Friday, February 27, 2015

Eine App für Ihre ganz private Überwachungsgesellschaft

In den TV-Krimis funktioniert es schon seit Jahren problemlos und blitzschnell: Wenn die Kommissare wissen wollen, wo sich Opfer oder Täter aufhalten, orten sie mal schnell das entsprechende Handy, und schon erscheint auf dem Bildschirm des Ermittler-Laptops eine Karte mit einem blinkenden Punkt. Ganz so einfach ist die Handyortung noch nicht. Allerdings wird es immer einfacher, Zielpersonen per Handy zu suchen und zu finden. Es werden auch immer mehr entsprechende Dienstleistungen angeboten.
  
Immer genau wissen, wo sich der Partner/die Kinder/die Kollegen
aufhalten: Life360.com macht's möglich.               
Dass man sein Smartphone gerne wieder findet, wenn es mal verschwindet, ist klar. Darum soll es aber hier nicht gehen – wir haben bereits früher über entsprechende Vorkehrungenberichtet, die  es möglich machen, das eigene Mobiltelefon zu orten (oder zu sperren) wenn es verschwinden sollte.
Immer mehr User sind aber daran interessiert, andere Menschen zu finden – oder gar zu überwachen – und dafür das Mobiltelefon zu benutzen.
Es gibt zahlreiche Webseiten im Internet, die versprechen, genau solche Ortungen möglich zu machen. Ob und wie sie funktionieren, ist oft sehr fragwürdig. Tatsächlich ist es für Privatpersonen illegal, Handys von Menschen zu orten, die sich nicht vorher mit dieser Ortung einverstanden erklärt haben. Polizeiliche Ortungen dürfen durchgeführt werden, wenn dazu eine gerichtliche Erlaubnis eingeholt wird.
Da es verschiedene Ortungsmethoden gibt, ist oft auch die Mitwirkung des entsprechenden Mobilfunkproviders notwendig, wenn eine Ortung durchgeführt werden soll. Genau hier setzt ein Geschäftsmodell an, das vor 7 Jahren in den USA gestartet wurde, auch in Europa angeboten wird und gemäß Angaben der Gründer schon über 50 Millionen Gruppen/Familien als Mitglieder hat, die sich gerne gegenseitig überwachen. Um den Service von Life360.com in Anspruch zu nehmen, braucht es eine (kostenlose) App für Androidoder iOS sowie die Einwilligung der Personen, deren Handys Sie verfolgen möchten. Beim Zielpublikum handelt es sich um Familien oder Freundeskreise, die jederzeit in der Lage sein möchten, mit dem Anklicken einer App die jeweiligen Standorte der Mitglieder per Google-Map in Erfahrung zu bringen. Das macht zum Beispiel für Eltern Sinn, die jederzeit in der Lage sein wollen, herausfinden, wo sich ihre Kinder aufhalten.
Tatsächlich gibt es inzwischen zahlreiche derartige Ortungs-Apps – wie zum Beispiel Banjo oder Find my Friends. Alle funktionieren auf der Basis, dass die beteiligten Personen mit der Ortung einverstanden sein müssen.

Trotzdem erscheint uns der Ortungsboom etwas unheimlich: Wer will denn schon ständig freiwillig überwacht werden? Oder wird die ganz private Überwachungsgesellschaft plötzlich ganz normal?

Wednesday, February 25, 2015

Google zum Fliegen

In Deutschland gibt es die Google Flugsuche schon seit zwei Jahren, in den USA schon seit fünf. Jetzt ist das Angebot auch in der Schweiz angekommen. Google Flight bietet bezüglich Flugsuche das volle Programm, nur buchen muss man direkt beim entsprechenden Anbieter. Google Flight funktioniert gut; wir haben es ausprobiert.

