Eine temporäre 5G-Antenne an der SBB Teststrecke Biberlikopf-Kerenzerberg. Bild Kecko/flickr |
Die Epidemie hat nicht nur Panik, Ängste und eine Rezession sondern auch einen Digitalisierungsschub ausgelöst und damit die
Kommunikationsnetze in vielen hochentwickelten Ländern an ihre Grenzen
gebracht. Auch in der Schweiz funktionierte die Kommunikationsinfrastruktur
nicht ohne Störungen. Die Situation unterstreicht die Bedeutung einer
leistungsfähigen Telekominfrastruktur. Parallel zu dieser Krise läuft die
Modernisierung genau dieser Kommunikationsinfrastruktur, die allerdings mit dem
neuen Mobilfunkstandard 5G von verschiedenen Bürgerbewegungen und Politikern nicht
gern gesehen und auch lautstark bekämpft wird. Neben drastischen
Einschränkungen des Mobilfunks, dessen Allgegenwärtigkeit
gerade in der Schweiz unbestritten ist, wird teilweise sogar ein landesweites
5G-Moratorium gefordert. Die Gegner des neuen Standards haben sich bis jetzt gekonntGehör verschafft, als Befürworter meldeten sich, wen wundert’s, vor allem die
Telekommunikationsunternehmen, die bereits viel Geld für die 5G-Frequenzen und
den Bau von Antennen ausgegeben haben:
“Der Bund hat die für 5G nötigen Frequenzen vor über einem Jahr für 380 Millionen Franken versteigert. Und die drei Mobilfunkanbieter haben in der Schweiz bereits rund 2500 Antennen mit der neuen Technologie ausgerüstet. Doch Salt, Sunrise und Swisscom haben die Katze im Sack gekauft. Weil der Bund trödelt, ist unklar, welche Rahmenbedingungen künftig für 5G-Antennen gelten werden. Der Schiedsrichter hat das Spiel gleichsam angepfiffen, bevor klar war, nach welchem Regelwerk gespielt wird.“ (nzz.ch)
Jetzt meldet sich auch die Denkfabrik
Avenir Suisse mit einer Studie zu 5G zu Wort. Die Untersuchung zeige, wie
bedeutend eine moderne Telekominfrastruktur für Innovation und Fortschritt sei:
“Dass ein globales Wettrennen um 5G entbrannt ist, überrascht angesichts der Chancen dieser neuen Technologie nicht. Erstaunlich ist die Situation hingegen in der Schweiz, denn das Verdikt der Wissenschaft ist klar: In über 40 Jahren Mobilfunk konnten unterhalb der geltenden Grenzwerte schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit nicht konsistent nachgewiesen werden. Trotzdem erfahren Mobilfunkgegner hierzulande kaum Widerspruch, weshalb bereits heute die Modernisierung der Telekominfrastruktur verzögert wird. Das droht den nun laufenden Digitalisierungsschub abzuklemmen.“
Aus Sicht von Avenir Suisse bestehe deshalb
Handlungsbedarf: Der Bund dürfe sich nicht länger vor seiner Verantwortung
drücken. Es gelte, dem wissenschaftsfeindlichen Narrativ entschiedener
entgegenzutreten. Auch die NZZ bläst ins gleiche Horn. Dass der Bundesrat den
weiteren Ausbau verzögere, sei ein Armutszeugnis:
“ Vorsicht mag gerade in diesen Zeiten vernünftig klingen. Doch alles hat seinen Preis. […] Ohne Lockerung des Strahlenschutzes dürften für ein zukunftsfähiges 5G-Netz rund 26‘000 zusätzliche Antennen notwendig sein. Der Aufbau würde bis zu 30 Jahre dauern und fast 8 Milliarden Franken verschlingen. Der dadurch erkaufte Vorteil in Form von tieferer Strahlenexposition der Bevölkerung wäre marginal. Etwa 90 Prozent der Mobilfunkstrahlung, der wir im Alltag ausgesetzt sind, stammen von unseren Handys. Jene, die von Antennen gesendet wird, ist dagegen vernachlässigbar.“
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