“Wenn ein Geschäftsmodell von Täuschung und
Apathie abhängt, verdient es zu scheitern“, hat ein profilierter Datenschützer und Anwalt kürzlich mit Bezug
auf Facebook gesagt. Gemeint hat Nate Cardozo damit die Tatsache, dass die
Facebook-Nutzer bereitwillig - und zum grössten Teil wohl auch apathisch - ihre
Daten teilen, und Facebook damit viel Geld verdient. Über genau diesen Kritiker
braucht sich Facebook-Gründer
Mark Zuckerberg allerdings momentan keine Sorgen mehr zu machen: Es gelang
ihm nämlich, Cardozo als
Berater einzustellen. Zuckerberg scheint sich an ein machiavellistisches
Erfolgsrezept zu halten: Halte deine Freunde nahe und deine Feinde näher. Das
hat er schon mit dem ehemaligen britischen Politiker Nick Clegg demonstriert,
der letztes Jahr zum grossen
Ärger seiner Gegner vom Facebook-Kritiker (und Wahlverlierer) in England
zum Facebook-Manager mit Millionengehalt im Silicon Valley mutierte. Obwohl es,
schon rein optisch, seltsam anmutet, Mark Zuckerberg und Machiavelli in einem
Atemzug zu nennen, darf doch gesagt werden, dass der Harvard Studien-Abbrecher
Zuckerberg, nachdem er am 4. Februar 2004 Facebook aus seinem Schlafsaal in
Harvard lanciert hatte, eine enorme Erfolgsstory hingelegt hat, die, wie die Winklevoss Zwillinge belegen können, schon
sehr früh machiavellistische Winkelzüge aufwies. Mark Zuckerberg galt schon
drei Jahre nach der Gründung als jüngster Selfmade-Milliardär - er war damals 23
Jahre alt. Nur acht Jahre nach der Gründung gab das Unternehmen an, dass Facebook von
einer Milliarde Menschen genutzt werde. 2012 brachte Zuckerberg das Unternehmen an die
Börse und wurde noch viel reicher. Heute besitzt der 34jährige ein geschätztes
Vermögen von weit über 50 Milliarden Dollar.
Facebook hat schon seit Jahren zahlreiche
und scharfe Kritiker, die immer wieder den mangelnden Schutz der Nutzerdaten,
die von Facebook ausgewertet werden, monieren. Allerdings scheint es, dass solche
Kritik kaum von Facebook-Nutzern, sondern von Aktivisten und Politikern kommt,
die, je nachdem auf welcher Seite des politischen Spektrums sie sich befinden, Facebook
in verschiedener Weise zurückbinden möchten. Das war auch nach dem Skandal um
Cambridge Analytica der Fall. Facebook hatte dem Unternehmen private
Nutzerdaten zur Analyse zur Verfügung gestellt. Ebenfalls ein beliebtes Thema
bei Facebook-Kritikern: Fake News und die Rolle, welche die Social Networks
dabei einnehmen. Diese Kritik, die von den Massenmedien durchaus verbreitet
wird, scheint allerdings die Facebook-Population nicht zu irritieren. Die neusten Zahlen
sprechen für sich selbst: Facebook hat mehr als 2,3 Milliarden Nutzer, 1,9
Milliarden Menschen sind täglich dabei. Trotzdem hat Facebook ein Problem, das
nicht mit dem Datenschutz, sondern vielmehr mit dem Image des Unternehmens zusammenhängt.
Seine Nutzer werden immer
älter. Noch 2011 nutzten rund 80 Prozent der 14 bis 19jährigen Facebook.
2017 waren es nur noch knapp über 60 Prozent. Im Gegenzug wuchs die Zahl der Alten
(60 Jahre und älter) stark an. 2011 waren es knapp 40 Prozent der Online-Senioren,
die Facebook nutzten. 2017 schon über 70 Prozent.
Die Nutzer bleiben Facebook also treu -
trotz Skandalen und Quasi-Skandalen. Die Werbeerlöse liegen inzwischen bei fast
17 Milliarden Dollar, und der Aktienkurs hat sich auch
wieder erholt. Wer allerdings die Schnelllebigkeit des digitalen Zeitalters
kennt, wird mit Bestimmtheit keine Wetten darauf annehmen, wie Facebook im
Februar 2034, am dreissigsten Geburtstag dastehen wird.
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