Die Europakarte auf Google Flight Schweiz zeigt die verfügbaren Flughäfen und Ticketpreise an
 (anklicken zum Vergrössern).                                                         Screenshot Google Flight
Die Google Flugsuche ist eigentlich nicht erklärungsbedürftig, sondern bietet einfache, umfangreiche und sehr schnelle Suchfunktionen an. Dazu gibt es schöne Zusätze, wie Routenkarten und Hinweise auf billigere Flüge an Alternativdaten. Wir haben diese Option benutzt und einen Flug (direkt bei der Fluggesellschaft) einen Tag früher gebucht, wie von Google Flight vorgeschlagen – das sparte uns 25 Prozent des Ticketpreises.
Wie funktioniert das Buchen? Blick fasst zusammen:
Auf www.google.ch/flights die gewünschten Daten (Abflugsort, Reiseziel, Zeitraum) eingeben. Wer flexibel ist, kann bis zu drei Abflug-Airports (zum Beispiel Zürich, Basel, Genf) eintragen oder seinen Abflugtag anhand eines Preis-Kalenders (wann ist ein Flug wie teuer) auswählen.
Die ersten drei Ergebnisse ermittelt Googles künstliche Intelligenz als besten Mix aus Preis, Flugzeit und Flugdauer («Beste Flüge»). Darunter stehen die Flüge sortiert nach Preis.Automatisch werden auch mögliche bessere Alternativen errechnet. Beispiel: Andere Flugtage oder benachbarte Abflug- oder Ankunftsorte (zum Beispiel Málaga statt Granada), die den Flug billiger machen würden.Wer kein festes Reiseziel hat, kann auch nur ein Budget (zum Beispiel Nonstop-Flüge bis 300 Fr.) festlegen und sich auf einer Weltkarte ansehen, welche Flugziele dafür buchbar wären.Wer einen interessanten Flug gefunden hat, kann ihn speichern und wird automatisch auf seinem Handy informiert, falls sich der Preis ändert. Über «Teilen» lässt sich das Angebot an einen Reisepartner schicken, um dessen Meinung einzuholen.“
Nach der Ankunft von Google Flight in Deutschland im Jahr 2013, hat übrigens die Stiftung Warentest das Angebot unter die Lupe genommen und kam zum Schluss, dass die Google-Flugsuche “zwar nicht perfekt“ sei, “im Vergleich mit anderen Portalen aber am häufigsten vorne“ liege. Trotzdem warnen die Warentester davor, sich nur auf eine Flug-Suchmaschine zu verlassen:

“Nutzen Sie immer mehrere Preisvergleichsdienste. Prüfen Sie genau, wie viel das Ticket am Ende wirklich kostet. Sehen Sie nach, wie viel die Fluggesellschaft bei Direktbuchung verlangt. Seien Sie bei der Onlinebuchung sehr aufmerksam. Viele Portale versuchen mit diversen Tricks, den Kunden Zusatzangebote wie Versicherungen unterzujubeln.“

Tuesday, February 24, 2015

Die Briten sind die grössten E-Commerce-Fans

Wie gross ist der Anteil des digitalen Handels am gesamten Detailhandel in Europa? Die Marktforschungsfirma eMarketer hat dazu Zahlen veröffentlicht. Ein interessanter Aspekt: Die durchschnittlichen Detailhandelsumsatzanteile, die durch Verkäufe im Internet erzielt werden, liegen in Europa und in den USA gleichauf – bei 7,1 Prozent. Die Schweiz hinkt hinterher.

