Monday, July 17, 2017

E-Commerce und Schrott-Commerce

Der Online-Handel hat es möglich gemacht, auf der ganzen Welt einzukaufen – günstig und bequem. Doch die Produkte, die dann geliefert werden – vielfach zu extrem günstigen Preisen – entsprechen oft überhaupt nicht den Qualitätsmassstäben hiesiger Konsumenten und Behörden. Das kann sogar gefährlich werden.

Es gibt quasi nichts, was es nicht gibt: Immer mehr Waren werden von
hiesigen Verbrauchern direkt aus Asien importiert. Doch viele der Produkte
sind in Europa gar nicht zugelassen.                              Screengrab aliexpress
Die Preise auf chinesischen E-Commerce-Plattformen seien “fast schon irritierend tief“, meldete das Schweizer Fernsehen kürzlich. Den Anlass zum Bericht gaben die neusten Zahlen der Schweizer Post: 2015 kamen rund sechs Millionen Sendungen aus dem asiatischen Raum in die Schweiz, im letzten Jahr bereits neun Millionen. Dieses Jahr sollen es zwölf Millionen Pakete sein. Gegenwärtig  verarbeitet die Post jeden Tag rund 32'000 Sendungen aus Asien.
Europäische Händler sehen diese Entwicklung natürlich nicht gern – und sie sind damit nicht allein. Auch die Behörden machen sich Sorgen – auch über die Qualität solcher Billigimporte. In Deutschland wurden gemäss heise.de im letzten Jahr 1,25 Millionen Produkte aus dem Verkehr gezogen (die entsprechenden Schweizer Zahlen sind uns nicht bekannt), weil sie den hiesigen technischen Anforderungen nicht entsprechen:
“Lampen und Funkkopfhörer, Drohnen, Steckdosenleisten, Handfunkgeräte und sogenannte FM-Transmitter, die Musik vom Smartphone zum Radio übertragen: Störanfällige Billig-Elektroprodukte - oft, aber nicht immer aus China - überschwemmen seit Jahren den Markt. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Kunden im Internet einkaufen, wobei Lieferungen schwer zu kontrollieren sind. Angesichts der Importschwemme führen die Bonner Bundesnetzagentur, die über einen störungsfreien Funk- und Radiobetrieb wacht, der Zoll und die regionalen Aufsichtsbehörden einen schwierigen Kampf.“
In Deutschland haben die Verbraucher haben in nächster Zeit Gelegenheit, eine Ausstellung zum Thema zu besuchen: Die Aufsichtsbehörde zeigt vom morgigen Dienstag an in einer Wanderausstellung Produkte, die auf dem deutschen und europäischen Markt nicht vertrieben werden dürfen; darunter Funkkopfhörer, Drohnen, Handfunkgeräte und Funksteckdosen. Die Geräte nutzen zum Beispiel unzulässig hohe Sendeleistungen oder in Deutschland nicht zulässige Frequenzen. Die Ausstellung zeigt auch unerlaubte Spionagegeräte wie einen Teddybär, in dessen Nasenspitze eine kleine Videokamera versteckt ist. Ein Film in der Ausstellung zeigt, wie eine Funksteckdose aus Billigmaterial im Versuchslabor unter Stromlast erst Funken schlägt und dann Feuer fängt. Der Brand könnte unter realen Bedingungen wohl lebensgefährlich sein.


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