Wednesday, July 29, 2020

Wenn Sie unbestellte Ware erhalten, geht es wahrscheinlich um Fake-Ratings

Als ob es nicht schon genügend Betrug im Internet und besonders im Online-Shopping gäbe: “Brushing“ heisst eine Masche, die gerade in Nordamerika für Schlagzeilen sorgt. Es geht darum, dass Onlinehändler unbestellte (billige) Waren versenden, um danach Bewertungen von “echten“ Kunden über ihre Produkte zu publizieren. Es ist anzunehmen, dass die Masche früher oder später auch in Europa auftauchen wird.

'Brushing' heisst die Betrugsmasche, die vermutlich hinter dem unbestellten
Versand von Saatgut aus China steckt.                            Bild Ohio Agriculture
Gegenwärtig kommen in zahlreichen kanadischen und amerikanischen Haushalten unbestellte Sendungen aus China an. Inhalt: unbekannte Pflanzensamen. Gerade in den USA, wo im Zuge der Handelsstreitigkeiten mit China und Covid-19 das Misstrauen schon hoch ist, haben die Samensendungen teilweise fast schon Panik ausgelöst. Agrikultur-Behörden wollen um jeden Preis verhindern, dass die mysteriösen Samen gepflanzt werden:
"Mysteriöses Saatgut aus China! Das  Jahr 2020 wird immer merkwürdiger. Mehrere Staaten im Südosten der USA haben die Ankunft von unerwünschtem Saatgut und anderen Waren aus einer chinesischen Quelle gemeldet. Wenn Sie Saatgut aus China erhalten, pflanzen Sie dieses NICHT an. Und werfen Sie sie nicht in den Müll. Bitte kontaktieren Sie unser Büro. Wir sind dabei, ein Protokoll für den Umgang mit den Samen zu erstellen. Danke!"  (Mississippi Department of Agriculture)
Auch die Kanadischen Behörden sind alarmiert:
"Pflanzen Sie keine Samen unbekannter Herkunft", schrieb die CFIA (die kanadische Lebensmittelkontrollbehörde. in der Erklärung. "Unzulässiges Saatgut könnte von invasiven Pflanzen stammen oder Pflanzenschädlinge tragen, die in Kanada Schaden anrichten können".
Eine ganz ähnliche Warnung haben dann diese Woche auch noch die amerikanischen Bundesbehörden veröffentlicht.
Die amerikanische Konsumentenschutzorganisation “Better Business Bureau“ erklärt, wie die Masche funktionieren soll:
“Betrüger gehen online, um echte Adressen von echten Personen zu finden und falsche Konten zu erstellen. Dann schicken sie diesen ahnungslosen Konsumenten ein Produkt, das oft gar nichts mit den Produkten zu tun hat, die sie eigentlich verkaufen. Nachdem ein Tracking-System die Lieferung bestätigt hat, können diese Betrüger dann eine "verifizierte" Bewertung im Namen der Empfänger hinterlassen. Das bringt den Betrügern nicht nur eine weitere hervorragende Rezension, sondern auch falsche Umsätze, die sie erfolgreicher aussehen lassen, als sie wirklich sind.“
Brushing-Betrugsversuche sind auch schon vorgekommen, neu ist diesmal die Art der Ware, die versandt wird, um zum Ziel zu kommen – Saatgut.  Betroffenen Konsumenten empfiehlt das Better Business Bureau ihre Online-Shopping-Passwörter zu wechseln und die Abrechnungen genau im Auge zu behalten. Wenn es sich beim betrügerischen Händler um einen Amazon-Marketplace-Verkäufer handelt, sollte der Vorfall sofort an Amazon gemeldet werden.

Sunday, July 26, 2020

Garmin-Attacke: Es muss nicht immer ein Coronavirus sein

Trotz aller Warnungen, Vorsichtsmassnahmen und Investitionen: Auch grosse und wichtige Unternehmen scheinen immer noch nicht in der Lage zu sein, sich wirksam und hundertprozentig vor Viren-Attacken zu schützen. Diesmal wurde der Hersteller von GPS-Empfangstechnologie Garmin betroffen und mit ihm, Millionen von Kunden, die ihre Fitnessdaten bei Garmin gespeichert haben.

