Die künstliche
Intelligenz macht enorme Fortschritte und zeigt jetzt schon ihr
gesellschaftsveränderndes Potential. Während IBM mit dem AI-System Watson die Kommerzialisierung vorantreibt und immer wieder für Schlagzeilen sorgt, signalisieren
viele Ökonomen ihren Optimismus über die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser
digitalen Revolution.
Watson Avatar: Das Logo des IBM KI-Systems. Grafik IBM |
Die
letzten Tage sorgte er wieder einmal für Schlagzeilen: Watson, das KI-System
von IBM, das sich in den letzten Jahren zu einem Milliardenprojekt entwickelt
hat und durch die Cloud bereits von tausenden von Firmen weltweit eingesetzt
wird – von der Krebsforschung bis zur Versicherungsbranche. Von einer Versicherung
handelten denn auch die oben erwähnten Schlagzeilen: “Invasion der Supercomputer: Japanischer
Versicherer ersetzt 34 Leute durch Künstliche Intelligenz“ titelte zum Beispiel
das Manager Magazin:
“Die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz bereiten vielen Menschen Sorgen. Sie befürchten, dass hochentwickelte Computer oder Roboter künftig zunehmend menschliche Arbeitsplätze obsolet machen könnten. In Japan gibt es nun einen Fall, in dem diese Bedrohung drastische Realität wird: Einem Medienbericht zufolge ist der japanische Versicherungskonzern Fukoku gerade dabei, mehr als 30 Leute vollständig durch eine künstliche Intelligenz (KI) zu ersetzen. Bei Fukoku soll das KI-Programm medizinische Berichte von Ärzten und andere Dokumente lesen, aus denen Informationen hervorgehen, anhand derer sich die Auszahlungen an Kunden berechnen lassen.“
Damit wird
Watson zum direkten Konkurrenten für menschliche Büroarbeiter - auch wenn die
IBM-Spezialisten Watson nur als Werkzeug sehen, wie die faz bei einem Besuch im
Thomas J. Watson Research Center
herausfand:
“Ein Werkzeug, lediglich ein Werkzeug, so wiederholen es gebetsmühlenartig die Leute von IBM […] „Unser Ziel war es bisher, ein Werkzeug herzustellen, das der Mensch benutzt, um Hilfe für seine Arbeit zu bekommen.“ Keine Frage, die Rolle des Menschen müsse sich verändern, aber das letzte Wort werde immer er haben und behalten.“
Tatsächlich
hat eine Studie der Universität Oxford schon vor drei Jahren für Unruhe
gesorgt, die vorhersagt, dass fast 50 Prozent aller Erwerbstätigen
mittelfristig durch Maschinen ersetzt werden könnten. Doch es gibt auch Thesen,
die dieser negativen Sichtweise widersprechen. Zitat aus einem Artikel der NZZ
zum Bericht des schweizerischen Bundesrates zur digitalen Wirtschaft:
“Zu den Optimisten zählt die Beratungsfirma Deloitte, die 2015 für die Schweiz schätzte, dass die Automatisierung innert zehn Jahren netto 270 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen dürfte. […] Es gibt gute Chancen auf eine weiterhin hohe Beschäftigung auch in Zukunft, und der Anteil der Stellen mit hohen Qualifikationsanforderungen dürfte wie schon in den letzten Jahrzehnten weiter zunehmen. Der Bundesrat teilt in seinem Bericht diese Einschätzung, wagt aber mangels Glaskugel klugerweise keine zahlenmässigen Prognosen. Als tendenziell gefährdet gelten zum Beispiel einfachere Büroangestellte, Metallarbeiter, gewisse Techniker und Hilfskräfte…“
Das
Dilemma ist also vorprogrammiert, und trotzdem wird die künstliche Intelligenz erhöhte
Lebensqualität bringen. Gemeint sind damit nicht nur selbstfahrende Autos,
sondern zum Beispiel eine stark erhöhte medizinische Diagnosegenauigkeit. Denn,
wie der japanische Krebsforscher Professor Satoru Miyano an der letztjährigen
IBM Analytik-Konferenz erklärte, sind allein im Jahr 2015 200‘000
wissenschaftliche Artikel über Krebs veröffentlicht worden. Ein Mensch könne
diese Masse an Information unmöglich verarbeiten.
Watson
hat keine Probleme damit. Denn er erfüllt die Bedürfnisse der Gesundheitsindustrie,
die enorme Mengen von Wissen produziert und verteilt. Er kann diese Inhalte superschnell
erfassen, analysieren und Zusammenhänge herstellen, die er dann mit dem
diagnostizierenden Arzt teilen kann.
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