Zum Vergrössern anklicken.                                                                       Grafik eMarketer
Inzwischen sind wir es uns gewohnt: Wenn internationale Marktforscher Ergebnisse von Forschungen in Mitgliedsländern der Europäischen Gemeinschaft veröffentlichen, werden diese meistens als   Europäische Ergebnisse dargestellt; die Schweiz ist dabei nicht enthalten. Damit können wir leben.
So ist es auch mit der eMarketer-Studie zum Detailhandel per Internet. Diese zeigt, dass der Anteil des Detailhandels, der in “Westeuropa“ per Internet erzielt wird (ohne die Schweiz) bei 7,1 Prozent liegt. Interessant dabei ist die grosse Spannweite, die sich unter den untersuchten Westeuropäischen Ländern ergibt. Die Briten sind nämlich die grössten E-Commerce-Fans. Sie kaufen 14,4 Prozent ihrer Produkte über das Internet ein. Am wenigsten Web-Shopping betreiben die Italiener: Hier sind es nur 1,9 Prozent der Umsätze, die elektronisch getätigt werden. Die Schweiz liegt gemäss einer Studie der Credit Suisse unter dem Westeuropäischen Durchschnitt, bei 5 Prozent - hat also im E-Commerce noch viel Aufholpotential. Das sehen auch die Ökonomen der CS so:
“Während der Einkaufstourismus 2015 nicht mehr weiter zunehmen dürfte, wird der Onlinehandel an Bedeutung gewinnen. Ein von den Ökonomen der Credit Suisse entwickeltes Zukunftsszenario geht davon aus, dass der Anteil des Onlinehandels am gesamten Detailhandelsumsatz von heute rund 5 Prozent auf 11 Prozent im Jahr 2020 ansteigen wird. Der Umsatzanteil des Onlinehandels dürfte im Bereich Heimelektronik von gegenwärtigen 26 Prozent auf rund 38 Prozent im Jahr 2020, im Bereich Bekleidung von rund 14 Prozent auf 27 Prozent und im Bereich Lebensmittel von heute rund 1,6 Prozent auf 3,5 Prozent bis ins Jahr 2020 ansteigen. Damit dürfte der Druck auf die Beschäftigung und die Preise im Detailhandel weiter zunehmen.“

Wer versucht ist, die grossen Unterschiede im E-Commerce-Anteil am Detailhandel auf das Klima zurückzuführen, den müssen wir enttäuschen. Es sind nämlich beileibe nicht nur die Italiener, die lieber auf sonnigen Märkten statt am PC einkaufen. Auch die Schwedenscheinen lieber in den Laden zu gehen – nur 3,8 Prozent des Detailhandels wird über das Internet abgewickelt – trotz langem Winter und rauem Klima. Die Norweger hingegen, deren Klima auch nicht gerade gemässigt ist, stehen in Westeuropa mit dem E-Commerce an zweiter Stelle: der E-Commerce macht dort 10,7 Prozent des Detailhandels aus.

Friday, February 20, 2015

Roaming wird nicht billig, aber billiger

Telefonieren im Europäischen Ausland wird nun endlich auch für Schweizer Anwender günstiger. Sunrise und Swisscom haben die Initiative ergriffen und bieten relativ günstige Auslandspakete an. Im Falle der Swisscom sind es diejenigen Kunden, die mit “Infinity Plus“ telefonieren, die billiger roamen können, bei Sunrise kann eine monatliche Roaming-Option gekauft werden. Auch Orange bietet schon länger eine EU-Roaming-Flatrate, die allerdings mit 85 Franken am oberen Ende der Preisskala steht.

Telefonieren vom Strand nach Hause ist gerade etwas günstiger geworden.                     PfW
Die hochregulierte EU möchte es den Mobilfunkprovidern in ihren Mitgliederländern schon lange vorschreiben: Roaming müsste billiger werden. In der Schweiz kamen jetzt zwei grosse Anbieter den Politikern zuvor und haben die Roaming-Preise für Europa gesenkt, bevor sie gesetzlich dazu verpflichtet wurden.
Konkret: Sunrise lanciert ein kombiniertes Angebot für alle Roaming-Arten. Die neue Option travel 200 enthält ein Paket bestehend aus Telefonminuten, SMS und Datenvolumen. Die Option kostet 35 Franken pro Monat und gilt für Europa. Darin enthalten sind: 200 Minuten ausgehende Anrufe,unlimitierte eingehende Anrufe, 200 SMS und 200 MB Daten.
Die neuen Natel infinity plus Abos der Swisscom bieten den Kunden bereits mit der günstigsten Variante von CHF 59 pro Monat während 30 Tagen im Ausland unbeschränktes Telefonieren und SMS-Verschicken innerhalb der EU. Wer mehr als 30 Tage im Ausland telefonieren will,
muss dann allerdings schon tiefer in die Tasche greifen.
Laut Angaben der Swisscom wird das neue Angebot mit mehr als 100 Millionen Franken zu Buche schlagen. Trotzdem sind nicht alle Konsumenten begeistert, wie die Kommentare zu den Zeitungsartikeln zeigen, und auch Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Comparis ist nicht total hingerissen:
“Nur wer öfters telefoniert, fährt mit einem Infinity-Abo besser, selbst wenn man den neuen Vorteil des Gratis-Roamings berücksichtigt», sagt Beyler.
Und welches Abo würde Profi Beyeler kaufen, wenn er eine neues haben müsste? «Ich würde das M-Budget-Angebot nehmen, das kostet 29 Franken im Monat». Dieses Angebot decke all seine Bedürfnisse ab.“


