Monday, February 25, 2019

Personalisierte Werbung: ein Internet-Dilemma

Die Idee scheint an sich sehr viel Sinn zu machen: Wer im Internet surft, wird mit Werbung bedient, welche die persönlichen Interessen bedient. Doch personalisierte Werbung ist bei  vielen Anwendern gar nicht beliebt. Sie fühlen sich verfolgt und beobachtet, weil sich die Werbung ihren Surfgewohnheiten anpasst.

Die richtige Zielgruppe erreichen war gestern. Am Internet wird Werbung oft
sehr persönlich - auch zum Unwillen der betroffenen Anwender.
                                                                                                   Grafik Pixabay
Am störendsten sind jene Anzeigen, die uns tagelang auf dem Bildschirm verfolgen, nachdem wir im Net ein bestimmtes Produkt gesucht, gefunden und gekauft haben. Aber personalisierte Werbung geht nicht nur dann auf die Nerven. Persönliche Gespräche mit Usern zeigen, dass diese sich verfolgt fühlen, wenn die Werbung ihre Interessen und ihr Leben verfolgt und interpretiert. Das kann dann auch total schief gehen, wie ein Fall in den USA zeigt, wo eine Frau nach der Todgeburt ihres Babys mit Anzeigen für Babybedarf überflutet wurde. Bekannt wurde die Angelegenheit - bei der es sich mit Bestimmtheit nicht um einen Einzelfall handelt - weil sich die Betroffene in der Öffentlichkeit beschwerte.
Es besteht also ein echtes Werbedilemma: So gezielt wie möglich werben - und dafür das Risiko eingehen, die potentiellen Kunden zu verprellen. Tatsächlich geben die meisten Nutzer an, dass sie personalisierte Werbung nicht mögen. Eine Online Umfrage auf techbook.de, die zusammen mit einem Artikel zum Thema geschaltet wurde, ergab gerade mal 4 Prozent aller Leser, die personalisierte Werbung gut finden. Die restlichen 96 Prozent sind nicht begeistert. Trotzdem ist personalisierte Werbung der heilige Gral der Werbeindustrie. Werber möchten soweit kommen, dass sie schon wissen, was Konsumenten kaufen wollen, bevor diese es selber wissen. Da nützt es auch nicht immer, wenn man sich als User diskret verhält, was die eigenen Daten betrifft:
“Die Fühler der Online-Giganten sind weit verzweigt. Facebook erhält nicht nur Metadaten über das weltgrößte soziale Netzwerk, sondern auch durch die Apps seiner Töchter WhatsApp und Instagram. Google bereichert seinen Datenschatz durch Informationen von seinem Betriebssystem Android. Standorte, Kontakte und Nachrichten: Sämtliche Smartphone-Aktivitäten von Nutzern sind den großen Werbenetzwerken bekannt. Um Nutzerprofile für die Werbeindustrie zu schärfen, kaufen sie auch Daten von Drittanbietern zu. Beim Tracking von Internetnutzern haben Werbenetzwerke allerdings nicht völlig freie Hand. Mit der Datenschutzgrundverordnung hat die Europäische Union etwa verschärfte Regeln für Online-Unternehmen aufgestellt. Die breitere Debatte über die Gefahr wachsender Mengen an persönlichen Nutzerdaten, etwa nach dem Cambridge-Analytica-Skandal im Frühjahr 2018, hat viele Unternehmen zu mehr Transparenz bewogen. In den Privatsphäre-Einstellungen von Google und Facebook kann man personalisierte Werbung etwa deaktivieren.“ (kurier.at)
Die Deaktivierung im Browser und bei verschiedenen grossen Werbeanbietern ist tatsächlich ein wirksames Tool. Eine gute Anleitung, wie das zu tun ist, findet sich hier. Wer Werbung wirklich nicht mag, kann noch weiter gehen und auch einen Werbeblocker installieren. Dabei handelt es sich um die effizienteste Art, dem Werbesumpf zu entkommen. Auch das Aufbauen einer Anti-Werbe-Mauer kann allerdings Folgen haben. So können gewisse Inhalte nicht mehr konsumiert werden, wenn keine Werbung erlaubt wird.

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