Tuesday, March 28, 2017

Mehr Werbung im Internet, als im Fernsehen

2017 ist das erste Jahr, währenddem weltweit mehr Geld für Werbung im Internet ausgegeben wird, als für Werbung im Fernsehen. Die globalen Ausgaben für die Internetwerbung werden um 13 Prozent steigen und 205 Milliarden US-Dollar erreichen.  Somit wird die Werbung im Internet fast ein Drittel der totalen globalen Werbeausgaben ausmachen. Das Medium Fernsehen ist natürlich nicht das einzige, das werbemässig Abstriche machen muss; bis in zwei Jahren werden weltweit auf Facebook & Co. mehr Anzeigen geschaltet, als in den gedruckten Medien.

Eine Analyse der internationalen Werbeagentur Zenith, die gestern veröffentlicht wurde, zeigt allerdings, dass auch Fernsehzuschauer weiterhin nicht zu kurz kommen werden, was Werbung betrifft: Immerhin 192 Milliarden Werbedollar fliessen dieses Jahr noch in die Schatullen der TV-Produzenten. Die Zenith-Experten gehen davon aus, dass die Werbeausgaben in den sozialen Medien 2019 eine Höhe von 55 Milliarden Dollar erreichen und damit die Werbeausgaben für Printmedien mit insgesamt 50 Milliarden Dollar überholen werden. Aufgrund geringerer Auflagen sinken weltweit die Ausgaben für Zeitungsanzeigen um jährlich fünf Prozent. Nach dem Höhepunkt im Jahr 2007, mit Ausgaben von 113 Milliarden Dollar, sind die Werbeausgaben für Printmedien jedes Jahr gesunken und werden sich 2019 auf der Höhe von 1985 bewegen –  Geldentwertung nicht berücksichtigt.
Immer mehr Werbung im Internet, immer mehr Blockierer. Printmedien und TV
haben so oder so das Nachsehen.                                                        Screengrab SZ
Werbung in Social Media ist die am schnellsten wachsende Sparte der Internetwerbung. Facebook und Youtube – werden ihre Position weiter ausbauen.
Die rasante Zunahme der Werbung im Internet steht im Konflikt mit Millionen von Usern, die gar nicht daran interessiert sind. Das zeigt sich unter anderem an der enormen Popularität von Apps, die möglichst viel Werbung vom Bildschirm fern halten – sie haben inzwischen viele hundert Millionen User, und schon im letzten Jahr wurde der Ausfall an Werbegeldern in einer US-Studie auf über 20 Milliarden Dollar geschätzt:
“Beunruhigend für die Werbebranche dürfte auch die Tatsache sein, dass vor allem junge User, sprich Millennials, Werbung blockieren (in den US sind es volle 63 Prozent). Dass die Nutzer zunehmend mobil per Handy oder Tablet surfen, verschärft die Situation weiter. Denn offensichtlich stört Werbung dort noch mehr…“
Wie die neuste Zenith-Analyse zeigt, scheinen die Werber sich nicht davon beunruhigen zu lassen, dass ein grosser Teil ihrer potentiellen Kunden ihre Werbung gar nicht sehen will. Das zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass immer mehr Websites den Gebrauch von Werbeblockern verunmöglichen oder Videos erst zeigen, nachdem ein Werbespot abgelaufen ist. Mit anderen Worten: User werden zum Konsum von Werbung gezwungen.
Das scheint widersinnig zu sein.
Schliesslich ist jene Werbung am erfolgreichsten, die vom Konsumenten freiwillig, vielleicht sogar unbewusst aufgenommen wird. TV-Unterbrecherwerbung zum Beispiel ist so ziemlich genau das Gegenteil: Immer wenn es spannend wird, werden Werbespots serviert, die gar nichts mit den Inhalten zu tun haben, die sich der Zuschauer eigentlich anschauen will. Das ist einer der vielen Gründe dafür, dass Fernsehen gesamthaft immer mehr Zuschauer verliert - weil es Alternativen gibt. Ähnliches gilt im Internet: Wer keine Werbung sehen will, kann einen Adblocker installieren und spart dadurch Zeit, Bandbreite und Nerven.  Diese User gehören definitiv nicht zum Zielpublikum der Werbebranche. Trotzdem wollen die Werber sie zwingen, ihre Werbung zu konsumieren.
Ob das auf lange Sicht erfolgsversprechend ist?

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