Code mit irreführenden Informationen kann auf bestehenden Websites
eingefügt werden, um Benutzer dazu zu bringen, Malware auszuführen.
                                                                      Screengrab malwarebytes.com
Es scheint, dass Garmin mehr Talent dafür hat, steuergünstige Lokalitäten für den eigenen Firmensitz zu finden, als die eigene IT-Infrastruktur vor Kriminellen zu schützen:
“Zuerst zog die Zentrale nach Taiwan um, 2000 auf die Cayman-Inseln und 2010 nach Schaffhausen. Der letzte Umzug geschah wie bei einer Briefkastengesellschaft mit nur fünf Mitarbeitern und ohne leitende Angestellte. Mittlerweile ist jedoch das Sekretariat, der Executive Vice President und die Rechtsabteilung des Konzerns in Schaffhausen angesiedelt…“ (Wikipedia)
Garmin ist also ein schweizerisch-amerikanisches Unternehmen, das mehr als 12‘000 Angestellte hat und 3,35 Milliarden US-Dollar Umsatz macht. Trotz seiner immensen Grösse und geballter IT-Kompetenz gelang es dem Unternehmen nicht, sich wirkungsvoll vor einer Ransomware-Attake zu schützen:
“Wer derzeit ein Fitnessband, eine Sportuhr oder einen Radcomputer von Garmin mit der hauseigenen Datencloud synchronisieren will, muss sich gedulden. Seit Mittwoch ist der Anbieter von einem – wie es auf der Firmenwebsite heisst – "Ausfall" betroffen, der Garmin.com und Garmin Connect betrifft. Dieser erstreckt sich auch auf die Telefonzentralen, sodass auch Anrufe den Konzern nicht erreichen. Sogar der E-Mail-Abruf ist gestört und Online-Chats funktionieren nicht. Eine Anmeldung auf der Connect-Startseite ist ebenfalls nicht möglich. Der Ausfall betrifft ausser der Connect-Apps auch Dienste wie Garmin Express und beispielsweise FlyGarmin. In einem an das taiwanische Nachrichtenportal Ithome durchgestochenes internes Memo an Garmin Taiwan heisst es, nicht nur diverse IT-Abteilungen und die Datenbanken des Unternehmens seien lahmgelegt, sondern auch die Produktionslinien der Geräte.“ (heise.de)
Die IT-Website BleepingComputer hat inzwischen bestätigt bekommen, dass es sich bei der Software, die Garmin attackiert hat, um die relativ neue Ransomware WastedLocker handelt:
"BleepingComputer erfuhr von einem Garmin-Mitarbeiter, dass die IT-Abteilung von Garmin versucht habe, alle Computer im Netzwerk ferngesteuert herunterzufahren, noch währenddem die Geräte verschlüsselt wurden, einschliesslich der über VPN verbundenen Heimcomputer. Nachdem dies nicht möglich war, wurde die Mitarbeitern angewiesen, alle Computer im Netzwerk herunterzufahren, auf die sie Zugriff hatten. [...] Als Teil dieser unternehmensweiten Abschaltung fuhr Garmin alle in einem Datenzentrum gehosteten Geräte ebenfalls hart herunter, um zu verhindern, dass sie ebenfalls verschlüsselt werden. Diese unternehmensweite Abschaltung war die Ursache für den globalen Ausfall von Garmin Connect und anderer damit verbundener Dienste. BleepingComputer brachte in Erfahrung, dass die Angreifer ein Lösegeld in Höhe von 10 Millionen Dollar fordern".
Die auf IT-Sicherheit spezialisierte Website malwarebytes.com geht davon aus, dass WastedLocker aus Russland kommt. Wenn es den Urhebern gelinge, einmal in ein Netzwerk eineinzudringen, sei es quasi unmöglich, sie daran zu hindern, zumindest einen Teil der Dateien zu verschlüsseln. Das Einzige, was in einem solchen Fall helfen könne, sei vorhandene Rollback-Technologie oder Offline-Backups:
“Bei Online- oder anderweitig verbundenen Backups besteht die Möglichkeit, dass Ihre Backup-Dateien ebenfalls verschlüsselt werden, was den Sinn der Backups zunichtemacht. Bitte beachten Sie, dass die Rollback-Technologien von der Aktivität der Prozesse abhängen, die Ihre Systeme überwachen. Und es besteht die Gefahr, dass diese Prozesse auf der Zielliste der Lösegeld-Bande stehen. Das bedeutet, dass diese Prozesse abgeschaltet werden, sobald die Kriminellen Zugang zu Ihrem Netzwerk erhalten.“




