Schlechte Nachrichten für News-Produzenten: Obwohl sich die Bevölkerung während der Pandemie generell mehr für Informationen interessiert - und wohl auch mehr Zeit dafür hat - bringt die höhere Mediennutzung keine zusätzlichen Einnahmen. Gerade für Online-News sind nur wenige User bereit zu zahlen, und in der ganzen Branche sind die Werbeeinnahmen eingebrochen.
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Es brauche neue Bezahlmodelle und eine direkte Medienförderung fordern die Autoren des “Jahrbuch Qualität der Medien 2020“ des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) an der Uni Zürich. Das fög untersucht die Entwicklung der Schweizer Medien seit zehn Jahren und kommt zum Schluss, dass kein anderes Ereignis die Schweizer Medien derart geprägt habe, wie die Coronavirus- Pandemie. Die Befunde des Jahrbuchs zeigen, dass sich die Menschen vermehrt den Informationsmedien zuwenden – auch über Social Media-Kanäle. Social-Media hat allerdings ein Seriositätsproblem: Nur 19 Prozent der Schweizer vertrauen Facebook, Twitter & Co. Hingegen geben 44 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer an, den Medien im Allgemeinen zu vertrauen. Trotzdem gelingt es den meisten Medien nicht, die Ausfälle bei den Werbeerträgen über den Lesermarkt zu kompensieren. Die Corona-Krise verschärfe die seit längerem prekäre finanzielle Lage des Informationsjournalismus zusätzlich, sagt Mark Eisenegger, Direktor des fög.
Am
schwierigsten für die News zu begeistern ist die junge Generation. Zwar zeigten
auch junge User während der Pandemie kurzfristig einen höheren
Nachrichtenkonsum. Gesamthaft bilden aber diese Nutzer, die sich durch einen unterdurchschnittlichen
News-Konsum auszeichnen, mit einem Anteil von 37 Prozent die grösste
Nutzergruppe! Das Jahrbuch 2020 hat die Nutzungsgewohnheiten der jungen
Erwachsenen genauer untersucht. Dabei wurde deutlich, dass diese nur unter
bestimmten Voraussetzungen Interesse an News haben: Mobilisierende Themen wie
zum Beispiel die «Fridays for
Future»-Bewegung stossen auf Interesse, wenn die Informationen zur eigenen
Identität und zur eigenen Community passen. Bevorzugt werden Nachrichten, die
ansprechend aufbereitet und leicht verständlich sind. Eine Bereitschaft, für News
zu bezahlen, besteht bei dieser Nutzergruppe nur dann, wenn journalistische
Inhalte unterschiedlicher Medien auf einer Plattform als Flatrate angeboten
werden. Diese Nutzergewohnheiten sprechen nicht dafür, dass anspruchsvolle Medien
in Zukunft sehr gefragt sein werden – zumindest bei dieser, gegenwärtig grössten User-Gruppe.
Im Übrigen war es für uns Konsumenten leicht festzustellen, dass die Corona-Krise
eine grosse Experten-Abhängigkeit der Medien zu Tage gefördert hat. Dies
überrascht nicht, denn die Wissenschaftsberichterstattung hat bei den Schweizer
Medien nur einen geringen Stellenwert. Immerhin blieb der Anteil der Beiträge,
die sich schwerpunktmässig auf Wissenschaft beziehen, in den letzten fünf
Jahren stabil.
Das Jahrbuch untersucht jährlich die Entwicklung der Medienqualität anhand von
vier Dimensionen. Der deutlichste Qualitätsrückgang wird wie bereits in den vergangenen
Jahren bei der Dimension Vielfalt verzeichnet. In ihrer Berichterstattung
decken die Medien ein immer kleineres Spektrum an Themen und geografischen
Räume ab. Auch innerhalb der Medienarena nimmt die Vielfalt insgesamt ab, weil
immer mehr Medien dieselben Beiträge teilen.
Trotzdem müssen die Schweizer Medien mehr Geld einnehmen. Angesichts der
sinkenden Werbeeinnahmen gewinnen Bezahlmodelle weiter an Bedeutung. Die
Zahlungsbereitschaft bleibt in der Schweiz aber auch im Jahr 2020 tief – nur 13
Prozent der User geben an, für Online-News zu bezahlen. Am meisten zugenommen
hat die Zahlungsbereitschaft bei jungen Frauen zwischen 18 und 24 Jahren und
beträgt aktuell 19 Prozent. Dies weckt immerhin
die Hoffnung, dass eine Generation heranwächst, die wieder vermehrt bereit ist,
für News im Web zu bezahlen. Voraussetzung dafür sind zielgruppengerecht
aufbereitete Inhalte sowie neue Bezahlmodelle, die den Bedürfnissen der jungen
Generationen entsprechen. Die Suche nach dem Geschäftsmodell der Zukunft werde deshalb
weiter andauern.
Das Jahrbuch 2020 sowie die Vertiefungsstudien sind hier als PDF
erhältlich.