Friday, February 15, 2019

Online Umsätze machen - ohne eigene Kunden

Ein riesiger Erfolgsfaktor von Amazon sind die Händler, die auf der Handelsplattform ihre Waren anpreisen. Das bringt zwar Umsatz (für Amazon und die Händler) von nachhaltigem Wachstum profitiert aber nur der Grosskonzern.

Long Island City, New York, wird auf das neue Amazon Hauptquartier
verzichten müssen.
                                                                                  Bild Wikimedia Commons
Allein die Probleme, die Amazon-Gründer Jeff Bezos in den letzten Tagen  in seinem Privatleben hatte, würden einen ganzen Artikel füllen. Aber um den reichsten Mann der Welt soll es hier nicht gehen, sondern vielmehr um sein Geschäft. Dieses hat einen grossen Teil des Wachstums unzähligen kleineren Händlern zu verdanken, welche auf der Amazon-Handelsplattform ihre Waren anpreisen. Das hat zahlreiche Vorteile - vor allem für Amazon. Für die kleinen Händler sieht die Sache schon differenzierter aus. Darauf weist auch das deutsche Beratungsunternehmen Commerce& hin (das zum Thema ein E-Book anbietet). Der Verkauf über Amazon werde von vielen Händlern zunehmend kritisch angesehen. Aus verschiedenen Gründen:
“Zum einen begeben sich Händler in eine ungewollte Abhängigkeit. Wenn ein Großteil des Umsatzes über Amazon generiert wird, kann dies bei Unstimmigkeiten oder technischen Problemen zu teilweise existenzbedrohlichen Situationen führen. Denn Amazon sitzt immer am längeren Hebel. Zum anderen steigt die Unsicherheit. Teilweise willkürlich anmutende Veränderungen der Bedingungen oder technischen Möglichkeiten durch Amazon sorgen häufig für Verzweiflung. Auch der extrem zunehmende Wettbewerbsdruck setzt vielen zu. Laut einigen Schätzungen haben sich in 2018 täglich 2‘000 bis 3‘000 neue Händler bei Amazon registriert, überwiegend aus Fernost. Preiskämpfe sind da vorprogrammiert. Eines der am häufigsten vernachlässigten Probleme beim Handel über Amazon ist die fehlende Kundenbeziehung. Um diese aufzubauen, sind Kundendaten notwendig. Als Amazon-Händler erhalten Sie darauf keinen Zugriff und verkaufen quasi an Unbekannte. Sie werden also nie Bestandskunden aufbauen, denen Sie weitere Produkte verkaufen können…“
Man darf davon ausgehen, dass Amazon weiterhin einen knallharten Wachstumskurs verfolgen wird. Die  kritischere Einstellung der Kunden, der Mitbewerber und der Politik werden aber sicher dazu führen, dass dem Unternehmen in Zukunft ein stärkerer Wind entgegen blasen wird.  Auch ein Laden der im letzten Quartal einen Rekordgewinn von über drei Milliarden Dollar gemacht hat (bei einem Umsatz von 72 Milliarden Dollar) ist nicht immer und überall willkommen. Oder wie der Spiegel titelt: “Annahme verweigert“. Der Versandhändler wollte in Long Island bei New York City ein neues Headquarter bauen, für mehr als 20 Milliarden. Die Antipathie vieler New Yorker hat jetzt allerdings zu einem Rückzug geführt. Auch für Amazon gilt: Erfolg bringt nicht nur Freunde.

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