Monday, May 27, 2019

E-Commerce-Retouren: Im Abfall landet weniger als angenommen

Die E-Commerce-Umsätze sind in die Milliarden gestiegen, die Zahl der versandten Pakete auch. Allerdings ist auch die Zahl der retournierten Artikel sehr hoch. Das gilt vor allem für die Modebranche. Eine neue Untersuchung hat nun bestätigt, dass 40 Prozent aller im Internet bestellten Kleider von den Kunden wieder zurückgeschickt werden. Die gute Nachricht ist, dass 82 Prozent dieser Modeartikel trotzdem wieder verkauft werden können.

Die Schlagzeilen ähneln sich alle paar Monate: Im Internetshopping-Bereich würden grosse Mengen von returnierten Waren vernichtet, weil es zu umständlich sei, diese für die Wiederverwertung aufzubereiten. So sorgten letztes Jahr Berichte verschiedener Medien für Aufsehen, in denen behauptet wurde, bei Amazon würden auch funktionstüchtige, neue Produkte zerstört.  Eine Untersuchung des Deutschen EHI Retail Institute wartet jetzt mit genaueren Zahlen auf, die zwar nicht Amazon-spezifisch sind, aber einen guten Überblick gewährleisten. Ein Ergebnis:  Auch wenn Kleidungsstücke zu den meist retournierten Versandprodukten gehören, ist Mode mit 82 Prozent das Segment mit dem höchsten Anteil an Weiterverkäufen als sogenannte A-Ware. Allerdings kostet die Bearbeitung eines retournierten Artikels den Onlinehändler rund 10 Euro.
Branchenunabhängig können etwa 70 Prozent der retournierten Artikel als A-Ware für den Kundenversand wiederverwendet werden. Besonders gross ist dieser Anteil in den Bereichen Fashion & Accessoires (82 Prozent) sowie Sport & Freizeit (70 Prozent). Nur wenige Händler können gar keine oder nur vereinzelt Artikel wieder verkaufen. Dazu zählen logischerweise Produkte aus dem Nahrungs- und Genussmittelbereich, in dem Retouren kaum vorkommen.
Die Gründe, weshalb Retouren nicht als A-Ware wiederverwendet werden können, sind mehr oder weniger offensichtlich: Die Artikel sind qualitativ zu sehr beeinträchtigt sind und eine Aufbereitung ist nicht möglich oder zu aufwendig. Darüber hinaus gibt es Artikel, wie zum Beispiel Matratzen oder Kopfhörer, die nach einer Retournierung aus hygienischen Gründen nicht mehr als Neuware vertrieben werden.
Was geschieht nun aber mit Produkten, die nicht mehr neuwertig sind?
Sollten Artikel es nicht als A-Ware in den Wiederverkauf schaffen, gibt es für Händler unterschiedliche Optionen. Solche Produkte werden mit Rabatten als B-Ware, in speziellen Outlets oder sogar an das eigene Personal verkauft. Manchmal werden diese Artikel auch  gespendet, an die Lieferanten zurückgeschickt oder recycelt - aber nur selten komplett im Abfall entsorgt.
Das sind gute Neuigkeiten.
Genaue Zahlen, was Retouren im Online-Handel betrifft, sind allerdings nicht bekannt, weil sich die meisten Händler nicht in die Karten blicken lassen. Branchenunübliche Transparenz praktiziert das Deutsche Online-Modehaus Zalando:
“Das Berliner Unternehmen hat 300.000 Artikel von 2000 verschiedenen Marken im Sortiment und verschickte 2017 über 90 Millionen Sendungen in 15 europäische Länder. Bekleidung und Schuhe werden besonders häufig zurückgeschickt: "Über alle Märkte liegt die Retourenquote bei durchschnittlich 50 Prozent", sagt eine Sprecherin.“ (stern.de)
Für einen einzigen Händler sind das also in nur einem Jahr etwa 45 Millionen Pakete, von denen viele über hunderte von Kilometer transportiert und zugestellt werden - und später wieder auf dem gleichen Weg zurückgeschickt werden…

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