Neue
technische Errungenschaften werden nicht immer mit offenen Armen willkommen
geheissen, das war schon immer so. Oft gibt es gute Gründe für ein gesundes
Misstrauen gegenüber unbekannten Technologien; gezielte Kritik kann dann zu Verbesserungen
führen, die mehr Vertrauen schaffen. In dieser Phase scheint sich die digitale
Transformation des Automobils zu befinden. Umfragen zeigen nämlich, dass die
meisten Autofahrer den autonomen Fahrzeugen noch nicht über den Weg trauen.
Wer Erfahrungen mit Assistenzsystemen hat, hat mehr Vertrauen in autonome Fahrzeuge. Grafik Consline AG |
Eine
Umfrage des amerikanischen Automobilclubs AAA ergab im Frühling dieses Jahres,
dass drei von vier Befragten Angst davor haben, in einem autonomen Vehikel
mitzufahren. Nur ein Fünftel der Studienteilnehmer gab an, der Selbstfahr-Technologie
zu vertrauen. Eine ganz aktuelle Studie aus Deutschland, die vom Marktforscher
Consline durchgeführt wurde, kommt jetzt zu sehr ähnlichen Resultaten. Die
Mehrheit der Autofahrer betrachtet die Technik zum autonomen Fahren als unausgereift
und findet es befremdlich, das Lenken dem Fahrzeug zu übergeben. Allerdings
zeigt die Befragung auch, dass konkrete Erfahrungen mit Fahrassistenzsystemen
die Akzeptanz deutlich erhöhen; Systeme, wie beispielsweise
Abstandsregeltempomat oder Spurhalteassistent vermindern bei den Nutzern nicht
nur den Fahrstress - sie schaffen auch Vertrauen in die Technik und vermindern
das wahrgenommene Unfallrisiko. Allerdings bleiben starke Bedenken hinsichtlich
der Kompatibilität mit anderen Verkehrsteilnehmern, aber auch bezüglich Haftungsfragen
und Datenmissbrauch.
Im
Ranking der Nützlichkeit liegt der Abstandsregeltempomat vorne, Schlusslichter
bilden Verkehrszeichenerkennung und Bremsassistenten. Hier werden von den
Fahrern erhebliche Fehlfunktionen bemängelt.
Im
Vergleich der untersuchten Premiummarken zeigen sich überraschende
Unterschiede: Trotz tödlicher Unfälle liegt Tesla beim Abstandsregeltempomat
und Spurhalteassistenten deutlich vor deutschen Premiummarken. Der
Bremsassistent von Tesla wird allerdings kritisch bewertet.
Insgesamt
halten Autofahrer, die bereits Erfahrungen mit Assistenzsysteme gemacht haben,
beachtliche Verbesserungen für notwendig, insbesondere in den Bereichen
Verkehrsfluss ("zu grosser Sicherheitsabstand"), Fehleranfälligkeit
("falsche Reaktion des Systems") oder Fahrverhalten
("ruckartiges Anfahren", "unnötig hartes Bremsen").
Wir gehen davon aus, dass sich diese Assistenzsysteme rasch verbessern werden – auch
wenn es immer wieder Rückschläge gibt. Schliesslich war auch das ganz gewöhnliche, von Menschenhand
gelenkte Automobil, das vor mehr als 100 Jahren in Erscheinung trat, nicht
von Anfang an ein uneingeschränkter Erfolg. Das Misstrauen gegenüber der damals
neuen Technologie war so gross, dass zum Beispiel eine Kanadische Provinz von
1908 bis 1919 den Gebrauch von Automobilen auf sämtlichen öffentlichen Strassen untersagte…
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