei und drei.
Auch bei den Abonnements ergaben sich teilweise deutliche Preisunterschiede. Während die Preise beim Normalnutzer noch zwischen 25 Franken und 60 Franken pro Monat schwankten, lag der günstigste Tarif des Powernutzers bei 29,90 Franken (CoopMobile), der teuerste bei 150,35 Franken (primacall). Im Durchschnitt konnten die Kosten durch die Wahl des günstigsten Anbieters gegenüber dem teuersten um 66 Prozent gesenkt werden. Die besten Konditionen im Bereich Postpaid bot Wingo, gefolgt von M-Budget Mobile und CoopMobile.
Beim Kundendienst-Check traten bei einigen Anbietern zum Teil erhebliche Schwächen zutage: Mal liess sich auch nach zwei Anwahlversuchen keine Mitarbeiter erreichen, mal warteten die Tester vergebens auf Antwort-Mails. Mit dem besten Support im Test der Prepaid-Anbieter überzeugte Salt, gefolgt von ok.- und Swisscom. Den besten Kundendienst der Postpaid-Anbieter erlebten die Tester bei Das-Abo. Salt und yallo platzierten sich auf Rang zwei und drei.

Wer ist denn nun gesamthaft an der Spitze? Lycamobile erfüllt die Anforderungen im Prepaid-Segment am besten und konnte sich mit den besten Preisen sowie dem breitesten Angebot in der Prepaid-Gesamtwertung durchsetzen. Auf Platz zwei landete Salt, noch vor Sunrise. Testsieger im Postpaid-Segment wurde Wingo, M-Budget Mobil und CoopMobile folgten auf den Plätzen zwei und drei.

Monday, July 10, 2017

Erfolgsrezept: Wenn die Vorgesetzten nicht viel zu sagen haben

Der Internet-Gigant Google ist eines der erfolgreichsten und grössten Unternehmen der Welt. Das kommt nicht von ungefähr. Abgesehen vom technischen Fortschritt im digitalen Zeitalter, für den Google steht, herrscht in der Firma auch ein ganz spezielles Arbeits- und Führungsklima, dass denn auch dazu geführt hat, dass Google global seit Jahren zu den beliebtesten Arbeitgebern gehört.

Dass die Vorgesetzten bei Google nicht viel zu sagen haben, wirkt sich in den
meisten Fällen sehr positiv auf das Geschäft aus.                         Logo Google
Obwohl Google mit zum Teil drastischen Massnahmen dafür sorgt, dass Firmen-Interna nicht aus der grossen Google-Familie nach draussen dringen, ist inzwischen hinreichend bekannt, dass das Unternehmen viel unternimmt, um die “glücklichste und gesündeste Belegschaft der Welt“ zu haben. Dazu gehören auch Freizeitangebote, die normalerweise eher in einem Ferienhotel zu finden sind. Denn, so die Begründung,  viele Pausen und eine kreative Umgebung entspannen die Mitarbeiter und machen sie noch kreativer. Genauso wichtig ist die Führung der Mitarbeiter, und auch hier geht Google neue Wege. Erfahren haben wir das von Kim Scott, die früher selber einmal bei Google an einer Spitzenposition tätig war. In einem Interview an der Fachmesse Qualtrics erklärte sie kürzlich, dass bei Google die allermeisten Führungsentscheidungen im Konsens getroffen werden. Das führt zu glücklicheren Mitarbeitern und Vorgesetzten, die bezüglich Personalentscheidungen nicht mehr viel zu sagen haben, wie Scott gegenüber inc.com erklärt:
"Im Grunde genommen hat Google fast alle Macht, die Manager normalerweise haben, eliminiert. Manager bei Google können nicht selber entscheiden, wen sie anstellen wollen. Sie können ihre Mitarbeiter auch nicht allein bewerten – was sich auf deren Bonus auswirkt. Solche Entscheidungen werden gemeinsam gefällt. Anstellungsgespräche werden von Gruppen geführt, die dann ihre Meinung dazu äussern, ob der Kandidat angestellt werden soll. Diese Gruppe besteht aus potentiellen Managern, Kollegen und Untergebenen des Kandidaten.“
Laut Kim Scott haben Vorgesetzte auch bezüglich Beförderungen nicht viel Macht. Auch hier sind es verschiedenste Mitarbeiter, die bestimmen, ob ein Kollege befördert werden soll. Es sei schwieriger, ohne das Einverständnis des Vorgesetzten befördert zu werden, aber es sei möglich, weil die endgültige Entscheidung nämlich von einem Komitee getroffen werde, dem der direkte Vorgesetzte nicht angehöre. Dieser Prozess garantiere, dass es “nur sehr wenig unfaire Beförderungen“ gebe.
Die frühere Google Managerin weiss auch, wieso die Google-Führungsstruktur so erfolgreich ist:
“Um ein guter Vorgesetzter zu sein, muss man gute Beziehungen zu den Mitarbeitern haben. Dass die Vorgesetzten Macht abgeben, fördert ein gutes Arbeitsverhältnis. Es gibt nichts Schlimmeres für eine Beziehung, als ein Ungleichgewicht der Kräfte.“


