Die
neuste Nachrichtenschwemme von Wikileaks lässt uns irgendwie in der Luft
hängen: Die Geheimdienste können Smartphones als Wanzen benutzen, Kommunikation
abhören bevor sie verschlüsselt wird und den Smart-TV im Wohnzimmer als
Überwachungsgerät einsetzen. Ganz so unerwartet kommen ja diese Enthüllungen
nicht, und trotzdem wissen wir nicht wirklich, wie wir uns der allgegenwärtigen
Bedrohung anpassen können – und ob sie uns überhaupt betrifft.
Wikileaks erklärt uns, wie die Spione unsere alltäglichen digitalen Tools anzapfen können - und kaum jemand regt sich darüber auf. Screengrab Wikileaks |
Da wir
uns von morgens bis abends mit digitaler Elektronik umgeben, die das Potenzial
hat unsere Tätigkeiten aufzuzeichnen und gleich übers (drahtlose) Internet
weiterzuleiten, ist es eigentlich nicht überraschend, dass es Spione gibt, die
diese riesige globale Infrastruktur ausnutzen. Gewisse Leute haben es schon
immer geahnt – und sind dafür als paranoid verschrien worden. Zum Beispiel Facebook-Milliardär
Mark Zuckerberg, der dabei ertappt wurde, dass er die Kamera und den Mikrofonstecker
seines Laptops abgeklebt hat. Zuckerberg war schon damals nicht der Einzige,
der ein Spionagepotential erkannt hatte. Zitat aus der Zeit, vom
Juni 2016:
“Zuckerbergs mutmassliche Paranoia lässt sich also ebenso leicht nachvollziehen wie das Bedürfnis, die eigene Webcam abzukleben. Kaum etwas dürfte Computernutzer so sehr verunsichern wie die Vorstellung, ein Unbekannter könnte einem jederzeit heimlich zugucken, ob nun auf der Arbeit oder während des abendlichen Serienguckens im Bett. Selbst FBI-Direktor James Comey gab im April am Rande einer Veranstaltung zu, seine Webcam abzukleben.“
Wahrscheinlich
hat Mr. Comey schon damals mehr gewusst, als wir. Aber müssen wir nun, aufgrund
der neuen Informationen, auch noch die Kamera und das Mikrofon unseres
Smartphones abkleben?
Wohl
kaum. Tatsächlich hat die neuste Wikileaks Lawine erstaunlich wenig Aufregung ausgelöst. Wired.de glaubt
zu wissen, weshalb das so ist:
“Während die Snowden-Leaks und die daraus folgende NSA-Affäre im Sommer 2013 noch für vergleichsweise grosse Empörung sorgten, scheinen die Leser (und so manche Redaktion) des Themas überdrüssig geworden zu sein. Dazu kommen die klassischen Argumente: Ich habe nichts zu verbergen und Das betrifft mich sowieso nicht. Andere wünschen sich angesichts von Terrorismus sogar mehr Überwachung, der Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt ist noch keine vier Monate her. Einige dürften aber auch einfach von der Komplexität der Materie und der schieren Informationsmenge überfordert sein.“
Allerdings
gibt es schon weitergehende Bedenken, was das Spionagepotential unserer
digitalen Alltagsgeräte betrifft. Der Stern weist
darauf hin, dass die Werkzeuge der Staatsspione in noch falschere Hände
gelangen könnten:
“Dass ein Geheimdienst eines demokratischen Staates in einem solchen Ausmass Zugriff auf die Technologie der Weltbevölkerung hat, ist gruselig genug. Der Durchschnittsbürger dürfte in der Regel aber nicht ins Visier der Schnüffler geraten. Wenn die Cyberwaffen in falsche Hände gelangen, sieht das schon deutlich anders aus. Von korrupten Autokratien bis zu kleinen Kriminellen gibt es weltweit jede Menge Abnehmer für das digitale Einbruchswerkzeug. Und je weiter es sich verbreitet, desto günstiger könnte es zu bekommen sein.“
Was tun?
Dran
bleiben, mit bewusst sicherem Verhalten und leistungsfähigen Antivirus-Programmen. Und wenn Sie etwas wirklich Vertrauliches zu besprechen haben, den Smart-TV ausstecken und das Smartphone auf grösstmögliche Distanz halten. Das gilt vor allem auch für Business-Meetings, während denen vertrauliche Themen besprochen werden.
Wer seine digitalen Geräte weiter nutzen will, hat momentan leider kaum eine andere
Option.
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