Tuesday, February 17, 2015

Wo die Google-Leichen begraben sind

Google ist ein riesiger digitaler Konzern, der enorm erfolgreich ist. Richtig! Aber Google hat mehr unternehmerische Misserfolge zu verantworten, als man an zwei Händen abzählen kann. Tatsächlich gibt es einen ganzen Friedhof von Google-Diensten.

Der Anfang der Erfolgsgeschichte: Der Google-Suchdienst.
Google ist so gross und so erfolgreich, dass es Europäische Politiker gibt, die den Konzern auseinandernehmen wollen. Das ist sicher ein Massstab für Erfolg – wenn die Politik findet, es sei zu viel des Guten. Ein anderer Anhaltspunkt ist die Tatsache, dass die beiden Google Gründer Larry Page und Sergey Brin demnächst ein gutes Prozent ihres Firmenkapitals in Aktien verkaufen wollen und dafür mehr als 4 Milliarden Dollar Cash erwarten dürfen.
Trotzdem hat auch Google in seiner relativ kurzen Firmengeschichte reihenweise Misserfolge eingefahren – wie es sich für ein innovatives und reiches Unternehmen gehört. Es sind über 40 Unternehmen und Dienste , die auf dem Google-Friedhof begraben liegen. Nochmal ausgegraben und aufgelistet hat sie Computerbild. Zitat:
Dass eine Übernahme durch Google nicht immer ein Vorteil für das eigene Produkt ist, musste zuletzt der Foto-Dienst Odysee feststellen. Den hatte Google Anfang Februar 2015 gekauft und im gleichen Atemzug das Ende zum 23. Februar verkündet. Offiziell gliederte man die Macher ins Google+-Team ein. Inoffiziell wollte Google wohl zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und einen direkten Konkurrenten aus dem Rennen nehmen. Laut TechCrunch arbeitet Google seit 2014 an einer eigenen Foto-App. Der kommt nun die Erfahrung der Odysee-Mitarbeiter zugute.
Mit Google Helpouts muss auch ein eigener Dienst demnächst dran glauben. Das Beratungsportal war nicht schnell genug gewachsen und blieb hinter den Erwartungen zurück. Über Helpouts können Nutzer noch bis zum 26. April 2015 Experten per Video-Chat zu Rate ziehen. So ist es etwa möglich, Instruktionen einer Yoga-Lehrerin per Smartphone oder Tablet ins Wohnzimmer zu bekommen. Eine Neuanmeldung als Experte ist aber bereits jetzt nicht mehr möglich.“


Thursday, February 12, 2015

Bitcoin: Gier, Naivität und Tränen

Betrügerische Anlagesysteme nach dem Schneeball- oder Pyramidenprinzip gibt es, seit Geld die Welt regiert und das kapitalistische System es möglich macht, mit Anlagen Geld zu verdienen. So ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass auch die Kryptowährung Bitcoin für derartige Betrügereien benutzt wird. Im aktuellsten Fall entstanden dadurch grosse Verluste.