Tuesday, July 21, 2020

E-Commerce im Plus, Jeff Bezos gewinnt 13 Milliarden an einem Tag

Wer profitiert von den tiefgreifenden Veränderungen im Konsumentenverhalten, die durch Covid-19 weltweit ausgelöst wurden? Die Antwort ist klar: Es ist die E-Commerce-Branche (mit Ausnahmen). Der bekannteste Vertreter dieser Branche ist, man weiss es, Jeff Bezos, der Hauptaktionär von Amazon. Er spürt den Boom ganz direkt in seinem Wertschriftenkonto:  Sein Vermögen wuchs Anfangs dieser Woche an einem einzigen Tag um 13 Milliarden Dollar. Auszahlen tut sich der Online-Shopping-Boom auch für Bezos Ex-Frau: Sie wurde am Montag immerhin um 4,6 Milliarden Dollar reicher und ist nun die 13. reichste Person der Welt.

Der Amazon-Aktienkurs steigt weiter, weil der E-Commerce-
Boom nicht nachlässt.                                 Screengrab Google
Die Covid-Krise geht auf tieferem Niveau weiter, scheint aber in den Köpfen vieler Konsumenten weltweit immer noch im Vordergrund zu stehen. Selbst wo die Restriktionen der Behörden gelockert oder vollständig aufgehoben wurden, entscheiden sich viele Menschen immer noch dafür, vorsichtig zu handeln und Risiken zu vermeiden – was viele dazu treibt, weiterhin den Online-Einkauf dem Einkaufen im richtigen Laden in ihrer Umgebung vorzuziehen. Man weiss, dass verschiedene Produkt- und Dienstleistungskategorien, wie Gesundheits- und Sicherheitsprodukte, wichtige Quarantäneartikel, Sport- und Fitnessgeräte, Heimbürogeräte, Spielzeug und digitale Dienstleistungen während der Krise einen erheblichen Anstieg der Nachfrage erfahren haben. Das gleiche gilt für Lebensmittel. Andere Produkte, wie Modeaccessoires, Schmuck, Autoteile oder Reisegepäck (wen wundert‘s) haben einen Rückgang zu verzeichnen. Am stärksten betroffen sind allerdings  Verkäufer von Flugtickets, Hotelbuchungen, Wiederverkäufer von Eintrittskarten für Live-Veranstaltungen und Online-Luxusgütergeschäfte.
Den Amazon-Boss Jeff Bezos hat die Epidemie allerdings noch mächtiger und reicher gemacht. Er ist laut Bloomberg-Milliardärsindex in diesem Jahr schon um 74 Milliarden Dollar reicher geworden und verfügt jetzt über 189,3 Milliarden Dollar. Bezos‘ Vermögen setzt sich hauptsächlich aus Amazon-Aktien zusammen. Sein Reichtums-Sprung passierte denn auch nach dem achtprozentigen Anstieg des Amazon-Aktienkurses am letzten Montag.  Amazon-Aktien sind dieses Jahr bereits um 73 Punkte gestiegen. Das beweist, dass der Markt auf das weitere Wachstum im Online-Shopping setzt. Mit und ohne Koronakrise.

