Die Schlagzeilen ähneln sich alle paar
Monate: Im Internetshopping-Bereich würden grosse Mengen von returnierten Waren
vernichtet, weil es zu umständlich sei, diese für die Wiederverwertung
aufzubereiten. So sorgten letztes Jahr Berichte verschiedener Medien für
Aufsehen, in denen behauptet wurde, bei Amazon würden auch funktionstüchtige, neue
Produkte zerstört. Eine Untersuchung des
Deutschen EHI Retail Institute wartet jetzt
mit genaueren Zahlen auf, die zwar nicht Amazon-spezifisch sind, aber einen
guten Überblick gewährleisten. Ein Ergebnis: Auch wenn Kleidungsstücke zu den meist
retournierten Versandprodukten gehören, ist Mode mit 82 Prozent das Segment mit
dem höchsten Anteil an Weiterverkäufen als sogenannte A-Ware. Allerdings kostet
die Bearbeitung eines retournierten Artikels den Onlinehändler rund 10 Euro.
Branchenunabhängig können etwa 70 Prozent
der retournierten Artikel als A-Ware für den Kundenversand wiederverwendet
werden. Besonders gross ist dieser Anteil in den Bereichen Fashion &
Accessoires (82 Prozent) sowie Sport & Freizeit (70 Prozent). Nur wenige
Händler können gar keine oder nur vereinzelt Artikel wieder verkaufen. Dazu
zählen logischerweise Produkte aus dem Nahrungs- und Genussmittelbereich, in
dem Retouren kaum vorkommen.
Die Gründe, weshalb Retouren nicht als
A-Ware wiederverwendet werden können, sind mehr oder weniger offensichtlich: Die
Artikel sind qualitativ zu sehr beeinträchtigt sind und eine Aufbereitung ist nicht
möglich oder zu aufwendig. Darüber hinaus gibt es Artikel, wie zum Beispiel Matratzen
oder Kopfhörer, die nach einer Retournierung aus hygienischen Gründen nicht mehr
als Neuware vertrieben werden.
Was geschieht nun aber mit Produkten, die
nicht mehr neuwertig sind?
Sollten Artikel es nicht als A-Ware in den
Wiederverkauf schaffen, gibt es für Händler unterschiedliche Optionen. Solche
Produkte werden mit Rabatten als B-Ware, in speziellen Outlets oder sogar an
das eigene Personal verkauft. Manchmal werden diese Artikel auch gespendet, an die Lieferanten zurückgeschickt
oder recycelt - aber nur selten komplett im Abfall entsorgt.
Das sind gute Neuigkeiten.
Genaue Zahlen, was Retouren im Online-Handel betrifft, sind allerdings nicht bekannt, weil sich die meisten Händler nicht in die Karten blicken lassen. Branchenunübliche Transparenz praktiziert das Deutsche Online-Modehaus Zalando:
Genaue Zahlen, was Retouren im Online-Handel betrifft, sind allerdings nicht bekannt, weil sich die meisten Händler nicht in die Karten blicken lassen. Branchenunübliche Transparenz praktiziert das Deutsche Online-Modehaus Zalando:
“Das Berliner Unternehmen hat 300.000 Artikel von 2000 verschiedenen Marken im Sortiment und verschickte 2017 über 90 Millionen Sendungen in 15 europäische Länder. Bekleidung und Schuhe werden besonders häufig zurückgeschickt: "Über alle Märkte liegt die Retourenquote bei durchschnittlich 50 Prozent", sagt eine Sprecherin.“ (stern.de)
Für einen einzigen Händler sind das also in nur einem Jahr etwa 45 Millionen
Pakete, von denen viele über hunderte von Kilometer transportiert und zugestellt werden -
und später wieder auf dem gleichen Weg zurückgeschickt werden…
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