Bitcoin hat schon bessere Zeiten gesehen, wird aber immer noch hoch gehandelt: gestern
gemäss Google Finance für 207 Franken pro Bitcoin.            Screengrab via Google Finance 
Die Gründe dafür, dass Schneeball- oder Pyramidensysteme, im angelsächsischen Sprachraum  auch Ponzi-Systeme genannt, so viele bereitwillige Opfer finden, die sich freiwillig von ihrem Geld trennen, sind seit jeher genau die gleichen: Naivität und Gier. Die Betreiber solcher Betrügerischen Anlagesysteme versprechen immer aussergewöhnlich hohe Renditen – oft sind diese zu gut, um wahr zu sein. Trotzdem funktioniert das System – auch im aktuellsten Fall. Zitat aus der Welt:  
“In Hongkong haben Betrüger offenbar monatelang mit dem Stichwort "Bitcoin" Anleger gelockt, nur um mit dem investierten Kapital zu verschwinden. Die von den Tätern betriebene virtuelle Börse MyCoin wurde Anfang dieser Woche überraschend dichtgemacht. Die Nutzer können keine Überweisungen mehr tätigen und haben keinen Zugriff mehr auf ihr angelegtes Kapital. Es sei zu befürchten, dass rund drei Milliarden Hongkong-Dollar (circa 342 Millionen Euro) verloren seien, sagte der örtliche Abgeordnete Leung Yiu-chung."
Die Gewinne, die den Möchtegern-Spekulanten versprochen wurden, lagen gemäss Presseberichtenbei 200 bis 300 Prozent…
Es sind also durchaus nicht nur Urner-Bergbauern und knorrige Handwerker, die reihenweise auf Anlagebetrug hereinfallen (Stichwort European Kings Club), und sich gegen verrückte Renditeversprechungen von ihrem hart verdienten Geld trennen. Auch fortschrittliche Bürger des digitalen Zeitalters, die immerhin so gut informiert sind, dass sie einigermassen über die Kryptowährung Bitcoin Bescheid wissen, sind nicht vor derartigem Ungemach gefeit. Und obwohl Bitcoins durchaus immer noch weltweit zahlreiche Anhänger haben, welche die digitale Währung auch kaufen, gibt es viele Mythen und Verschwörungstheorien. Eine davon: Das ganze Bitcoin-System sei ein Schneeballsystem. Davor warnt die Zentralbank in Estland die Verbraucher. Für Währungshüter sei die Cyberwährung ein Graus, schreibt das Handelsblatt:
“Aufseher und Banken warnen zunehmend vor Bitcoins und anderen digitalen Währungen - aus der Sorge heraus, dass damit Finanzkriminalität erleichtert wird. Die schwedische SEB, der grösste nordische Währungshändler, hat Anfragen von Kunden eine Absage erteilt, Konten zur Bitcoin-Verwaltung einzurichten. Und Nordea Bank, die grösste Bank Skandinaviens, rät ihren Kunden dazu, es sich genau zu überlegen, bevor sie Bitcoins anfassen.“

Dem Tipp zur Vorsicht können wir uns anschliessen – er gilt allerdings nicht nur für digitales Geld. Dass allerdings die Währungshüter sich jetzt gemeinsam auf Bitcoin einschiessen, verwundert eigentlich nicht – schliesslich handelt es sich dabei um genau jene Währung die sie nicht hüten oder kontrollieren können.


Tuesday, February 10, 2015

Wo ein Mikrophon ist, ist ein Weg (um jemanden zu belauschen)

Es gibt immer mehr Gadgets und Haushaltgeräte, die mit Sprachsteuerung funktionieren. Das ist deshalb problematisch, weil für die Ausführung dieser Sprachbefehle auf die Cloud zugegriffen wird. Das kann dann eben dazu führen, dass Ihre Gespräche irgendwo im Internet verwertet werden, auch wenn Sie das lieber nicht möchten.