P.S. Amazon hat natürlich, wie fast alle Grossfirmen, Tausende von Mitarbeitern, die nicht ganz so viel verdienen, wie ihr Boss. Laut eigenen Angaben liegt der Lohn, den Amazon zahlt, aber am oberen Ende der Skala. Der rechnerische Bruttostundenlohn liege zwischen knapp 11 Euro und 12,50 Euro. Wenn wir richtig gerechnet haben, entsprechen die 13 Milliarden, die Bezos in einem Tag ‘verdient‘ hat, etwa 620‘000 Jahresgehältern seiner Logistikmitarbeiter – was natürlich ein völlig unangebrachter und nichtssagender Vergleich ist, unter anderem weil deren Gehälter in bar und nicht in Aktien ausbezahlt werden…

Sunday, July 19, 2020

Twitter Hack: Insider und Homeoffice auf der Verdachtsliste

Wer war es, der in einem Streich eine ganze Reihe von prominenten Nutzern gehackt und deren Twitter-Accounts für eine allerdings sehr durchschaubare Aktion missbraucht hat? Die Aktion ist für Social-Media-Nutzer beunruhigend: Wie konnten die Hacker alle Sicherheitsvorkehrungen und sogar die Zwei-Faktor-Authentifizierung der Account-Inhaber umgehen?

Da hat wohl ein Insider-Vögelchen gezwitschert, das nicht
hätte zwitschern sollen.                                    Bild Pixabay
Die Aktion kompromittierte Twitters Sicherheit wie keine andere in der Firmengeschichte. Der Angriff führte zur Übernahme von mehr als einem Dutzend hochkarätiger Accounts. Betroffen waren unter anderen Ex-Präsident Obama, Kandidat Joe Biden, Amazon-CEO Jeff Bezos und Tesla-Boss Elon Musk.  Momentan ist nicht bekannt, wie die Aktion durchgeführt wurde, obwohl Twitter letzte Woche einige Details bekannt gab. Unter anderem bestätigte das Unternehmen, dass ein Twitter-Mitarbeiter in den Vorfall verwickelt war. Mehr wollte man aber noch nicht sagen. Das Wall Street Journal spekuliert:
“Das Social-Media-Unternehmen hat nicht genau gesagt, wie die Angreifer in seine internen Systeme und Tools eingedrungen sind oder wie lange sie Zugang zu ihnen hatten. Twitter hat nur gesagt, dass die Hacker "Social Engineering"-Techniken verwendet haben, bei denen Mitarbeiter dazu gebracht werden, auf einen Link zu klicken, Informationen preiszugeben oder Aussenstehenden auf andere Weise zu helfen. Die Hacker könnten auf Informationen zugegriffen oder andere böswillige Aktivitäten unternommen haben, sagte Twitter und fügte hinzu, dass es "bedeutende Schritte unternommen habe, um den Zugang zu internen Systemen einzuschränken", während es den Vorfall weiter untersuche.“ (wsj.com)
Dass die Aktion nur mit Social Engineering zum Erfolg führte, überrascht nicht. Die Manipulation von Insidern ist eine der besten Methoden, um in ein IT-System einzudringen, weil eben die Mitarbeiter mit Abstand das schwächste Glied in der Sicherheitskette sind. Siehe Sony-Hack, siehe Hillary Clinton Wahlkampf-E-Mails. Im Falle von Twitter sei es allerdings möglich, dass die mangelnde Sicherheit im Homeoffice eine Rolle gespielt habe, glauben Experten. ZDnet zitiert Liviu Arsene, Analyst für digitale Bedrohungen bei Bitdefender:
“ Der spektakuläre Angriff auf prominente Twitter-Accounts kann eigentlich nur auf einen koordinierten Cyberangriff auf die Mitarbeiter und Systeme von Twitter hindeuten. Es ist zu vermuten, dass die Angreifer den Home-Office-Kontext ausnutzten: Mitarbeiter fallen hier viel eher Betrügereien und Spam-E-Mails zum Opfer, die dann Geräte und letztlich auch Unternehmenssysteme kompromittieren.“
Der Betrug, den die Hacker auf Twitter mit den gehackten Accounts anrissen, war leicht als solches zu erkennen. Das ist ein Grund, weshalb die Aktion viele Twitterer nervös macht. Tatsächlich stellt sich die Frage: Was war der eigentliche Sinn und Zweck des Hacks?

