Die
Sharing Economy ist eine der Errungenschaften der digitalen Gesellschaft und
funktioniert ungefähr nach dem Motto: Muss ich wirklich alles besitzen, was ich
benutze? Die Antwort ist immer öfter: “Nein“.
Das motiviert zum Autoteilen: Viel Platz auf einer Carpool-Lane in den USA. Wikimedia Commons Bruce Sounder |
Gerade
was das Auto betrifft, besteht noch ein gewaltiges
Sharing-Potential. Die meisten Autofahrer fahren allein, obwohl es verschiedene
Carsharing-Applikationen gibt, die es leicht machen sollten, das Fahrzeug
rationeller zu nutzen. Das neuste Angebot kommt vom Schweizer Carsharing
Spezialisten Mobility: Die neue Mitfahr-App soll Fahrer und Mitreisende zusammen bringen
um Kosten zu reduzieren und die Umwelt zu schonen.
Denn Schweizer
Autofahrer sind einsam: Durchschnittlich sitzen bloss 1,5 Personen in einem
Fahrzeug, im Pendelverkehr sind es sogar nur 1,1 Personen. Anders ausgedrückt:
Wenn 100 Personen täglich zwischen Luzern und Zürich hin- und herfahren, tun
sie dies mit 90 Fahrzeugen. Das macht weder ökologisch noch ökonomisch Sinn. Die
Mitfahr-App "Mobility Carpool" macht es möglich, Fahrten mit Carsharing-Autos und mit Privatautos
zu teilen.
Regelmässige
Strecken von A nach B - beispielsweise berufliche Pendlerfahrten - eignen sich
genauso für Mobility-Carpool wie einmalige Fahrten. Die Vergütung ist festgelegt
und unterscheidet sich je nach Distanz. Die Kosten liegen so zwischen drei Franken
(bis 10 Kilometer) und 18 Franken (ab 150 Kilometern). 80 Prozent der Einnahmen
gehen an den Fahrer, den Rest setzt Mobility für die Deckung der Angebotskosten
ein.
Selbstverständlich
geht es beim Autoteilen nicht nur ums Geld. Eine grosse Rolle spielt das
Vertrauen. Mobility
will mit mehreren Massnahmen dazu beitragen. Erstens können sich die Nutzer
öffentlich bewerten. Zweitens muss in der App zwingend ein Profilbild
hochgeladen werden. Drittens kann der Passagier jederzeit die Autonummer seines
Fahrers einsehen. Und viertens ist die Telefonnummer des Gegenübers erst dann
sichtbar, wenn eine Fahrt definitiv gebucht wird.
Ob die
neue Mitfahr-App viel am Schweizer Staugeschehen ändern wird, bleibt
abzuwarten. Anzunehmen ist, dass auch weiterhin die meisten Autofahrer ihre
Kutsche nicht für ein paar Franken mit jemandem teilen möchten, den sie nicht
kennen. Außer es entstünden weitere klare Vorteile, wie Thomas Sauter, Leiter
des Studiengangs Verkehrssysteme an der ZHAW gegenüber 20 Minuten erklärt:
“Eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung liesse sich nur erreichen, wenn die Autofahrer durchs Carpooling eine echte Zeitersparnis erzielen würden, so der Experte. «Dafür bräuchte es Extra-Spuren auf der Strasse, ähnlich wie die Carpool Lanes in den USA, auf denen volle Fahrzeuge an den anderen vorbeifahren dürfen.» Denkbar wäre hierfür die Freigabe des Standstreifens, so Sauter-Servaes. Solche Ideen hätten aber bisher politisch kein Gehör gefunden.“
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