Samsungs Smart TVs sind sehr leistungsfähig - unter anderem
reagieren sie auf mündliche Befehle. Mit anderen Worten:Sie
hören zu                                                                 Samsung
Samsung hat es wohl gut gemeint. Ein Hinweis im Kleingedruckten in den Unterlagen zu einem Smart-TV führte zu einer ganzen Reihen von sensationellen Medienartikeln, die sich die Firma wohl lieber erspart hätte. “Achtung: Samsung hört mit“ oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen. Der Südkoreanische Hersteller hatte in den Unterlagen darauf hingewiesen, dass die Smart-TVs aus dem Hause Samsung die Sprachbefehle der Anwender und eben auch andere abgehörte Informationen an Drittanbieter übertragen würden. Wohl um sich haftpflichtmässig abzusichern, fügte Samsung auch noch an, dass man nicht verantwortlich dafür sei, wie diese Drittanbieter Privatsphäre- und Sicherheits-Maßnahmen umsetzten.
24 Stunden später sieht es nun nicht mehr ganz so schlimm aus, dass sich die Tech-Journalisten bemüssig fühlen müssten, Big Brother als Vergleich anzuführen.
Samsung beeilte sich nämlich, eine Richtigstellung zu verbreiten. Zitat aus der NZZ:
“Samsung gibt Entwarnung: Der Elektronik-Riese hat am Montag versichert, dass seine Fernseher nicht die ganze Zeit Tonaufnahmen aus ihrer Umgebung übers Internet übertragen. Nutzer müssten erst eine Suchanfrage per Sprachsteuerung aktivierten, sagte ein Sprecher am Montag. Das geht per Knopfdruck auf der Fernbedienung. Erst dann würden Tonaufnahmen an Drittanbieter übermittelt. Ausdrücklich nur für diesen Fall sei die Warnung in den Nutzungsbedingungen gedacht, dass dabei auch eventuell vertrauliche Gespräche übertragen werden könnten […]Bei der Sprachsteuerungsfunktion gehe es um Suchanfragen wie etwa «Wann kommt der nächste Krimi?», erläuterte der Sprecher. Das würde auch erklären, warum die Daten an Drittanbieter gehen, etwa an Firmen, die Fernsehprogramme digital analysieren. Der Nutzer sehe ein Symbol auf dem Bildschirm, wenn die Sprecherkennung eingeschaltet sei…“
So weit so gut – oder etwa doch nicht?
Das Internet der Dinge funktioniert nur, wenn diese Dinge, die im Web vernetzt sind, auch mit Sensoren ausgestattet sind – zum Beispiel mit Mikrophonen. Wo ein Mikrophon ist, gibt es meistens auch einen Weg, um jemanden zu belauschen.  Zitat aus dem Stern:
“In Apples iPhones springt die persönliche Assistentin Siri bei einem längeren Druck auf den Home-Button an. Besitzer eines iPhones können auch einstellen, dass die Funktion auf die Worte "Hey, Siri" reagiert. Das ist nur bei Anschluss an ein Ladegerät möglich. Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android reagieren ähnlich auf die Worte "Okay, Google". Bei Microsoft funktioniert das mit "Hey, Cortana" - das ist der Name des Windows-Sprachassistenten. Die gesprochenen Worte werden dabei bei allen Anbietern an ihre Server und wieder zurück übertragen. Die Auswertung in der Cloud erlaube eine bessere Spracherkennung als nur auf dem Gerät selbst, heißt es.
Auch Amazon lässt auf seiner TV-Box Fire TV per Sprache nach Filmen, Serien oder Schauspielern in seinem Video-Angebot suchen. Dafür muss ein Knopf auf der Fernbedienung gedrückt werden. Der Online-Händler testet aktuell in den USA zudem den Lautsprecher "Echo", der auch als persönlicher Assistent im Haushalt fungieren soll. Er hört aktiv zu, wenn er mit dem Namen "Alexa" angesprochen wird.“
Man muss wohl keinen Verfolgungswahn haben, um derartige Fähigkeiten digitaler Gadgets mit Vorsicht zu behandeln.