Wednesday, July 15, 2020

5G: Mit Informationen gegen irrwitzige Behauptungen

Der Widerstand in der Schweiz, wo heute mehr als 90 Prozent der Bevölkerung Mobiltelefone nutzen, war bis jetzt überraschend erfolgreich: Eine kleine aber laute Gruppe von Gegnern konnte in einigen Kantonen die Politik davon überzeugen, dass 5G unerwünscht und unnötig sei. Auch der Bundesrat hat die 5G-Bremse angezogen. Jetzt fangen die Befürworter an, sich ebenfalls zu organisieren.

So sieht ein Comptek-Mast mit einer 'versteckten'
5G-Anlage aus (in Denver, Colorado).                  
                                            Screengrab Comptek
Eine neue Plattform, die von einer Koalition von 5G-Befürwortern lanciert wurde, soll  “zur Versachlichung der Diskussion“ über die neue Mobilfunk-Generation beitragen, sagen die Initianten, die aus der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Politik sowie aus diversen Verbänden kommen. Eine Versachlichung ist tatsächlich dringend notwendig: Die Diskussion über die Schäden, welche durch 5G verursacht würden, hat zum Teil irrwitzige Züge angenommen und hat dazu geführt, dass Brandanschläge auf Mobilfunkantennen ausgeführt wurden. Dass die 5G-Gegner zu derartigen Mitteln griffen, beweise, dass sie keine guten Argumente gegen 5G hätten, sagen Befürworter. Und die Industrie verlangt mehr Unterstützung von der Politik: Die Diskussion um 5G werde ‘emotional‘ geführt. Fakten spielten oft kaum eine Rolle. Angst machen mit Halbwahrheit sei einfach, Aufklären mit Fakten schwierig. Die Politik müsse sich endlich klar zu 5G äussern, forderte der Swisscom-Manager schon anfangs dieses Jahres. Diese Unterstützung ist bis jetzt weitgehend ausgeblieben. Das ist einer der Gründe, dass die Befürworter jetzt eine Informationsinitiative gestartet haben:
“Der notwendige Ausbau mit 5G wird heute aufgrund fehlenden Wissens, falschen Schlüssen und Unsicherheiten politisch und gesellschaftlich stark ausgebremst. […] Der Mobilfunk ist aus dem privaten und beruflichen Leben nicht mehr wegzudenken. Er hat in wenigen Jahren reihenweise Innovationen hervorgebracht, wie kaum eine Technologie zuvor. Die Modernisierung der Mobilfunknetze mit der neuesten Technologie 5G ist für die Attraktivität und Prosperität der Schweiz darum wichtig. Sie schafft die Basis für neue Anwendungen und Geschäftsmodelle sowie für eine nachhaltigere und effizientere Ressourcennutzung…“ (Chance5g.ch)
Tatsächlich wird 5G weltweit vielerorts zügig eingeführt (obwohl die politischen Wirren zwischen den USA und China und die damit verbundenen Schwierigkeiten Huawei-Technik, einzusetzen, die Angelegenheit nicht unkomplizierter machen). So zeigt die wöchentlich aktualisierte Ookla 5G-Karte, dass der Ausbau vor allem in den USA rasant vorwärts geht, obwohl auch hier in verschiedenen Städten Widerspruch laut wurde. Der Unterschied zur Schweiz: Die Bundesregierung unterstützt den Ausbau des Netzes.
Die amerikanische Technologiefirma Comptech, die 5G-Ausrüstung herstellt, verfolgt einen Ansatz, der dem Motto “Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss“ entspricht. Die Firma baut schlanke unauffällige Masten, die zum Beispiel mit einer Strassenlampe versehen und  auch mit 5G-Equipment ausgerüstet werden können. Verschiedene Städte in den USA haben bereits angefangen, solche 5G-Antennen zu installieren. Ob sich die 5G-Gegner dadurch beeindrucken lassen werden, ist allerdings zweifelhaft. 

