Hat es
das eigentlich schon gegeben? Dass viele Medien atemlos über ein Produkt
spekulieren, darüber in hunderten oder gar tausenden von Artikeln Gerüchte
verbreiten und sich generell verhalten, wie kleine Kinder, die über ihre zu
erwartenden Weihnachtsgeschenke rätseln – allerdings schon Monate, bevor der
Weihnachtsbaum steht. Wahrscheinlich hat
es das schon gegeben, aber mit dem Apple iPhone wurde in den letzten Jahren ein
ganz
neuer Massstab gesetzt.
Das neue iPhone wird jeweils von unzähligen Bloggern und Journalisten beworben, lange bevor es auf dem Markt ist - auch auf Youtube Bild ytimg |
Viele
Medienkonsumenten sind wahrscheinlich nicht allzu überrascht über die Tatsache,
dass es seriöse und unseriösere Medien gibt, die Gerüchte verbreiten - allerdings geht es an dieser
Stelle nicht um Politik, sondern um das neuste Apple iPhone. Und wenn es darum
geht, abzuschätzen, wie das nächste Modell dieses Geräts aussehen und was es
leisten wird, geben die Tech-Journalisten auch gerne zu, dass sie spekulieren
und Gerüchte verbreiten – obwohl die Präsentation des Geräts erst im Herbst
stattfinden wird. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Beispiel, ein durchaus
seriöses Blatt, hat dieser Tage sogar eine ausführliche Zusammenfassung der
Gerüchte publiziert:
“Was bei den Gerüchten allgemein hilft, ist ein Blick zur Konkurrenz. Viele Funktionen, die Apple in den vergangenen Jahren vorgestellt hat, boten vorher auch schon andere Hersteller an. Bei den diesjährigen Gerüchten ist das nicht anders: Mit dem „Project Tango“ startete Google vor drei Jahren eine Plattform für AR. Mit dem Lenovo PHAB2 Pro und dem Asus Zenfone AR sind nun schon zwei Geräte auf dem Markt, die Realität und animierte Objekte auf dem Display verschmelzen lassen. Die Funktion zur Gesichtserkennung bietet Android schon seit mehreren Jahren und einen Iris-Scanner führte Nokia 2015 für die Lumia 950-Serie ein. Für Apple dürfte es also nicht unmöglich sein, diese Neuerungen umzusetzen. Bis zur offiziellen Vorstellung wird Apple alles dafür tun, dass keine Informationen über seine neuen iPhones nach Aussen gelangen. Allgemein lässt sich aus der Erfahrung der letzten Jahre nur eine Tatsache sicher prophezeien: Nicht jedes Gerücht stellt sich als richtig heraus…“
Immerhin so
viel ist also klar: Man darf betreffend iPhone nicht jedes Gemunkel glauben –
auch wenn es gedruckt oder digital publiziert wird. Was natürlich nicht heisst,
dass andere grosse
Publikationen nicht ebenfalls lange
Artikel voller Spekulationen veröffentlichen. Aber wie steht es denn
eigentlich mit der Tatsache, dass man diese iPhone-Gerüchte ganz einfach auch
als ganz viel Gratiswerbung ansehen könnte? Eine Google-Suche zeigt, dass dies
anscheinend kein Problem ist – zumindest wird nicht darüber diskutiert - und
wir verstehen auch weshalb.
Im heutigen
24-Stunden News-Zyklus greift man/frau am Schreibpult nach jedem Strohhalm, um
die unendliche Zahl von Seiten zu füllen, die täglich und nächtlich gefüllt
werden müssen. Ausserdem ist das iPhone ein Produkt, das viele Fans und
potenzielle Käufer hat – das Interesse ist also durchaus vorhanden. Und
schliesslich hat ja Apple auch ein Werbebudget – dessen Verteiler sicher
wohlwollend auf genauso wohlwollende Berichterstattung reagieren.
Man sieht: Im
digitalen Zeitalter ist vieles gleich
geblieben – vieles ist schwieriger geworden. Zum Beispiel das Auseinanderhalten
von Journalismus und Werbung. Das hat weniger mit dem iPhone, als mit dem
Überlebenskampf vieler Medien zu tun. Aber das ist wieder ein ganz anderes
Kapitel.
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