Dass die Politiker der EU in Brüssel grosse
Freude am Regulieren und Verbieten haben, ist allgemein bekannt. Nach der
Einführung der Europäischen Datenschutzgrundverordnung, die erst so richtig
anfängt, für Verwirrung und zusätzliche Betriebskosten zu sorgen, planen die
Europäischen Spezialisten schon wieder einen Eingriff ins freie Internet:
diesmal sollen nicht die Daten, sondern das Urheberrecht geschützt werden.
Europa will eine Urheberrechtsreform, die sich sehr negativ auf das Internet auswirken könnte. Bild pixabay |
Doch es regt sich zum Teil massiver
Widerstand. Die Angst vor der grossen Europäischen Zensurmaschine geht um.
Europa will nämlich mit automatischen Filtern
verhindern, dass geschützte Inhalte ins Netz geladen werden können:
“Am 20. Juni wird der Rechtsausschuss der
Europäischen Parlaments in Brüssel über die EU-Urheberrechtsreform abstimmen.
Für den größten Streit sorgt ein Artikel mit der Unglücksnummer 13, der
Online-Plattformen dazu zwingen soll, Inhalte zu filtern, bevor sie von
Nutzerinnen und Nutzern hochgeladen werden. Die Idee der Reform war eigentlich,
die Urheberrechtsvorschriften in Einklang mit der digitalen Realität zu bringen
und grenzübergreifende Hindernisse zu beseitigen. Stattdessen droht ein großer
Schritt Richtung Kontrolle und Beschränkung des Netzes.“
So beurteilt der Österreichische „Standard“
die Urheberrechtsbemühungen der EU. Auch die Deutsche „Zeit“ ist
nicht begeistert:
“ Die Kritik an der Reform ist heftig. In
einem offenen Brief drückten zunächst Verlags- und IT-Verbände "tiefste
Besorgnis" über die geplanten Änderungen aus. Vergangene Woche sprachen
sich dann knapp 100 Europaabgeordnete dagegen aus. Sollte die Reform wie
geplant durchgesetzt werden, könnte sie verändern, wie wir Inhalte im Internet
finden, lesen und teilen. Während die Befürworter die Position der Rechteinhaber
gegenüber Plattformen wie Google, YouTube und Facebook gestärkt sehen, warnen
die Kritiker vor den Folgen: Das Internet der europäischen Verbraucher und
Verbraucherinnen könnte um einiges kleiner werden.“
Die Zeit weist ausserdem darauf hin, dass
es ähnliche Urheberrechtsprojekte gibt, die bereits gescheitert sind:
“Das Vorbild des Leistungsschutzrechts (auch:
"verwandtes Schutzrecht für Verleger") kommt aus Deutschland: Im Jahr
2013 wurde hier das Urheberrechtsgesetz um das Leistungsschutzrecht für
Presseverleger (LSR) erweitert, mit dem eindeutigen Ziel, die deutschen Verlage
zu schützen. Suchmaschinenanbieter und ähnliche Dienste sollten Lizenzverträge
mit Verlagen abschließen, wenn sie deren Inhalte mit kurzen Vorschautexten
zeigen wollen. Vor allem Google als Marktführer sollte dafür zahlen, in
Diensten wie Google News Auszüge von Nachrichtenseiten zeigen zu dürfen. Auch
in Spanien wurde ein ähnliches Gesetz eingeführt. In beiden Ländern gilt das
Leistungsschutzrecht als gescheitert. Nicht nur zahlten die Onlinedienste weit
weniger, als von den LSR-Befürwortern erhofft. Viele Publikationen erlaubten
weiterhin die kostenlose Nutzung durch die Dienste – nicht zuletzt aus Angst,
ohne deren Vorschauen Besucher auf ihren eigenen Homepages zu verlieren. In
Spanien stellte Google seinen Newsdienst zudem komplett ein, was vor allem
kleineren und unabhängigen Medien geschadet hat. Zu diesem Fazit kam eine
Untersuchung, die von der EU-Kommission in Auftrag gegeben wurde, bis
vergangenen Herbst aber unter Verschluss blieb.“
Was tun, wenn selbst die Medien, die
eigentlich auch geschützt werden sollen, die EU-Pläne als gefährlich ansehen?
Wired Magazin hat
einen Vorschlag:
“Manchmal möchte ich nur noch, dass sich die ganzen Großkonzerne ein eigenes Internet bauen. Dort können Sie dann ihre eigenen Shopping Malls errichten, die sie mit Kommerztempeln und Restriktionen zuballern können, um dann dafür monatlich 150 Euro Eintritt zu verlangen. Wäre bestimmt sehr erfolgreich – und der Rest der Welt hätte seine Ruhe. Im Ernst: Baut doch euer eigenes Internet und seht zu, wie ihr klarkommt.“
“Manchmal möchte ich nur noch, dass sich die ganzen Großkonzerne ein eigenes Internet bauen. Dort können Sie dann ihre eigenen Shopping Malls errichten, die sie mit Kommerztempeln und Restriktionen zuballern können, um dann dafür monatlich 150 Euro Eintritt zu verlangen. Wäre bestimmt sehr erfolgreich – und der Rest der Welt hätte seine Ruhe. Im Ernst: Baut doch euer eigenes Internet und seht zu, wie ihr klarkommt.“
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