Friday, July 7, 2017

Schweiz: (Fast) alle haben schnelles Internet

99, 9 Prozent aller Schweizer Haushalte haben Zugang zu einem fixen oder mobilen Breitband-Internetanschluss. Damit steht die Schweiz auf der Europäischen Rangliste der Internetabdeckung ganz oben – knapp über dem Durchschnitt von 99,8 Prozent. Rund 93 Prozent der Haushalte in den dünner besiedelten ländlichen Gebieten der Schweiz verfügen über einen Internetanschluss mit einer Bandbreite von mindestens 30 Megabit pro Sekunde. Auch das ist ein internationaler Spitzenwert, der viel höher ist als im übrigen Europa.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.
Dass die Schweiz beim Breitbandausbau in Europa an der Spitze steht, zeigt eine kürzlich veröffentlichte EU-Studie. Die Tatsache, dass in den ländlichen Gebieten der Schweiz knapp 93 Prozent aller Haushalte Zugang zu einem Internetanschluss mit einer Bandbreite von mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) haben, beeindruckt – auch deshalb, weil der Wert mehr als doppelt so hoch ist wie der EU-Durchschnitt, der bei rund 39 Prozent liegt.
Viele dieser “ländlichen” Gebiete der Schweiz sind allerdings gar nicht mehr so ländlich – die Verstädterung hält an, die Bevölkerungsdichte wächst und verglichen mit anderen Nationen gibt es in der Schweiz nur wenige wirklich abgelegene, ländliche und bewohnte Gebiete.
Aber es gibt sie noch.
Die gleiche Europäische Studie zeigt nämlich, dass immerhin 0,6 Prozent aller Haushalte in der Schweiz nicht mit festem oder mobilem Internet versorgt werden können. Für diese User käme dann nur noch Internet vom Satellit in Frage, schreiben die Autoren.
Es sind übrigens die Schweizer Kabelnetzbetreiber, die sich für die gute Versorgung der Schweiz mit Breitband-Internet auf die Brust klopfen. “Unsere Mitglieder leisten einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung eines digitalen Grabens in der Schweiz", sagt Simon Osterwalder, Geschäftsführer von Suissedigital“ - denn die hervorragende Infrastruktur der Kabelnetze ermögliche flächendeckend Bandbreiten von bis zu 500 Mbit/s.
Insgesamt verfügen gemäss der Studie 99 Prozent aller Schweizer Haushalte über einen NGA-Internetanschluss mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit/s. Dieser Wert liegt bei den übrigen europäischen Ländern im Durchschnitt bei knapp 76 Prozent. Das gute Abschneiden der Schweiz wird in der Studie denn auch tatsächlich auf die Kabelnetze zurückgeführt, die als Schlüsselinfrastruktur bezeichnet werden.


Tuesday, July 4, 2017

Künstliche Intelligenz ist ein Traumstrand in der Karibik

Künstliche Intelligenz (KI), im digitalgesellschaftlichen Neudeutsch meistens Artificial Intelligence (AI) genannt, ist schwer im Kommen – wir haben an dieser Stelle schon mehrmals darüber berichtet. Deshalb werden Internet-Adressen mit der Endung .ai natürlich immer populärer. Das Schöne daran ist: Es gibt die ai-Domain, und sie ist eine Traumdestination.  

Strand am Cap Juluca Resort in Anguilla: .ai unter blauem Himmel.
                                                                                    Bild Wikipedia Commons
Natürlich müssen Sie nicht persönlich in die Karibik reisen, wenn Sie eine Webadresse für Ihre Geschäftstätigkeit im Bereich Künstliche Intelligenz registrieren möchten – ein E-Mail an einen der zahlreiche Registrare, die im Internet ihre Dienste anbieten, genügt wahrscheinlich auch, um den Prozess auszulösen. In diesem Fall würde sich die Reise aber unter Umständen lohnen – wenn Sie Palmenstrände, schweren Rum und karibische Atmosphäre mögen. Anguilla, für das die Domain .ai steht, sei die Lieblingsinsel der Reichen und Schönen, schreibt die Welt in einem ausführlichen Reisebericht:
“Überall baumeln Hängematten. Nirgendwo sonst lenkt so wenig vom Nichtstun ab. 70.000 Urlauber kommen pro Jahr nach Anguilla, auf der Suche nach Sonne, Wasser und Strand. Liming nennt sich das entspannte Lebensgefühl. Doch diese Kunst des gepflegten Herumhängens will geübt sein, weil sich sonst nach ein paar Tagen Langeweile einstellen könnte. Weit und breit gibt es so gut wie keine Sehenswürdigkeit, kein Kino, kein Theater, keine Shoppingmall, kein Kreuzfahrtpier mit Horden von Tagesbesuchern. Anguilla ist die Antithese zum Actionurlaub […] 33 Strände umsäumen die flache Koralleninsel. Ja, Anguilla ist vor allem eines: ein Strandwunder. Es gibt 19 Kilometer kalkweißen Pudersand, umspült von glasklarem Wasser. Kein Müll, keine Algen. Alle Strände sind öffentlich – und nicht überlaufen…“
Wenn das nicht genug ist, um eine .ai-Domain registrieren zu lassen… 
Tatsächlich bietet das Registrieren weltweit keine Probleme. Doch gemäss domain-recht.de gibt es auch ein Anmelden auf nostalgische Art: 
"Man kann sich bei DataHaven.Net Ltd., der Verwaltungsstelle von .ai, für US$ 100,– einen eigenen Account einrichten und dort dann seine Domains direkt registrieren. Die Mindestregistrierungsdauer liegt bei zwei Jahren und kostet US$ 100,– je Domain. Eine Anrechnung des Einrichtungsbetrages auf die Domain-Bestellung findet nicht statt. Zahlungen können per Kreditkarte oder per Bitcoin erbracht werden. Die Domain-Bestellung geht an Vincent Aron Cate, der die Domains manuell einträgt.“

Tatsächlich gibt es die .ai-Domain erst seit gut 20 Jahren, und so richtig populär geworden ist sie in den letzten Jahren. Domain-recht.de hat die Entwicklung verfolgt und bietet auch eine Liste mit seit 2009 verkauften Namen. Im letzten Jahr wurden zum Beispiel für den Namen automation.ai 10‘000 Dollar bezahlt. Help.ai kostete immerhin noch 3‘200 US-Dollar.