Friday, February 6, 2015

Im Internet haben die Robotor übernommen

Das Internet gehört den Surfern – oder etwa nicht? Eine amerikanische IT-Sicherheitsfirma untersucht regelmäßig, wer und was sich im Cyberspace so herumtreibt, und die Ergebnisse sind einigermassen ernüchternd. Mehr als die Hälfte aller “User“ im Web sind gar keine User, sondern Bots. Diese Programme sind oft mit guten, vorwiegend  aber mit schlechten Absichten unterwegs. Vor allem jenen Unternehmen, die von Internetwerbung leben, machen sie Sorgen.

Captchas können unendlich lästig sein - deshalb will Google sie
ersetzen.                                                                                 Wikipedia
56 Prozent aller Klicks im Internet werden von sogenannten Bots generiert. Die gutartigen dieser  Computerprogramme sind im Internet unterwegs, um Webseiten zu finden, zum Beispiel als Bots von Suchmaschinen, die Webinhalte indexieren. Deren bösartige Verwandten haben andere Ziele: Sie suchen Sicherheitslücken, um diese auszunutzen oder sie wollen Werbereichweiten verfälschen, also Klickbetrug begehen.  Wie funktioniert diese Art von Betrug? Die Welt erklärt:
“Die Betrüger nehmen Millionen Dollar Werbeeinnahmen ein, indem sie ihre Webseiten mit möglichst billigen Inhalten füllen und bei Googles Adsense-Programm anmelden. […] Die Webseitenbetreiber bekommen nur Geld, wenn ihre Leser die Anzeigen auf den Seiten auch tatsächlich sehen und anklicken. Die Betrüger unterlaufen das, indem sie einfach selbst die Anzeigen auf ihren Seiten anklicken. Das bringt nur ein paar Cent, wenn ein Mensch mühsam die Klickerei übernimmt – zudem fällt Google sofort auf, wenn alle Klicks von einem Computer kommen. Sehr viel profitabler für die Betrüger ist jedoch, wenn ein Computerprogramm automatisiert aus einem Netzwerk von gehackten, ferngesteuerten Computern heraus die Werbeklickerei übernimmt.Wie verheerend das für die Werbekunden ist, zeigt eine Kampagne, die der Autohersteller Mercedes-Benz im Herbst 2013 über das Werbenetzwerk Rocketfuel verbreitete: In einer unabhängigen Analyse kamen Ermittler der britischen Werbebetrugsberatung Telemetry zu dem Ergebnis, dass über die Hälfte des Onlinewerbebudgets der Kampagne an Bots verschwendet wurde…“
Gerade für Firmen wie Google, dessen Geschäftsmodell immer grössere Werbeeinnahmen vorsieht, sind solche Berichte ein Problem. Deshalb investiert das Unternehmen viel Geld und Zeit, um betrügerische Bots auszuschalten. Dabei wird auch die Benutzerfreundlichkeit im Auge behalten. So kündigte das Unternehmen an, dass es eine Lösung gefunden habe, um das lästige Erkennen von verzerrten Buchstaben und Zahlen mit einfacheren Methoden zu ersetzen (siehe auch nebenstehendes Video):
“Sogenannte CAPTCHAs - die Abkürzung steht für "Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart" - werden etwa bei der Anmeldung bei Online-Konten als Test verwendet, um einen Missbrauch durch Computerprogramme zu verhindern. Dabei werden dem Nutzer zum Beispiel stark verzerrte Buchstaben- oder Zahlenfolgen angezeigt, die eine Bilderkennungs-Software verwirren sollen. Sie sind aber zum Teil auch für menschliche Nutzer schwer zu erkennen. Auf mobilen Geräten will Google stattdessen vorschlagen, beispielsweise eine Tierart in einer Bilderreihe wiederzuerkennen.“

Das Wettrüsten zwischen Betrügern und und digitalen Anbietern geht also weiter. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die bösen Bots auch ein Büsi von einem Hund unterscheiden können…


Tuesday, February 3, 2015

Plastikgeld – mit Echtzeitwarnung?