Saturday, July 11, 2020

Wer will Cookies - und wer nicht?

Sie besuchen eine Website zum ersten Mal, und da ist sie, die Mitteilung, dass Sie bei diesem Besuch mit Cookies rechnen müssen. 99 Prozent aller User klicken diese Mitteilung weg, indem sie OK wählen. Das ist jene Option, die von den Cookie-Verteilern am einfachsten gemacht wird. Doch was ist es eigentlich, wozu Sie mit diesem Klick Ihre Zustimmung geben?

Wer will ein Guetzli - oder ein Cookie?                                              Bild PfW
Der Europäische Gerichtshof und das Deutsche Bundesgericht sind sich einig. Wer eine Website besucht, soll zuvor eine Einwilligung dazu geben, dass auf dem dafür genutzten PC oder Smartphone Cookies gesetzt werden. Die Einwilligung muss aktiv erfolgen, eine schon vorgewählte Checkbox in der Cookie-Warnung genügt nicht. Für die Schweiz gelten nicht die gleichen Regeln, wie für das restliche Europa. Eine Erklärung findet sich auf cyon.ch.
Dass Datenschützer und Gerichte die Cookie-Warnungen in Europa nochmals verschärft haben, kommt nicht von ungefähr. Mit Cookies können Marketingorganisationen enorm viele Informationen über User von Websites gewinnen. Die Vorschriften zum Thema Tracking tragen leider nicht direkt zur Problemlösung bei - weil nämlich die allermeisten User die Problematik nicht verstehen und die Pop-Ups, die sie zur Einwilligung auffordern, einfach nur lästig finden. Das ist zwar verständlich, aber gleichzeitig auch unvorsichtig, was den Schutz der eigenen Daten betrifft: 
“Über nahezu jeden Internetnutzer der Welt existieren mehr oder weniger umfangreiche pseudonyme Profile bei einigen Hundert Werbefirmen. Darunter sind bekannte Unternehmen wie Google oder Facebook, aber auch weniger bekannte wie Xandr oder Liveramp. Sie werden beständig von fast allen gewerblich betriebenen Webseiten und Apps mit Daten über Verbraucherverhalten gefüttert. Zwischen diesen Unternehmen werden auch Daten getauscht oder gehandelt. Damit kann dann der richtigen Person eine maßgeschneiderte Werbeanzeige angezeigt werden. Oft will eine Seite auch die ID des Facebook-Accounts auslesen, die im gleichen Browser genutzt wird. Dafür binden die Webseiten ein kleines Programm von Facebook ein, das Zugriff auf die Facebook-ID hat und das Klickverhalten auf der Webseite an Facebook sendet. Bei manchen Shops wie Zalando bedeutet "OK" auch, dass die E-Mail-Adresse des Kunden zu Facebook hochgeladen werden darf. So kann der Kunde auch auf Facebook gefunden und ihm dort entsprechende Werbung angezeigt werden.“ (sueddeutsche.de
Wer sich bewusst ist, was für eine Masse an Informationen durch Cookies gesammelt wird, ist wohl öfter bereit, den Nein-Button zu suchen und zu klicken. Die meisten Websites funktionieren nämlich ohne Tracking und Marketing Cookies ganz ausgezeichnet.