Plastikgeld könnte so praktisch sein – die Angabe einer Nummer im Webshop genügt, und schon ist der Einkauf im Internet getätigt. Der ganze Abrechnungsaufwand läuft automatisch: Für den Händler entfällt die Rechnungsstellung, für den Käufer die Bezahlung per Anweisung.  Wenn da nur die vielen Gauner nicht wären, deren einziges Ziel es ist, mit unseren Kreditkarten Geld auszugeben. Dessen sind sich auch die Konsumenten bewusst – und sie denken durchaus mit, wenn es um die Eindämmung der Kreditkartenbetrügereien geht.

Im digitalen Zeitalter müssen Diebe Kreditkarten nicht mehr physisch stehlen: es gibt genügend
andere Möglichkeiten, um damit zu betrügen.                                                           Bild pfw
Die Schäden die durch Kreditkartenbetrug verursacht werden, sind enorm: Obwohl die Kartenunternehmen und Banken immer leistungsfähigere Überwachungssysteme einsetzen, nehmen sie weiter zu. Wir haben keine Zahlen für Europa, aber in den USA sind es mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr. In den allermeisten Fällen müssen diese Schäden nicht von den einzelnen Karteninhabern übernommen werden – die Kartenunternehmen absorbieren sie als Teil der Geschäftskosten. Trotzdem schadet die Kartenkriminalität dem Geschäft – vor allem im Europäischen Onlinehandel wäre die Beteiligung wahrscheinlich um einiges höher, wenn die Konsumenten sich nicht über Betrug sorgen würden. Wie wir schon früher in unserem Blog festgehalten haben:
“Das Bezahlen per Kreditkarte hinterlässt für viele Kunden ein unsicheres Gefühl – vor allem dann, wenn sie schon mal Opfer von digitalen Wegelagerern geworden sind. Das ist schnell passiert – und zwar auch dann, wenn man gar nichts falsch gemacht hat. In vielen Fällen lässt sich nie eruieren, wie die Betrüger an die Kreditkartendaten gekommen sind. Der PC wird von einem Schutzprogramm bewacht und die Karte nur in seriösen Läden eingesetzt – und trotzdem ist es irgendeinem Gauner gelungen, an die Daten zu kommen…“
Die neue Studie eines Unternehmens, das sich mit prädiktiver Analytik und Softwarelösungen für Entscheidungsmanagement befasst, zeigt nun, dass Konsumenten durchaus dazu bereit sind, am Schutz ihrer Kredit- und EC-Karten aktiv mitzuarbeiten.
Die größte Sorge der Befragten beim Zahlungsbetrug sind nicht die finanziellen Verluste – wie erwähnt werden diese meistens von der Kartenfirma übernommen. Karteninhaber sorgen sich um die verlorene Zeit, die sie aufwenden müssen, um die durch Betrug verursachten Probleme wieder zu lösen.
Dementsprechend zeigte sich die Mehrheit der Befragten an Tools interessiert, die es ihnen ermöglichen, ihre eigene Zahlungssicherheit aktiv mitzugestalten. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie beispielsweise eine mobile App nutzen würden, mit der sie Zahlungsarten – etwa nur in Geschäften oder im Online- und Versandhandel – und ein
en Höchstbetrag für Kartenzahlungen festlegen können.
US-Verbraucher zeigten im Vergleich das höchste Interesse an Echtzeit-Benachrichtigungen: 63 Prozent der Befragten sagten, sie würden einen Service nutzen, der automatisch E-Mails oder Textnachrichten verschickt, wenn verdächtige Transaktionen mit einer Karte getätigt werden.
Tatsächlich funktionieren derartige Vorbeugungsmassnahmen oft hervorragend: So wurden wir beispielsweise von unserer Kreditkartenfirma an einem Samstagabend angerufen und darüber in Kenntnis gesetzt, dass soeben jemand in Berlin mit unserer Karte zwei Flugtickets gekauft habe – obwohl wir uns gerade in Nordamerika aufhielten.  Die Transaktionen wurden in der Folge gestoppt und auf unserer Abrechnung nie ausgewiesen…