Es gibt allerdings auch andere Möglichkeiten, Tracking so gut wie unmöglich zu machen, zum Beispiel mit der Nutzung der privaten Browserfunktion; dadurch  werden der gesamte Browserverlauf, der Suchverlauf und die Cookies automatisch gelöscht. Ein privater Browser schränkt auch Web-Tracking ein. Ähnliches gilt für VPNs (Virtual Private Networks). Ein  empfehlenswertes und vertrauenswürdiges VPN ist Windscribe. Die Windscribe-Browser-Erweiterung registriert Cookies, die im Browser gesetzt werden. Je nach Konfiguration löscht Windscribe alle 3rd-Party- oder 1st-Party-Cookies, wenn die Registerkarte nach dem Browsen geschlossen wird.

Monday, July 6, 2020

Der Onlinehandel hat die besseren Karten

In einem sind sich die Experten einige: Die Corona-Pandemie krempelt den Einzelhandel um – sowohl den stationären Handel als auch den E-Commerce. Wie sich das neue Konsumverhalten mittel- und langfristig auf den Handel auswirken wird, ist nicht genau abzusehen. Eines scheint aber klar zu sein: Der Onlinehandel hat die besseren Karten.

Einkaufen ist nicht mehr, was es einmal war...         Bild Wikimedia Commons
“Die Pandemie schreibt die Regeln im Detailhandel neu“, titelt zum Beispiel die Harvard Business Review in einer Analyse der neuen, sich ständig anpassenden Situation. Im Detailhandel darauf zu warten, dass das Geschäft endlich wieder “normal“ werde, sei sinnlos. Es gebe in nächster Zeit kein Zurück mehr zu dem, wie es einmal gewesen sei. 
Das ist die Sicht aus den USA, die auch deshalb interessant ist, weil es in der Schweiz noch keine tiefergehende Studien zum Thema gibt. Immerhin weiss man aber, dass die Schweiz bis jetzt ein Ausnahmefall ist, was die wirtschaftlichen Schäden betrifft: Die wirtschaftlichen Aktivitäten haben in wichtigen Bereichen bereits wieder mehr als 90 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht. Und die Marktforscher bei GfK sagen mutig voraus, dass der Gesamtumsatz des hiesigen Detailhandels 2020 ungefähr gleich sein werde, wie im Vorjahr.
Die amrikanische Beraterfirma McKinsey hat nun versucht, mit einer Umfrage das zukünftige Konsumentenverhalten zu evaluieren. Dabei haben sich fünf Trends abgezeichnet:
  • Die Verbraucher verlagern ihre Ausgaben auf das Wesentliche. Die meisten Konsumenten glauben, dass die Auswirkungen der Krise auf ihren Tagesablauf und ihre persönlichen Finanzen über die nächsten vier Monate hinaus anhalten werden. Dies  veranlasst sie dazu, sorgfältiger zu bewerten, wieviel sie wo ausgeben.
  • Mehr Konsumenten beabsichtigen, auch nach Abklingen der Krise weiterhin online einzukaufen, wobei ein Teil der Verbraucher fast vollständig auf den Online-Kanal umsteigen will. In den meisten Kategorien ist das Nutzerwachstum im Online-Kanal um 15 bis 30 Prozent gestiegen.
  • Mehr als 75 Prozent der Verbraucher haben während der Krise mit anderen Einkaufsverhalten experimentiert und dabei auch neue Marken und Shops ausprobiert. Für die Verbraucher, die das Geschäft oder die Marke gewechselt haben, waren Verfügbarkeit, Bequemlichkeit und Wert die wichtigsten Faktoren.
  • Viele Konsumenten achten bei der Entscheidung, wo sie einkaufen, aktiv auf Sicherheitsmassnahmen wie verbesserte Reinigung, Masken und Absperrungen. Ein Viertel der Verbraucher ist der Meinung, dass der Umgang eines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern als Kaufkriterium seit Beginn der Krise an Bedeutung gewonnen hat.Die meisten Verbraucher warten auf Meilensteine, die über die Aufhebung der Beschränkungen durch die Regierungen hinausgehen, um zu ihren gewohnten Aktivitäten zurückzugehen - sie warten zum Beispiel darauf, dass die Arzneimittelbehörden ihre Zustimmung geben, dass Sicherheitsmassnahmen eingeführt werden und dass ein Impfstoff oder wirksame Behandlungen entwickelt werden.

Thursday, July 2, 2020

Airbnb-CEO: Reisen wird wahrscheinlich nie mehr so werden, wie früher

Die Grenzen sind zwar wieder offen, aber bis die Menschen wieder reisen, wird es eine ganze Weile dauern. Destinationen, die vor der Pandemie vollkommen überfüllt waren - wie zum Beispiel Venedig - sind immer noch sehr leer (und die wenigen Touristen, die dort sind, geniessen es). Der Zusammenbruch der Reiseindustrie hat aber enorme wirtschaftliche Folgen – auch im digitalen Sektor.

Entlebuch statt Paris oder London: Das ist gemäss Airbnb-CEO Brian Chesky
der Reisetrend nach der Coronakrise.                        Bild Wikimedia Commons
Hotels, Restaurants, Reisebüros, Fluggesellschaften, Flugzeughersteller: Sie alle sind von der Coronakrise massiv betroffen und mussten gesamthaft zehntausende ihrer Angestellten entlassen oder zumindest vorläufig nach Hause schicken. Natürlich trifft die Krise auch den Star unter den digitalen Reise-Angeboten: Airbnb hat massive Einbrüche zu verzeichnen. Wie wir schon vor eine Weile berichtet haben, zählte Airbnb vor dem Virus rund 150 Millionen Nutzer und Milliarden-Umsätze (über vier Milliarden im Jahr 2019). Die Wachstumsraten waren zweistellig und insgesamt wurden fast 6,6 Millionen Immobilien in 191 Ländern angeboten. Geplant war ein Börsengang im laufenden Jahr: Experten bewerteten den Wert des Unternehmens, das sich allein mit Mietkommissionen  finanziert, mit gegen 40 Milliarden Dollar.
Heute sieht das etwas anders aus:
Während der COVID-19-Pandemie gingen die Buchungen massiv zurück; Schätzungen gehen von 41 bis 96 Prozent aus. Als Reaktion darauf senkte das Unternehmen seine interne Bewertung auf 26 Mrd. USD und plant, den Börsengang zu verschieben. […] Am 5. Mai 2020 schickte CEO Brian Chesky ein Memo an alle Mitarbeiter, in dem er ankündigte, dass das Unternehmen aufgrund der COVID-19-Pandemie rund 1‘900 Mitarbeiter, also etwa 25 Prozent der Belegschaft in Amerika, Europa und Asien, entlassen werde. (Wikipedia)
In einem aktuellen Interview mit der Website Axios erklärt der Airbnb-Chef, welche Reisetrends sich für die Zukunft abzeichnen:
“Die Menschen werden eines Tages wieder in Flugzeuge steigen. Aber ich sehe eine ziemlich permanente Verschiebung und Umverteilung der Reiseziele. Vor dem Virus hat sich der Massentourismus auf etwa 50 oder 100 Städte beschränkt: Alle reisten nach Rom, Paris, London, wohnten im Hotelviertel, benutzten den Doppeldeckerbus. Dann standen sie in der Schlange, um vor einer Sehenswürdigkeit ein Selfie zu machen. Der Anteil dieser Art Reisen wird in Zukunft geringer werden, und ich glaube, dass er durch die Menschen, die kleinere Orte besuchen, etwas verdrängt oder zumindest ausgeglichen werden wird. Die Menschen steigen momentan nicht in Flugzeuge, sie überqueren keine Grenzen, sie reisen nicht in Städte, sie reisen nicht aus geschäftlichen Gründen. Sie benutzen aber ihre Autos, um Destinationen zu besuchen, die einige hundert Kilometer oder weniger weit entfernt sind."
Auch für Geschäftsreisen hat der Airbnb-Boss keinen grossartigen Ausblick:

"Ich glaube, dass viele Menschen merken werden, dass sie nicht in ein Flugzeug steigen müssen, wenn sie sich mit jemandem treffen wollen…“